USA TOMORROW » Do 18. Dez 2014, 19:13 hat geschrieben:
Wenn es um Frauen geht, die nach der 12. SSW zur Austragung ihrer Schwangerschaft gezwungen werden, setzt du den Begriff Folter in Anführungsstriche.
Was willst du damit zum Ausdruck bringen, wenn nicht, dass es sich in deinen Augen nicht wirklich um Folter handelt?
Also gut, dann möchte ich es dir ausnahmsweise doch erklären.
"Folter" steht in Strichelchen, weil es selbstverständlich zu keinem Zeitpunkt echte, tatsächliche Folter ist. Zumindest nicht nach dem, was üblicherweise unter Folter verstanden wird.
In der ganz individuellen Wahrnehmung einer ungewollt schwangeren Frau kann sich aber jede nur vorstellbare Situation, die sich daraus ergibt, als "Folter" anfühlen. Da ist das Feststellen der Schwangerschaft u.U. geradezu ein Schock. Die innere, persönliche Auseinandersetzung der Frau mit der Frage, wie sie nun damit umgehen soll, ist ein aufreibender, anstrengender, emotional sehr belastender Prozess- und auch das kann sich nach "Folter" anfühlen.
Wenn sie andere Personen in ihre Entscheidungsfindung einbezieht, dann ist natürlich auch zu erwarten, dass der Prozess ihrer Überlegung zusätzlichen Einflüssen unterliegt, mit denen sie sich beschäftigen muss und wird- auch das ist kein emotionaler Spaziergang sondern richtig harter Tobak.
Eine ggf. getroffene Entscheidung für eine Abtreibung und die Abtreibung selbst ist physisch und psychisch für die eine oder andere Frau zumindest zeitweise schwer zu bewältigen- das schüttelt keine Frau aus dem Handgelenk, das entscheidet keine Frau leichtfertig.
Hat sie sich allerdings die Sache wirklich gut und umfassend überlegt und ist zu einem für sie richtigen Ergebnis gekommen, wird sie auch damit danach gut zurecht kommen- denn eine RICHTIGE Entscheidung hinterlässt keine dauerhaften schlechten Gefühle.
Und auch die Frau, die sich nach der Phase der Unentschlossenheit dazu entschließt, die eigentlich ungewollte Schwangerschaft auszutragen, wird im Verlauf derselben immer wieder sich selbst fragen, ob sie richtig entschieden hat. Es ist ja nicht so, dass alle Bedenken, alle nicht so guten Umstände dieser Schwangerschaft, ihrer persönlichen Situation einfach verschwinden. Das Gefühl "ich krieg nun ein Kind und weiß gar nicht, wie es weitergehen soll" ist kein angenehmes.
Aber irgendwie weiß ich, dass du das überhaupt nicht begreifst.
Ich beherrsche die deutsche Rechtschreibung! Aber meine Tastatur hat damit manchmal Probleme.