Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

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Wähler
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wähler »

http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... ageIndex_2
FAZ 17 August 2011 Allensbach-Umfrage für die F.A.Z. - Produzieren wir eine Schicht sozialer Verlierer?
Die sozialen Schichten bewegen sich jedoch nicht nur in Bezug auf ihre materielle Lage auseinander, sondern auch in Bezug auf ihre Interessen, Lebensstile, Weltanschauungen und Alltagskultur. So ist beispielsweise die zunehmende Gesundheitsorientierung primär ein Oberschichtenphänomen.
Beunruhigend ist jedoch, dass insbesondere bei Jüngeren aus den unteren Sozialschichten das Interesse an Politik, Wirtschaft oder kulturellen Themen steil abgesunken ist.
Das Auseinanderdriften der sozialen Schichten ist keineswegs nur eine Frage der materiellen Ausstattung, sondern immer mehr auch der Entwicklung unterschiedlicher Kulturen. Ein besonders ernster Aspekt ist dabei, dass sich die Voraussetzungen, unter denen Kinder aufwachsen, die Impulse, Förderungen und Maximen für die Lebensführung, die sie erhalten, immer mehr unterscheiden.
Proletariat scheint mir ein veralteter Begriff zu sein. In der Diskussion um die Entstehung einer neuen Unterschicht in Deutschland wird auch gerne von Prekariat gesprochen oder von Vererbung der Armut.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Billie Holiday
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

BingoBurner hat geschrieben:(27 Apr 2016, 16:02)

Liebe ?
Ziemlich großes Wort.
Ich sprach von Zusammengehörigkeit.

In den oberen sozialen Schichten kennt man das unter "Hire&Fire", noop.
Du verlässt mich weil Sie 19 Jahre alt ist ? Nein, weil es nicht mehr passt, noop.
Was hat er was ich nicht habe ? Einen besseren Kontoauszug, noop.

Die Unterschicht lernt von der Oberschicht, you see.
Manchmal frage ich wer hier die "Prolos" sind.
Ich bezweifle dieses riesige Zusammengehörigkeitsgefühl, freue mich aber, wenn ich im Irrtum bin. :)

Prolls gibt es in jeder Schicht, ein voller Geldbeutel macht doch keinen besseren Menschen, ebensowenig wie ein fast leerer Geldbeutel einen schlechten Menschen macht.

Ein Proll/Asi hat nichts mit einem Arbeiter aus den niedrigen Gehaltsklassen zu tun, ich habe große Wertschätzung für jeden, der sein Leben versucht selbst zu finanzieren und morgens früh aufsteht, um einen schlecht bezahlten, aber wichtigen Job zu machen und sich nicht von vorn herein auf Vater Staat besinnt.
Außerdem halte ich die Arbeit von Reinigungskräften, Müllmännern, Pflegekräften... für sehr wichtig. Im Leben würde ich nicht auf sie verächtlich blicken, auch nicht auf andere Berufe, die mies bezahlt werden und dem Beschäftigten kein luxuriöses Leben ermöglichen. Der Porschefahrer ist kein besserer Mensch. :x
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bakunicus
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von bakunicus »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 16:17)

Ich bezweifle dieses riesige Zusammengehörigkeitsgefühl, freue mich aber, wenn ich im Irrtum bin. :)

Prolls gibt es in jeder Schicht, ein voller Geldbeutel macht doch keinen besseren Menschen, ebensowenig wie ein fast leerer Geldbeutel einen schlechten Menschen macht.

Ein Proll/Asi hat nichts mit einem Arbeiter aus den niedrigen Gehaltsklassen zu tun, ich habe große Wertschätzung für jeden, der sein Leben versucht selbst zu finanzieren und morgens früh aufsteht, um einen schlecht bezahlten, aber wichtigen Job zu machen und sich nicht von vorn herein auf Vater Staat besinnt.
Außerdem halte ich die Arbeit von Reinigungskräften, Müllmännern, Pflegekräften... für sehr wichtig. Im Leben würde ich nicht auf sie verächtlich blicken, auch nicht auf andere Berufe, die mies bezahlt werden und dem Beschäftigten kein luxuriöses Leben ermöglichen. Der Porschefahrer ist kein besserer Mensch. :x
mhh ... nicht schlecht.
das könnte ich fast genau so unterschreiben
leider meinen das weder duden noch frems so ...

das meinen nur wirklich freie geister und menschen ...
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Milady de Winter
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Milady de Winter »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 16:17)

Der Porschefahrer ist kein besserer Mensch. :x
Zumindest nicht wegen seines Porsches.
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Billie Holiday
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

Milady de Winter hat geschrieben:(27 Apr 2016, 16:28)

Zumindest nicht wegen seines Porsches.
Nein, der Porsche hindert nicht daran, ein guter, empathischer, großzügiger Mensch zu sein.
Ich wollte auch nicht neidisch oder mißgünstig klingen, ich gönne jedem sein Steckenpferd.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von nichtkorrekt »

Bei dem Buchtitel »Schantall, tu ma die Omma winken!« hab ich das Gefühl, dass hier ein wenig Dialektsprecher stigmatisiert werden. Natürlich gibt es Dialekte die einem näher sind und andere die einem weniger gefallen, aber als Schwabe wäre es irgendwie heuchlerisch andere wegen ihres Dialekts zu verspotten, aber genau das scheint hier etwas durchzudringen, oder täusche ich mich da?

Dass Arbeitslose stigmatisiert und als eine Art Untermensch gegenüber dem kosmopolitischen Weltbürger und Globalisierungsgewinner dargestellt werden, klingt finde ich auch in den Pegidathreads durch.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

nichtkorrekt hat geschrieben:(27 Apr 2016, 17:36)

Bei dem Buchtitel »Schantall, tu ma die Omma winken!« hab ich das Gefühl, dass hier ein wenig Dialektsprecher stigmatisiert werden. Natürlich gibt es Dialekte die einem näher sind und andere die einem weniger gefallen, aber als Schwabe wäre es irgendwie heuchlerisch andere wegen ihres Dialekts zu verspotten, aber genau das scheint hier etwas durchzudringen, oder täusche ich mich da?

Dass Arbeitslose stigmatisiert und als eine Art Untermensch gegenüber dem kosmopolitischen Weltbürger und Globalisierungsgewinner dargestellt werden, klingt finde ich auch in den Pegidathreads durch.
Ist "tu ma winken" denn ein Dialekt? Ich halte das schlicht für falsches Deutsch. :?:
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von nichtkorrekt »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 17:46)

Ist "tu ma winken" denn ein Dialekt? Ich halte das schlicht für falsches Deutsch. :?:
Ich denke schon, irgendwo im Ruhrpott oder so bestimmt, sondern würden sie ja nicht so reden, gerade diese "tu mal die Oma winken", sowas denkt sich ja kein Muttersprachler aus.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Marmelada hat geschrieben:(27 Apr 2016, 15:19)

Das Buch »Schantall, tu ma die Omma winken!« habe ich gelesen und fand es sehr schlecht. Der Autor will krampfhaft witzig sein, tatsächlich prollt er selbst nur herum und das ganze ist nichts anderes als heftiges nach unten Treten. Hoffentlich ist der angebliche Hintergrund als Sozialarbeiter nur fiktiv (zB gibt es Beschreibungen des Urlaubs), denn es hilft diesen Leuten kein Stück weiter, von solch einem hohen Ross aus "betreut" zu werden. Damit stehe ich wohl nicht alleine, wenn man sich die mehrheitlich negativen Bewertungen ansieht.
Bei einem Buchtitel wie diesem, bin ich mir eigentlich sicher, Kauf und Lesemissvergnügen sparen zu können ... Er ist noch phantasieloser und klischeehafter als das Millieu, das das Buch (vorgeblich) zu denunzieren versucht.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von BingoBurner »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 16:17)

Ich bezweifle dieses riesige Zusammengehörigkeitsgefühl, freue mich aber, wenn ich im Irrtum bin. :)

Prolls gibt es in jeder Schicht, ein voller Geldbeutel macht doch keinen besseren Menschen, ebensowenig wie ein fast leerer Geldbeutel einen schlechten Menschen macht.

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Nun, ich könnte ich mir eine Kutte anziehen und das als Motorradclub verkaufen. Wegen der Bruderschaft. Wegen der Zugehörigkeit.
Dann ist natürlich was faul. Gelinde gesagt.

Ich wehre mich aber gegen den Begriff "Prolo".
Und als Fussball-Fan ist man schon einiges gewohnt.

Ist aber letztlich Banane weil die Grenzen sowieso woanders gezogen werden.
Muss man sich halt nicht wundern wenn Menschen Islamisten, Aluhüte, Rechtsradikale werden wenn da nur ein :

"Außerdem halte ich die Arbeit von Reinigungskräften, Müllmännern, Pflegekräften... für sehr wichtig" kommt.

Sorry
Vielleicht sollten die Müllmänner mal 5 Wochen streiken ?

Wie wäre es dann mit Boni......?
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Flaschengeist »

Die Erfahrung zeigt es.

Die Verachtung gegen über dem Proletariat hält so lange an, bis man einen Arbeiter oder Handwerker braucht.

Ein Haus, eine Maschine usw. baut sich nicht von alleine. Und ein Auto repariert sich auch nicht von selbst.


Davon abgesehen, verdienen viele Arbeiter recht ordentlich.
„Nur in Deutschland wird mir vorgeworfen, ich wäre deutschfreundlich“ :)

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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von nichtkorrekt »

Flaschengeist hat geschrieben:(27 Apr 2016, 21:01)

Die Erfahrung zeigt es.

Die Verachtung gegen über dem Proletariat hält so lange an, bis man einen Arbeiter oder Handwerker braucht.

Ein Haus, eine Maschine usw. baut sich nicht von alleine. Und ein Auto repariert sich auch nicht von selbst.


Davon abgesehen, verdienen viele Arbeiter recht ordentlich.
Ich halte den Begriff Proletarier oder Arbeiter sowieso für überkommen, der Malermeister dürfte wohlhabender sein als mancher Studierter und Automechaniker ist der Traumjob vieler männlicher Jugendlicher, ein Automechaniker dürfte auch mehr verdienen als ein Bürokaufmann und der klassische Bandarbeiter bei VW oder Daimler sowieso. Klassische Arbeiter stellen heute nicht mehr die "Unterschicht", sondern das Dienstleistungsgewerbe, von der Pflegekraft bis zum Burger-Brater, die man wiederum aber schlecht als "Arbeiter" betiteln kann, es sind Begriffe von vor 100 Jahren die Gesellschaftsschichten beschreiben die es in der Form garnicht mehr gibt, auch das könnte den Abstieg der Sozialdemokratie erklären.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von BingoBurner »

Flaschengeist hat geschrieben:(27 Apr 2016, 21:01)

Die Erfahrung zeigt es.

Die Verachtung gegen über dem Proletariat hält so lange an, bis man einen Arbeiter oder Handwerker braucht.

Ein Haus, eine Maschine usw. baut sich nicht von alleine. Und ein Auto repariert sich auch nicht von selbst.


Davon abgesehen, verdienen viele Arbeiter recht ordentlich.
Wieso, sie haben ein warmes, ich respektiere was für die "Prolos" übrig.
Während sie was von, ich komme auch von unten und habe hart gearbeitet heucheln.
Zuletzt geändert von BingoBurner am Mi 27. Apr 2016, 22:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Boracay »

nichtkorrekt hat geschrieben: Ich halte den Begriff Proletarier oder Arbeiter sowieso für überkommen, der Malermeister dürfte wohlhabender sein als mancher Studierter und Automechaniker ist der Traumjob vieler männlicher Jugendlicher, ein Automechaniker dürfte auch mehr verdienen als ein Bürokaufmann und der klassische Bandarbeiter bei VW oder Daimler sowieso. Klassische Arbeiter stellen heute nicht mehr die "Unterschicht", sondern das Dienstleistungsgewerbe, von der Pflegekraft bis zum Burger-Brater, die man wiederum aber schlecht als "Arbeiter" betiteln kann, es sind Begriffe von vor 100 Jahren die Gesellschaftsschichten beschreiben die es in der Form garnicht mehr gibt, auch das könnte den Abstieg der Sozialdemokratie erklären.
Die Arbeiter stellen heute natürlich wiete die Unterschicht, auch wenn sich das heute allgemein nicht mehr in Einkommen ausdrückt. Die meisten Bandarbeiter haben einen niedrigen Bildungsabschluss, oft Migrationshintergrund, taufen ihre Kinder Chantal oder Justin, machen All-Inclusive Ferien, ernähren sich ungesunder oder machen Bodybuilding......
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

Boracay hat geschrieben:(27 Apr 2016, 22:32)

Die Arbeiter stellen heute natürlich wiete die Unterschicht, auch wenn sich das heute allgemein nicht mehr in Einkommen ausdrückt. Die meisten Bandarbeiter haben einen niedrigen Bildungsabschluss, oft Migrationshintergrund, taufen ihre Kinder Chantal oder Justin, machen All-Inclusive Ferien, ernähren sich ungesunder oder machen Bodybuilding......
Toll, dass Du die alle persönlich kennst. :thumbup:
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Alucard »

frems hat geschrieben:(26 Apr 2016, 00:52) Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?
Abends an der Supermarktkasse sehe ich mich regelmäßig von sauber gekleideten Menschen mit frisch geputzten Schuhen umgeben, während ich mit meinen farbbekleckerten Alltagsklamotten wie ein Paria erscheine, den man naserümpfend ignoriert. Zumal ich das Wechselgeld schon mal mit braungefärbten Fingern entgegennehme, weil ich als Restaurator auch mit Ölfarben, Beizen und Anilinfarben hantiere, die man nicht mal eben abwaschen kann. Jedenfalls sind diese sauber Angezogen meist kleine Angestellte, Rentner und Arbeitslose, die penibelst auf ihr Äußeres achten und entsprechend duften, während ich mir schon als Lehrling angewöhnt hatte, in meiner Arbeitskleidung nach Hause zu fahren. Früher fühlte ich mich allerdings noch eher akzeptiert, aber seitdem die Punks und alten Zausel auch in Kreuzberg aussterben und durch modebewusste Hipster ersetzt werden, ist es vorbei mit dem Laissez faire in Sachen äußere Erscheinung. Und manchmal fühle ich mich tatsächlich verachtet von Leuten, die keinen Pinsel richtig herum halten und keinen Nagel in die Wand hauen können, während ich mich an kostbarsten Kunstwerken zu schaffen mache, die diese Menschen in ihrer einmal unterstellten Kulturferne wahrscheinlich nie zu sehen bekommen. Aber egal, mit denen möchte ich auch nichts zu tun haben... >ß´)
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wildermuth »

nichtkorrekt hat geschrieben:(27 Apr 2016, 17:54)

Ich denke schon, irgendwo im Ruhrpott oder so bestimmt, sondern würden sie ja nicht so reden, gerade diese "tu mal die Oma winken", sowas denkt sich ja kein Muttersprachler aus.
Wäre es ein dialekt, wäre es ja nicht mehr lustig, ausserdem hätte der autor dann eine heerschar beleidigter, übelnehmender trachtenvereine auf den zehen stehen.

Dass sich ein lehrer öffentlich gegen dialekte ausspricht, gibts schon lange nicht mehr. Es hat ja auch kein biologe was gegen tiere oder pflanzen.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

Alucard hat geschrieben:(27 Apr 2016, 23:16)

Abends an der Supermarktkasse sehe ich mich regelmäßig von sauber gekleideten Menschen mit frisch geputzten Schuhen umgeben, während ich mit meinen farbbekleckerten Alltagsklamotten wie ein Paria erscheine, den man naserümpfend ignoriert. Zumal ich das Wechselgeld schon mal mit braungefärbten Fingern entgegennehme, weil ich als Restaurator auch mit Ölfarben, Beizen und Anilinfarben hantiere, die man nicht mal eben abwaschen kann. Jedenfalls sind diese sauber Angezogen meist kleine Angestellte, Rentner und Arbeitslose, die penibelst auf ihr Äußeres achten und entsprechend duften, während ich mir schon als Lehrling angewöhnt hatte, in meiner Arbeitskleidung nach Hause zu fahren. Früher fühlte ich mich allerdings noch eher akzeptiert, aber seitdem die Punks und alten Zausel auch in Kreuzberg aussterben und durch modebewusste Hipster ersetzt werden, ist es vorbei mit dem Laissez faire in Sachen äußere Erscheinung. Und manchmal fühle ich mich tatsächlich verachtet von Leuten, die keinen Pinsel richtig herum halten und keinen Nagel in die Wand hauen können, während ich mich an kostbarsten Kunstwerken zu schaffen mache, die diese Menschen in ihrer einmal unterstellten Kulturferne wahrscheinlich nie zu sehen bekommen. Aber egal, mit denen möchte ich auch nichts zu tun haben... >ß´)
Ach ja, sind die Berliner so bescheuert?

Ich habe hier noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand, der nach Arbeit aussieht, verächtlich angeguckt wird.
Vor Jahren während meiner Ausbildung war ich auf dem Bau. Immer, wenn ich besonders dreckig war, Mörtel oder Rost der Bewehrungsmatten in den Klamotten hatte, hat der Busfahrer gelacht und mich umsonst mitgenommen. :)
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wildermuth »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 23:26)

Ach ja, sind die Berliner so bescheuert?

Ich habe hier noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand, der nach Arbeit aussieht, verächtlich angeguckt wird.
Vor Jahren während meiner Ausbildung war ich auf dem Bau. Immer, wenn ich besonders dreckig war, Mörtel oder Rost der Bewehrungsmatten in den Klamotten hatte, hat der Busfahrer gelacht und mich umsonst mitgenommen. :)
Gerade in B würde ich das am wenigsten erwarten.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Alucard »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Apr 2016, 23:26)

Ach ja, sind die Berliner so bescheuert?

Ich habe hier noch nicht die Erfahrung gemacht, dass jemand, der nach Arbeit aussieht, verächtlich angeguckt wird.
Vor Jahren während meiner Ausbildung war ich auf dem Bau. Immer, wenn ich besonders dreckig war, Mörtel oder Rost der Bewehrungsmatten in den Klamotten hatte, hat der Busfahrer gelacht und mich umsonst mitgenommen. :)
Von "den Berlinern" würde ich nicht unbedingt reden. Der genannte Supermarkt steht inmitten von sozialistischen Plattenbauten in direkter Nähe zum ehemaligen "antifaschistischen Schutzwall". Direkt angemacht wurde ich aber zuletzt Mitte der 80er, als ich in Kudamm-Nähe U-Bahn-fahrend von einer mit Einkaufstüten bepackten Dame der "besseren" Gesellschaft aufgefordert wurde, ich solle mir doch mal die Schuhe putzen. Ich fand´s lustig, zumal man damals in Kreuzberg noch unangenehm auffiel mit geputzten Schuhen. Heute eher nicht, im Gegenteil.. >x´(
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Marmelada
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Marmelada »

schokoschendrezki hat geschrieben:(27 Apr 2016, 20:21)

Bei einem Buchtitel wie diesem, bin ich mir eigentlich sicher, Kauf und Lesemissvergnügen sparen zu können ... Er ist noch phantasieloser und klischeehafter als das Millieu, das das Buch (vorgeblich) zu denunzieren versucht.
Gekauft hätte ich es auch nicht, aber ich hatte die Gelegenheit, es zu lesen. Der Titel ist gar nicht mal so unrealistisch. Im Gegenteil, bei Ansprachen von "Schantall-Kindern" höre ich sogar viel unschönere Ansagen, zumeist eben Geschimpfe. Zum Autor:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kai_Twilfer
Kai Twilfer studierte Wirtschaftswissenschaften in Bochum. Während des Studiums gründete er eine Produktionsfirma für Werbefilme. Außerdem arbeitete er beim Westdeutschen Rundfunk. Im Jahr 2002 gründete er ein Großhandelsunternehmen für Regionalia aus dem Ruhrgebiet und ist Geschäftsführer der Industriekult-Verlags GmbH.[1]
Gut, so hat er mit seinem Machwerk alle Klischees eines eingebildeten, sozialdarwinistischen, unempathischen BWL/Werbefuffis erfüllt. Ein sehr schönes Eigentor.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Provokateur »

Ich allerdings hatte bei der Lektüre meinen Spaß und habe auch vieles, was mir bei der Bundeswehr und außerhalb begegnet ist, wieder erkannt.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
twitter.com/Provokateur_Tom
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von steve1974 »

Flaschengeist hat geschrieben:(27 Apr 2016, 21:01)

Die Erfahrung zeigt es.

Die Verachtung gegen über dem Proletariat hält so lange an, bis man einen Arbeiter oder Handwerker braucht.

Ein Haus, eine Maschine usw. baut sich nicht von alleine. Und ein Auto repariert sich auch nicht von selbst.


Davon abgesehen, verdienen viele Arbeiter recht ordentlich.
-
Ich habe noch keinen der vielen hier im Hochhaus tätigen Handwerker gesehen,
der sich echt prollmäßig verhalten hätte .

( brennende Zigarette und Bierdose in der Hand, übelriechend, schmutzig, unrasiert,
Leute anpöbelnd, Oberarme demonstrativ frei und martialisch tätowiert, in Badelatschen und Jogginghose, möglicherweise auf dem Hemd irgendwelche Symbole der dunklen Welt,
dazu die Baseball - Kappe verkehrt herum auf wie ein ewiger Teenie ... etc. etc. )

Prolls allerdings kann man in fast allen Stadtteilen und auf allen S-Bahn-Linien
in HH im Überfluß sehen.
Hierbei sind dem Erscheinungsbild der Prolls keine altersmäßigen,
geschlechtsspezifischen, ethnischen oder nationalen Grenzen gesetzt.
Ich schätzte sie in HH zahlenmäßig - ganz grob - auf gut ein Viertel der Einwohner .
Der Clou :
Neulich war eine Gruppe angetrunkener Reisender in schwarzen Hosen und weißen
Hemden, sichtlich gut rasiert und gut gekleidet, im Metronom, ( RE Bremen - HH ),
wo eigentlich absolutes Alkoholverbot gilt, und grölte was das Zeug hielt ...

Ich könnte auch von so manchem Fahrer einer Oberklassen - Limousine berichten,
dessen Verhalten im Strassenverkehr dem Gehabe eines pubertierenden Prolls in nichts nachsteht.

Darüber hinaus halte ich das Anbringen von Deutschlandflaggen am Aussenspiegel und am
Kofferraumdeckel für sehr prollgrenzwertig, das Gegröhle nach einem Tor ebenso.
-
jellobiafra
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von jellobiafra »

In Deutschland sind derzeitig die Babyboomer kulturell hegemonial und deren Lebensphilosophie ist ein latenter Sozialdarwinismus. Dadurch ist die Verachtung des "Proletariats"
in Deutschland tatsächlich gestiegen.

Das wird sich aber bald ändern, da die Babyboomer scheiße sind, noch tausendmal unerträglicher als die 68er, und die waren schon unter aller Sau.
HugoBettauer

Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von HugoBettauer »

Das Proletariat war doch schon seit Auftreten eine verächtliche Art, das Leben zu fristen. Nicht schlimm, das zu sagen. Schlimm, dass es so ist.
pikant
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von pikant »

ich finde Arbeitnehmer haben unseren Respekt verdient!
HugoBettauer

Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von HugoBettauer »

Die Empirie zeigt, dass das kein allgemeines Empfinden ist.
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cleopatra
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von cleopatra »

Alucard hat geschrieben:(27 Apr 2016, 23:16)

Abends an der Supermarktkasse sehe ich mich regelmäßig von sauber gekleideten Menschen mit frisch geputzten Schuhen umgeben, während ich mit meinen farbbekleckerten Alltagsklamotten wie ein Paria erscheine, den man naserümpfend ignoriert. Zumal ich das Wechselgeld schon mal mit braungefärbten Fingern entgegennehme, weil ich als Restaurator auch mit Ölfarben, Beizen und Anilinfarben hantiere, die man nicht mal eben abwaschen kann. Jedenfalls sind diese sauber Angezogen meist kleine Angestellte, Rentner und Arbeitslose, die penibelst auf ihr Äußeres achten und entsprechend duften, während ich mir schon als Lehrling angewöhnt hatte, in meiner Arbeitskleidung nach Hause zu fahren. Früher fühlte ich mich allerdings noch eher akzeptiert, aber seitdem die Punks und alten Zausel auch in Kreuzberg aussterben und durch modebewusste Hipster ersetzt werden, ist es vorbei mit dem Laissez faire in Sachen äußere Erscheinung. Und manchmal fühle ich mich tatsächlich verachtet von Leuten, die keinen Pinsel richtig herum halten und keinen Nagel in die Wand hauen können, während ich mich an kostbarsten Kunstwerken zu schaffen mache, die diese Menschen in ihrer einmal unterstellten Kulturferne wahrscheinlich nie zu sehen bekommen. Aber egal, mit denen möchte ich auch nichts zu tun haben... >ß´)
Wäre ich die Kassiererin oder Nebenkundin, tät ich auch mit Stirnrunzeln auf deine eingesauten Klamotten sowie ungereinigten Finger schauen. Das ist schlicht unappetitlich in einem Supermarkt. Ich hoffe sehr, du pilgerst in dieser Montur nicht auch noch in einen Fresstempel und bist hochbeleigt, weil du komisch angeguckt wirst :D
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zollagent
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von zollagent »

Beim Goldenen M eher nicht. Aus dem Adlon würde er hinauskomplimentiert werden.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

cleopatra hat geschrieben:(18 Jun 2016, 16:29)

Wäre ich die Kassiererin oder Nebenkundin, tät ich auch mit Stirnrunzeln auf deine eingesauten Klamotten sowie ungereinigten Finger schauen. Das ist schlicht unappetitlich in einem Supermarkt. Ich hoffe sehr, du pilgerst in dieser Montur nicht auch noch in einen Fresstempel und bist hochbeleigt, weil du komisch angeguckt wirst :D
Nicht unbedingt. Hier ist es üblich, dass der eine oder andere Handwerker in der Mittagspause oder nach Feierabend schnell was aus dem Laden holt. Niemand guckt hier abwertend auf jemanden, der augenscheinlich sein Geld mit körperlicher oder dreckiger Arbeit verdient.

Was ätzend ist, wenn jemand, der den ganzen Tag Zeit hat, kurz vor 22 Uhr seinen Großeinkauf macht, den lieben die Kassiererinnen, auch wenn dessen Hände vom Nichtstun schön sauber sind.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

zollagent hat geschrieben:(18 Jun 2016, 16:41)

Beim Goldenen M eher nicht. Aus dem Adlon würde er hinauskomplimentiert werden.
Der Künstler, der fleckige Finger hat, nicht. Hauptsache, das Portemonnaie ist prall.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von cleopatra »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2016, 17:31)

Nicht unbedingt. Hier ist es üblich, dass der eine oder andere Handwerker in der Mittagspause oder nach Feierabend schnell was aus dem Laden holt. Niemand guckt hier abwertend auf jemanden, der augenscheinlich sein Geld mit körperlicher oder dreckiger Arbeit verdient.

Was ätzend ist, wenn jemand, der den ganzen Tag Zeit hat, kurz vor 22 Uhr seinen Großeinkauf macht, den lieben die Kassiererinnen, auch wenn dessen Hände vom Nichtstun schön sauber sind.
Woher wissen die Kassiereninnen, dass der kurz vor 22 Uhr Kunde den ganzen Tag Zeit hatte? Von wenigen Ausnahmen in einem Dorfladen mal abgesehen....

Außerdem spricht gar nichts dagegen, kurz vor Ladenschluss noch einkaufen zu gehen, selbst wenn man auch zwei Stunden früher Zeit gehabt hätte. Hab ich auch schon gemacht, einfach weil ich genau um die Zeit noch ne Radtour gemacht und das damit verband. Auch wenn denen das nicht passt, wenn kurz vor Schluss noch so etwas nerviges wie ein Kunde auftaucht, der auch noch einkaufen möchte, solange das Geschäft geöffnet ist, hat ein Kunde dort die gleiche Freundlichkeit zu erwarten wie morgens um 7 Uhr. Was vielen Verkaufsangestellten übrigens auch nicht passt, denn dann sind sie mit Ausräumen und Sortierarbeiten beschäftigt und herumstreunende Kunden stören nur.

Es ist wohl ein Unterschied, ob ein beliebiger Handwerker mit Arbeitskleidng mal schnell mittags was zu essen holt oder jemand aus reiner Faulheit und Bequemlichkeit in regelmäßig eingeschmutzter öliger Kleidung ohne Händereinigung öffentliche Verkehrsmittel benutzt.... ohne Rücksicht auf andere Menschen, die sich womöglich als Geringverdiener ihre wertvolle Kleidung durch Nutzung derselben Sitzplätze ruinieren (könnten), um mal in deinen sozialen Klischees zu bleiben.

Ich hab auch schon Drecktätigkeiten ausgeführt, u.a. auch Malerei, mache mir vor dem Zusammentreffen mit Anderen dann doch die Mühe und reinige die Hände und Fingernägel. Auch wenn ich das dreimal am Tag machen muss.... das ist ja wohl selbstverständlich!
Ich musste mal mit fettölverdreckten Fingern in unsere Bank, da mir unterwegs die Fahrradkette abgesprungen war und ich es eilig hatte und nicht wirklich was zum Säubern dabei (außer Tempos), das war mir schon sehr unangenehm.
So hat eben jeder seine Ansprüche an sich selbst!
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Billie Holiday »

cleopatra hat geschrieben:(18 Jun 2016, 19:44)

Woher wissen die Kassiereninnen, dass der kurz vor 22 Uhr Kunde den ganzen Tag Zeit hatte? Von wenigen Ausnahmen in einem Dorfladen mal abgesehen....

Außerdem spricht gar nichts dagegen, kurz vor Ladenschluss noch einkaufen zu gehen, selbst wenn man auch zwei Stunden früher Zeit gehabt hätte. Hab ich auch schon gemacht, einfach weil ich genau um die Zeit noch ne Radtour gemacht und das damit verband. Auch wenn denen das nicht passt, wenn kurz vor Schluss noch so etwas nerviges wie ein Kunde auftaucht, der auch noch einkaufen möchte, solange das Geschäft geöffnet ist, hat ein Kunde dort die gleiche Freundlichkeit zu erwarten wie morgens um 7 Uhr. Was vielen Verkaufsangestellten übrigens auch nicht passt, denn dann sind sie mit Ausräumen und Sortierarbeiten beschäftigt und herumstreunende Kunden stören nur.

Es ist wohl ein Unterschied, ob ein beliebiger Handwerker mit Arbeitskleidng mal schnell mittags was zu essen holt oder jemand aus reiner Faulheit und Bequemlichkeit in regelmäßig eingeschmutzter öliger Kleidung ohne Händereinigung öffentliche Verkehrsmittel benutzt.... ohne Rücksicht auf andere Menschen, die sich womöglich als Geringverdiener ihre wertvolle Kleidung durch Nutzung derselben Sitzplätze ruinieren (könnten), um mal in deinen sozialen Klischees zu bleiben.

Ich hab auch schon Drecktätigkeiten ausgeführt, u.a. auch Malerei, mache mir vor dem Zusammentreffen mit Anderen dann doch die Mühe und reinige die Hände und Fingernägel. Auch wenn ich das dreimal am Tag machen muss.... das ist ja wohl selbstverständlich!
Ich musste mal mit fettölverdreckten Fingern in unsere Bank, da mir unterwegs die Fahrradkette abgesprungen war und ich es eilig hatte und nicht wirklich was zum Säubern dabei (außer Tempos), das war mir schon sehr unangenehm.
So hat eben jeder seine Ansprüche an sich selbst!
Ja ja ist ja gut :D

Ich wollt nur festhalten, dass in meiner Kleinstadt zum einen die Pappenheimer bekannt sind und zum anderen der dreckige Handwerker nicht abwertend angeguckt wird. Drecksäcke, die immer und grundsätzlich verdreckt sind, kenne ich nicht. Mit denen hast Du natürlich recht, also ganz ruhig. :cool:
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Cat with a whip »

JJazzGold hat geschrieben:(26 Apr 2016, 09:58)

Ich fasse es ganz kurz zusammen, das Proletariat diente immer als scharfe Abgrenzung zur Mittelschicht. Jahrzehntelang gab es Bemühungen, sich vom Proletariat in die Mittelschicht hochzuarbeiten. Heute ist die Grenze nach unten durchlässiger geworden. Der untere Rand der Mittelschicht läuft heute umgekehrt leichter Gefahr ins Proletariat abzugleiten. Das ruft meines Erachtens u.a. die Verschärfung der Verachtung hervor.
Oder auch anders zusammengefasst:

Bezeichnend ist es alleine ja schon den Begriff "Proletariat" pejorativ zu benutzen um Einkommensunterschiede zu definieren, wie auch die eigentlich absurde Gegenüberstellung zum Begriff Mittelschicht. In Ihrem Beispiel spiegelt sich die Absicht eine gefühlte Grenze der relativen Armut in einer Gesellschaft neu definieren zu wollen.

Wollen nur die wenigsten heute wissen: Tatsächlich ist ja heute im wesentlichen auch die Mittelschicht Proletariat. Sie hats über die Jahzehnte vergessen und verdrängt, weil die poltitsche Hauptströmung in Deutschland auf Sicherung der einmal erreichten Einkommen abzielte. Und das recht erfolgreich.

Dieses Paradigma wurde schon in der Ära Kohl mit zunehmenden Druck auf das Proletariat verlassen, indem statt nunmehr Arbeitslosigkeit, die Arbeitslosen selbst bekämpft wurden und der Sozialneid gezielt und nachhaltig propagandisitsch geschürt wurde. Dahinter stand natürlich die Oberschicht in Deutschland und die Interessen des Kapitals. Mit der Regierung Schröder kam kein politischer Wandel, sondern ab da wurden die wahren Akteure nur immer ungenierter. Staatliche Sicherungssysteme wurden umgebaut und privatisiert und parallel Arbeitgeber entlastet, der Staat zog sich immer weiter zurück und das weiter anwachsende Prekariat wurde hinter Statistiken verschleiert.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Fuerst_48 »

Cat with a whip hat geschrieben:(19 Jun 2016, 19:34)

Oder auch anders zusammengefasst:

Bezeichnend ist es alleine ja schon den Begriff "Proletariat" pejorativ zu benutzen um Einkommensunterschiede zu definieren, wie auch die eigentlich absurde Gegenüberstellung zum Begriff Mittelschicht. In Ihrem Beispiel spiegelt sich die Absicht eine gefühlte Grenze der relativen Armut in einer Gesellschaft neu definieren zu wollen.

Wollen nur die wenigsten heute wissen: Tatsächlich ist ja heute im wesentlichen auch die Mittelschicht Proletariat. Sie hats über die Jahzehnte vergessen und verdrängt, weil die poltitsche Hauptströmung in Deutschland auf Sicherung der einmal erreichten Einkommen abzielte. Und das recht erfolgreich.

Dieses Paradigma wurde schon in der Ära Kohl mit zunehmenden Druck auf das Proletariat verlassen, indem statt nunmehr Arbeitslosigkeit, die Arbeitslosen selbst bekämpft wurden und der Sozialneid gezielt und nachhaltig propagandisitsch geschürt wurde. Dahinter stand natürlich die Oberschicht in Deutschland und die Interessen des Kapitals. Mit der Regierung Schröder kam kein politischer Wandel, sondern ab da wurden die wahren Akteure nur immer ungenierter. Staatliche Sicherungssysteme wurden umgebaut und privatisiert und parallel Arbeitgeber entlastet, der Staat zog sich immer weiter zurück und das weiter anwachsende Prekariat wurde hinter Statistiken verschleiert.
Gibt es im reichen Deutschland überhaupt ein "Proletariat" ?? :mad2: :mad2:
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wildermuth »

Fuerst_48 hat geschrieben:(19 Jun 2016, 19:38)

Gibt es im reichen Deutschland überhaupt ein "Proletariat" ?? :mad2: :mad2:
Es gibt sogar noch einiges darunter: echte armut.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Darkfire »

Billie Holiday hat geschrieben:(18 Jun 2016, 22:25)

und zum anderen der dreckige Handwerker nicht abwertend angeguckt wird.
Im Gegenteil, dem sieht man ja wenigstens an das er Arbeit hat :thumbup:
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Bielefeld09 »

Wildermuth hat geschrieben:(19 Jun 2016, 20:54)

Es gibt sogar noch einiges darunter: echte armut.
Wer will das wissen?
Es gibt in Deutschland Poor Persons.
Im fast reichsten Land der Welt.
Wir reden darüber erst mal gar nicht.
Wir verachten nicht,
wir verschweigen!
Easy going!
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Fuerst_48 hat geschrieben:(19 Jun 2016, 19:38)

Gibt es im reichen Deutschland überhaupt ein "Proletariat" ?? :mad2: :mad2:
Proletarier im engeren Sinne ist zunächst formal unabhängig von der Frage arm oder reich, Ein Proletarier ist jemand, der objektiv gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen. Wenn Arbeitskraft ein teures Produkt ist, sind Proletarier potenziell wohlhabend. Der wesentliche Punkt ist, dass "Arbeitskraft" inzwischen ein so völlig undifferenzierter Begriff in einer zunehmend differenzierten Welt ist wie "Waschpulver" oder "Seife" in der Welt der Drogeriemärkte.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Fazer »

Wildermuth hat geschrieben:(19 Jun 2016, 20:54)

Es gibt sogar noch einiges darunter: echte armut.
Sehr wenig.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wildermuth »

Fazer hat geschrieben:(19 Jun 2016, 23:51)

Sehr wenig.
Durch wegschauen werden es weniger. Ist mit jeder form von unterschicht so. Auch mit ersaufenden flüchtlingen.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich würde sagen: Es gibt - im Vergleich zu früher oder woanders - in Deutschland sehr wenig unvermeidbare Armut. Das wertet unsere Gesellschaft jedoch moralisch noch mehr ab, als objektive Armut und Perspektivlosigkeit. Und hat in der Tat etwas mit Ignoranz und Wegschauen zu tun.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Wildermuth »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Jun 2016, 06:31)

Ich würde sagen: Es gibt - im Vergleich zu früher oder woanders - in Deutschland sehr wenig unvermeidbare Armut.
Nein. Uvermeidbare Armut gibt es nirgends. Nicht in D, nicht in Indien oder russland.

Das ist ja das!

Das wertet unsere Gesellschaft jedoch moralisch noch mehr ab, als objektive Armut und Perspektivlosigkeit. Und hat in der Tat etwas mit Ignoranz und Wegschauen zu tun.
Ignoranz und wegschauen hat etwas mit ignoranz und wegschauen zu tun. Volle zustimmung!
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Wildermuth hat geschrieben:(20 Jun 2016, 06:54)

Nein. Uvermeidbare Armut gibt es nirgends. Nicht in D, nicht in Indien oder russland.
Das ist zwar ebenso richtig wie die Tatsache, dass die globale Erwärmung vermeidbar ist ... die Frage ist jedoch, ob es auch bei der weltweiten Armut einen Punkt der Irreversibilität gibt. Der wirtschaftliche und soziale Aufstieg Chinas spricht eigentlich klar dagegen - was die Armut anbetrifft. Was die Existenz sozialer Ungleichheit anbetrifft, so spricht gerade das Beispiel China dafür, dass hinsichtlich der Zunahme derselben der point of no return bereits überschritten ist.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Fazer »

Wildermuth hat geschrieben:(20 Jun 2016, 03:25)

Durch wegschauen werden es weniger. Ist mit jeder form von unterschicht so. Auch mit ersaufenden flüchtlingen.
"Relative Armut" gibt es. Denn die gibt es auch in einer reichen Gesellschaft, ein völlig unsinniger Begriff der von linken noch durch den Bereich "Armutsgefährdet" angereichert wird, um es zu dramatisieren.

Echte Armut in dem Sinne, dass jemand sich nicht das lebensnotwendige leisten kann gibt es in D fast gar nicht. Wer Sozialhilfe und Hartz IV bezieht fällt nicht darunter. Betroffen sind Leute, die das nicht hinbekommen, z.B. Leute die auf der Strasse leben. Nötig wäre das nicht.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Yossarian »

Nun, früher wollten die linken Intellektuellen das Proleteriat befreien und erziehen. Das fand das Proleteriat aber meistens gar nicht mal so geil, da finde ich es nur folgerichtig das Selbe zum Feindbild hochzustilisieren.
Wenn ich einen Vogel sehe der wie eine Ente watschelt und wie eine Ente schwimmt und wie eine Ente quakt dann nenne ich ihn eine Ente. Und wenn der Vogel dementiert eine Ente zu sein ist es eine russische Ente.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von schokoschendrezki »

Yossarian hat geschrieben:(20 Jun 2016, 10:28)

Nun, früher wollten die linken Intellektuellen das Proleteriat befreien und erziehen. Das fand das Proleteriat aber meistens gar nicht mal so geil, da finde ich es nur folgerichtig das Selbe zum Feindbild hochzustilisieren.
;)
Dieser Beitrag hat mich eben ein bissel amüsiert. Nimms mir nicht übel, Yossarian. Und wenn Deutsch nicht Deine Muttersprache ist, dann schon gar nicht. Jahrzehntelang war die Nichtbeherrschung rein formaler Bildungskriterien wie Beherrschung von Rechtschreibung und Grammatik das Hauptargument bei der Feindbildung "Proletariat". Dass man eine soziale Gruppe meint, zum Feindbild hochzustilisieren (und nicht einfach herunterzumachen), dürfte dieselben sozialpsychologischen Ursachen haben wie die Ambivalenz von Bewunderung und Verachtung von Antisemiten gegenüber Juden.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von HugoBettauer »

Fuerst_48 hat geschrieben:(19 Jun 2016, 19:38)

Gibt es im reichen Deutschland überhaupt ein "Proletariat" ?? :mad2: :mad2:
Klar. Was denkst du denn, woher der Reichtum kommt? Vom Sozialamt? Von der Sparkasse? Ein Hinweis: Nein.
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von Fazer »

HugoBettauer hat geschrieben:(20 Jun 2016, 22:18)

Klar. Was denkst du denn, woher der Reichtum kommt? Vom Sozialamt? Von der Sparkasse? Ein Hinweis: Nein.
Von der Fähigkeit der Marktwirtschaft, allen Wohlstand zu bringen, weil Wirtschaft kein Nullsummenspiel ist? Ein Hinweis: JA
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Re: Ist die Verachtung des "Proletariats" in Deutschland gestiegen?

Beitrag von HugoBettauer »

Ohne die Proleten schafft sich da gar nichts.
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