Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

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Maltrino
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Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Maltrino »

Ich beschäftige mich ja schon lange hin und wieder mit solchen Themen, aber neulich fiel es mir wieder wie Schuppen von den Augen als ich eine, heute 25 jährige, traf, dessen Eltern aus dem Mittelmeerraum stammten, und die in Norddeutschland aufgewachsen ist. Sie berichtete von quasi lebenslangen Gesundheitsproblemen. Auf Nachfrage kam dann sowas wie "Skoliose"... Und als Hobby-Mediziner (pardon, ich weiß, sowas nennt man eigentlich Ärztebasher) war mir sofort klar: Vitamin-D Mangel durch Sonnenmangel im wolkigen Norddeutschland, verstärkt durch die relativ dunkle Haut (weniger Vitamin D Bildung).

Was mir inzwischen aber auffiel: Diese ganze Sache wurde ja schon vor langer Zeit entdeckt, es wurde entdeckt, dass UV Strahlung Vitamin D Bildung anregt und dass zum Beispiel Lebertran Vitamin D Mangel vorbeugt.

Nun aber zum Beispiel folgende Artikel:
http://www.vitamindelta.de/baby.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Lebertran#Geschichte

Zitat: "Kindern in der Bundesrepublik wurde bis in die 1960er Jahre zur Vorbeugung und Kräftigung täglich ein Löffel voll verabreicht."

Ja gut, und nach den 60er Jahren?

Ich (Jahrgang 1978) kann mich nicht an Lebertran, Höhensonne-Lampen oder Vitamin-D Tabletten erinnern. Was man als Säugling bekam weiß ich nicht. Aber wenn ich alles was ich gelesen hab zusammenzähle, dann scheint mir der "jetzige" Zustand zu sein, dass Säuglinge zwar Vitamin D Spritzen (?) bekommen, danach aber nichts mehr getan wird und offenbar (seid den 60ern) auch nichts getan wurde. So, was war da los? Wieso ging so ein Wissen einfach verloren? Ist das nicht eine Art Rückschritt in der Medizin oder Gesundheitsvorsorge? Und wer trägt die Verantwortung? Die Kinder können es ja nicht wissen. Die essen das was auf den Teller kommt (kein Lebertran) und tun das was die Gesellschaft von ihnen erwartet (Im Schulgebäude hocken, vor dem TV hocken und vielleicht mal in der Turnhalle rumturnen, wo überall kein Sonnenlicht ist). Und jetzt wird, wo man allmählich feststellt, dass große Teile der Deutschen unter Vitamin D Mangel leidet, überlegt die Vitamin D Gabe auszuweiten. Olala...

Ja warum musste es denn soweit kommen und was hilft das meiner Bekannten, die meiner Meinung nach ganz offensichtlich an einer Art leichter Form der Rachitis (durch Vitamin D Mangel) litt? Warum ist das so kompliziert? Man hat herausgefunden, dass in Deutschland wenig Sonne scheint, dass Sonnenlicht und Lebertran und Vitamin D diesen Mangel ausgleicht, und hat das offenbar auch über Jahrzehnte einfach angewendet, weil gesund. Warum dann plötzlich nicht mehr, obwohl die Rahmenbedingungen die selben waren? Das Wissen war da, aber es wurde plötzlich nicht mehr angewendet. Wieso? Warum? Was ist da los? Und wer sorgt dafür, dass nicht generell Wissen verloren geht? Fragen über Fragen...
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
Maikel
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Re: Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Maikel »

Maltrino hat geschrieben:(04 Dec 2018, 04:33)
Vitamin-D Mangel durch Sonnenmangel im wolkigen Norddeutschland,
Wieso wolkiges Norddeutschland? Ich werde mich nachher noch auf den Balkon in die Sonne setzen.
Die Insel Fehmarn hat im Laufe des Jahres am längsten Sonne von allen Orten in D.
Und da es hier im Norden meist nicht ganz so heiß ist, kann man auch öfters in die Sonne raus, statt sich vor der Hitze im Schatten verkriechen zu müssen.
verstärkt durch die relativ dunkle Haut (weniger Vitamin D Bildung).
Das ist allerdings ein interessanter Aspekt; auch für viele unserer neuen Mitbürger seit 2015.

Da ich aus medizinischen Gründen auf zusätzliches Vitamin D angewiesen bin, verfolge ich das Thema nebenbei. Es gibt immer wieder Beiträge, in denen vor (zuviel) zusätzlich eingenommenem Vitamin D gewarnt wird, da der Körper normalerweise genügend Vitamin durch die Sonneneinstrahlung produziert.

Jetzt, wo du es schreibst, wundert es mich schon, daß Vitamin D in den letzten Jahrzehnten bei Kindern kein Thema war; zumal da doch die Meinung vorherrscht, daß die Kids von heute eh nur drinnen vor den Computerspielen rumhängen, und früher doch viel mehr draußem gespielt hätten.
Inzwischen können sie ja aber viele Spiele schon auf den Smartphones spielen, auch draußen. ;)

Ich weiß jetzt nicht, ob man früher schon so gut den Vitamingehalt im Körper messen konnte; vielleicht hat man ja nur aus Vorsicht/Panik Vitamin D gegeben, und damit ggf. zuviel.
So wie man jahrzehntelang der falschen Meinung war, daß Spinat besonders viel Eisen enthält, und deshalb gut für die Kinder ist.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Maltrino
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Re: Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Maltrino »

Maikel hat geschrieben:(04 Dec 2018, 08:17)

Wieso wolkiges Norddeutschland? Ich werde mich nachher noch auf den Balkon in die Sonne setzen.
Die Insel Fehmarn hat im Laufe des Jahres am längsten Sonne von allen Orten in D.
...

Wolken:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natu ... 48157.html

Sonne:
https://www.google.de/search?q=world+su ... ewDc2s5tcM:


Selbst wenn Fehmarn "am meisten" Sonne (in Deutschland) hat, ist es immer noch sehr viel weniger als zum Beispiel den meisten Mittelmeerregionen.
Maikel hat geschrieben:(04 Dec 2018, 08:17)

...

Das ist allerdings ein interessanter Aspekt; auch für viele unserer neuen Mitbürger seit 2015.

...
Na das war ja klar, dass das hier wieder auf dieses Thema bezogen wird...

Wenn man sich diese Grafik mal ansieht: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... ential.png
dann fallen zwei Regionen in Eurasien auf, wo wenig Sonne ist, weil viel Wolken und viel Regen: Mittel-Nordeuropa und China. Beides Regionen mit (neben Indien) enormer Bevölkerungsdichte. Warum? Weil der Regen den Ackerbau ermöglichte und die Leute sich nicht nur schneller vermehrten sondern natürlich auch Menschen aus den benachbarten, trockenen, Regionen anzogen. Das Problem, dass Leute aus ursprünglich sonnigeren Gegenden (selbst du brachst ja offenbar Vitamin D Tabletten..) aus wirtschaftlichen Gründen in regenreichere (nahrungsreichere) Gegenden ziehen, ist also nicht neu und Rachitis gab es hier schon bevor man wusste wo Syrien liegt.


Maikel hat geschrieben:(04 Dec 2018, 08:17)

...

Jetzt, wo du es schreibst, wundert es mich schon, daß Vitamin D in den letzten Jahrzehnten bei Kindern kein Thema war; zumal da doch die Meinung vorherrscht, daß die Kids von heute eh nur drinnen vor den Computerspielen rumhängen, und früher doch viel mehr draußem gespielt hätten.
Inzwischen können sie ja aber viele Spiele schon auf den Smartphones spielen, auch draußen. ;)

Ich weiß jetzt nicht, ob man früher schon so gut den Vitamingehalt im Körper messen konnte; vielleicht hat man ja nur aus Vorsicht/Panik Vitamin D gegeben, und damit ggf. zuviel.
So wie man jahrzehntelang der falschen Meinung war, daß Spinat besonders viel Eisen enthält, und deshalb gut für die Kinder ist.
Das ist die Frage die ich gestellt hab. Was ist da los? Bei mir war es so, dass ich mich gut erinnern kann, dass der Kinderarzt immer schön penibel festgestellt hat, dass meine Wirbelsäule etwas krummer ist als sie sein sollte, es immer wieder Tanten gab die mir vorwurfsvoll sagten "Du bist ja so blass!!!!!" Konsequenzen? Fehlanzeige. Stattdessen Symptome aufnehmen und moralisieren. Beim Thema Spinat war es einfach so, dass ein Zahlendreher Eingang in Fachbücher gefunden hat. Und ja, es wäre natürlich blöd gewesen wenn es "Zwangsgaben" von Spinat, aufgrund dieses Fehlers, gegeben hätte. Aber was heißt das? Dass wir demnächst Ampeln abschaffen, da es theoretisch sein könnte, dass wegen Ampeln mehr Unfälle passieren als ohne Ampeln? Oder geht es generell um die Frage der "Individualisierung", dass es irgendwie "unmoralisch" ist, wenn ein Staat sich um die "Volksgesundheit" kümmert und all seinen Mitbürgern Lebertran verschreibt? Oder um das ganze im größeren Zusammenhang zu betrachten: Jemand der in den 50er Jahren aufgewachsen ist, mit Lebertran vollgestopft wurde, wuchs vielleicht gesünder auf als jemand der in den 80ern geboren wurde wo jeder seines eigenen Glückes Schmied war, vor dem Fernseher und ohne Lebertran. Wenn der eine, der ältere, jetzt erfolgreicher im Beruf ist, weil fitter, ist das dann sein "eigener Verdienst"? Was ist mit meiner Bekannten mit Skoliose, die auch keinen richtigen Job findet weil "schlapp"? "Eigene Schuld"? Oder sollte sie eine Entschädigung erhalten, da der Staat und die Gesellschaft das alles haben schleifen lassen.

Ja, heikles Thema aber interessante Frage: Flüchtlinge aus sonenreicheren Gegenden bekommen jetzt tolle Deutschkurse und so. Aber auch Vitamin D? Es wird von "Integration" gesprochen, also von kulturellen Aspekten, aber stumpfe wissenschaftliche Aspekte interessieren niemanden. Ist unsere Vorliebe für Kultur der Feind der Wissenschaft?

PS: Ach so, hier noch was interessantes:

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... chen-haben

Hieße, Richtig dunkelhäutige bräuchten vielleicht gar kein Vitamin D zusätzlich. Ist also alles komplizierter...
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Re: Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Maikel »

Maltrino hat geschrieben:(04 Dec 2018, 16:57)

Selbst wenn Fehmarn "am meisten" Sonne (in Deutschland) hat, ist es immer noch sehr viel weniger als zum Beispiel den meisten Mittelmeerregionen.
Deine Grafiken stellen das Potential für Solar-Energie dar. Das ist natürlich im Bereich um den Äquator größer, da dort die Sonne steiler steht.

Fehmarn hat u.a. deshalb die meisten Sonnenstunden, weil es soweit nördlich liegt und somit die Sonne an Sommertagen besonders lange scheinen kann; wenn evtl. Wolken es zulassen.
(selbst du brachst ja offenbar Vitamin D Tabletten..)
Wie ich bereits dazu schrieb, hat das bei mir einen medizinischen Grund. Konkreter: Wg. eines Defektes kann mein Körper das von der Sonne induzierte Vitamin D nicht in ausreichendem Umfang in die Form umwandeln, die der Körper nutzen kann.
Es würde mir also nichts nutzen, wenn ich mehr in die Sonne ginge; auch Höhensonne etc. helfen da nicht.

So etwas kann übrigens auch die/eine Ursache bei dem von dir anfangs genannten Fall sein.
Ist also alles komplizierter...
Das ist es eh meistens; deshalb sollte man sich mit endgültigen Urteilen stets zurückhalten.
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Maltrino
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Re: Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Maltrino »

Maikel hat geschrieben:(04 Dec 2018, 18:52)

...

Das ist es eh meistens; deshalb sollte man sich mit endgültigen Urteilen stets zurückhalten.
Und das heißt? Dass man eben "nichts" macht weil man nicht 100% weiß?
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Russin93
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Re: Was wurde aus der Vitamin D Gabe bei Kindern? Rückschritt statt Fortschritt?

Beitrag von Russin93 »

Warum soll man Medikamente einnehmen, wenn man auch über ausreichende Besonnung den Vitamin D-Spiegel in einen Normalbereich bringen kann? Natürlich muss man dafür im Norden schon bewusst die Sonne suchen und auch mal etwas mehr als nur Gesicht und Hände bescheinen lassen. Im Zweifel kann der Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmt werden. Medikamentöse Prophylaxe oder Therapie ist dann immer noch möglich.
Ich bin integrationsunwillig.
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