Tom Bombadil hat geschrieben:(02 Dec 2017, 12:39)
Ich halte Lindners Aussagen zum Abbruch der Gespräche für nachvollziehbar und - wie auch schon im anderen Strang geschrieben - war die Diskrepanz im Umgang Union/Grünen zu Union/FDP imho recht deutlich zu erkennen,
Woran eigentlich? Ich habe die Auseinandersetzungen zwischen Union und Grünen, speziell zur Migrationspolitik, sowie beispielsweise die dauernden Querschüsse von Herrn Dobrindt gegen die Grünen, keineswegs als sonderlich harmonisch empfunden. Im Gegenteil, das war das öffentlich dominante Thema. Deswegen hat es mich ja so verblüfft, also plötzlich Lindner um die Ecke kam und erklärte, das ginge alles nicht. Und das, nachdem sich Union und Grüne gerade halbwegs geeinigt hatten. Er hätte gut daran getan, deutlich früher auf seine fundamentalen Bauchschmerzen hinzuweisen. Vielleicht ist das im Hintergrund passiert und dann wäre es ja auch gut gewesen, im Gegensatz zu den anderen das nicht gleich öffentlich zu machen - nur kann ich nach wie vor nirgends entnehmen oder nachlesen, dass das passiert sei. Zumal ich Merkel so einschätze, dass sie das sehr ernst genommen hätte.
woraus sich ableiten lässt, dass die FDP in einer Koalition nicht viel zu kamellen gehabt hätte, ihre Themen wären untergegangen.
Ich verstehe auch nicht, warum eine kleine Partei, die gerade wieder aus der Versenkung aufgestiegen ist, unbedingt sofort wieder mitregieren soll und damit ihre Existenz erneut gefährden muss.
Das kann passieren, wenn es nur noch viel schlechtere Möglichkeiten gibt, was aktuell der Fall war. Für die FDP ungelegen, sicher - aber sowas passiert nun mal im Leben.
Dann ziehe ich nochmal das hier aus dem anderen Strang herüber, damit es nicht zu unübersichtlich wird:
Tom Bombadil hat geschrieben:(30 Nov 2017, 13:21)
Stellen kann man sie, aber das bedeutet nicht, dass man diese Forderungen auch erfüllt bekommt.
Das überzeugt nicht, wenn man den FAZ-Artikel gelesen hat. Es wurde bis zum Ende in den Sachausschüssen verhandelt.
Ist kein Gegenbeweis. Es werden im Wirtschaftsleben oft Verhandlungen auf Detailebene weitergeführt, während jemand oben längst beschlossen hat, abzubrechen - eben, um nicht offensichtlich als Showstopper dazustehen.
Aber gut, ich kann meine Behauptung auch nicht beweisen.
Deutlich mehr Regierungsauftrag als die FDP.
Für mich nicht: 153 vs. 80 Sitze.
Ich sehe das eher so: -40 vs. +80 Sitze. Soll die SPD deiner Meinung nach in der GroKo weiterregieren, bis sie kleiner ist als die FDP? Nochmal:
https://share-your-photo.com/img/cdf6a457e1.jpg
Die eine Partei hat stark hinzugewonnen, die andere stark verloren. Das bedeutet, dass nunmehr wesentlich mehr Menschen im Lande die eine Partei an der Regierung sehen wollen und nicht mehr die andere. Parteien sind doch aufgefordert, den Wählerwillen zu interpretieren und umzusetzen. Dazu gehört auch, Schlußfolgerungen aus Entwicklungen zu ziehen.
Ja, es ist ganz einfach, seine Forderungen durchzusetzen, wenn CDU und Grüne kuscheln und mauscheln. Und wenn das nicht klappt, hat man eben schlecht verhandelt. Findest du das nicht arg simplifiziert?
Dass die FDP schlecht verhandelt hat ist ein Fakt?
Siehe oben - wenn man ein solches Bündnis öffentlich beendet, so wie es Lindner getan hat, sollte man beizeiten den Partnern sehr deutlich gemacht haben, dass es so nicht geht. Also nicht nur irgendwas fordern und dann enttäuscht sein, wenn dem nicht wie gewünscht stattgegeben wird, sondern wirklich auf höchster Ebene eskalieren und signalisieren, dass einem das essentiell ist. Kann ja sein, dass Merkel aus strategischen Gründen, vielleicht weil sie sich der FDP zu sicher war, hauptsächlich den Schulterschluss mit den Grünen gesucht hat. Dann hätte man ihr beizeiten ihren Irrtum klar machen sollen. Wie gesagt, ich kann nicht erkennen, dass das passiert ist.
Und wenn man das aber nicht getan hat, können die anderen nicht damit rechnen, dass man plötzlich abbricht, gerade nachdem die anderen sich mühsam geeinigt haben.
In welchen Koalitionen herrschte denn schon bei den Sondierungsgesprächen das Misstrauen vor?
Beispielsweise kann ich mich noch erinnern, welches Mißtrauen und Gezerre es 2005 gab. Das war die erste Große Koalition seit den 60ern.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.