harry52 hat geschrieben:(02 Jul 2017, 08:55)
Was ist denn sooooooooo schlimm in Deutschland????
Ich könnte ja verstehen, wenn man in einem armen Land wie Albanien lebt, dass man eine komplett andere Politik will, aber in Deutschland???
Bist Du Dir ganz sicher,
dass Du deine Wut und deinen Frust auf die Richtigen lenkst? Menschen neigen ja, wie wir aus der Vergangenheit wissen, Sündenböcke für ihre Probleme zu suchen und die Sündenböcke sind oft die falschen. Oft haben die gar nichts falsch gemacht.
Dein Sündenbock sind nicht Hexen, Juden, Ungläubige, die Amis, Homosexuelle, die Manager, die Geldverleiher ....
sondern
"die Politiker der etablierten Parteien". Ich aber frage Dich: Sei mal ehrlich, sind die wirklich so mies und ist Deutschland in einem so miesen Zustand wegen ihnen, dass man jetzt ganz was anderes wählen sollte? Guck einfach mal, was genau in deinem Leben schief geht und dann überleg mal, ob eine Protestwahl da wirklich hilft.
Oder hilft vielleicht was ganz anderes?
Um jetzt eine Antwort herauszunehmen.
Ich sehe in den "Politikern der etablierten Parteien" keine Sündenböcke. Ich mache für persönliche Befindlichkeiten auch nicht die Angela, Martin oder die anderen Politiker verantwortlich. Das hätte schon leicht etwas paranoide Züge.
Dennoch kann man ja der Auffassung sein, daß verantwortliche Politiker "falsche" Entscheidungen getroffen haben. Entscheidungen, die man nicht gutheißt. Mir ist natürlich klar, daß in Verantwortung stehend vieles bedacht werden muß und man als jemand, der gemütlich auf dem Sofa sitzt natürlich leicht reden hat. Im kleineren Maßstab kenne ich das auch. Aber, man darf anderer Meinung sein. Diese andere Meinung darf, kann oder gar muß sich dann auch im Wahlverhalten ausdrücken. Dazu gibt es ja Wahlen. Das ist ja sogar innerhalb ein- und derselben Partei möglich. Also der Vorwurf etwas "falsch gemacht" zu haben.
Deutschland geht es im Vergleich zu anderen Ländern ziemlich gut. Das stelle ich gar nicht in Frage. Man sollte auch seinem Bauchgefühl manchmal folgen. Ich habe mich mal vor Jahren intensiv mit einigen Parteien auseinandersetzen müssen. Mit den Parteiprogrammen. Damals wurde mir erst bewußt, wie wenig man, genauer gesagt der Gemeine Wähler, eigentlich über diese Parteiprogramme weiß. Was sie bedeuten, im Kontext volkswirtschaftlicher Aspekte. Politikwissenschaftlicher. Auf EU-Ebene. Staatsrechtlicher. In Fragen der Rentenpolitik. Schulpolitik, umv. Im Grunde genommen wählen viele nach dem Bauch. Nach Sympathie. Z.B. die Merkel. Die ist ruhig. Die schippert uns schon souverän durch rauhe See. Es ist natürlich vermessen zu fordern, daß man sich intensiv mit den Wahl- und Parteiprogrammen beschäftigen sollte. Dazu gehört z.T. viel Fachwissen, das kann man einfach nicht leisten. Sonst sagen einem die Punkte nicht viel. Letztendlich orientieren sich viele deshalb an rudimentäre Richtungen und der Sympathie. Das muß ja nicht falsch sein. Was ist aber, wenn man - sagen wir - nicht gänzlich mit der Performance der einen oder andere Partei oder Führungspersonen einverstanden ist? Wäre es besser eine Partei nur aus Protest zu wählen? Vermutlich nicht. Was wäre, wenn man aber durchaus mit Positionen der AfD oder der Linken zumindest teilweise sympathisiert? (Auch hier wieder die Sympathie).
Es wurde auch vorgeschlagen eine ungültige Stimme abzugeben. Für mich ist das gleichbedeutend mit nicht wählen zu gehen. Was hilft eine Protestwahl? Der einzige Grund, der mir einfällt ist, den "etablierten Parteien" damit einen Schuß vor dem Bug zu geben. Aber, wie hier auch schon gesagt wurde, dann können auch Parteien oder Leute wie Trump plötzlich da stehen. Auf der anderen Seite stehen alle Parteien, z.B. hier in Deutschland, die wählbar sind, ja nicht außerhalb des Grundgesetzes. Sie sind nicht verboten. Sie sind akzeptable Möglichkeiten. Von daher könnte man sagen, daß alle wählbaren Parteien auch "wählbar" sind. Also, der Protest sich nicht illegal Luft verschafft. Oder Verfassungswidrig.
Für mich ist ein wesentlicher Kern einer Protestwahl, daß man eine Stimme einer Partei gibt,
die man eigentlich nicht wählen würde. Sondern nur deshalb, weil man seinem etablierten Ehepartner mal eifersüchtig machen will. Oder seinem Arbeitgeber mal signalisieren will, daß man auch jederzeit woanders einen Job finden kann. Ich finde, zumindest im letzteren Fall ist das legitim. Das Problem ist aber, wenn das alle oder zumindest viele machen, dann bekommen wir "merkwürdige Ergebnisse". Aber alles legal.