Anscheinend eine typisch westliche Krankheit?
Die doppelte Moral in Deutschlands Außenpolitik
Von Götz Aly
Wenn russische Geheimdienste morden, reagiert die Bundesregierung hart. Ist die saudische Regierung verdächtig, den Regimekritiker Dschamal Chaschukdschi heimtückisch ermordet zu haben, fordert im regierenden Berlin niemand Wirtschaftssanktionen. Wenn der IS, wie dieser Tage geschehen, 150 syrische Familien, hauptsächlich Frauen und Kinder, entführt, fällt Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert dazu nichts ein.
Wenn aber die syrische Armee versucht, solchen Terroristen das Handwerk zu legen, dann gilt: Alles, was Assad tut, ist böse. So funktioniert doppelte Moral. Im Hinblick auf Saudi-Arabien folgt sie wirtschaftlichen Interessen. Im Fall Syrien wollen unsere Regierenden nicht zugeben, dass sie jahrelang mit sträflichem Leichtsinn „die Rebellen“ angefeuert haben
Friedliche Veränderungen statt Revolutionen
Man betrachte die gegenwärtigen Bürgerkriege im Irak, in Libyen, im Jemen und in Syrien. Natürlich wurden dort üble Diktatoren gestürzt oder bekämpft, ebenso Unfreiheit und Willkür. Aber: Wer die einmal etablierte Ordnung zerstört, und sei es in bester Absicht, der weckt in vielen Fällen und zumeist unbedacht die Geister des Hasses, der Rache, der Raubgier und der Mordlust; der weckt alte Stammes- und Religionsfehden, ebenso ethnische und kulturelle Gegensätze, die zu sozialen geworden sind.
All diese Konflikte fusionieren dann zu unkontrollierten Gewaltexplosionen, die nur noch schwer befriedet werden können. Zu fördern sind nicht Revolutionen, sondern langsame, einigermaßen friedliche Veränderungen – hin zu Freiheit und Recht.
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Wenn der Westen Saudis in Ruhe lässt, hat man die "Wertegemeinschaft" endgültig verspielt und sollte sich zu "Menschenrechte" usw lieber nicht mehr äußern. Die Reformpropaganda ist so etwas von durchsichtig. Es geht um Waffen, Öl, Geopolitik