@DA: Ein Gespräch mit zwei kleinen Jungen und einem weisen Gelehrten auf dem heißen Planeten der Quintolen über möglicherweise ganz andersartige Formen von Leben im All:
»Könnten sie nicht eine senkrechte Haltung haben und sich auf den sogenannten Beinen fortbewegen?« »Wer hat dir das gesagt?« Kralos schwieg verängstigt.»Implos«, flüsterte sein Freund. »Ach, laß mich endlich mit diesem Implos und seinen Phantastereien zufrieden!« schrie der Gelehrte. »Beine! Nein wirklich! Als hätte ich nicht vor fünfundzwanzig Flammen mathematisch bewiesen, daß ein zweibeiniges Wesen, sobald man es aufstellt, unweigerlich der Länge nach hinschlagen muss. Ich habe sogar ein Modell und ein Diagramm dazu angefertigt, aber was könnt ihr Faulpelze schon darüber wissen! Wie die vernunftbegabten Wesen anderer Welten aussehen? Ich werde dir diese Frage nicht unmittelbar beantworten, überleg es dir selbst, lerne denken. Zunächst einmal müssen sie Organe zur Aufnahme von Ammoniak haben, nicht wahr? Und welches Organ könnte dafür besser geeignet sein als die Kiemhalme? Müssen sie sich in einer Umgebung bewegen, die mit Maßen widerstrebend, mit Maßen warm ist, wie die unsere? Sie müssen, stimmt's? Na also! Und wie sollten sie das anders tun als mit Stütztuben? Ähnlich werden sich auch die Sinnesorgane formen - die Blinker, Schalen und Quasten. Aber jene Geschöpfe müssen ja nicht nur in ihrem Körperbau uns Quintolen ähnlich sein, auch ihre Lebensweise wird der unseren gleichen. Es ist doch bekannt, dass die Quinte die Grundzelle unseres Familienlebens ist. Versuch dir in deiner Phantasie etwas Besseres auszudenken, und du wirst einsehen, dafür verbürge ich mich, daß dir das nicht gelingt! Es ist nun einmal so, um eine Familie zu gründen, um die Nachkommenschaft ins Leben zu rufen, müssen sich Dada, Gaga, Mama, Fafa und Haha verbinden. Umsonst alle Zuneigung, vergebens alle Pläne und Träume, wenn der Vertreter eines dieser fünf Geschlechter fehlt. Eine solche Situation, die nun leider im Leben manchmal vorkommt, nennen wir Viererdrama oder unglückliche Liebe ... Du siehst also, wenn wir ohne Vorurteile argumentieren, wenn wir uns ausschließlich auf wissenschaftliche Tatsachen stützen, den präzisen Apparat der Logik zu Hilfe nehmen und objektiv an die Sache herangehen, dann kommen wir unweigerlich zum Schluß, daß jedes vernunftbegabte Wesen einem Quintolen ähnlich sein muß … So. Na, ich hoffe, daß ich euch überzeugt habe …«:
Aus den "Sterntagebüchern" von Stanisław Lem.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)