Thematisch sinnvolle Äußerungen halte ich nicht für Quatsch. Die Verkürzung von Sartres Freiheitsbegriff auf eine falsch verstandene Parole allerdings schon.schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Dec 2017, 12:00)
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendunge ... nn100.html
Das ist kein Quatsch-Nachgeplappere sondern Teil eines der wichtigsten außeruniversitären Philsophie-Foren in Deutschland. Das vom WDR (auch mit einer regelmäßigen Sendung) organisierte "Philosophische Radio". Dir ist hoffentlich klar, dass man zwar, ich habe es mehrfach erwähnt, natürlich nicht eins zu eins die damaligen Aussagen zu übernehmen hat, und dass es einen kritischen Diskurs dazu zu geben hat ... dass man aber völlig außerhalb des allgemein akzeptierten Konsenses und auf Kindergarten-Niveau steht, wenn man das existenzialistische Denken und die existenzialistische Philsophie wörtlich als "Quatsch" bezeichnet.
Sartre schreibt:
"Wenn wiederum Gott nicht existiert, so finden wir uns keinen Werten, keinen Geboten gegenüber, die unser Betragen rechtfertigen. So haben wir weder hinter uns noch vor uns, im Lichtreich der Werte, Rechtfertigungen oder Entschuldigungen. Wir sind allein, ohne Entschuldigungen. Das ist es, was ich durch die Worte ausdrücken will: Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, anderseits aber dennoch frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist, was er tut."
Jean-Paul Sartre: Ist der Existenzialismus ein Humanismus?
(in: Drei Essays, Ullstein 1975, S.16)
Mit einem solchen Geschwafel
"Wenn der Mensch grundsätzlich frei ist, ist er es auch in der Todeszelle."
"Man ist selbst in der Todeszelle vollkommen frei. Vollkommen unabhängig."
hat das nichts zu tun. Sartre konstruiert die Bedingung für eine mögliche Freiheit, die ohnehin immer situationsgebunden ist, also alles andere "grundsätzlich" oder "vollkommen". Über die reale Freiheit als Handlungsfreiheit oder Willensfreiheit ist damit nichts gesagt.
In der Erzählung "Le Mur" geht es um einen unbeabsichtigten Verrat, nicht um das, was du dir aus den Fingern saugst.schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Dec 2017, 15:33)
Ich habe das Beispiel "Todeszelle" auch nicht willkürlich gewählt. In Sartres "Le Mer" (Die Wand) gehts genau um solche Grenzsituationen.