Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

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nietoperz
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von nietoperz »

Ich hoffe es kommt ein neues Referendum. Putin würde das jedenfalls ärgern.
Senexx

Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Senexx »

nietoperz hat geschrieben:(18 Jan 2019, 12:13)

Ich hoffe es kommt ein neues Referendum. Putin würde das jedenfalls ärgern.
Oder Macron.
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Europa2050
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Europa2050 »

Senexx hat geschrieben:(18 Jan 2019, 12:18)

Oder Macron.
Und Trump...
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
PeterK
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von PeterK »

nietoperz hat geschrieben:(18 Jan 2019, 12:13)
Ich hoffe es kommt ein neues Referendum. Putin würde das jedenfalls ärgern.
Das hielte ich für problematisch. Besser wäre, wenn sich die Briten (Parlament und Regierung) mal klar dazu äußerten, was sie denn nun wollen.

Es wäre IMO auch dringend an der Zeit, dass sich die britische Politik mal wieder mit etwas anderem als dem Brexit beschäftigt.
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Wolverine
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Wolverine »

Senexx hat geschrieben:(18 Jan 2019, 12:18)

Oder Macron.
Ein Hard-Brexit würde auf ganz Europa abfärben.
Senexx

Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Senexx »

Wolverine hat geschrieben:(18 Jan 2019, 13:43)

Ein Hard-Brexit würde auf ganz Europa abfärben.
Ein Ausscheiden UKS würde F mehr Gewicht geben und den Widerstand gegen eine Schuldenunion schwächen. F sieht sich als Führer Europas, ein UK hat da immer gestört.
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Wolverine
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Wolverine »

Senexx hat geschrieben:(18 Jan 2019, 13:45)

Ein Ausscheiden UKS würde F mehr Gewicht geben und den Widerstand gegen eine Schuldenunion schwächen. F sieht sich als Führer Europas, ein UK hat da immer gestört.
Ich meinte die wirtschaftlichen Konsequenzen vor allem. Hatte gestern kurz mal bei Illner reingeschaut, wurde dort thematisiert. Natürlich, Macron fühlt sich zu Höherem berufen. :D

Der ist auch froh, dass für Merkel die Abschiedsglocken läuten.
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H2O
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von H2O »

Wolverine hat geschrieben:(18 Jan 2019, 13:48)

Ich meinte die wirtschaftlichen Konsequenzen vor allem. Hatte gestern kurz mal bei Illner reingeschaut, wurde dort thematisiert. Natürlich, Macron fühlt sich zu Höherem berufen. :D

Der ist auch froh, dass für Merkel die Abschiedsglocken läuten.
Japanische Investoren sehen ihre Investitionen in GB in Gefahr; dort hatten sie sich engagiert mit Blick auf die Weltsprache Englisch und den ungehinderten Zugang zum großen Markt der EU. Das hatten sie schon vor dem Referendum verbunden mit einem angedrohten Abzug auf den Kontinent verkündet. Wenn GB nicht vergleichbare Öffnungen auf große Märkte aufbaut (etwa USA), dann dürfte die Sache mit den Investitionen eng werden. GB ist ein ganz ordentlicher Verbrauchermarkt, aber dazu dort investieren, wenn man investieren kann, wo 500 Mio Menschen einen Markt bilden, das will dann auch mehrfach überlegt werden. Solche Mittel sollen ja hohe Gewinne ermöglichen.

Weiterhin muß man sehen, daß deutsche Unternehmen dort ganz beträchtliche Investitionen gemacht haben, Firmenübernahmen, sogar outsourcing von Lieferketten. Der Nutzen dieser Investitionen und NIederlassungen wird sehr viel geringer sein als in der EU... da wird niemand so leicht Geld loseisen, um diesen Markt so zu bearbeiten, daß er in der EU Absätze und vor allem Gewinne erzielt.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die Briten nicht einmal versucht haben, diesen Schaden und die Zukunft infolge dieser Erfahrungen zur Diskussion zu stellen.

Langfristig dürften da hunderte von Milliarden ausbleiben!
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/ ... -iw-studie

Wenn ich diese Quelle querprüfe, dann sind das jährlich 50 Mrd € weniger Investitionen als vor dem angekündigten BREXIT.

Hinzu kommen dann sicher ausbleibende Einnahmen aus dem Export in das Zollausland, das seinen Bedarf nach dem BREXIT anderswo günstiger decken wird. Allein dadurch entsteht neuer Wettbewerb für GB auf dem Weltmarkt, also nicht nur in der EU.
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Balsamico
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Balsamico »

Senexx hat geschrieben:(18 Jan 2019, 12:06)
Die Unternehmen würden. Aber die werden ja nicht gefragt.
H2O hat geschrieben:(18 Jan 2019, 14:40)
Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die Briten nicht einmal versucht haben, diesen Schaden und die Zukunft infolge dieser Erfahrungen zur Diskussion zu stellen.

Für gewöhnlich spielen die Unternehmen/Lobbyverbände doch meistens die erste Geige. Und dass die Briten nicht rechnen können ist auch nicht sehr wahrscheinlich. Riecht das für euch nicht vielleicht auch nach Steuerdumpingplänen? Wollen sich die Briten vielleicht mit aus dem Grund so frei wie möglich machen, um anschließend mit unlauteren Mitteln auf die Überholspur zu wechseln und an der moralgebremsten EU vorbeizuziehen? Droht uns gerade nicht eine gewaltige Steueroase direkt vor der Haustüre? Ist es nicht sehr gut möglich, dass, in stillschweigendem Einverständnis, genau das der gemeinsame Nenner der Brexiteers sein könnte? Würde das nicht einen großen Teil dieses nicht nachvollziehbaren, augenscheinlich selbstzerstörerischen Verhaltens erklären? Dieser erhabenen Empirementalität würde es jedenfalls nicht widersprechen...

Oder was denkt ihr? Unwahrscheinlich?
Senexx

Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Senexx »

Balsamico hat geschrieben:(21 Jan 2019, 11:30)

Für gewöhnlich spielen die Unternehmen/Lobbyverbände doch meistens die erste Geige. Und dass die Briten nicht rechnen können ist auch nicht sehr wahrscheinlich. Riecht das für euch nicht vielleicht auch nach Steuerdumpingplänen? Wollen sich die Briten vielleicht mit aus dem Grund so frei wie möglich machen, um anschließend mit unlauteren Mitteln auf die Überholspur zu wechseln und an der moralgebremsten EU vorbeizuziehen? Droht uns gerade nicht eine gewaltige Steueroase direkt vor der Haustüre? Ist es nicht sehr gut möglich, dass, in stillschweigendem Einverständnis, genau das der gemeinsame Nenner der Brexiteers sein könnte? Würde das nicht einen großen Teil dieses nicht nachvollziehbaren, augenscheinlich selbstzerstörerischen Verhaltens erklären? Dieser erhabenen Empirementalität würde es jedenfalls nicht widersprechen...

Oder was denkt ihr? Unwahrscheinlich?
Könnten die Unternehmen entscheiden, blieben die Briten in der EU. Punkt.
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Wolverine
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Wolverine »

H2O hat geschrieben:(18 Jan 2019, 14:40)

Japanische Investoren sehen ihre Investitionen in GB in Gefahr; dort hatten sie sich engagiert mit Blick auf die Weltsprache Englisch und den ungehinderten Zugang zum großen Markt der EU. Das hatten sie schon vor dem Referendum verbunden mit einem angedrohten Abzug auf den Kontinent verkündet. Wenn GB nicht vergleichbare Öffnungen auf große Märkte aufbaut (etwa USA), dann dürfte die Sache mit den Investitionen eng werden. GB ist ein ganz ordentlicher Verbrauchermarkt, aber dazu dort investieren, wenn man investieren kann, wo 500 Mio Menschen einen Markt bilden, das will dann auch mehrfach überlegt werden. Solche Mittel sollen ja hohe Gewinne ermöglichen.

Weiterhin muß man sehen, daß deutsche Unternehmen dort ganz beträchtliche Investitionen gemacht haben, Firmenübernahmen, sogar outsourcing von Lieferketten. Der Nutzen dieser Investitionen und NIederlassungen wird sehr viel geringer sein als in der EU... da wird niemand so leicht Geld loseisen, um diesen Markt so zu bearbeiten, daß er in der EU Absätze und vor allem Gewinne erzielt.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß die Briten nicht einmal versucht haben, diesen Schaden und die Zukunft infolge dieser Erfahrungen zur Diskussion zu stellen.

Langfristig dürften da hunderte von Milliarden ausbleiben!
https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/ ... -iw-studie

Wenn ich diese Quelle querprüfe, dann sind das jährlich 50 Mrd € weniger Investitionen als vor dem angekündigten BREXIT.

Hinzu kommen dann sicher ausbleibende Einnahmen aus dem Export in das Zollausland, das seinen Bedarf nach dem BREXIT anderswo günstiger decken wird. Allein dadurch entsteht neuer Wettbewerb für GB auf dem Weltmarkt, also nicht nur in der EU.
Ich stimme Dir zu, denn diesen Eindruck habe ich auch und auch so wurde das bei Illner vertreten. Dort waren auch 2 Personen (Mann und Frau) aus England, die erklärte Gegner des Brexit sind und ihre Meinung dazu auf Deutsch sehr gut vertreten konnten. Die haben das so begründet wie Du.
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Balsamico »

Senexx hat geschrieben:(21 Jan 2019, 12:38)

Könnten die Unternehmen entscheiden, blieben die Briten in der EU. Punkt.
Das habe ich im Kern mit dem Post eigentlich nicht gemeint. Vielmehr kommt mir als allererste Vermutung in den Sinn, dass es doch DER Vorteil eines von der EU "befreiten" GB sein wird, sich in eine Steueroase umbauen zu können. Das würde dieses vermeintlich selbstzerstörerische, nicht nachvollziehbare Handeln der Brexit-Rädelsführer in letzter Konsequenz dann eben doch wieder - wenn auch auf niederträchtige Art - sinnig erscheinen lassen. Korrigiert mich, wenn euch das völlig abwegig erscheint. Ich bitte sogar darum und hoffe...
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von H2O »

GB in eine Steueroase umbauen
Diese Befürchtung, hier als Verdacht vorgetragen, gab es mehrfach, als die Verhandlungen mit den Briten so gar nicht voran kamen. Das Spiel fände dann unter den Augen argwöhnisch vorgespannter Europäer statt. Die Briten würden dieses mutwillig schädliche Verhalten sicher teuer bezahlen. Die schlechten Beispiele der Schweiz, Luxemburgs und der Niederlande, Großanlegern mit "Steuerspartricks" entgegen zu kommen, dürften bei Nachahmung nur von kurzer Dauer sein.
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Misterfritz »

Balsamico hat geschrieben:(21 Jan 2019, 22:41)

Das habe ich im Kern mit dem Post eigentlich nicht gemeint. Vielmehr kommt mir als allererste Vermutung in den Sinn, dass es doch DER Vorteil eines von der EU "befreiten" GB sein wird, sich in eine Steueroase umbauen zu können. Das würde dieses vermeintlich selbstzerstörerische, nicht nachvollziehbare Handeln der Brexit-Rädelsführer in letzter Konsequenz dann eben doch wieder - wenn auch auf niederträchtige Art - sinnig erscheinen lassen. Korrigiert mich, wenn euch das völlig abwegig erscheint. Ich bitte sogar darum und hoffe...
Das Problem ist aber, dass z.B. die Leute, die bei Automobilfirmen am Band stehen, nichts von einer Steueroase GB haben. Die wenigsten britischen Bürger würden davon profitieren.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Balsamico »

Misterfritz hat geschrieben:(23 Jan 2019, 13:40)

Das Problem ist aber, dass z.B. die Leute, die bei Automobilfirmen am Band stehen, nichts von einer Steueroase GB haben. Die wenigsten britischen Bürger würden davon profitieren.
Ohnehin profitieren die wenigsten britischen Bürger vom Brexit. Wenn diese Gentlemens das interessieren würde, hätten Sie die Leute ja nicht zum Austritt verführt. Sollte es tatsächlich so sein, dass ein derartiger Steueroasenplan hinter dem Theater stehen würde, dann wären es die entsprechenden Lobbyverbände, die den Leave-Politikern entsprechende Impulse geben -und dass die sich für Fließbandarbeiter interessieren, glaubt sicherlich keiner.

Diese Vermutung ist eben die einzige, die dem ja so nicht nachvollziehbaren Treiben der Brexiteers Sinn geben würde.


H2O hat geschrieben:(21 Jan 2019, 23:47)

Diese Befürchtung, hier als Verdacht vorgetragen, gab es mehrfach, als die Verhandlungen mit den Briten so gar nicht voran kamen. Das Spiel fände dann unter den Augen argwöhnisch vorgespannter Europäer statt. Die Briten würden dieses mutwillig schädliche Verhalten sicher teuer bezahlen. Die schlechten Beispiele der Schweiz, Luxemburgs und der Niederlande, Großanlegern mit "Steuerspartricks" entgegen zu kommen, dürften bei Nachahmung nur von kurzer Dauer sein.
...solölte man meinen. Aber die Beispiele, die du nennst, belegen doch genau das Gegenteil -dass es nämlich eben doch geht. Da können die "Augen argwöhnisch vorgespannter Europäer" glotzen wie sie wollen -erfahrungsgemäß. Entwicklungen in die richtige Richtung a la schweizer Bankengeheimnis sind ja einsame Ausnahmen...
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von H2O »

Balsamico hat geschrieben:(23 Jan 2019, 15:27)

Ohnehin profitieren die wenigsten britischen Bürger vom Brexit. Wenn diese Gentlemens das interessieren würde, hätten Sie die Leute ja nicht zum Austritt verführt. Sollte es tatsächlich so sein, dass ein derartiger Steueroasenplan hinter dem Theater stehen würde, dann wären es die entsprechenden Lobbyverbände, die den Leave-Politikern entsprechende Impulse geben -und dass die sich für Fließbandarbeiter interessieren, glaubt sicherlich keiner.

Diese Vermutung ist eben die einzige, die dem ja so nicht nachvollziehbaren Treiben der Brexiteers Sinn geben würde.





...solölte man meinen. Aber die Beispiele, die du nennst, belegen doch genau das Gegenteil -dass es nämlich eben doch geht. Da können die "Augen argwöhnisch vorgespannter Europäer" glotzen wie sie wollen -erfahrungsgemäß. Entwicklungen in die richtige Richtung a la schweizer Bankengeheimnis sind ja einsame Ausnahmen...
Das ist mir zu verbittert; die Fehler werden in der EU Stück für Stück durch eine gemeinschaftliche Regelung abgearbeitet. Das ist derzeit doch das große Thema, wenn gerade einmal der BREXIT eine Verschnaufpause einlegt.
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Quatschki »

Das wird bestimmt so schlimm wie beim Millenium-Bug
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Lomond
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Lomond »

Ob es nun doch noch einen geregelten Brexit gibt?
Non enim propter gloriam, divicias aut honores pugnamus set propter libertatem solummodo quam Nemo bonus nisi simul cum vita amittit.
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von Atue001 »

Auch bei einem Hard Brexit werden sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Dies auch deshalb, weil weder die EU noch GB nach einem ungeregelten Brexit einen Vorteil darin sehen, auf Dauer mit negativen Folgen umgehen zu müssen. Der Druck, dann zu vernünftigen Handelsvereinbarungen zu kommen, der beiden Seiten das Handeln auch erleichtert, ist dann erheblich.

Da die EU die größere Handelsmacht ist, und GB die kleinere, wird GB nach einem ungeregelten Brexit tendenziell größere Kröten schlucken müssen, und die EU sich besser durchsetzen können. Doch das bedeutet letzten Endes nur, dass eine Partnerschaft binnen weniger Jahre faktisch auf eine Zollunion oder ähnliches hinausläuft, so dass der Warenverkehr zwischen GB und der EU wieder halbwegs vernünftig fließt.

In GB ist aufgrung der Übergangsphasen zunächst mit einer deutlich höheren Arbeitslosigkeit zu rechnen, und damit auch mit einem Absinken des relativen Wohlstandes gegenüber dem Schnitt der EU. Wie stark dies ausfällt, ist reine Spekulation - würde es zu stark, wäre der innenpolitische Druck in GB recht groß, sich doch wieder um eine Annäherung an die EU zu bemühen.

Insgesamt sind die Alternativen für die Briten ja nicht all zu vielfältig:
Entweder man koppelt sich an die USA, dann ist man klarer Junior mit wenig Rechten und vielen Pflichten.
Oder man koppelt sich an Rußland - was wohl eher nicht zu erwarten ist.
Wie wäre es mit China und der Seidenstraße - auch das ist nicht zu erwarten, da das nur dann für die Chinesen attraktiv wäre, wenn sie die Oberhand behalten und die Vorgaben machen. Von einer unabhängigen Wirtschaftspolitik wäre damit GB weiter entfernt, als bei einer Zusammenarbeit mit der EU.
Oder man koppelt sich gleich an die EU - was dann dem Status Quo nahe kommt, und ziemlicher Blödsinn ist, denn anders als heute hätte GB bei einer solchen Konstruktion keine Vorteile, weil sie lediglich die Mitspracherechte verloren hätten.
Bleibt noch der Versuch, sich als isoliertes industrialisiertes Land als attraktives Niedrigsteuerland zu präsentieren......was weder im Interesse der EU liegt, noch im Interesse der USA. Die beiden Wirtschaftshandelnden werden sich das nicht zu umfangreich bieten lassen, und ggf. dafür sorgen, dass GB auch wieder wirtschaftspolitisch eingefangen wird.

In der derzeitigen Weltlage ist GB nicht in der Lage, ein eigenes Handelsimperium aufzubauen. Die scheinbar gewonnene Freiheit durch den Brexit ist so oder so heute schon bestenfalls Illussion. Faktisch ist das ein weiterer Baustein, der mittelfristig auch den festen Platz im UN-Sicherheitsrat kosten wird. Noch schlimmer könnte es werden, wenn es zur Auflösung von UK kommt, beispielsweise weil sich Schottland und vielleicht auch Nordirland abspalten. Es könnte gut sein, dass vielleicht GB Geschichte mit dem Brexit schreibt, aber damit auch bald Geschichte ist. Die kleineren Nachfolgestaaten werden dann von ganz alleine den Schutzmantel der EU aufsuchen - allerdings übergangsweise mit bis zu 20% Einbußen beim Wohlstand rechnen müssen.
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sünnerklaas
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Re: Hard Brexit, Größenordnung des Desasters? Worst case = GB -> Schwellenland?

Beitrag von sünnerklaas »

Atue001 hat geschrieben:(18 Oct 2019, 00:42)


In der derzeitigen Weltlage ist GB nicht in der Lage, ein eigenes Handelsimperium aufzubauen. Die scheinbar gewonnene Freiheit durch den Brexit ist so oder so heute schon bestenfalls Illussion.
Vollkommen korrekt, denn um ein eigenes Handelsimperium aufzubauen, braucht es nicht Jahre, sondern oft Jahrzehnte. Das ist eine mühevolle Klein-Klein-Arbeit, bei der es auch und vor allem auf gegenseitiges Vertrauen ankommt. Da der Brexit sehr stark auf der Verkündigung von Lügen und Unwahrheiten aufbaute und die Briten gleichzeitig nicht in der Lage waren, tragfähige Beschlüsse zu fassen, sondern sich auf Streitereien auf dem Niveau von Kindergartenkindern herabgelassen haben,ist hier einiges mehr kaputt gegangen. Zukünftige Partner in Handelsabkommen werden erst einmal die grundsätzliche Frage stellen, ob die Briten überhaupt in der Lage sind, nicht nur Verträge zu schließen, sondern sie auch dauerhaft und nachhaltig einzuhalten ohne bei der ersten größeren Schwierigkeit gleich wegzulaufen.
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