Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)
Natürlich kannst du behaupten, was du willst. Stand der Forschung ist dieser: “
Die in der Zeit der sogenannten Dorischen Wanderung ausgelösten gewaltsamen Veränderungen haben sich archäologisch in der Zerstörung der mykenischen Burganlagen, in einem Rückgang der Bevölkerung und in einer Verarmung der materiellen Kultur und der allgemeinen Lebensverhältnisse niedergeschlagen. Wie dies alles im Einzelnen geschah, ist unbekannt und Gegenstand unsicherer Hypothesen.“ Klaus Bringmann: Im Schatten der Paläste. Geschichte des frühen Griechenlands. München 2016, S. 36 (Ebook-Ausgabe).
"Dorische Wanderung" - echt jetzt? Gibt das tatsächlich immer noch Wisenschaftler, die den Niedergang der Palastkulturen und die damit verbundene kulturelle Zäsur immer noch als "lokales Ereignis" betrachten?
Selbst einem Althistoriker sollte inzwischen bekannt sein, dass der Untergang der Minoischen und Mykenischen Palastkultur Ereignisse waren, die den
gesamten Mittelmeeraum betrafen, für welche es
keine monokausalen Erklärungen gibt und dass die "These" von der so genannten "großen Dorischen Wanderung" längst überholt und widerlegt sind!
Die kulturelle Zäsur, in deren Zusammenhang die Minoischen und Mykenischen Palastkulturen zusammen brachen, betraf gleichermaßen den Untergang des Hetitherreiches, den Untergang von Ugarit etc und hatte Auswirkungen bis nach Ägypten.
Richtig - die Ursachen, die zu dieser "epochalen Katastrophe" führten sind in ihrer
Komplexität noch lange nicht endgültig geklärt, ebenso wenig gibt es tragfähige Erklärungen
was die weiträumigen, den gesamten Mittelmeeraum betreffenden Bevölkerungsverschiebungen auslöste. Wir vermuten, dass eine Verknüpfung von klimatischen, tektonischen, strukturellen innen- und außenpolitischen Faktoren, sowie eine frühe Form wirtschaftlicher Globalisierung verantwortlich sein könnten, die das gesamte System extrem krisenanfällig machten und letztendlich zu einem "Dominoeffekt" führten.
Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)Inwieweit also die Bevölkerung tatsächlich "verdrängt" wurde oder nicht, weiß also niemand, weil es, wie ich schrieb, keine belastbaren Quellen gibt! Da du offenbar den aktuellen Forschungsstand nicht kennst, wie auch deine folgenden Bemerkungen zur Übergangszeit von Spätantike/Frühmittelalter zeigen, macht es keinen Sinn, sich weiter darüber auszutauschen.
Nun - es mag keine belastbaren
Schriftquellen geben und da haben Historiker dann tatsächlich ein Problem.
Die archäologische Befundlage, die Befundlage von Geologen und Klimatologen kann jedoch durchaus Erklärungen liefern.
Oh - ich kenne den Forschungsstand recht gut, insbesondere den polnischer Archäologen auf Kreta.
Für die Umbrüche/Zusammenbrüche in der Übergangszeit von der Spätantike sind u.a. globale Klimaveränderungen verantwortlich, deren Auslöser der Ausbruch des Supervulkans Ilopango war. Das IST neuester Forschungsstand!
Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)Die Merowinger beispielsweise verstanden sich als römische Amtsträger - der Kaiser saß eben in Konstantinopel, nicht mehr in Ravenna oder Mailand -, sie übernahmen römische Verwaltung und Steuererhebung und bedienten sich der kirchlichen Hierarchien. Die merowingischen Franken "assimilierten" sich, wie die Germanen der vorhergehenden Jahrhunderte, in die römische Welt, sogar so sehr, dass ihre Nachfahren mit Hilfe der katholischen Kirche das weströmische Kaisertum wiederaufleben ließen.
Die Merowinger mögen sich verstanden haben als was sie wollten. Tatsache ist, dass es keine funktionierenden Organisations- und Verwaltungsstrukturen mehr gab. Genau aus dem Grund gab es das so genannte Reisekönigtum - bei dem der Herrscher permanent sein Reich bereisen musste, um es überhaupt regieren zu können.
Ein römischer Imperator hatte das nicht nötig, der hatte dafür seine Beamten.
Hieronymus hat geschrieben:(10 Aug 2017, 22:04)Was lehrt uns das? Dass die heutigen "ungebildeten, technologisch rückständigen Zuwanderer" - was in dieser Pauschalität auch nicht völlig stimmt! - sich in die europäischen Strukturen und Kulturen eingliedern, integrieren, irgendwann assimiliert werden.
Dumm nur dass die Zuwanderer sich eben
nicht intergriert haben und assimiliert wurden,
sondern ihrerseits assimiliert haben und zwar die urspüngliche Bevölkerung
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen