Naja, was das wissenschaftliche Publizieren bzw. das Sich-Öffentlich-Äußern als Wissenschaftler anbelangt, da findet man nicht nur bei den "Gender Studies" (die es ja so gar nicht gibt, sondern nur als interdisziplinäres wissenschaftliches Fachgebiet) recht viel "Verschwurbeltes", um mal den hier so beliebten Begriff zu gebrauchen. Das trifft man selbstverständlich auch in den Naturwisschaften an. Viele Wissenschaftler - egal, welcher Richtung - tun sich schwer damit, Dinge auf den Punkt zu bringen und Thesen klar und verständlich zu erläutern. Das ist bekannt. Das weiß jeder, der mal wissenschaftlich gearbeitet hat. Und ich schrieb es schon mehrfach: Ein Wissenschaftler, der wirklich sattelfest auf dem eigenen Forschungsgebiet ist, der kann es dann auch im interdisziplinären Diskurs, in Zeitschriften und sogar in solchen Foren wie dem unseren klar auf den Punkt bringen. Etwas klar und verständlich zu erklären, hat nichts mit Unwissenschaftlichkeit zu tun, sondern "nur" mit Klarheit und Strukturiertheit im Denken. Langes umständliches Herumeiern dagegen ist ein Zeichen von Unsicherheit auf dem eigenen und erst recht den fremden Forschungsgebieten. Da heben sich die "Gender Studies" nicht von anderen Bereichen ab. Das ist überall dasselbe. Ich rede jetzt nicht vom Fachchinesisch, das Wissenschaftler aus ein und demselben Team und ein und demselben Fachgebiet oft untereinander verwenden. Das ist ok, damit kommen die klar. Ich meine das öffentliche Erläutern eigener Forschungen und wissenschaftlicher Ansichten, zum Teil auch vor Publikum, das nicht in der Materie steht. Da gibt es unheimliche Defizite. Überall. Und letztendlich betrifft das natürlich auch alle Pressetexte, die man über wissenschaftliche Forschung lesen kann.MäckIntaier hat geschrieben:(19 Oct 2018, 08:33)
Es wurde nirgends hier das Gegenteil behauptet. Der Handlungsbedarf bezieht sich jedoch darauf, dass, wie Sie selbst explizit und richtig sagen, "Frauen sich nicht gleichermaßen frei entwickeln können wie Männer". Sozialwissenschaftler können sich nun mit den Rollenbildern in einer Gesellschaft beschäftigen, und daraus wiederum lassen sich gesellschaftspolitische Konsequenzen ziehen. Vom Grundsatz her scheint das hier konsensfähig, wenn auch sicher unterschiedliche Gestaltungsansätze bevorzugt werden. Kein Konsens hingegen herrscht darüber, dass die Kategorie Frau und Mann, vom Sonderfall Menschen mit biologisch nicht eindeutigem Geschlecht abgesehen, um Pseudo- oder Phantomgeschlechter erweitert werden, mit der Begründung, auch Frau und Mann seien nur konstruiert, ergo sei jedes weitere Phantomgeschlecht ebenfalls anzuerkennen. Vom erwähnten Sonderfall abgesehen, ist jeder immer schon männlichen oder weiblichen Geschlechts, bevor er versteht, was die biologische Kategorie "Geschlecht" überhaupt bedeutet. So, wie jeder Mensch ist, bevor er versteht, was es bedeutet, ein Mensch und kein Tier oder ein Baum zu sein. Der unwissenschaftlichen "Logik" mancher Genderanhänger nach wäre im Grunde "Mensch" auch nur ein soziales Konstrukt - es mögen mir Flügel oder Kiemen fehlen, aber warum sollte ich mich nicht als Adler oder Barsch entwerfen?
Außerhalb von Macht, Einfluss, materiellen Interessen, Ideologie und Eitelkeiten ist nicht nachvollziehbar, warum eine "Lehre" verteidigt wird, die wie im vorliegenden Fall Texte für bare Münze nimmt, die sich schon kein Kaberettist merh ausdenken kann. Im Übrigen wird der Selbstwiderspruch der Zunft - und damit der Kampf um Macht um Einfluss - schon dort sichtbar, wo diese Zunft jede objektive Wahrheit zurückweist, aber aus den eigenen Ansprüchen allgemeingültige Aussagen ableiten möchte. Hier tritt an die Stelle des Wahrheitsbegriffes (es gibt nun einmal derzeit nur die beiden "natürlichen" Geschlechter) ein normativ grundierter Machtbegriff. Die Methode zur Durchsetzung beruht demnach auf einem diskursiven Machtanspruch, nicht auf wissenschaftlichen Fakten. Um das schon gegebene Beispiel noch einmal aufzunehmen: Im Grunde verteidigen Sie mit Ihrer Argumentation jene Einstellung, wie sie auch Päpste und Theologen gegenüber Wissenschaftlern an den Tag legten, als letztere in der kopernikanischen Wende das geozentrische Weltbild zertrümmerten. Mit dem rein machtgestützten Ansatz, wie er in manchen Genderkreisen vertreten wird, kann gemäß deren logischem Ansatz die Erde auch wieder zur Scheibe werden, und wer das faktenbasiert bestreitet, ist dann ein reaktionärer Physikalist. Es bleibt dabei: Der Satz "Die Sonne scheint" ist unabhängig vom politischen Standpunkt genau dann wahr, wenn die Sonne tatsächlich beobachtbar am Himmel steht. Und ob einer Mann oder Frau, Mensch oder Tier, Fisch oder Vogel ist, ist ebenfalls wissenschaftlich zweifelsfrei feststellbar.
Ich selbst mag auch keine gender-mäßigen Übertreibungen. Zum Beispiel in der Sprache, vor allem im geschriebenen Wort, gibt es solche geschlechtsspezifischen Übertreibungen, die ich ablehne, weil sie die Kommunikation nur erschweren statt erleichtern. Aber dennoch lese ich schon mit Interesse ab und zu mal (sehr selten), was diese Genderforscher nun zu sagen haben. Dass in der Gesellschaft zwischen den Geschlechtern sowie bei den Themen Homosexualität und Transgender bei weitem noch nicht alles so liberal, gerecht und frei funktioniert, wie es sein sollte, das ist doch nun klar. Und dass in einigen (ich betone "einigen") männerdominierten Bereichen in Wirtschaft und Forschung, aber auch im familiären Alltag, bestimmte Männer gleich angstvoll aufschreien, wenn sie ihre Felle (sprich Macht) wegschwimmen sehen, weil immer mehr Frauen sich anschicken, auf Augenhöhe zu agieren, das ist doch nun bekannt.