Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

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King Kong 2006
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Ankara und Teheran für Staatserhalt in der Region

Beitrag von King Kong 2006 »

Bei einem Besuch des türkischen Präsidenten Erdogan in Teheran lassen beide Seiten verlautbaren, daß man gegen die Desintegration von Staaten in der Region zusammenarbeiten will.
Iran and Turkey will work together to confront the disintegration of Iraq and Syria to ease tension in the crisis-hit region, Iranian President Hassan Rouhani said on Wednesday after meeting with his Turkish counterpart in Tehran.

https://www.reuters.com/article/us-iran ... SKBN1C91PJ
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imp
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Re: Kurdistan?

Beitrag von imp »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Sep 2017, 16:48)

Nicht zuletzt wegen dieser Entwicklung haben Ankara und Teheran eine engere Kooperation begonnen.

Die USA sind auch besorgt, denn ein Wegfall Kurdistans würde den schiitischen und pro-iranischen Block im Irak dann absolut dominant werden lassen.
Hätten sie halt damals die Baathisten nicht wegbomben dürfen. Es gab durchaus Leute, die bei all dem Schrecken, den sie über die Jahrzehnte verbreitet haben, auch über die praktischen Folgen ihrer gewaltsamen Entmachtung nachdachten.
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Irak setzt Souveränität durch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die erdölreiche irakische Provinz Kirkuk ist von großer Bedeutung. Für den Irak, wie für die Kurden, die die Kontrolle 2014 dort erlangten. Der Irak verlor sie einst an den IS, danach zogen kurdische Peschmerga ein. Nun haben irakischen Truppen offenbar die Kontrolle über die Stadt wiedererlangt.
A dozen Humvees from the U.S.-trained Counter Terrorism Service (CTS) arrived at the governorate building and took position in the vicinity alongside the local city police, they said. They drove to the centre of the city from airport which they had captured earlier in the day from Kurdish forces.

Read more: http://www.dailymail.co.uk/wires/reuter ... z4vg84Lt2p
Follow us: @MailOnline on Twitter | DailyMail on Facebook
Iraqi forces retake airport, military base, oil field from Kurds in Kirkuk

http://www.france24.com/en/20171016-ira ... hmerga-pkk
Bagdad spricht bei der Präsenz der PKK in Kirkuk von Kriegserklärung.
Bagdad nennt Präsenz von PKK-Kämpfern in Provinz Kirkuk "Kriegserklärung"

http://www.zeit.de/news/2017-10/15/irak ... g-15200008
Sicher sind diese Operationen im Kontext der kurdischen Unabhängigkeitsbestrebungen zu sehen.
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Mission accomplished - Öl gesichert & Iraks Integrität

Beitrag von King Kong 2006 »

Bagdad erklärt die Sicherung der Provinz Kirkuk für erreicht. Dabei wähnt man sich im staatsrechtlichen Rahmen. Bis dato ist auch nichts anderes aus Washington oder Berlin zu hören. Wenn man denn Teheran oder Ankara da mißtraut.
Iraq's military declares mission accomplished in Kirkuk

Iraq's military says it achieved its objectives in a lightning-quick operation that saw troops sweep through disputed Kurdish-held territory in a punishing riposte to an independence vote last month.

Iraqi troops and allied militia retook the northern province of Kirkuk and its lucrative oil fields on Monday and Tuesday, as well as formerly Kurdish-held areas of Nineveh and Diyala provinces - all outside the autonomous Kurdish region.
Die Abspaltung der KRG hält man zumindest in Bagdad für beendet. Selbst TV-Star Trump beschwört die Integrität des Irak. Nach dem abzusehenden Ende des IS will man jetzt auch gegenüber den Kurden Gebiete unter staatlicher Hoheit zurückbekommen.
Prime Minister Haider al-Abadi said Kurdish hopes for an independent state were now "a thing of the past".

"Security has been restored in sectors of Kirkuk, including Dibis, Al-Multaqa, and the Khabbaz and Bai Hassan North and South oil fields," Iraq's Joint Operations Command said on Wednesday.

http://www.aljazeera.com/news/2017/10/i ... 53447.html
BP soll jetzt schnell bei der Ausbeutung der großen Erdölfelder bei Kirkuk aktiv werden.
Iraq calls on BP to 'quickly' develop disputed oilfields after seizing areas of Kirkuk

https://www.cnbc.com/2017/10/18/kirkuk- ... ields.html
Dort gibt es guten Stoff.
Bagdad verfügt über Rohöl aller Qualitäten - vom schweren, sauren "Basra Heavy" aus dem südlichen Rumeila-Feld bis zum hochwertigen, eher schwefelarmen "Kirkuk Light" im Norden, dem "besten Öl der Welt", wie Chaschab beteuert.
Dieser Artikel stammt von 2002. ;)
Das beste Öl der Welt

Bagdad hat große Pläne mit seinen Energiereserven, Europäer und Russen schließen bereits Verträge ab. Sie haben ihre Rechnung ohne die Amerikaner gemacht.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-25498994.html
Dann kamen die USA angeritten. Natürlich in bester Absicht. Alles andere kann man nachlesen.

Der Verlust dieser Einnahmequelle für Erbil und die Zurückgewinnung für Bagdad ist strategisch zu nennen. Für die KRG und dem Bestreben nach Unabhängigkeit (was offenbar nicht mal im Interesse "des Westens" war und ist) ist das eine folgenschwere Entwicklung.
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KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von King Kong 2006 »

Damit wird die KRG wieder innerhalb der Grenzen von 2003 verlaufen. Alle anderen Gebiete, die im Laufe der Kämpfe an die KRG gingen sollen wieder unter die Souveränität Iraks gestellt werden. Die gemeinsame Landverbindung zu den kurdisch gehaltenen Gebiete in Syrien wird damit unterbrochen. Die USA fordern dazu Verhandlungen.
Irakische und kurdische Militärs verhandeln über Peschmerga-Rückzug

Bagdad will Ausweitung der Kurdengebiete rückgängig machen

Bagdad/Erbil – Ranghohe irakische und kurdische Militärs haben während einer eintägigen Waffenruhe über den Rückzug kurdischer Peschmerga-Kämpfer aus umstrittenen Gebieten im Nordirak verhandelt. Ein Sprecher des irakischen Ministerpräsidenten Haider al-Abadi sagte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag, Ziel sei die Stationierung von Regierungstruppen entlang der Grenzen ohne die Anwendung von Gewalt.

Am Freitagabend hatte Abadi angeordnet, die Truppenbewegungen der Armee im Konflikt mit den Peschmerga für 24 Stunden auszusetzen. Das galt unter anderem für die Region um den türkisch-irakischen Grenzübergang Fischchabur. In dem Gebiet, in dem mehrere Ölfelder liegen und durch das eine wichtige Pipeline verläuft, hatten sich Regierungstruppen und kurdische Peschmerga am Donnerstag heftige Artilleriegefechte geliefert.

Rückkehr zur "blauen Linie"

Abadis Sprecher Saad al-Hadithi sagte, beabsichtigt sei die Rückkehr zur "blauen Linie " von 2003. Diese begrenzte die autonome Region Irakisch-Kurdistan auf die drei nördlichen Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimanijah. Nach Angaben eines kurdischen Vertreters ging der Druck zu Verhandlungen von den USA aus.

derstandard.at/2000066822872/Irakische-und-kurdische-Militaers-verhandeln-ueber-Peschmerga-Rueckzug
Die PMF (PMU) fordert die Aufgabe des letzten Grenzübergangs vom Irak zur Türkei bei Fishkhabur, das noch unter kurdischer Kontrolle steht. Danach droht die gewaltsame Übernahme.

Präsident Barzani kündigt übrigens seinen Rückzug nach dem 1.November 2017 an. Er hatte ja erst vor kurzem das "Unabhängigkeitsreferendum" gegen die Kritik der UN, der USA und Bagdads in Gang gebracht. Wieso geht er jetzt? Was soll das? Ist das ein gutes Manöver nach all dem jetzt einfach die Jacke anzuziehen und nach Hause zu gehen? Das hat der KRG die von ihr kontrollierten irakischen Gebiete gekostet. Praktisch soviel Territorium, wie die KRG selbst. Hat ihm jemand nahegelegt zu gehen? Was ist mit der KDP?
Iraks Kurdenpräsident Barzani kündigt Rückzug an

derstandard.at/2000066829051/Irakischer-Kurdenfuehrer-Barzani-wird-Praesidentenamt-am-1-11-abgeben
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Quo vadis KRG?

Beitrag von King Kong 2006 »

Die Manöver eines offenbar abhgehobenen Barzanis haben dazu geführt, daß eine KRG, die bis vor kurzem so "gut" wie noch nie dastand nun vor einem Trümmerhaufen steht.
Kurden-Präsident Barzani hinterlässt einen Trümmerhaufen

Nach dem Sieg in Mossul waren die Kurden stark wie nie, aber ihr Präsident hat alles verspielt
Historische Rolle

Der 71-Jährige hat hoch gepokert und verloren. Was ihn zum riskanten Schritt verleitete, gegen den Rat auch aller seiner internationalen Freunde das Referendum durchzuziehen, ist schwer zu ergründen. Vielleicht war sein Wunsch, die Unabhängigkeit Irakisch-Kurdistans als persönliches Vermächtnis zu hinterlassen, so stark, dass er seine politische Klugheit ausschaltete.

Manche Beobachter sprechen aber auch von einem Mann, der, umgeben von Jasagern, zunehmend in eine autoritäre Abgehobenheit glitt. Vielleicht meinte er, mit diesem Befreiungsschlag, der die zerstrittenen Kurden wieder zum Träumen brachte, die politische Hegemonie wiederzuerlangen, die durch das Aufkommen einer starken Opposition gefährdet schien.

Korruptionsvorwürfe

Das historische Konkurrenzverhältnis zu Jalal Talabani, der Anfang Oktober nach langer Krankheit starb und dem so diese erneute Demütigung Kurdistans erspart blieb, hatte er zwar für sich entschieden – Talabani war irakischer Staatspräsident geworden -, aber Barzani blieb in Kurdistan und baute dort seine Macht – und die seiner Familie – kontinuierlich aus. Die Klagen über Korruption, Nepotismus und Stillstand des demokratischen Prozesses wurden jedoch immer lauter.
Chance nach Mossul

Nach dem Sieg über den IS in Mossul, bei dem die Peschmerga eine unverzichtbare Rolle gespielt hatten, waren die Kurden im Irak so stark wie noch nie – und wären in einer einmaligen Position gewesen, ihr Verhältnis mit Bagdad neu zu verhandeln. Das ist nun verspielt: Heute haben sie nicht nur das seit 2014 kontrollierte Territorium verloren, auch ihre in der irakischen Verfassung von 2005 festgeschriebenen Errungenschaften stehen unter Beschuss.

derstandard.at/2000066849335-1895/Kurdenpraesident-Barzani-hinterlaesst-einen-Truemmerhaufen
Der nächste größere Konflikt könnte sich in Syrien abspielen. Damaskus, Teheran, Ankara und Bagdad werden die Präsenz der Kurden in den von ihnen eroberten Gebieten in der Form kaum tolerieren. Spannend wird die Haltung Moskaus. Sie werden den Kurden - aus Sicht eigener Interessen - wohl am wohlwollendsten gegenüberstehen. Wenn sie auch kaum Einflußmöglichkeiten im Irak haben, dann sicher in Syrien. Moskau nutzt die Kurden als Druckmittel gegen die Türkei, als Karte gegenüber den USA. Deshalb wird wohl Russland die kurdischen Gruppen in Syrien nicht komplett fallenlassen. Das könnte zu Interessenkonflikten mit den anderen Mitgliedern der Russia–Syria–Iran–Iraq coalition (RSII coalition), also referred to as 4+1 (in which the "plus one" refers to Hezbollah of Lebanon) führen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von imp »

Diese Koalition darf man sich nicht eindimensional oder als homogenen Block denken.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(30 Oct 2017, 13:13)

Diese Koalition darf man sich nicht eindimensional oder als homogenen Block denken.
Sicher nicht. Russland benutzt den Iran, den Irak und Syrien. Der Iran benutzt den Irak, Syrien und nutzt Russland. Und Damaskus und Bagdad wissen, wie abhängig sie von ersteren sind. Natürlich beteuern sie alle gegenseitig, wie gut befreundet sie sind.
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Re: KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von King Kong 2006 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(29 Oct 2017, 00:49)

Die PMF (PMU) fordert die Aufgabe des letzten Grenzübergangs vom Irak zur Türkei bei Fishkhabur, das noch unter kurdischer Kontrolle steht. Danach droht die gewaltsame Übernahme.
In Bezugnahme dazu, nach dem Ultimatum der PMF kann die irakische Armee offenbar die Kontrolle über seine Grenzübergänge zur Türkei und Syrien übernehmen.
The Iraqi military has said it is preparing to take control of the autonomous Kurdistan Region's only border crossings with Turkey and Syria.
A statement said a delegation had visited the Ibrahim al-Khalil and Fish Khabur posts to determine requirements.

http://www.bbc.com/news/world-middle-east-41816138
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Re: KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(31 Oct 2017, 19:31)

In Bezugnahme dazu, nach dem Ultimatum der PMF kann die irakische Armee offenbar die Kontrolle über seine Grenzübergänge zur Türkei und Syrien übernehmen.
Das Ultimatum ist längst abgelaufen und beide Grenzübergänge sind weiterhin in kurdischer Hand. Die USA bestimmen vorort ALLES - wann fangen Sie an das zu begreifen. Ohne die USA wäre kein einziger Schiit in Kerkûk eingedrungen. Nachdem der IS besiegt ist, benötigen die USA nunmal einen weiteren Grund um zu bleiben - um zwischen Kurden und Schiiten zu "vermitteln". Die Grenzübergänge werden unter die Aufsicht der USA gestellt. Die Peshmerga bleiben dort weiterhin stationiert und es dürfen sich schiitische Beamte hinzugesellen. Wie weit deren Befugnisse gehen werden, dass ist derzeit der Streitpunkt in den Verhandlungen mit den USA.

Wir Kurden dürfen uns bei unseren politischen Führern bedanken, dass wir um exakt 14 Jahre zurückgeworfen wurden. Im Grunde standen wir aber während "Operation Iraqi Freedom" besser da als heute...

Geduldig sind wir trotzdem, es kommen irgendwann bessere "Führer". Wirklich hoch wurde die Messlatte nicht gelegt.
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Re: KRG im Irak - Zurück zur blauen Linie? Barzani geht

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(01 Nov 2017, 08:24)

Das Ultimatum ist längst abgelaufen und beide Grenzübergänge sind weiterhin in kurdischer Hand. Die USA bestimmen vorort ALLES - wann fangen Sie an das zu begreifen. Ohne die USA wäre kein einziger Schiit in Kerkûk eingedrungen. Nachdem der IS besiegt ist, benötigen die USA nunmal einen weiteren Grund um zu bleiben - um zwischen Kurden und Schiiten zu "vermitteln". Die Grenzübergänge werden unter die Aufsicht der USA gestellt. Die Peshmerga bleiben dort weiterhin stationiert und es dürfen sich schiitische Beamte hinzugesellen. Wie weit deren Befugnisse gehen werden, dass ist derzeit der Streitpunkt in den Verhandlungen mit den USA.

Wir Kurden dürfen uns bei unseren politischen Führern bedanken, dass wir um exakt 14 Jahre zurückgeworfen wurden. Im Grunde standen wir aber während "Operation Iraqi Freedom" besser da als heute...

Geduldig sind wir trotzdem, es kommen irgendwann bessere "Führer". Wirklich hoch wurde die Messlatte nicht gelegt.
D.h. die USA wollten, daß die Kurden Kerkuk räumen und "die Schiiten" die Kontrolle übernehmen? Klingt für mich wenig überzeugend. Und wenn, was würde das besagen? Bagdad und dahinter Teheran machen Druck. Entweder Übernahme der Grenzkontrolle durch den Irak, oder "wir" (z.B. die PMF) kommen und regeln das vor Ort. Was machen die USA, damit sie, wie du sagst überhaupt eine Chance haben noch irgendwie da zu bleiben? Sie machen Druck auf Erbil. Kurzum, die USA gaben aufgrund Drucks von Bagdad/Teheran nach. Oder warum machen sie das sonst? Das hätten sie kaum freiwillig gemacht. D.h. selbst unter dieser deiner Betrachtung sind nicht die USA die Macher. Sie reagieren auf Druck Bagdads/Teherans.

Die Grenzkontrollen wurden vom Irak übernommen.
Iraqi government forces have taken control of the main border crossing with Turkey in Iraq's Kurdistan region, according to Turkish Prime Minister Binali Yildirim.

The Ibrahim al-Khalil border crossing "has been handed over to the central government" of Iraq, Yildirim told his ruling party at a televised meeting in Ankara on October 31.

He said all border controls will now be carried out by Iraqi and Turkish officials.

https://www.rferl.org/a/iraq-turkey--ar ... 26138.html
Die Peschmerga hätten das nie freiwillig gemacht, oder? D.h. sie wurden gezwungen. Von den USA? Nun ja, liest sich auch besser. In Teheran weist man sowieso zurück da irgendetwas gemauschelt zu haben. Gut, dann haben wir das eben wiedermal den USA zu verdanken. ;)
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:D.h. die USA wollten, daß die Kurden Kerkuk räumen und "die Schiiten" die Kontrolle übernehmen? Klingt für mich wenig überzeugend.
Die Anführungsstriche sind überflüssig. Natürlich handelt es sich um Schiiten - was sonst?

Die USA wollten in erster Linie M. Barzani loswerden. Ja und Kerkûk kann genauso schnell erobert werden wie es verloren wurde. So lange ist es nicht her, dass die Schiiten geflohen sind und das trotz bester Waffen. Das sollte man nicht vergessen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Grenzkontrollen wurden vom Irak übernommen.
Wurden sie nicht. Das sind Fake-News.

Aber die Kämpfe zwischen beiden Seiten haben wieder begonnen. Mal sehen wie es ausgeht...
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Peschmerga hätten das nie freiwillig gemacht, oder? D.h. sie wurden gezwungen. Von den USA? Nun ja, liest sich auch besser. In Teheran weist man sowieso zurück da irgendetwas gemauschelt zu haben. Gut, dann haben wir das eben wiedermal den USA zu verdanken.
Mit welchen Waffen kämpfen denn derzeit die Shia-Jihadisten - nicht etwa mit amerikanischen?

Alles was im Irak geschieht hängt an erster Stelle von den USA ab. Das werden Sie schon früh genug erkennen...
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(01 Nov 2017, 23:12)

Alles was im Irak geschieht hängt an erster Stelle von den USA ab. Das werden Sie schon früh genug erkennen...
Ohne Druck hätten die USA keinen Druck auf Erbil ausgeübt. Die USA sind dort keine omnipotenten Macher. Sie haben reagiert, um nicht noch mehr Raum im Irak zu verlieren. Das sind Rückzugsgefechte.

Ansonsten liest sich das und sieht das auch anhand der Ergebnisse aber anders aus. Der Irak ist der Kontrolle der USA entglitten. Schon unter Bush.

Sogar der Iran hat noch US-Waffen. Deshalb haben sie dort aber keinen großen Einfluß mehr.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(01 Nov 2017, 23:15)

Ohne Druck hätten die USA keinen Druck auf Erbil ausgeübt. Die USA sind dort keine omnipotenten Macher. Sie haben reagiert, um nicht noch mehr Raum im Irak zu verlieren. Das sind Rückzugsgefechte.

Ansonsten liest sich das und sieht das auch anhand der Ergebnisse aber anders aus. Der Irak ist der Kontrolle der USA entglitten. Schon unter Bush.

Sogar der Iran hat noch US-Waffen. Deshalb haben sie dort aber keinen großen Einfluß mehr.
Wir könnten sehr lange darüber streiten, was die Gründe für die derzeitige Entwicklung im Irak ist. Ihre Sicht ist klar - Sie vertreten den schiitischen Standpunkt, sind ein geistiger Anhänger der Mullah-Diktatur.

Ich sehe das nunmal anders. Das der Iran großen Einfluss hat und schwer aus den Gebieten zu verdrängen ist, kann man nicht abstreiten. Aber wenn sich die Schiiten in Baghdad am Ende des Tages wirklich vollends auf die Seite des Irans stellen (und das werden sie!) und gegen amerikanische Interessen agieren werde ich Sie an sogenannte "Rückzugsgefechte" erinnern. Die USA sind prinzipiell am Erhalt der irakischen Einheit interessiert. Diese Traumvorstellung spukt noch in ihren Köpfen herum. Die erste große Niederlage der USA im Irak war der Absturz von Eyad Allawi - einem moderaten Schiiten, der weite Teile der Sunniten und säkulare Schiiten für sich gewinnen konnte. Und obwohl er die Mehrheit in den Parlamentswahlen 2010 erhielt schaffte er es nicht eine Regierung zu bilden. Der Iran brachte nämlich Maliki und Jafaari zusammen. Ein herber politischer Schlag der das Schicksal des Iraks besiegelte. Von da an, gab es kein Zurück mehr. Dementsprechend selbstsicher agierte Maliki dann auch. Die Verbrechen die seine Armee/Milizen in den Sunnitengebieten knapp ein Jahr nach seiner Regierungsbildung begangen, waren der Auslöser für das Erstarken der sunnitischen Jihadisten. Als der Irak im Sommer 2014 ein Scherbenhaufen war (was er de facto seit seiner Gründung ist) schlugen die USA zurück. Man übte politischen (war es wirklich nur politischer?) Druck auf Baghdad aus und setzte somit Maliki ab. Mit Abadi kam ein "halbwegs" moderater Schiit, mit dem man sich verständigen konnte. Darüberhinaus verhinderte man auch die Ernennung des Führers der Badr-Brigaden Hadi al-Amiri als Innenminister. Eine herbe Niederlage für den Iran. Aber dabei sollte es ja nicht bleiben. Die Badr-Brigaden sind übrigens Teil der PMU und wohl die stärkste Gruppe darin. Der politische Aufstieg dieser Shia-Jihadisten in den kommenden Wahlen wird aber selbst von den USA nicht abzuwenden sein. Und hier ist der Punkt. Mit der Eroberung der "umstrittenen" Kurdengebiete erlangte der sonst unbeliebte Abadi viele Sympathien unter Schiiten aber auch unter Sunniten (sowohl arabische als auch turkmenische). Nichtsdestotrotz steht auch Abadi unter dem Einfluss des Irans, das wissen auch die USA. Aber ein wirklicher Wunschkanditat Tehrans ist er mitnichten. Die Wahlen im kommenden Jahr werden deshalb wegweisend sein.

Die Frage die Sie sich stellen könnten, wäre wie es die USA schaffte Maliki abzusetzen.

Abgesehen davon hinkt Ihr Vergleich bezüglich der Verfügbarkeit von US-Waffen. Natürlich besitzt der Iran noch welche, immerhin war man bis zur Absetzung des Shahs ein Verbündeter (um es sanft auszudrücken). Der Irak erhielt und erhält sie aber noch bis heute und das ganz offiziell.

Militärisch gesehen, stelle ich mir auch die Frage weshalb der Siegeszug der Schiiten gestoppt wurde. Man steht doch kurz vor der letzten wirtschaftlichen Ader der KRG, den beiden Grenzübergängen. War es wirklich die Feuerkraft der Kurden, die den Fokus der Schiiten auf al-Qaim setzte? Ich glaube nicht! Welche Rolle hat denn die USA indem man beide Seiten auf den Verhandlungstisch setzt? Und welche der Iran?

Sie sollten nicht so vorschnell über den Einfluss der USA urteilen. Der Irak ist weiterhin rohstoffreich, das überlässt man nicht den Mullahs in Tehran, so ohne weiteres.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(10 Nov 2017, 09:27)

Wir könnten sehr lange darüber streiten, was die Gründe für die derzeitige Entwicklung im Irak ist. Ihre Sicht ist klar - Sie vertreten den schiitischen Standpunkt, sind ein geistiger Anhänger der Mullah-Diktatur.
Weil ich nicht deine persönlichen Ansichten teile? Ich sehen die Situation eben offenbar anders.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(10 Nov 2017, 17:00)

Weil ich nicht deine persönlichen Ansichten teile? Ich sehen die Situation eben offenbar anders.
Wer von der glorreichen irakischen Armee spricht und seit Jahren Propaganda für die Mullahs in Tehran und die Hizbollah macht ist nunmal ein geistiger Anhänger dieser Shia-Extremisten. Das hat mit unterschiedlicher Meinung haben nichts zu tun.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(10 Nov 2017, 17:08)

Wer von der glorreichen irakischen Armee spricht und seit Jahren Propaganda für die Mullahs in Tehran und die Hizbollah macht ist nunmal ein geistiger Anhänger dieser Shia-Extremisten. Das hat mit unterschiedlicher Meinung haben nichts zu tun.
Bist du ein Sympathisant der terroristischen PKK/PJAK und YPG?
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(10 Nov 2017, 21:33)

Bist du ein Sympathisant der terroristischen PKK/PJAK und YPG?
Netter Versuch. Meine offene Kritik gegenüber der PKK ist nachlesbar. Ich fühle mich keiner kurdischen Partei angehörig.

Das Sie ein geistiger Anhänger der Shia-Jihadisten sind war lediglich eine Feststellung meinerseits. Ihre tausenden Beiträge (die manchmal sogar informativ sind) sprechen für sich. Außer Lobhudeleien habe ich noch keinen kritischen Satz von Ihnen gelesen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(11 Nov 2017, 07:03)

Netter Versuch. Meine offene Kritik gegenüber der PKK ist nachlesbar. Ich fühle mich keiner kurdischen Partei angehörig.

Das Sie ein geistiger Anhänger der Shia-Jihadisten sind war lediglich eine Feststellung meinerseits. Ihre tausenden Beiträge (die manchmal sogar informativ sind) sprechen für sich. Außer Lobhudeleien habe ich noch keinen kritischen Satz von Ihnen gelesen.
Das nennt man auch selektive Wahrnehmung. ;)

Wenn du meine tausenden Beiträge gelesen hättest, dann wüßtest du z.B. das ich seit Jahren (!) mehrmals daraufhingewiesen haben, daß es mutmaßlich eine nukleare und raketentechnische Zusammenarbeit mit Nordkorea gibt. Das ist nicht offizielle Lesart Irans. Das wird verneint. Ich vertrete sie nicht. Sondern diametral gegensätzliches. Um nur ein Thema zu nennen.

Auch weise ich wiederholt daraufhin, welche Interessen Iran seit 1979 in der Region verfolgt. In diesem Thread, wie auch in dem Geopolitikthread. Auch verwende ich dort u.a. den Begriff "Imperialismus", den man Iran vorhält. Auch mögliche kriminelle Aktionen der "Shia-Jihadisten" der Hezbollah.

Die Dinge von mehreren Seiten zu beleuchten ist kein Attribut von "Shia-Jihadisten". Das du regelmäßig türkische Teilnehmer als irgendwas entlarvst oder mich jetzt als "Shia-Jihadist"-Anhänger (roter Faden ist das Thema Kurden, zufällig...) mag ja dir als "Aufdeckungsforist" vermutlich schmeicheln, aber wie gesagt einsseitig etwas zu besprechen passt doch eher in etwas einfältigere Foren.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:Wenn du meine tausenden Beiträge gelesen hättest, dann wüßtest du z.B. das ich seit Jahren (!) mehrmals daraufhingewiesen haben, daß es mutmaßlich eine nukleare und raketentechnische Zusammenarbeit mit Nordkorea gibt. Das ist nicht offizielle Lesart Irans. Das wird verneint. Ich vertrete sie nicht. Sondern diametral gegensätzliches. Um nur ein Thema zu nennen.
Ich habe Sie als geistigen Anhänger der Mullah-Diktatur bezeichnet, nicht als deren offizielles Sprachrohr. Natürlich verneint der Iran offiziell seine nuklearen Ambitionen. Sie wären ja blöd, dies nicht zu tun.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sich geistige Anhänger dieser Diktatur an der militärischen Stärke "aufgeilen" und diese offen darlegen.
King Kong 2006 hat geschrieben:Auch weise ich wiederholt daraufhin, welche Interessen Iran seit 1979 in der Region verfolgt. In diesem Thread, wie auch in dem Geopolitikthread. Auch verwende ich dort u.a. den Begriff "Imperialismus", den man Iran vorhält.
Wann haben Sie im Bezug auf den Iran von "Imperialismus" geschrieben, bzw. die Iraner als Besatzer betitelt?
King Kong 2006 hat geschrieben:Die Dinge von mehreren Seiten zu beleuchten ist kein Attribut von "Shia-Jihadisten".
Ich stimme Ihnen zu. Wer Artikel verfasst/verlinkt wie "Die Hizbollah pflanzt Bäume" beleuchtet wirklich alle Seiten. Und wer die sektiererische schiitisch-irakische Armee im Eifer des Gefechts als "glorreiche irakische Armee" bezeichnet möchte lediglich objektiv bleiben. Mein Fehler.

Natürlich sind die Handlanger Tehrans Shia-Jihadisten. Was sollen sie sonst sein? Wollen Sie etwa die Greueltaten der Hashd bzw. der Hizbollah und anderer Shia-Jihadisten in Syrien und im Irak verneinen? Mit ihren Flaggen (schiitische Symbole) und ihren Khomeini-Bildern zeigen sie den Sunniten ganz klar, wer über wen herrscht.
King Kong 2006 hat geschrieben:Das du regelmäßig türkische Teilnehmer als irgendwas entlarvst oder mich jetzt als "Shia-Jihadist"-Anhänger (roter Faden ist das Thema Kurden, zufällig...) mag ja dir als "Aufdeckungsforist" vermutlich schmeicheln, aber wie gesagt einsseitig etwas zu besprechen passt doch eher in etwas einfältigere Foren.


Es bedarf gar keiner Kunst, Sie als geistigen Anhänger der IRI "aufzudecken". Das Kompliment nehme ich nicht an. Ich habe Ihre Propaganda schon oft genug kritisiert, auch wenn es keinen Bezug zu den Kurden gab. Ich hatte nur den Eindruck, dass Sie in letzter Zeit (nach den vielen militärischen Siegen der Shia-Jihadisten) noch euphorischer sind als sonst.

Und auch für die türkischen Teilnehmer gilt, dass ich niemanden entlarvt habe. Deren Kurdophobie und Sympathie zum IS war/ist offensichtlich - selbst für Aussenstehende.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(11 Nov 2017, 08:33)

Wann haben Sie im Bezug auf den Iran von "Imperialismus" geschrieben, bzw. die Iraner als Besatzer betitelt?
Ja, das stimmt. Auch der Iran sieht sich als anti-imperialistische Macht. Damit treten sie auch in Lateinamerika und Afrika auf. Die Revolution frisst meist ihre Kinder. China und Iran sind inzwischen (wieder) ähnlich unterwegs wie die Industrienationen, denen sie ihren durch den Kapitalismus angetriebenen Imperialismus vorwerfen.

Es gäbe wohl einen "Vorteil", Peking und Teheran verknüpfen nicht so sehr ihre Hilfsbereitschaft an politische Reformen wie der Westen. Damit ist nicht primär die USA gemeint, die haben auch einige fiese Allierte (gehabt), aber z.B. die EU nervt damit so einige. Solche Anforderungen stellen China und Iran nicht.

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 0#p4050508
Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen. Da du tausende Beiträge von mir analysiert hast, dachte ich, wäre das klar.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(11 Nov 2017, 19:43)

Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen. Da du tausende Beiträge von mir analysiert hast, dachte ich, wäre das klar.
Ja, Iran ist eine auftrebende Regionalmacht (vielleicht schon aus Ihrer Sicht eine light-version Weltmacht) die den USA die Stirn bieten. Genau das, liest man in diesem Beitrag heraus - wie in fast jedem Ihrer Beiträge. Der von Ihnen zitierte Beitrag ist mitnichten eine Kritik an den Iran, wohl eher eine Kampfansage an die US-Imperialisten...
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kardux hat geschrieben:(12 Nov 2017, 13:06)

Ja, Iran ist eine auftrebende Regionalmacht (vielleicht schon aus Ihrer Sicht eine light-version Weltmacht) die den USA die Stirn bieten. Genau das, liest man in diesem Beitrag heraus - wie in fast jedem Ihrer Beiträge. Der von Ihnen zitierte Beitrag ist mitnichten eine Kritik an den Iran, wohl eher eine Kampfansage an die US-Imperialisten...
Wenn du irgendein Problem hast, stell es in den Diskussionsstrang.
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Hariri gelobt bald wieder an seinen Arbeitsplatz zurückzukehren

Beitrag von King Kong 2006 »

Der in Saudi-Arabien sich aufhaltende libanesische Ministerpräsident Hariri melde sich zu Wort. Alles offenbar ein Mißverständnis. Dabei lobt er seine Gastgeber die Saudis und kritisiert den Iran.
Hariri will in den Libanon zurückkehren

Hariri machte der Hisbollah und Iran erneut Vorwürfe. Teheran mische sich in die Angelegenheiten der arabischen Welt ein, sagte er. Dies müsse aufhören. Gleichzeitig lobte er den saudi-arabischen König Salman und Kronprinz Mohammed: Ihnen liege die Stabilität, Wirtschaft und Freiheit des Libanon am Herzen
Der christliche Präsident des Libanon Michel Aoun bezweifelt die Qualität der Aussagen des in Saudi-Arabien verweilenden (?) Hariri.
Der libanesische Präsident Michel Aoun hatte vor Ausstrahlung des Interviews mitgeteilt, alles was Hariri sagen würde, müsse angezweifelt werden. Denn es sei nicht seine freie Entscheidung, was er sage. Aoun hatte den Rücktritt des Premiers nicht offiziell angenommen.
Demonstranten in Beirut fordern Rückkehr Hariris

Es wird befürchtet, Saudi-Arabien könnte den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Libanon anheizen, bis es zu einem bewaffneten Konflikt kommt. Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate rieten ihren Bürgern, nicht in das Land am Mittelmeer zu reisen.
Demonstranten fordern die Herausgabe Hariris.
In der libanesischen Hauptstadt Beirut demonstrierten am Sonntag Dutzende Menschen für die Rückkehr ihres Ministerpräsidenten. Fersehbilder zeigten die Protestierenden, die Plakate in die Höhe hielten, auf denen unter anderem Sprüche wie "Wir wollen unseren Ministerpräsidenten zurück" oder "Wir warten alle auf Sie" standen.
Letzteres kann man auch als Drohung verstehen. Das Auftreten Hariris bei den Saudis ist nicht überall gut angekommen.

Seine Exzellenz Monsieur Macron derweil sieht sich berufen große Politik zu betreiben. Zumal der Libanon und Syrien dereinst frz. Einflußgebiet war. Siehe Sykes-Picot.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron telefonierte am Samstag mit Aoun und versicherte, Frankreich unterstütze die Einheit und Unabhängigkeit des Libanons, wie die staatliche libanesische Agentur NNA berichtete.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 77641.html
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von Kardux »

King Kong 2006 hat geschrieben:(12 Nov 2017, 18:45)

Wenn du irgendein Problem hast, stell es in den Diskussionsstrang.
ad hominem entfernt

NN, mod
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Hariri und Hadi? Staatsführer als Dauergäste der Familie al-Saud

Beitrag von King Kong 2006 »

„Das ist nicht der Hariri, den wir kennen“

Von Gil Yaron, Jerusalem

Libanons Ministerpräsident wollte Gerüchte zerstreuen, er werde gegen seinen Willen in Saudi-Arabien festgehalten. Doch sein Interview, bei dem er fast in Tränen ausbrach, führte zu neuen Spekulationen.
Ein weiterer arabischer Staatsführer ist in Saudi-Arabien "verschollen" bzw. "zu Gast". Jemens Präsident Hadi.
So meldete sich der Premier selbst bei seinen eigenen Anhängern nicht mehr zu Wort, sondern verschanzte sich in seinem Anwesen in Riad. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, die Saudis hätten sein Handy konfisziert. In Beirut ist man nun überzeugt, Hariri werde gegen seinen Willen festgehalten, ähnlich wie Jemens Präsident Abdrabu Mansur Hadi, der angeblich seit Monaten unter Hausarrest steht.

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... ennen.html
Die Vermutungen sind mannigfaltig. Auch, das seine schwerreiche Familie die seit Jahrzehnten business mit den Saudis macht, Geld an Saudi-Arabien zahlen müsste.
Saad Hariri and his deep-rooted Saudi links

Lebanese PM Saad Hariri holds Saudi citizenship and his family's interests in the kingdom date back to 1978

“The main reason for summoning [Hariri] back to Riyadh is to hold him captive with the rest of the detained princes and businessmen to blackmail him and force him to bring back the funds he has abroad, particularly those not linked to Lebanon," he said.

http://www.middleeasteye.net/news/harir ... -803078741
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Ist Hariri überhaupt noch tragbar? Und wieviele Bauern haben die al-Sauds noch?

Beitrag von King Kong 2006 »

Selbst wenn er Saudi-Arabien wieder verlassen kann, kann er überhaupt noch in sein Amt zurückkehren?
Saudi Arabia appears ready to sacrifice the country in its reckless bid to confront Iran.

Hariri has clearly tried to balance between two masters: his Saudi bosses, who insist that he confront Hezbollah, and his own political interest in a stable Lebanon. On Sunday night, he appeared uncomfortable. At times, he and his interviewer, from his own television station, looked to handlers off camera. The exchange ended abruptly, after Hariri implied that he might take back his resignation and negotiate with Hezbollah, seemingly veering from the hardline Saudi script. “I am not against Hezbollah as a political party, but that doesn’t mean we allow it to destroy Lebanon,” he said. His resignation does nothing to thwart Hezbollah’s power; if anything, a vacuum benefits Hezbollah, which doesn’t need the Lebanese state to bolster its power or legitimacy.
Hariri muß unter enormen Druck stehen. Dennoch soll er - nach diesem Artikel - von seinem Script etwas abgewichen sein. Er kann nicht im Libanon arbeiten, wenn er z.B. die Hezbollah so angeht. Das weiß er. Das sollte auch Riad wissen. Skript hin oder her. Sie zerstören damit seine politische Existenz. Ist das gewollt oder haben sie sich wie im Jemen verschätzt? Auch den ehemaligen Präsident Jemens haben sie unter Hausarrest gestellt.
One theory is that the Saudis removed Hariri to pave their way for an attack on Lebanon. Without the cover of a coalition government, the warmongering argument goes, Israel would be able to launch an attack, with the pretext of Hezbollah’s expanded armaments and operations in areas such as the Golan Heights and the Qalamoun Mountains from which they can challenge Israel. Supposedly, according to some analysts and politicians who have met with regional leaders, there’s a plan to punish Iran and cut Hezbollah down to size. Israel would lead the way with full support from Saudi Arabia and the United States. Even if this theory proves true, there’s no guarantee Israel would play along. Riyadh’s miscalculation in Yemen suggests it’s likely to misread the situation in Lebanon and Israel.

https://www.theatlantic.com/internation ... ah/545678/
Gerade letzte These, sprich das Umfeld zu schaffen für eine mögliche militärische Intervention wird nicht zuletzt durch Aussagen von US-Außenminister Tillerson befeuert, in denen er Saudi-Arabien und Israel zur Zurückhaltung mahnt.
U.S. signals caution to Saudis despite shared concern about Iran

Tillerson was also “signaling to the Israelis ... that now is not the time to go after Lebanon,” said Salem, referring to long-standing Israeli concerns about Hezbollah’s growing military prowess.

http://www.reuters.com/article/us-usa-s ... DB0TY?il=0
Die USA wollen Hariri zurück.
US joins calls for return of Lebanon’s PM from Saudi Arabia

Saad Hariri’s fate still unclear, giving rise to rumors that he is being held in Gulf state against his will

https://www.timesofisrael.com/us-joins- ... di-arabia/
Das Interview das er in Saudi-Arabien gab war eine Katastrophe.
Tense and tearful: Lebanese PM's 80-minute interview backfires

When Saad Hariri gave an interview to a TV station he owns from his home in Riyadh on Sunday, the aim was to put to rest the widespread belief that he is being held against his will in the Saudi capital after quitting as Lebanese Prime Minister last week.

But the plan backfired spectacularly. Analysts say viewers appeared to pay less attention to what Hariri said than how he said it, and the uncomfortable interview seemed to reinforce claims that his shock resignation was ordered by the Saudis.

Last week, a high level ministerial source told CNN that Hariri's closest allies "have no idea what's going on," and that members of his own political party believe Saudi Arabia is "restricting" his movements.
"If the interview was meant to propagate a message that Hariri was in a strong position, that he was in a confident position, then it didn't really do that at all."

http://edition.cnn.com/2017/11/13/middl ... index.html
Er könne seinen Rücktritt zurücknehmen, wenn sich die schiitische Hisbollah-Bewegung im Libanon aus regionalen Konflikten wie im Jemen heraushalte. Libanesischen Regierungsvertretern zufolge wird Hariri gegen seinen Willen in Saudi-Arabien festgehalten.

derstandard.at/2000067713173/Iran-hofft-auf-Rueckkehr-Hariris-in-den-Libanon
Das ist sicher ein frommer saudischer Wunsch, aber realistisch?
What Saudi Arabia seems to prefer is a military response to a strategic shift, an approach made worse by its gross misread of reality. In Yemen, the Saudis insisted on treating the Houthi rebels as Iranian tools rather than as an indigenous force, initiating a doomed war of eradication. The horrific result has implicated Saudi Arabia and its allies, including the United States, in an array of war crimes against the Yemenis.

https://www.theatlantic.com/internation ... ah/545678/
Ich bin wirklich gespannt, wenn er tatsächlich wie angekündigt in den Libanon zurückkehrt, was er dann noch für eine Perspektive hat... Ich kann mir nicht vorstellen, daß er noch eine signifikante Rolle spielen kann. Auf jedenfall ist Saudi-Arabien involviert. Sonst könnte er sich ja dort kaum aufhalten und ein Interview führen.

Ob das ein geschickter saudische Zug war, bleibt abzuwarten. Riad hat sich unter einem neuen frischen Kronprinz offenbar entschieden aktiv sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Kismet ist was für die älteren Wüstensöhne. Hilft dir selbst, dann hilft die Allah. Schon unter Obama war man in Riad entsetzt über die "Annäherung" der USA und Irans. So, wie man sich in Europa auf sich selbst besinnen muß, geht es wohl bei dem Rückzug der USA auch den Golfarabern. Die al-Sauds haben realisiert, das die Zeiten sich geändert haben. Man wird jetzt sehen, wie gut sie Schach spielen können. Mit Bauern wie Hariri z.B.

2006
"Während die USA Poker in der Region gespielt haben, hat der Iran Schach gespielt. Der Iran spielt ein längeres und klügeres Spiel und ist weitaus erfolgreicher , wenn es um den Gewinn der Herzen und Köpfe der Menschen geht." Zudem sei Teheran im Atomstreit mit dem Westen mittlerweile davon überzeugt, dass es sich durchsetzen werde.

http://www.ag-friedensforschung.de/regi ... atham.html
Die Saudis haben sicher eine wohlwollende USA hinter sich. Allerdings birgt ihr Spiel auch für sie selbst Gefahren. Die USA werden eine massive Konfrontation mit dem Iran nicht zulassen. Das war unter Bush so und unter Obama. Das wird jetzt nicht anders sein. D.h. die Saudis werden in letzter Konsequenz auf sich alleine gestellt sein. Und das Land hat selbst seine Krisen und Konfliktherde. Seien es die schiitisch bewohnten Erdölgebiete Saudi-Arabiens oder der unglücklich verlaufende Krieg an seiner Grenze zum Jemen, der sich militärisch nicht lösen und bezwingen lässt. Oder jetzt zwei nördliche Nachbarn (Syrien und Irak), die nicht gerade die besten Bauern für Riad darstellen. Auch sitzt das Geld nicht mehr ganz so locker. Da in ein tit for tat mit dem Iran zu gehen muß wohl überlegt sein.
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Hariri & das Interview = Exitstrategie?

Beitrag von King Kong 2006 »

Eine Möglichkeit dieses vewirrende Interview zu deuten ist, daß damit den al-Sauds eine Exitstrategie aus der Situation verschafft werden sollte. Der Schachzug Hariri in Saudi-Arabien zu positionieren und "Kritik" von dort aus zu üben ist nirgendwo gut angekommen. Nicht mal beim "Verbündeten", den USA.
After Lebanese Leader's TV Appearance, Doubts Grow About His Future — And Lebanon's

Maha Yahya, the director of the Middle East Center of the Carnegie Endowment for International Peace, says she believes Hariri's TV appearance may have been a way for him and the Saudis to save face in the international backlash. The United States, the U.K. and several European countries issued barely veiled rebukes of Saudi Arabia, as they called for stability in Lebanon.

Yahya said these statements likely had an impact.

"I suspect that this [statement by Hariri that he might return] is kind of a more honorable exit for everyone concerned," she said. "I think this kind of strong-arm tactic [by Saudi Arabia] obviously caused a lot of alarm, and that flies in the face of international norms. So I suspect that this was [to] kind of soften the entire situation."

https://www.npr.org/sections/parallels/ ... d-lebanons
Ob Hariris Bildungsurlaub bei den al-Sauds gut war, ist allerdings zu bezweifeln.
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Hariri wird in den Libanon zurückkehren

Beitrag von King Kong 2006 »

Allah sei Dank! Der nervlich in Saudi-Arabien in einem Interview schwer angeschlagene Hariri wird nach eigenen Aussagen in zwei Tagen wieder in den Libanon zurückkehren.

Was der Unsinn sollte, für seinen Rücktritt extra nach Saudi-Arabien reisen zu müssen, wird wohl erstmal nicht klar sein. Der Libanon forderte ihn zurück. Der Iran forderte ihn zurück. Die Hezbollah forderte ihn zurück. Die EU forderte ihn zurück. Die USA forderte ihn zurück. Da muß selbst ein Kronprinz der al-Sauds ein Einsehen haben.
Saad Hariri to return 'in the next two days' to Lebanon

http://www.aljazeera.com/news/2017/11/s ... 47695.html
Was dieses Possenspiel für seine politische Karriere, den Libanon und für Saudi-Arabien bedeutet, wird man noch sehen.
The Hariri mystery shows the extent and risks of Saudi influence

Riyadh’s hopes of turning Lebanon against Hizbollah could backfire

https://www.ft.com/content/8945864c-c88 ... 9fb7d6163e
Ab 2016 hat Hariri eine Koalition mit der Hezbollah eingegangen und Stabilität in den Libanon gebracht. Was sein Auftritt in Saudi-Arabien sollte ist unklar. Auf jeden Fall haben auch die USA kein Interesse den Libanon in eine Instabilität zu bringen. Ob sein Bildungsurlaub in Riad dafür hilfreich war, ist schwer zu bezweifeln. Der Mann ist - jetzt - fertig.
But since last year, Hariri has been leading a coalition government in which Hezbollah is a partner, and which had managed to provide a little stability in Lebanon.

The week of silence that followed only fueled rumors that he was forced to resign by his long-time supporters in Riyadh and that he is being held against his will. Lebanese President Michel Aoun told foreign ambassadors Hariri was “kidnapped.”

Fouad Sinora, a member of Hariri’s own political party, and a former Prime Minister himself, said he must return home. “The political party and its board members reaffirm its support for Prime Minister Saad Hariri,” he said. “The party stands by him under any circumstance.”

Few in the Lebanese capital believe Hariri stepped down on his own volition. Most speculate that he’s being prevented from returning to Lebanon, which Saudi officials have denied.

http://time.com/5021731/lebanon-saad-ha ... ia-beirut/
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Hariri ist politisch fertig - Macron schickt ihn in den Libanon zurück

Beitrag von King Kong 2006 »

Hariri wird zunächst nach Frankreich fliegen, dann in den Libanon und dort offiziell zurücktreten. Macron besteht darauf.
Libanons Premier Hariri nimmt Macrons Einladung nach Frankreich an

Saad al-Hariri soll in den nächsten 48 Stunden nach Paris fliegen und danach in Beirut seinen Rücktritt bestätigen

derstandard.at/2000067866822/Libanons-Praesident-wirft-Riad-Inhaftierung-von-Hariri-vor
Was genau dieser Schachzug den Saudis genützt hat, bleibt abzuwarten. Hariri kann in Rente gehen bzw. falls ihm die Saudis noch Geld übriggelassen haben seine Baufirmen leiten.
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Der Kronprinz hat keinen Plan? Warum Geld alleine nicht alles ist

Beitrag von King Kong 2006 »

Der Kronprinz ist da doch etwas vorsichtiger als Saddam Hussein. Der stürmte 1980 vorwärts. Mit dem Wissen der USA hinter sich. Kronprinz bin Salman ist zwar guter Kunde der USA aber die sind auch nicht mehr die USA von 1980. D.h. die können und wollen auch nicht mehr Feuerwehr sein, wenn etwas in der Region schief geht. Die Rolle die einst der Irak hatte und Saddam Hussein, kann Saudi-Arabien und der Prinz nicht ausfüllen.

Seitdem der Iran nicht mehr der wichtigste Allierte der USA zur Interessensvertretung in dieser Region ist, hat Washington keinen adäquaten Ersatz gefunden. Auch sind andere Protagonisten wie Saddam keine berechenbare Größe gewesen. Schon, daß Washington darauf gedrungen hat, daß Riad den Hariri wieder rausrückt, ist ein Zeichen, daß die USA nicht mehr die Alten sind, die sonst im Notfall dort mitprügeln. Keinen Plan? Was können die al-Sauds optimieren?
Saudi Arabia Has No Idea How to Deal With Iran

Few things are as explosive as the combination of power, ambition and anxiety — and there is plenty of all three in Riyadh these days.
Saudi Arabia may exaggerate Iranian intentions and power, but Western and Asian countries typically understate them. The Iranians themselves are clear about how they view the region: “No decisive actions can be taken in Iraq, Syria, Lebanon, North Africa and the Gulf region without Iran’s consent,” Hassan Rouhani, Iran’s president, reportedly boasted last month. Tehran may not be in full control in Baghdad, Damascus and Beirut, but thanks to its proxies and allies, it can decisively shape their battlefields and politics.
Riads Masterplan: Jemen von der Versorgung abschneiden. Katar blockieren und abschneiden und den Premierminister des Libanon in Riad aufgelöst in einem Interview seinen Rücktritt erklären lassen. Auf den Schlachtfeldern Syriens und Iraks haben die Proxies der Saudis praktisch verloren. Bagdad und Damaskus erlangen immer mehr die Kontrolle zurück.
Saudi Arabia’s intervention in Yemen, on behalf of the government forces fighting against Iranian-backed Houthi rebels has been costly and inconclusive, even after more than two and a half years. In fact, it could lead to the very outcome that Riyadh most wanted to prevent: the transformation of the Houthi movement into something akin to Lebanon’s Hezbollah — except much closer to Saudi borders. Indeed, unless the war in Yemen comes to an end soon, those well-armed, Iran-backed militants will soon sit atop a shattered state and a starved society.

The Saudi-led blockade of Qatar has been more successful. The effort to tame that country’s assertive regional policies has worked and the crisis has now been put on the back burner of international diplomacy. That said, the reputational cost has been high for all: A dispute framed by the Saudis as a struggle for the future of the Middle East is seen in many capitals as an unnecessary and disruptive clash of wealthy royals.

The latest Saudi venture — the forced resignation as prime minister of Lebanon and probable house arrest of Saad Hariri, once a favorite ally of Riyadh — has bewildered many in Lebanon and elsewhere. It is also likely to backfire. This move plays into the hands of Iran and Hezbollah, who duplicitously pose as rule abiding, despite having undermined the Lebanese state for decades, assassinating rivals, plunging the country into foreign wars and exporting fighters across the region. In contrast, Saudi Arabia was backing state institutions and working through established politicians like Mr. Hariri. What Riyadh has now in mind — and in store — for Lebanon is unclear.
Was geht schief?
In fact, if its goal is to counter Iran, Riyadh is picking the wrong battlefields.

Lebanon and Yemen are peripheral countries, where wars are costly and complex, outcomes ambiguous and returns low. In the Middle East, the balance of power is determined in Syria and Iraq. But in those countries, the costs are high and the risks even higher. And in both places, Iran is well ahead.

In 2011, Riyadh reasoned that sponsoring the Syrian rebellion would help compensate for Iran’s dominance in Iraq. It hasn’t worked that way. The faltering Syrian insurgency cannot be revived, the United States has basically washed its hands of the Syrian civil war, and the country’s future is being decided in Moscow, Ankara and Tehran.
Auch ist das reine "Bezahlen" nicht ausreichend um sich Allierte halten zu können. Die USA haben nicht nur Geld, sie könnten auch zumindest versuchen Allierten zu helfen in der Not bzw. sie fertig zu machen (Riad kann einen Hariri dumm aussehen lassen, das geht schon), wenn sie sich zieren. Diese Macht haben die al-Sauds nicht in diesem Maße. Auch nicht die soft power und tief gehenden Kontakte und Beziehungen wie der Iran zu seinen Verbündeten. Den Willen und die Möglichkeiten. Ob es der Schah war der in Pakistan Islamabad mit Kampfhubschraubern oder im Oman mit einem Expeditionskorps aushalf. Oder jetzt der Iran. In der KRG Nordiraks war der Iran der erste, der angerast kam, als der IS nahe rückte. Noch vor den USA. Geschweige denn den Saudis. Oder der massive Einsatz in Syrien. Egal, was man davon hält, ob es die richtige Hilfe für die Richtigen ist, der Iran kommt. Saudi-Arabien hat Geld, sicher hilfreich, aber nicht alles. Die USA hätten beides. Mit Geld alleine kann man nicht wirkungsvoll im großen Rahmen spielen. Dahinter braucht man mehr Substanz.
Riyadh has learned the hard way that regional alliances, cultivated at great cost, don’t necessarily deliver the expected political and military benefits. The Saudis have propped up the government of President Abdel Fattah el-Sisi in Egypt with billions of dollars, yet Mr. Sisi is now resuming relations with President Bashar al-Assad of Syria and rejecting Saudi pressure to escalate tensions with Iran. Mr. Sisi has also declined Saudi requests to send troops to Yemen to fight against the Houthis.
Wohingegen es gut läuft ist mit der Trump-Administration (im Gegensatz zur Obama-Administration). TV-Star Trump stellte dies eindruckvoll mit einem Schwerttanz in Riad unter Beweis. Und Berge von Waffensystemen, die verkauft werden.
Fundamentally, who prevails in the rivalry between Tehran and Riyadh comes down to capacity and competence. Iran has the networks, expertise, experience and strategic patience required to fight and win proxy wars at low cost and with plenty of disingenuous deniability. The Saudis simply don’t, which is why seeking to beat the Iranians at this game is dangerous and costly.

Iran has another strength: It has demonstrated that it will be there for its friends and allies in good and bad times. Saudi Arabia does not have the same constancy. Just ask Syrian rebels, Iraqi tribal leaders and Lebanese politicians.

https://www.nytimes.com/2017/11/16/opin ... ategy.html
Kronprinz bin Salman kann natürlich wie Saddam versuchen den Iran einfach direkt in die Fresse zu schlagen. Wurde auch mit Massenvernichtungswaffen versucht. Aber wie gesagt... keine Erfolgsgarantie. Denke da kann man Saddam fragen.
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Teheran erklärt den IS für besiegt

Beitrag von King Kong 2006 »

Der IS als Kalifat ist praktisch nicht mehr existent. In Sotschi diskutieren Teheran, Ankara und Moskau wie es jetzt weitergeht.
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Adam Smith
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Re: Teheran erklärt den IS für besiegt

Beitrag von Adam Smith »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Nov 2017, 10:34)

Der IS als Kalifat ist praktisch nicht mehr existent. In Sotschi diskutieren Teheran, Ankara und Moskau wie es jetzt weitergeht.
Die "Großen Drei" beratschlagen sich über ein Land. Das gab es 1945 schon einmal.
Die Potsdamer Konferenz vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im Schloss Cecilienhof bei Potsdam, offiziell als Dreimächtekonferenz von Berlin bezeichnet, war ein Treffen der drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs nach dem Ende der Kampfhandlungen in Europa zur Beratung auf höchster Ebene über das weitere Vorgehen.

Die „Großen Drei“: (von links nach rechts) der britische Premierminister Clement Attlee, der US-Präsident Harry S. Truman, der sowjetische Generalissimus Josef Stalin; stehend dahinter: der US-Admiral William Daniel Leahy, der britische Außenminister Ernest Bevin, der US-Außenminister James F. Byrnes und der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow
https://de.wikipedia.org/wiki/Potsdamer_Konferenz
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Kongreß der Völker für Syrien & Hariri zelebriert im Libanon

Beitrag von King Kong 2006 »

Russland, Türkei und Iran für Konferenz der Völker Syriens

Teilnehmer der von Putin einberufenen Konferenz erzielten keine Einigung in der Kurden-Frage Sotschi

Mit einer Konferenz zahlreicher syrischer Konfliktparteien wollen Russland, die Türkei und der Iran die Suche nach einer politischen Lösung für den Bürgerkrieg vorantreiben. In einer gemeinsamen Erklärung riefen die Präsidenten Wladimir Putin, Recep Tayyip Erdogan und Hassan Rouhani am Mittwoch Regierung und Opposition in Syrien auf, an einem sogenannten Kongress der Völker teilzunehmen.

derstandard.at/2000068315260/Russland-Tuerkei-und-Iran-fuer-Konferenz-der-Voelker-Syriens
Während die Drei knobeln startet in Riad ein Treffen der syrischen Opposition.
Gleichzeitig zur Präsidentenrunde in Sotschi startet am Mittwoch in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad ein auf drei Tage anberaumtes Oppositionstreffen

derstandard.at/2000068239682/Putins-Startschuss-fuer-die-Syrien-Diplomatie
Mal schauen, was dabei rumkommt.

Derweil lässt sich Hariri im Libanon feiern. Nationale Geschlossenheit wird nach seiner "Rückkher" aus Saudi-Arabien demonstriert.
Hariri vor ihn feiernden Unterstützern.

Beirut/Kairo – Ein Bild nationaler Geschlossenheit lieferte die libanesische Führung am Mittwoch anlässlich des Nationalfeiertags. Seite an Seite nahmen Präsident Michel Aoun, Parlamentschef Nabil Berri und Premier Saad Hariri die traditionelle Militärparade im Zentrum von Beirut ab. Nach der überraschenden Rücktrittsankündigung Hariris am 4. November in Riad hatten sämtliche politische Gruppierungen in seltener Geschlossenheit ihren nationalen Stolz verletzt gesehen und sich gegen ausländische Einmischung ausgesprochen.

derstandard.at/2000068301100/Libanon-Hariri-gibt-Verhandlungen-eine-Chance
Saad Hariri ist zurück in Beirut - und erklärt, vorerst doch libanesischer Ministerpräsident bleiben zu wollen. Seine Anhänger jubeln. Doch Saudi-Arabien dürfte diese Schmach kaum auf sich sitzen lassen.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/l ... 79767.html
Was wird der nächste Schachzug der Meisterklasse von Saudi-Arabien sein? Welchen Staatsführer könnten sie einladen und erstmal dabehalten? Vielleicht jemanden aus dem Irak oder Ägypten?
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imp
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von imp »

Wir könnten Schulz hinschicken. Den können sie behalten, merkt kein Mensch.
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YPG und Syrien

Beitrag von King Kong 2006 »

Auf der einen Seite hat die kurdische KRG fast alle Gebiete außerhalb der Grenzen der KRG wieder an die Zentralgewalt in Bagdad verloren. Auf der anderen Seite konnte die kurdische YPG in Syrien große Geländegewinne erzielen, weit über kurdisches Siedlungsgebiet hinaus, durch den massiven Zusammenbruch des IS in Syrien. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Damaskus, wie Bagdad das revidieren will und vielleicht wird.
Syrien: USA warnen Assad vor Offensive gegen Kurden

Verteidigungsminister Mattis kündigt Ankunft von US-Diplomaten in Ostsyrien an Washington

US-Verteidigungsminister Jim Mattis hat den syrischen Staatschef Bashar al-Assad vor einer Offensive gegen kurdische Einheiten gewarnt, die von den USA unterstützt werden. "Das wäre ein Fehler", sagte Mattis am Freitag im Pentagon vor Journalisten. Es gebe derzeit eine "Demarkationslinie" zwischen den von den USA und ihren Bündnispartnern kontrollierten Gebieten in Ostsyrien und denen, die Assad und Russland im Westen des Landes kontrollierten. Diese Linie dürfe nicht überschritten werden.

derstandard.at/2000071227330/USA-warnen-Assad-vorOffensive-gegen-Kurden
Breaking: Kurdish offensive against Syrian Army produces embarrassing results

https://www.almasdarnews.com/article/br ... g-results/
Ich gehe davon aus, daß ähnlich wie im Irak, die YPG in Syrien die eroberten Gebiete auf Dauer gegen die Regierungstruppen und Verbündete (Russland, Iran, Irak, Libanon/Hezbollah und in dem Falle auch der Türkei) nicht halten können. Es wird abzuwarten sein, wie stark Trump bereit ist mit denen in den Clinch zu gehen.
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Irak - Politische Implementierung der Milizen

Beitrag von King Kong 2006 »

Nach dem Zusammenbruch des IS im Irak werden nach und nach die Milizen im Irak in die irakische Armee und dem Sicherheitsapparat integriert. Somit werden Mitglieder - als Vorraussetzung dafür - die Möglichkeit eröffnet für die kommenden Wahlen zu kandidieren. So auch die mächtigen PMU/PMF. Sammelbecken für weitesgehend schiitische Gruppen, aber auch Sunniten und vor allen Dingen Christen (z.B. Babylon Brigaden). Auch ethnisch gemischt, so sind neben Arabern auch Turkmenen (Turkmenische Brigade) darin zu finden. Die PMU kämpfte auch aktiv gegen den IS in Syrien.
Iraq's PMU leaders 'resign' in preparation for elections

Iraqi Prime Minister Haider al-Abadi announced Dec. 15 that his government had begun implementing its policy to bring all weapons in the country under state control, following a statement by the premier days earlier declaring the "end of the war" against the Islamic State (IS).

Abadi's announcement came just hours after the speech that Abdul Mahdi al-Karbalai — spokesman of Iraq's Supreme Shiite leader Ali al-Sistani — gave on the same day, in which he called for the need to integrate "volunteers" — in reference to fighters of the Popular Mobilization Units (PMU) — “into the constitutional and legal framework that limits [the possession of] weapons to the state” so that the PMU fighters "are not exploited for political objectives.”

Abadi welcomed Sistani’s call to “not use PMU volunteers and fighters politically,” adding, “The government is working to organize the PMU in accordance with the state’s legal framework.”

PMU factions had already begun to disengage from their internal organization and hand over their fighters and weapons to the prime minister as commander in chief of the armed forces.
The main PMU factions have indeed taken positive steps to comply with the Iraqi law, integrate their forces into the official security system and refrain from participating in the elections so long as they are still part of the PMU.

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/origina ... z53OcnZWcs
Christliche und turkmenische Einheiten in der PMU
The Christian Lions of Babylon Brigades

Von Chaldean Nation

Iraqi Christians, the Chaldean and Syriac people with their local Iraqi citizen support are training in Baghdad to defend all Christians towns in Mesopotamia from the foreign criminal terrorists of daash and from terrorist loving countries such as Afghanistan, Saudia Arabia, Qatar, Tunis, Turkey, Kuwait, Libya and Morocco. The Iraqi forces will defeat the criminals that are using their religion to massacre innocent native Iraqis.

https://www.facebook.com/media/set/?set ... 662&type=3
Turkmen Brigades (Popular Mobilization Units)

The Turkmen Brigades are Iraqi Turkmen militias as part of the Popular Mobilization Forces formed in 2014.

The group's commander, Said Yilmaz Najar, rejected proposals of an unified Turkmen militia from the Iraqi Turkmen Front, saying that his group has both Shia and Sunni Turkmen.

https://en.wikipedia.org/wiki/Turkmen_B ... ion_Units)
Es wird die Kunst sein die verschiedenen Fraktionen, die in der mächtigen PMU organisiert sind weitesgehend von einer militärischen Organisationsform in die politische Partizipation zu überführen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Wiederaufbau in Syrien. Damaskus will international Aufträge verteilen. Auf jedenfall werden Iran, Russland und China einen Löwenanteil übernehmen. Aus israelischer Sicht wäre China zu bevorzugen, da der Iran und Russland damit sich noch tiefer in Syrien eingraben. So übernimmt jetzt schon der Iran ein Teil des mobilen Netzwerkes.
Iran to operate mobile service network in Syria
https://www.reuters.com/article/us-mide ... SKBN1511QE
China, so die Annahme verfolge noch die am wenigsten politisch eingefärbten Absichten in Syrien. So der Vorteil aus israelischer Sicht.
Who will lead the reconstruction of Syria?

Though it sounds like a financial decision, whoever rebuilds the devastated country will have a foothold in the country.
This means that the major countries will want to take part in the reconstruction are Iran, China, and Russia.
The Uyghur Muslim minority in Xinjiang province in northwest China, and an unknown number of its descendants (estimates range from a few hundred to five thousand and sometimes more) have joined the anti-Assad jihadists. Beijing’s interest that the Syrian regime prevent the return to China of these trained and highly motivated fighters is another reason for Beijing to support Assad.

Of course, China’s desire to win large-scale rehabilitation contracts in Syria is a key interest no matter who wins. If many projects are funded by Chinese loans or grants to the Syrian regime, Beijing will gain a strong footing in Syria. This is valuable for the Chinese president’s main project, the Belt and Road Initiative. Furthermore, Beijing would gain an advantage over the US, whose intervention in Syria failed.
Iran’s interests in leading the reconstruction are the desire to gain a military foothold in Syria, first and foremost against Israel; to be closer to their Lebanese ally, thus strengthening the Shiite Crescent under its leadership; and to keep its ally, Assad, in power. Russia’s interests include its desire to keep the naval facility in Tartus and forestall Western regional aspirations, which include the removal of Assad.

In contrast, China’s interests are generally connected to economic development and maintaining stability. They are less personal. Therefore, if Beijing leads the reconstruction, all parties would be able to contribute to mutual economic growth. China’s policy of non-intervention in the countries it does business with can be a stabilizing factor that could bring together Syria’s factions. The Chinese also know how to conduct simultaneous relations with sworn enemies, which could be very helpful in this particular case.

Also, from Israel’s perspective, it would be much better to see a Chinese aid program and Chinese companies rebuilding the Syrian Golan Heights rather than Iranian ones. Of course, China’s economic capacity is superior to that of Russia or Iran, but since the other two have great influence over the Assad regime, they might tilt decisions in favor of a reconstruction program that would benefit them more than the Syrian people.

http://www.israelnationalnews.com/Artic ... aspx/21769
Während noch gekämpft wird, beginnt bereits der Aufbau.
Syria begins rebuilding even as ruination persists

http://www.arkansasonline.com/news/2018 ... s-ruinati/
Interview: Prospects for investment in Syria’s reconstruction

https://globalriskinsights.com/2018/02/ ... rtunities/
Umso länger der desolate Zustand des Landes anhält, desto mehr Gewalt u.a. wird dort natürlich wachsen und auch exportiert. Da beißt sich natürlich die Katze in den Schwanz. Wenn es heißt erst muß Assad, die FSA, Al-Qaida, YPG usw. vernichtet werden. US-Einfluß, iranischer Einfluß, russischer Einfluß, israelischer Einfluß, türkischer Einfluß, saudischer Einfluß usw. dort bekämpft und zurückgedrängt werden, mit Assad keine neuen Investitionen und Aufbau koordiniert werden darf u.ä. dreht sich das alles im Kreis.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Kurdische Kräfte müssen sich aus der Region Manbij zurückziehen. Der kurdische Waffenbruder der USA wird von türkischen Einheiten ersetzt. Syrien soll erhalten bleiben.
ISTANBUL (Reuters) - Syrian Kurdish YPG fighters will begin leaving northern Syria’s Manbij region as of July 4, following a month of preparations, Turkish Foreign Minister Mevlut Cavusoglu said on Thursday.
Earlier this month Turkey and the United States endorsed a tentative deal, in which the Kurdish YPG militia would withdraw from Manbij and Turkish and U.S. forces would jointly maintain security and stability there.

https://www.reuters.com/article/us-mide ... SKBN1JH0ZW
Moskau, Teheran und Ankara knobeln derweil um das Prozedere einer syrischen Verfassung.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Die von den USA unterstützte YPG/PKK/PJAK tritt in Verhandlungen mit Assad. Größere Städte sollen wieder unter syrischer Kontrolle gestellt werden. Gegen größere Autonomie. Darunter die ehemalige Hauptstadt des IS, Raqqa und Deir-Zor einer wichtigen Stadt im Osten des Landes, das die Infrastruktur zum Irak hin mitsteuert.
US-backed YPG, Assad regime agree on decentralized Syria, transferring key cities

The PKK's Syrian affiliate reportedly completed the first step of negotiations with the Bashar Assad regime, agreeing on a decentralized state system for Syria and handing over key cities, including Raqqa and Deir ez-Zor, to the regime. According to news sources, the political wing of the Syrian Democratic Forces (SDF), the Syrian Democratic Council (SDC), and the Assad regime held the first meeting for negotiations over the weekend in Damascus. At this meeting, representatives of the Syrian regime made an offer that included several conditions for a possible agreement between the two sides.
Cooperation between the YPG/PKK and the Assad regime is not new. During Turkey's Operation Olive Branch against the YPG in Afrin earlier this year, it received help from the regime. "The Syrian regime helps the Kurds with humanitarian support and some logistics, like turning a blind eye and allowing Kurdish support to reach some fronts," said an SDF militant.

https://www.dailysabah.com/war-on-terro ... key-cities
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von zollagent »

King Kong 2006 hat geschrieben:(21 Jun 2018, 22:13)

Kurdische Kräfte müssen sich aus der Region Manbij zurückziehen. Der kurdische Waffenbruder der USA wird von türkischen Einheiten ersetzt. Syrien soll erhalten bleiben.





Moskau, Teheran und Ankara knobeln derweil um das Prozedere einer syrischen Verfassung.
Das sind ja dann auch genau die Richtigen! Für mich so ähnlich, als wenn man die Autobosse über die Prüfungen der Abgasnormen entscheiden lassen würde.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

zollagent hat geschrieben:(30 Jul 2018, 19:43)

Das sind ja dann auch genau die Richtigen! Für mich so ähnlich, als wenn man die Autobosse über die Prüfungen der Abgasnormen entscheiden lassen würde.
Natürlich kann das in der Konstellation einseitig sein. Aber irgendwie sind die USA und damit der Westen raus. Der Kraftakt im Irak und Afghanistan hat offenbar Spuren hinterlassen.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von zollagent »

King Kong 2006 hat geschrieben:(30 Jul 2018, 21:18)

Natürlich kann das in der Konstellation einseitig sein. Aber irgendwie sind die USA und damit der Westen raus. Der Kraftakt im Irak und Afghanistan hat offenbar Spuren hinterlassen.
Was da zusammenkommen wird, wird eine Verfassung für eine weitere Diktatur sein. Und damit auch eine Fortsetzung des Konflikts. Ob der Westen nun "drin" ist, oder nicht, ist hierbei vollkommen irrelevant. Eigentlich bin ich froh darüber, daß "der Westen" sich hier nicht am Verkauf eines ganzen Volkes beteiligt.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

zollagent hat geschrieben:(30 Jul 2018, 23:32)

Was da zusammenkommen wird, wird eine Verfassung für eine weitere Diktatur sein. Und damit auch eine Fortsetzung des Konflikts. Ob der Westen nun "drin" ist, oder nicht, ist hierbei vollkommen irrelevant. Eigentlich bin ich froh darüber, daß "der Westen" sich hier nicht am Verkauf eines ganzen Volkes beteiligt.
Kann man so sehen, wobei auch eine größere Partizipation des Westens kein Garant für einen Rechtsstaat wäre. Das ist der Irak nicht geworden. Libyen, oder Afghanistan. Alles Länder mit massiver westlicher Intervention. Syrien würde auch nicht anders laufen. Grundsätzlich gibt und gab es ja auch vom Westen zu totalitären Staaten hervorragende Beziehungen. Saudi-Arabien, der Kaiserliche Iran, China uvm.

Syrien gibt es von der Substanz nicht her. Moralisch kann man es so sehen an dem Aufbau einer neuen/alten Diktatur nicht beteiligt zu sein. Geopolitisch ist das aber schlecht. Weil es dem Westen Einfluß kostet. Es ist keine pro-westliche Diktatur.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von zollagent »

King Kong 2006 hat geschrieben:(30 Jul 2018, 23:57)

Kann man so sehen, wobei auch eine größere Partizipation des Westens kein Garant für einen Rechtsstaat wäre. Das ist der Irak nicht geworden. Libyen, oder Afghanistan. Alles Länder mit massiver westlicher Intervention. Syrien würde auch nicht anders laufen. Grundsätzlich gibt und gab es ja auch vom Westen zu totalitären Staaten hervorragende Beziehungen. Saudi-Arabien, der Kaiserliche Iran, China uvm.

Syrien gibt es von der Substanz nicht her. Moralisch kann man es so sehen an dem Aufbau einer neuen/alten Diktatur nicht beteiligt zu sein. Geopolitisch ist das aber schlecht. Weil es dem Westen Einfluß kostet. Es ist keine pro-westliche Diktatur.
Ich mag diese Aufteilung in "Pro-Westlich" und "Westfeindlich" nicht. Diktaturen sind vor allem auf Selbsterhalt bedacht. Und wechseln auch mal die Fronten. Ich mag GAR KEINE Diktatur.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

zollagent hat geschrieben:(31 Jul 2018, 10:16)

Ich mag diese Aufteilung in "Pro-Westlich" und "Westfeindlich" nicht. Diktaturen sind vor allem auf Selbsterhalt bedacht. Und wechseln auch mal die Fronten. Ich mag GAR KEINE Diktatur.
Ich glaube nur, daß die Staaten mit dieser Einstellung nicht operieren.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von zollagent »

Das nukleare Rennen im Nahen Osten scheint begonnen zu haben.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

Daraus ganz interessant:
Erdogan droht Netanjahu

Dazu kommt: Im April verurteilte Erdogan das Vorgehen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Gazastreifen scharf, bezeichnete Israel als “Terrorstaat“ und warnte, dass Netanjahu bloß nicht mit dem Nuklearwaffenarsenal seines Landes protzen solle – dieses würde nämlich bei Zeiten “unwirksam gemacht werden”.

In einem Interview mit der BBC einen Monat später wurde der türkische Präsident auf die internationale Kritik am Nuklearprogramm des Iran angesprochen. Dabei verteidigte Erdogan das Recht Teherans auf die Beschaffung von Nuklearwaffen.

Erdogan erklärte: Sollten andere Atommächte sich weigern, ihre eigenen Arsenale ebenfalls aufzugeben, müsse den Iranern ein solches Recht zugestanden werden.
Einen Start sehe ich darin nicht. Israel hat seit Jahrzehnten ein Atomwaffenarsenal. Pakistan auch, wenn man es mal regional dazurechnet. Zumal die Saudis darin ihre Finger haben sollen.

Die Türkei hat die nukleare Teilhabe im Rahmen der NATO-Mitgliedschaft. Es sind keine türkischen Nukes, auch obliegt die Befehlsgewalt nicht Ankara. Das Erdogan die Türkei anders positionieren will, kann natürlich auch die Frage nach türkischen Atomwaffen aufwerfen. Dies ist jedoch aufgrund des NPT verboten. Die Türkei wird aber ähnlich wie Brasilien, Südkorea, Argentinien, Iran, Japan, Deutschland uvm. eine break-out capability im Rahmen der Weiterentwicklung der Kerntechnik erlangen. Gleiches könnte übrigens auch der Weg Ägyptens sein. Das Atomprogramm ist dort alt. Neue Technik ist wohl bereits in Russland bestellt. Gilt auch für Algerien und sein Atomprogramm. Auffällig bereits seit 1983. Wenn sich der Irak mal wieder berappeln sollte, wäre das ein weiterer Kandidat, der wieder Nuklear einsteigen könnte.

Interessant ist, das Erdogan den Iran nennt. Tatsächlich ist es wohl in dem Fall ein Synonym für die Türkei.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von zollagent »

Wie auch immer, es greifen Staaten nach Kernwaffen, denen man besser nichts geben sollte, was schärfer ist als ein Plastikmesser. Vielleicht werden sie diese Atomkapazitäten nicht gerade gegen Russland oder die NATO einsetzen, aber daß Kernwaffen bei Auseinandersetzungen untereinander fallen würden, ist bei Kandidaten wie Assad, der ja vor Massenvernichtswaffeneinsatz nicht zurückschreckt, wie er schon gezeigt hat oder Erdogan, die Mullahs nicht zu vergessen, sehr wahrscheinlich. Und daß Terroristen dann irgendwann eine solche Bombe bekommen, dürfte auch nicht wirklich weit hergeholt sein.
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Re: Staatenzerfall in Nahost? Die Ära nach Sykes-Picot

Beitrag von King Kong 2006 »

zollagent hat geschrieben:(01 Aug 2018, 18:29)

Wie auch immer, es greifen Staaten nach Kernwaffen, denen man besser nichts geben sollte, was schärfer ist als ein Plastikmesser. Vielleicht werden sie diese Atomkapazitäten nicht gerade gegen Russland oder die NATO einsetzen, aber daß Kernwaffen bei Auseinandersetzungen untereinander fallen würden, ist bei Kandidaten wie Assad, der ja vor Massenvernichtswaffeneinsatz nicht zurückschreckt, wie er schon gezeigt hat oder Erdogan, die Mullahs nicht zu vergessen, sehr wahrscheinlich. Und daß Terroristen dann irgendwann eine solche Bombe bekommen, dürfte auch nicht wirklich weit hergeholt sein.
Es ist natürlich hypothetisch, aber ein A-Waffeneinsatz ist etwas, davor schrecken sogar Pakistan, Indien, die Sowjetunion/Russland oder Nordkorea zurück.

Meist werden Massenvernichtungswaffen (A-Waffen meine ich damit nicht) gegen Staaten oder Zivilisten eingesetzt, die damit nicht kontern können. Z.B. Saddam gegen seine eigene Bevölkerung oder gegen den Iran. Da fehlte die Abschreckung. Assad besitzt vermutlich viel schlimmere Waffen als das Chlorgas (z.B. Sarin, VX oder im Bio-Bereich Botulin und Anthrax). Er wird sich hüten die z.B. gegen US-Truppen, die Türkei oder Israel einzusetzen. Mir ist nicht bekannt, das er die eingesetzt hat. Zumindest besaß er sie oder hat sie immer noch. Der Iran hat heute sicher die technologlischen Möglichkeiten für massiven B- und C-Waffeneinsatz und die Fähigkeiten zur A-Bombe. Im viel größeren Maßstab als Syrien oder damals Irak. Das gibt einfach die Biotech-Industrie im Iran her. Oder die Atomindustrie. Eingesetzt hat er diese Fähigkeiten wohlweislich nicht. Schon gar nicht gegen Israel oder den USA.

Terroristen könnten vermutlich eher an so etwas wie schmutzige A-Waffen herankommen. Einen Atomsprengkopf müssten sie klauen. Ob sie den überhaupt einsetzen können wäre sehr fraglich. Ohne Codes und Startmechanismen praktisch unbrauchbar. Dennoch ist dies sicher ein Grund, weshalb man z.B. Pakistan schützt und den Iran in Ruhe lässt. Im Kriegsfall könnten viele Dinge außer Kontrolle geraten. Wenn dann im Chaos und möglichen Zusammenbruch der Sicherheitsprotokolle Bestandteile von Hardware und Know-How "verschwinden" und in falsche Hände geraten, hat man sicher ein Problem.

Staaten, die sich technologisch weiterentwickeln werden automatisch in der Lage sein entsprechendes Know-How auch bei Bedarf militärisch zu nutzen. Die wenigsten trauen sich aber diese einzusetzen. IS oder Al-Qaida würde ich das zutrauen. Weniger, weil sie unberechenbar sind, sondern, weil sie aufgrund ihrer Struktur schwerer abzuschrecken sind. Sozusagen in Haftung zu nehmen. Sie bieten kaum Ziele und haben sprichwörtlich wenig zu verlieren.
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