Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich kann es nachvollziehen das man Bedenken hat eine Konfliktpartei so tatkräftig zu unterstützen aber bevor man so voreilig ein Urteil trifft sollte man doch ein wenig mehr recherchieren. Oftmals fehlt es an Hintergrundwissen oder überhaupt an Wissen über die Region, die Volksgruppen, und den gesamten Konflikt, manchmal aber wird auch nur bewusst Desinformation betrieben und sehr tendenziös argumentiert.
Nehmen wir zum Beispiel den Titel dieses Stranges: "Peshmerga begehen
massive Kriegsverbrechen". In welchem Kontext definiert man hier "massiv" ? Ist das auf Nordeuropa bezogen wo derzeit kein Krieg herrscht ? Ja, in dem Fall sind die Kriegsverbrechen der Kurden tatsächlich massiv. Fakt ist jedoch das die Kurden im Nahen Osten beheimatet sind und derzeit Nachbarn des sogenannten IS sind. Diese Gruppe wütet nun seit einigen Jahren in der Region herum. Dieser IS enthauptet Greise, Kinder, Frauen, Männer - manchmal willkürlich. Dieser IS begeht eine gezielte und geplante Massentötung von ethnischen und religiösen Minderheiten. Er betreibt Sklavenhandel (Christen, Schiiten und Kurden) und richtet täglich Menschen hin für dessen Rechte sie sich angeblich einsetzen - die sunnitischen Araber.
Jihadistische Gruppen wie die Nusra- Front handeln zwar nicht wie der IS, aber vollziehen ebenfalls Massenhinrichtungen gegen Minderheiten. Im Grunde unterscheiden die sich nicht sonderlich vom IS.
Die Verbrechen des Assad- Regimes sind ebenfalls sehr lang, dazu zählt u.a. der Einsatz von Fassbomben und somit die gezielte Tötung von Zivilisten. Willkürlich werden oftmals ganze sunnitische Dörfer samt Zivilisten platt gemacht - ja Menschen werden platt gemacht, nicht einfach nur Häuser. Viel besser handelt die schiitische Regierung in Baghdad auch nicht. Die Verbrechen welche die irakischen Schiiten begangen haben ebneten ja erst den Weg für den IS - was Baghdad während der Anbar- Operation im Jahr 2011 zu verantworten hat ist einer der Hauptgründe weshalb überhaupt erst der IS mit offenen Armen empfangen wurde. Sunnitische Zivilisten wurden willkürlich und auf offener Strasse von schiitischen Milizen exekutiert, besonders ins Visier gerieten junge sunnitische Männer. Nun, das sind die Konfliktparteien in Syrien und im Irak.
Aber ich vergas ja die Kurden. Ja, die Kurden begehen
massive Kriegsverbrechen. Sie zerstören Häuser ohne dabei Zivilisten zu verletzen oder gar zu töten. Ja, der Titel dieses Stranges ist tendenziös !
In welchem Kontext stehen denn die Verbrechen der Araber zu den Vergehen der Kurden ? Wie möchte man massiv definieren ? Gäbe es denn ein Adjektiv das "massiv" noch übertreffen könnte ? Wie könnte man die Verbrechen des IS beschreiben, wenn man schon bei der Zerstörung einiger vereinzelter Häuser von IS- Unterstützern von "massiven" Kriegsverbrechen spricht ?
Ja, so viel fällt mir ein wenn ich schon nur den Titel lese. Und genau wenn ich solch einen Strang lese weiß ich weshalb ich noch immer in diesem Forum aktiv bin.
Der Eingangsbeitrag zitiert u.a. die Süddeutsche, welche die Überschrift "Amnesty: Peschmerga vertreiben Araber aus Nordirak" trägt, und übernimmt ihrerseits Berichte von Amnesty International. Im ganzen Artikel lese ich jedoch nicht heraus um welche Berichte es sich genau handelt. Um welche Regionen handelt es sich genau ? Sind hier die älteren Berichte von AI gemeint ? Um welchen Zeitpunkt genau handelt es sich ? Ich zitiere mal den besagten Artikel aus der Süddeutschen:
"Die Peschmerga-Truppen der Regionalregierung von Kurdistan und kurdische Milizen haben Tausende Häuser mit Planierraupen zerstört, sie in die Luft gesprengt oder sie angezündet, um die vermutete Unterstützung (für den IS) zu rächen", erklärte Amnesty.
Amnesty International ist es wohl entgangen das hunderte Peshmerga in solchen Häusern ums Leben gekommen sind, wegen den vom IS gelegten Sprengstofffallen.
https://www.google.de/search?q=IEDs+isi ... =IEDs+ISIS
Planierraupen die Häuser zerstörten waren in einigen wenigen Dörfern westlich von Mosul aktiv, u.a. im Dorf Barsanke, das für den Tod sehr vieler Peshmerga verantwortlich war. Dieses Dorf war ein ständiger Dreh und Angelpunkt für Operationen des IS in den umliegenden Gebieten.
Die Amnesty-Beraterin für Krisensituationen, Donatella Rovera, vermutet dahinter eine systematische Kampagne der Kurden gegen andere Ethnien. Die kurdischen Truppen "scheinen eine mutwillige Kampagne zu führen, um mit Gewalt die arabische Bevölkerung zu vertreiben", erklärte sie. Die gewaltsame Vertreibung von Zivilisten und die mutwillige Zerstörung von Häusern und anderen Gütern "ohne militärische Rechtfertigung kann Kriegsverbrechen gleichkommen".
Ja, dahinter steckt eine geplante Kampagne der Kurden. Die Kurden haben den IS erschaffen und sich selber in Gefahr gebracht. Tausende kurdische Mädchen sind in IS- Gefangenschaft, eine nicht genaue Zahl an Kurden wurde bisher vom IS brutal niedergemetzelt, mehr als 1500 kurdische Pêshmerge sind bis jetzt gefallen, die ohnehin geschwächte kurdische Wirtschaft wurde noch mehr in Mitleidenschaft gezogen wegen diesem Krieg, der IS stand kurz davor die kurdische Hauptstadt Hewlêr zu erobern, aber es war alles genau geplant. Die Kurden wollten unbedingt diesen Terror. Ständig in Angst zu leben wann vor der eigenen Haustür oder in der Innenstadt eine Bombe hochgehen könnte. Ein Traumszenario. Die Kurden haben das alles geplant, damit man einige arabische Dörfer platt walzen darf, welche genau diesen IS- Terror tatkräftig unterstützten. Frau Rovera
vermutet hinter der systematischen Kampagne der Kurden das Vorgehen gegen andere "Ethnie
n". Da stellt sich einem schon die Frage von welchen Ethnien hier die Rede ist ? Die Kurden unterhalten zu extrem vielen sunnitischen Stämme beste Beziehungen und haben weiß der Geier wieviele sunnitische Araber bei sich aufgenommen u.a. auch den ehemaligen Gouvernor von Niniveh (Mosul). Den Begriff "militärische Rechtfertigung" scheint Frau Rovera auch nicht ganz verstanden zu haben. Wenn aus vereinzelten Dörfern immer wieder Angriffe auf kurdische Zivilisten getätigt werden wo Menschen versklavt oder hingerichtet werden ist es wohl naheliegend das eine Zerstörung dieser Dörfer als militärische Rechtfertigung gilt um das Leben von Zivilisten zu schützen. Die Kampagne der Vertreibungen - der ethnischen Säuberungen, des Massenmordes, der Massensklaverei - das alles ging vom IS und einigen lokalen Unterstütztern aus. Die Kurden haben auf diese Kampagne reagiert. Sie haben sich gegen den IS gestellt und das dank des Westens (besonders Deutschlands) sehr erfolgreich. Das man dann vorallem wegen militärischer Schwäche sogenannte IS- Nester zerstört sollte naheliegend sein. Bevor weiterhin orientalische Christen, yezidische Kurden, muslimische Kurden, Schiiten, aber auch moderate Sunniten zu Opfern des IS- Terrors werden, walzt man eben ein Dorf nieder das kein Problem damit hat das Menschen zu Freiwild werden. Die Peshmerga richten sich nicht gegen Araber, sondern gegen IS- Unterstützer, das ist ein kleiner aber feiner Unterschied.
So viel zum verlinkten Artikel. Also auf welche Berichte beruft man sich hier genau ?
Kommen wir zu den Aussagen einige User hier:
@Cat with a whip
Deutschland unterstützt damit also eine Kriegspartei die angeblich Kriegsverbrechen begeht. Diese deutschen Waffenlieferungen werden offiziell mit Verteidigung gegen "Terror" begründet. Ob diese Waffen auf dem Schwarzmarkt landen oder zu Kriegsverbrechen dienen kann nicht ausgeschlossen werden.
Hat denn Deutschland Planierraupen geschickt ? Und seit wann sind eigentlich Planierraupen Waffen ? Ist mir irgendwie entgangen. Wieso wird eigentlich Terror unter Anführungsstriche gesetzt ? Wollen Sie etwa behaupten das die Taten des IS kein Terror sind ? Ich möchte mal sehen wie Sie die Taten des IS betrachten wenn man Ihre Frauen und Kinder versklavt oder vor Ihren Augen Menschen den Kopf abtrennt oder wenn sich Menschen in Massen in die Luft sprengen und hunderte Menschen töten. Da möchte ich dann Ihre Anführungsstriche sehen !
Dann darf Deutschland nach bekanntwerden der Kriegsverbrechen solchen Gruppierungen wie den kurdischen Peschmerga, die selbst Terror gegen die Zivilbevölkerung üben keine Waffen liefern. Oder?
Eine handvoll zerstörter IS- Nester soll also Terror beschreiben ? Interessant.
Es werden ethnische Säuberungen durch Peschmerge bekannt
Weshalb spricht das dann die Arabische Liga nicht an ? Komisch, oder ? Die kurdische Regionalregierung unterhält beste Beziehungen zu arabischen Staaten und beherbergt ALLE irakisch- sunnitischen Araber die sich gegen den IS stellen. So sehen also ethnische Säuberungen aus.
@Quatschki (welch passender Name)
Wenn man sich mal kritisch mit der Rolle der Kurden beim Genozid an den Armeniern auseinandergesetzt hätte, würde man sich über diese ethnischen Säuberungen nicht weiter wundern. Stattdessen pflegen die Deutschen anscheinend weiterhin ihr romantisches Kurdenbild aus den Karl-May-Romanen...
Wenn Sie die Karl- May- Romane gelesen hätten, würden Sie solch einen Unsinn gar nicht schreiben. So gut kommen die Kurden da nicht einmal weg. Aber was solls, man schreibt eben ohne eine Ahnung zu haben. Ist nicht weiter schlimm. Die Kurden u.a. auch als Räuber und Banditen beschrieben, aus dem zeitgeschichtlichen Kontext heraus war diese Beschreibung gar nicht so falsch, werden da nicht als Saubermänner hingestellt und als friedwertig werden die Kurden da schon mal gar nicht beschrieben. Ich glaube die Bezeichnung "Durchs Wilde Kurdistan" spricht eine eigene Sprache.
Man sollte sich aus deutscher Sicht nicht nur mit der unrühmlichen Rolle der Kurden und ihrer Mittäterschaft während des Genozids auseinander setzen, sondern der eigenen Mittäterschaft
Was sagen Sie dazu ? Die feindseelige Haltung der Kurden zu den orientalischen Christen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist eine historische Tatsache und ein schwarzes Kapitel in unserer Geschichte. Die Kurden haben aus ihren Fehlern gelernt. Sie haben sowohl den Genozid an den Armeniern als auch an den Assyro- Chaldäern anerkannt und sich offiziell dafür entschuldigt. Fakt ist jedoch das diese Zeiten längst vorbei sind. Heuzutage sind es an erster Stelle Kurden die sich schützend vor orientalische Christen stellen, sowohl in Syrien als auch im Irak. Christliche Militärverbände werden stets in kurdische Armeen eingebunden in Syrien und auch im Irak.
Abgesehen von alledem sind die Kurden nicht verantwortlich für die
geplante und systematisch durchgeführte ethnische Säuberung der Armenier. Sie vergessen wohl wer während des Osmanischen Reiches regiert hat. Das waren immer noch Türken. Die Kurden haben sich daran beteiligt, haben es aber nicht geplant.
Wie wäre es wenn Sie sich mit Ihren Aussagen nicht so sehr aus dem Fenster heraus hängen lassen würden und dafür mehr recherchieren würden ?
Make Kurdistan Free Again...