Dieter Winter hat geschrieben:(18 Oct 2017, 11:40)
Ja, schon. Trotzdem wird im Artikel davon geschrieben, dass die LaWi ihre ersten Anfänge wohl schon vor 20.000 Jahren hatte, wen auch von Ackerbau im eigentlichen Sinn noch keine Rede sein konnte. Dass Viehzucht Sesshaftigkeit voraussetzt würde der Tatsache widersprechen, dass Nomadenvölker durchaus auch Viehzucht betreiben. BTW: Die Geschichte von Kain und Abel beschreibt möglicherweise den Übergang vom Leben als Nomaden zur Sesshaftigkeit. Der Nomade Abel wurde vom Ackerbauern Kain erschlagen....
In dem Artikel ist nicht von Landwirtschaft die Rede, sondern von Pflanzenverarbeitung und gezielte Nutzung von Pflanzen sind sehr viel älter als 20.000 Jahre.
Landwirtschaft im engeren Sinn ist Ackerbau. Darum wird ja in Sammelwirtschaft und Landwirtschaft (Ackerbau) unterschieden.
Landwirtschaft ist darüber hinaus die Kombination von Ackerbau
und Viehzucht und dafür ist Sesshaftigkeit Voraussetzung.
Nomadenvölker betreiben keine oder kaum Landwirtschaft.
Jaja - die Geschichte von Kain und Abel. Archäologische Befunde lassen den Schluss zu, dass Ackerbau und Viehzucht (Domästikation) etwa zeitgleich entwickelt wurden. Es gibt aber auch Befunde, dass parallel dazu Stämme von Hirtennomaden weiter existierten - in Gebieten mit geringerer Bodenfruchtbarkeit UND dass es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen sesshaften Bauern und Viehzüchtern und den Hirtennomaden kam.
Das Problem an solchen populärwissenschaftlichen Artikeln ist immer wieder, dass Journalisten Aussagen missverstehen und darum falsch wiedergeben oder die Aussagen von Wissenschaftlern deuten und damit wiederum verfälschen.
Interviews mit Wissenschaftlern oder Pressemitteilungen von Archäologischen Landesämtern, Universitäten etc sind da die bessere Wahl.
Dieter Winter hat geschrieben:(18 Oct 2017, 11:40)Und was sagen diese Funde über polygame, bzw. monogame Gesellschaften aus? Ich sehe hier im Moment keinen Zusammenhang.
Wenn ein Mann und eine Frau gemeinsam bestattet werden lässt das welchen Schluss zu?
Ganz sicher keinen auf Polygamie!
Wenn zwei Männer gemeinsam mit einer Frau bestattet werden, wobei einer der Männer ein Messer auf die Frau richtet ist das ein Hinweis auf einen Regel- oder Tabubruch.
Wenn wir Lagerplätze finden, die aufgrund der Befundlage, auf eine lange (periodische) Nutzungsdauer hinweisen, aber keinen Hinweis darauf, dass dieser Lagerplatz auch bewohnt war, ist das ein Hinweis auf einen Versammlungs- und/ oder Kultort.
Das wiederum lässt Rückschlüsse auf religiöse Glaubensvorstellungen zu und aus religiösen Glubensvorstellungen werden Regeln und Normen entwickelt.
Wir wissen nicht welche Regeln und Normen, aber wir wissen
dass es Regeln und Normen gab.
In einer Jäger- und Sammlergemeinschaft muss jeder, entsprechend seiner Fähigkeiten, seinen Betrag zum Überleben der gesamten Gruppe leisten - eine solche Gemeinschaft kennt keine hierarchischen Strukturen.
Eine polygame Gesellschaft/Gemeinschaft setzt jedoch hierarchische Strukturen voraus. Hinzu kommt, dass Mensch(en) enge emotionale Bindungen - Langzeitbindungen und dauerhafte Bindungen eingehen. Beides - fehlende hierarchische Strukturen ==> Gleichberechtigung aller Gruppen-/Gemeinschaftsmitglieder und die emotionale Bindung/Bindungsfähigkeit des Menschen sprechen gegen polygame Gesellschaften und die sprechen auch gegen das postulierte "Rudelbumsen".
Ein ganz anderer Punkt sind rituelle bzw kultische Feste - welcher Art die waren, welche Regeln es gab, darüber können wir
keine Aussage treffen.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen