Hey "MäckIntaier"]
(26 Nov 2018, 08:28)
Oder: Die Politik kann regeln, ob Abtreibung erlaubt oder verboten ist. Sie würde das ohne ethische Überlegungen nur in einem Willkürakt vollziehen können.
eben. Es muss noch nicht einmal Willkür sein, sondern lediglich Anwendung des Mandates der Macht. Ich halte ethische Überlegungen deshalb für 'Selbstbefriedigung', weil mit ethischen Erwägungen jede Machtanwendung ausgehebelt werden kann.
Ist es ethisch, einen Missionar auf eine Insel mit Kannibalen oder 'Mördern' zu lassen? Nein, deshalb gilt das Primat des Gesetzes - der Macht -.
Gleiches gilt für Sterbehilfe, wo man sich sogar fragen könnte: Was um alles in der Welt haben sich Politiker um den selbstbestimmten Tod von Menschen zu scheren?
ist es eine ethische Entscheidung oder vielmehr der Machtanspruch, etwas erlauben zu können oder nicht?
Wie sollte ein Strafrecht ohne ethische Überlegungen funktionieren?
was gedacht werden kann, kann auch in Gesetze gegossen werden. Ist ein Tier unethisch, wenn es eine Beute schlägt? Sicherlich nicht, werden wir sagen, aber bei dem Menschen machen wir (trotz seines Raubtiercharakters) eine Ausnahme und meinen er könne ethisch handeln. Ich denke die Ethik kommt dann ins Spiel, wenn man einen Machtanspruch mit anderen Mitteln rechtfertigen will.
Einfach politisch entscheiden, ob der Kopf abgeschlagen wird oder ob ein Täter eine milde Ermahnung bekommt? Deshalb schrieb ich, dass Politik nicht freischwebend ist, sondern immer eine Grundlage hat.
Politik (Macht, was ja von Mandat (Mandas) kommt) hat erkannt, dass es einen Teil seiner selbst aufgeben muss, um das Ganze zu bekommen. Die Grundlage (Gesetze) welche du wohl meinst, sind Zugeständnisse, selten Einsichten.
Die Entscheidung, Soldaten dorthin zu schicken, ist letztlich eine politische und (völker)rechtliche. Aber auch Recht schwebt nicht frei sondern steht in einem Wechselverhältnis mit der Ethik. Denn die Frage, was wollen wir in Afghanistan erreichen und welche Mittel sind angemessen - was sollte das letztlich anderes sein als eine ethische Frage?
ich wüsste da viele Antworten, weshalb 'man' in Afghanistan mit den großen Hunden unbedingt pinkeln wollte; aber führt zu weit vom Thema.
Ethik als Selbstbefriedigung, nun ja. Um noch einmal einen Gedanken von oben aufzunehmen: Wenn Sie 20 Jahre vom Hals ab gelähmt im Bett liegen, hätten Sie vielleicht nur noch einen Wunsch, nämlich zu sterben. Dann würden Sie feststellen, dass die Politik sie daran hindert, wenn Sie nicht genügend Geld haben, in die Schweiz zu fahren. Da hätte Ihnen die Kunst des Möglichen, also in diesem Falle dessen, was sein kann, weil Politik es sein machen kann, dann einen Strich durch die Rechnung gemacht und Ihnen das Unmögliche schmerzhaft vor Augen geführt. Keine Frage der Ethik? Liegt der Gelähmte dann selbstbefriedigend im Bett? Sie sollten das nochmal überdenken. Kants Ethik ist übrigens nur eine, der kategorische Imperativ nur der bekannteste Satz der Ethik. Aber kein Mensch muss Kant folgen, und trotzdem gibt es Ethik.
Ein Schicksal kann kaum mit Ethik bewältigt werden. Hat ein Koma-Patient noch eine Ethik, dies wäre ja die Erhöhung der Geschichte vom Gelähmten?
Der Fall des Missionars hat also ein paar Dimensionen als nur eine politische. Wie man sieht an der Diskussion, gibt es da ganz unterschiedliche ethische Selbstverständnisse, und diese unterschiedlichen Selbstverständnisse haben auch Auswirkungen auf Recht und Politik.
sehe ich nicht so, denn ein Verbot etwas zu tun (in diesem Fall das Betreten einer Insel) hat keine ethischen Implikationen, sondern nur eine klare Anweisung.
An keiner Brücke oder Hochhaus steht ein Schild: "es ist ethisch nicht vertretbar, hier herunterzuspringen". Die Menschen machen es trotzdem ab und an. Da ist der Tod die Konsequenz eines Handelns; nicht anders als bei einem Bekehrer im Indischen Ozean welcher verbotenes Land betrat.
Ethik als moralisches Handeln camoufliert eher die Intentionen der(des)-jenigen, welche sich Macht anmaßen oder ausüben. "Aber ich liebe euch doch alle", meinte E.Mielke.