schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Dec 2017, 13:54)
Im Augenblick zumindest in Europa oder zumindest in der EU ist der demokratische Staat dort am stärksten bedroht, wo es in einem demokratischen System auf demokratischem Weg zu forcierten Homogenisierungen der Gesellschaft gekommen ist: In Polen und Ungarn. Sollte einem das nicht zu denken geben?
Ich möchte das noch einmal von einer anderen Seite her aufgreifen.
Wenn du liest, was so geantwortet wurde zum Thema, wäre es ja mal an der Zeit, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen. Oben war die Frage nach dem Verbindenden mit dem Hausmeister, Lehrer und Aufsichtsratsvorsitzendes negativ beantwortet worden, also nichts zu finden über die Gesetztestreue hinaus. Ok, ich akzeptiere das einmal für mich und nehme auch auch deine Freiheit, die ganz beim Individuum liegt.
Ich hab' also mein Sach auf nichts gestellt, wie es bei Stirner heißt, "Ich bin Eigner der Welt, der Dinge und Ich bin Eigner der Welt des Geistes." Was, so lautet jetzt die Frage, soll mir dann dein Ungarnbeispiel noch? Da kommt dann ein deutscher Herr Orban, und was passiert? Ich stehe morgens auf, frühstücke, gehe zur Arbeit, komme nach Hause, erledige den Haushalt greife zum Buch oder zur Gitarre, gehe ins Kino, ins Konzert, besuche Freunde oder gehe zum Kartenspielen, esse gut, der Wein aus der Gegend ist gut, mein Schlaf ist ordentlich und die Verdauung sowieso. Wo ist also für mich Unverbundenen jetzt das Problem mit dem deutschen Orban? Was kümmert der mich? Was ändert sich an meinem unverbundenen gesetzestreuen Leben
Und warum sollte ich, wenn ich schon keine Verbindung bei mir finde zu den dreien eine Verbindung finden zu irgendwem in Afrika oder zu den Steuervermeidern aus Griechenland?
Fort denn mit jeder Sache, die nicht ganz und gar Meine Sache ist! Ihr meint, Meine Sache müsse wenigstens die »gute Sache« sein? Was gut, was böse! Ich bin ja selber Meine Sache, und Ich bin weder gut noch böse. Beides hat für Mich keinen Sinn.
Das Göttliche ist Gottes Sache, das Menschliche Sache »des Menschen«. Meine Sache ist weder das Göttliche noch das Menschliche, ist nicht das Wahre, Gute, Rechte, Freie usw., sondern allein das Meinige, und sie ist keine allgemeine, sondern ist – einzig, wie Ich einzig bin.
Welches Problem soll ich also noch mit Orban haben? Individuell frei sei, wer keinem Menschen verantwortlich ist, sagt Stirner auch, und damit kann mir eigentlich auch wurscht sein, was der deutsche Orban will. Meinen Tagesablauf ändert der nicht. Und wenn's um die Freiheit von irgendwelchen anderen geht? "Kein Anschluss unter dieser Nummer". "Mir geht nichts über Mich!" (Stirner again).
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)