Der langsame Tod der Rockmusik

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imp
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Dec 2017, 21:44)

Weiss ich nicht, oder gut, heute ...
Es gab im BFBS die legendäre Bob Harris Show, einmal pro Woche wurden da Sachen gespielt, die man vorher (fast) nie in anderen Radioprogrammen gehört hatte, einfach klasse! Sowas vermisse ich tatsächlich.
Ich bin ja ab (?) komplett auf BFBS umgestiegen, weil es dort keine Radiowerbung gab. Hier kann ich das leider nicht empfangen.
Was dem Ossi sein RIAS ist dem Bayern sein AFN. Jüngere alte Ossis hören vielleicht MDR Sputnik (ex DT64). Ändert doch am Prinzip nichts. Die Radiosender sind Zielgruppenbediener, sie schaffen zusammen oder einzeln die Zielgruppe heute nicht (oder nur sehr partiell). Diaspora-Sender erscheinen einzelnen als Bereicherung oder Offenbarung, aber sie rechtfertigen sich auch nur über den Zuspruch ihrer Zielgruppe und dem jagen sie nach. Entsprechend bieten sie nur ein alternatives immergleich. Wenn Dr. Liese Müller Deutschlandradio Kultur oder DLF hört, ist das nicht so viel anders. Den Zuspruch-Peak im Radio haben wohl TOP40-Sender mit automatisierter Rotation der MC-Charts nach einem Vierstufenmodell. Die sind auch sehr billig und brauchen wenig Personal, Reichweite bringt Werberelevanz, klasse.

Solange mir noch keine Werbeclips auf den Tonträger gepresst werden, ist das alles nicht so sehr mein Problem.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Misterfritz »

Radio macht und bedient Wünsche, zumindest die meisten Sender.
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Sextus Ironicus
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Sextus Ironicus »

Ammianus hat geschrieben:(05 Dec 2017, 12:28)

So kenn ich das von Anfang an. "Was, du stehtst auf Sweet, Slades und Suzie Quatro? - Nein wir stehen auf wahre Musik. Deep Purple und Pink Floyd und Jazz-Rock und Blues."
In der Generation vorher war es wohl schon die Frage "Beatles oder Stones", wobei die Stones-Anhänger natürlich die Guten, Tollen und Echten waren. Vor einiger Zeit kam etwas in der Art sogar hier im Forum wieder. Man könne nur entweder die Beatles gut finden oder die Stones. Beide zusammen schlössen sich aus.
Nö. Keine Sau hätte die Beatles in ihrer Spätphase live sehen wollen mit ihrer programmartigen Musik, und Stones auf Konserve ist umgekehrt nicht prickelnd, das muss man schon hörend sehfühlen. So ließen sich Kopf und Bauch füllen :D
… habe ich mich sorgsam bemüht, menschliche Tätigkeiten nicht zu verlachen, nicht zu beklagen und auch nicht zu verdammen, sondern zu begreifen. (Spinoza)
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Misterfritz »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(05 Dec 2017, 22:23)

Nö. Keine Sau hätte die Beatles in ihrer Spätphase live sehen wollen mit ihrer programmartigen Musik, und Stones auf Konserve ist umgekehrt nicht prickelnd, das muss man schon hörend sehfühlen. So ließen sich Kopf und Bauch füllen :D
Hmmm, Du bist wahrscheinlich a weng jünger.
Die Beatles wollten schon ein paar mehr sehen. Sogar, als sie noch unbekannter waren.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Sextus Ironicus »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Dec 2017, 22:32)

Hmmm, Du bist wahrscheinlich a weng jünger.
Die Beatles wollten schon ein paar mehr sehen. Sogar, als sie noch unbekannter waren.
Ja, natürlich, ein paar mehr. Aber könnte man die heute hören, so wäre das ganz ohne was doch mehr ein Kopferlebnis, während die Steine eben doch mehr ein Baucherlebnis sind und auf der Konserve nicht wirklich rüberkommen. Und für die braucht man auch deshalb nichts :D

Daher: Man kann schon beide mögen, aber halt anders :D :D :D
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Kritikaster »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Dec 2017, 13:31)

Um diese These zu widerlegen, müsste man jetzt ganz konkret an Beispielen und mit den Mitteln, die der Musikrezension eben so zur Verfügung stehen, argumentieren. Das sprengt glaub' ich das Thema.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Jasper Van't Hof, der sich Mitte der 1980er Jahre in einem Interview einmal geradezu zerknirscht zum Erfolg seines Albums "Pili-Pili" äußerte. Er wolle doch als Jazz-Musiker anerkannt werden, und dafür sei kommerzieller Erfolg hinderlich.
Interessanterweise war sein Nachfolgewerk "Hoomba-Hoomba" trotzdem wieder sehr ähnlich arrangiert ... :?
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Sextus Ironicus hat geschrieben:(05 Dec 2017, 23:02)

Ja, natürlich, ein paar mehr. Aber könnte man die heute hören, so wäre das ganz ohne was doch mehr ein Kopferlebnis, während die Steine eben doch mehr ein Baucherlebnis sind und auf der Konserve nicht wirklich rüberkommen. Und für die braucht man auch deshalb nichts :D

Daher: Man kann schon beide mögen, aber halt anders :D :D :D
Ja, kann man.
Auf der anderen Seite haben die Stones nie vergessen ihre alten Songs zu spielen. Etwas, was die Beatles in aktiver Zeit mal gerne vergessen haben.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Kritikaster hat geschrieben:(06 Dec 2017, 07:17)

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an Jasper Van't Hof, der sich Mitte der 1980er Jahre in einem Interview einmal geradezu zerknirscht zum Erfolg seines Albums "Pili-Pili" äußerte. Er wolle doch als Jazz-Musiker anerkannt werden, und dafür sei kommerzieller Erfolg hinderlich.
Bei solchen Äußerungen assoziiere ich zuallerst diese Mischung aus männlicher Eitelkeit und gleichzeitiger Verletzlichkeit. Jazzrock, Rockjazz, Ethnojazz usw. ... sowenig man die Instrumenten-Virtuosität der bekannten Größen dieses Genres anzweifeln muss ... zumindest aus heutiger Sicht hat das meiste davon für mich etwas unangenehm männlich-dominiert-eitles. (Auch wenn oder vielleicht grade weil Jasper van't Hof ausgiebiegst mit weiblichen Sängerinnen produziert hat). Etwas von dieser Geniekultästhetik der Goethezeit. Es wirkt heute irgendwie lächerlich. Die große Ausnahme ist Frank Zappa mit seiner Fähigkeit zur Ironisierung und Selbstironisierung. Das genau ist die notwendige Brechung.

Das "peinliche Genie" war ein Artikel zum 200. Todestag von Schiller in der FAZ überschrieben. Es bleibt ein großer Name als Legende. Aber der Großteil seiner Texte ist für mich (und sicher auch etliche Zeitgenossen) mit seinem Pathos nahezu unverdaulich. Und ein bissel gehts mir auch mit dem so, was als Fusion, Jazzrock usw. lief.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Was ich mich in diesem Thema auch immer wieder frage ist, was die Künstler wollen.
Wollen sie erfolgreich sein oder wollen sie unbedingt ihr Ding durchziehen.

Gehen wir wieder ins Extreme:
AC/DC. Ein Song auf 15 Alben ;)
Einfacher Riff, einfacher Beat und oft Mitsinghymne

Auf der anderen Seite nehme ich exemplarisch Soundgarden - Songs oft an der Schmerzgrenze, viel Tempiwechsel mit Schlagzeugerfirlefanz und selten etwas, das sofort textlich hängenbleibt.

Ich mag beide Sachen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Misterfritz »

Alexyessin hat geschrieben:(06 Dec 2017, 10:46)

Was ich mich in diesem Thema auch immer wieder frage ist, was die Künstler wollen.
Wollen sie erfolgreich sein oder wollen sie unbedingt ihr Ding durchziehen.
Wahrscheinlich beides, wenn sie nicht nur ein bisschen trällern können ;)
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Dec 2017, 11:11)

Wahrscheinlich beides, wenn sie nicht nur ein bisschen trällern können ;)
Weiß ich nicht. Es gibt ja so Jazz Frickler die Akkordfolgen spielen können, das selbst Mathematiker mit den Kombinationen überfordert sind und halt Arbeiten müssen, weil es fünf Menschen gibt, die es sich anhören wollen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Misterfritz »

Alexyessin hat geschrieben:(06 Dec 2017, 11:46)

Weiß ich nicht. Es gibt ja so Jazz Frickler die Akkordfolgen spielen können, das selbst Mathematiker mit den Kombinationen überfordert sind und halt Arbeiten müssen, weil es fünf Menschen gibt, die es sich anhören wollen.
Es kommt sicherlich auch noch darauf an, was diese Künstler als Erfolg ansehen ;)
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Misterfritz hat geschrieben:(06 Dec 2017, 12:18)

Es kommt sicherlich auch noch darauf an, was diese Künstler als Erfolg ansehen ;)
Materieller Erfolg ist nun mal auch für einen Künstler lebensnotwendig.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von imp »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Dec 2017, 21:58)

Radio macht und bedient Wünsche, zumindest die meisten Sender.
Den Wunsch zum Abschalten bediene ich mir selber. Ob das Radio den macht oder mich nur dran erinnert, ist eben die Frage. Der heute Autonomie haben kann, holt sich auch Blümchen und Nena just in time, on demand.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Misterfritz »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(06 Dec 2017, 15:02)

Den Wunsch zum Abschalten bediene ich mir selber. Ob das Radio den macht oder mich nur dran erinnert, ist eben die Frage. Der heute Autonomie haben kann, holt sich auch Blümchen und Nena just in time, on demand.
Das kann man ja heutzutage glücklicherweise.
Ich höre allerdings tagsüber immer nebenher Radio, um auf dem Laufenden zu sein (nicht musikalisch ;) ).
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Zunder »

Alexyessin hat geschrieben:(06 Dec 2017, 08:57)

Auf der anderen Seite haben die Stones nie vergessen ihre alten Songs zu spielen. Etwas, was die Beatles in aktiver Zeit mal gerne vergessen haben.
Die Beatles haben ihre alten Songs vor allem deshalb nicht live gespielt, weil sie auch ihre neuen Songs nicht live gespielt haben - abgesehen vom Rooftop-Konzert während der Let-it-be-Session. Ihre Studio-Sachen waren damals auf der Bühne nicht reproduzierbar. Heute geht das.

McCartney spielt uralten Käse wie "I saw her standing there" übrigens immer noch.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von pikant »

Misterfritz hat geschrieben:(05 Dec 2017, 21:35)



Ob die Masse an Musik-Aufnahmen jetzt besser oder schlechter ist, will ich gar nicht beurteilen. Es ist nur so, dass die grosse Masse gar nicht im Radio gespielt werden kann. Und ob die Verpflichtung, auch deutsche Künstler zu spielen, nun eine wirklich gute Idee ist, möchte ich arg bezweifeln :D
in Frankreich gibt es einen Sender, der spielt alles quer durcheinander von Klassik bis Rock, ohne Werbung.
FIp-Radio - hoerenswert und staatlich

da hoert man Titel, die man noch nie gekannt hat, aber auch Klassiker der Pop-Musik
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

pikant hat geschrieben:(07 Dec 2017, 10:00)

in Frankreich gibt es einen Sender, der spielt alles quer durcheinander von Klassik bis Rock, ohne Werbung.
FIp-Radio - hoerenswert und staatlich

da hoert man Titel, die man noch nie gekannt hat, aber auch Klassiker der Pop-Musik
Der langsame Tod der Rockmusik nicht Pop-Musik.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Progressiver »

Zuerst einmal danke für den Tipp. Ich höre mir jetzt seit einer Stunde an, was der Sender zu bieten hat. Über die alten Lieder und Gruppen, die da gespielt werden, mag ich zunächst nichts sagen. Mir geht es ja in diesem Thread darum, ob es neue Bands gibt, die irgendwie es schaffen, die Menschenmassen zu begeistern und gleichzeitig etwas neues und kreativ neues bieten können. Das ist wohl immer eine schmale Gratwanderung.

Zu den alten Bands nur so viel: In die Rock & Roll Hall of Fame des Senders wurde die Band Bon Jovi aufgenommen. Andere Bands wie Rage Against The Machine blieben wohl draussen. Ich selbst habe nie Rage Against The Machine gehört, fand aber die politischen Aussagen der Gruppe nicht schlecht. Von Bon Jovi und Konsorten halte ich aber erst recht nichts, da die mir zu eintönig sind! Und das sehe ich als Problem.

Die Mehrheit der Rockfans stehen anscheinend auch auf Lieder ohne große Tempowechsel oder andere kreative Ideen. Korrigiert mich, wenn ich mich irre. Aber genial ist für mich das Gegenteil davon. Da frage ich mich doch: Was soll denn bitte so toll daran sein, wenn sich alle Songs einer Band irgendwie gleich anhören? Und was unterscheidet sie noch einmal von dem Einheitsbrei, den andere Musikstile wie Schlager oder die moderne elektronische Popmusik bieten?

Ich habe diesen Thread, wie gesagt, unter anderem auch deswegen aufgemacht, weil ich mich fragte: Wer oder was kann einen kreativen Künstler wie Chris Cornell beerben? Diesen habe ich ja auch erst im Laufe der Jahre zu schätzen gelernt. Erst vor einer Woche habe ich mir ein paar alte Alben von Soundgarden gekauft. In den 1990ern dagegen nur die Single von "Black Hole Sun". Dies soll auch kein Chris Cornell-Fanthread werden. Aber musikalisch konnte er sowohl in seiner Karriere schnelle und harte Punksongs hinbrettern als auch das sentimentale Gegenteil bieten. Und während manche Lieder und Texte vielleicht gut ins Ohr gehen, sind eben andere eher sperrig, aber bei näherem Hinhören umso genialer.

Vielleicht habe ich ja eine nicht massenkompatible Vorstellung davon, was gute Gitarrenmusik sein kann. Vielleicht habe ich auch zu sehr in einer idealistischen musikalischen Filterblase gelebt und dadurch andere Bands und Künstler, die eher eintönige Musik machen, erst gar nicht wahrgenommen. Wenn jedoch Rockmusik nur aus Bon Jovi oder Nickelback bestehen würde, dann kann man vielleicht verstehen, dass die jüngeren Leute mal etwas anderes hören wollen. Dann würde auch ich sagen, dass die Rockmusik einen verdienten Tod stirbt. Dies trifft dann aber auch auf andere Musikstile zu, die ebenfalls nicht gerade durch eine große Variabilität glänzen.

Trotzdem wurde beispielsweise bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich als Titelmusik irgendein Popsong von dem DJ David Guetta gespielt. Offensichtlich ist gute Gitarrenmusik, gepaart mit Kreativität und Liedern, die das ganze menschliche Gefühlspektrum abbilden, nicht mehr en vogue? Und wenn es kreative Köpfe unter den Musikern gibt, dann nehmen sie nicht mehr unbedingt eine Gitarre in die Hand? Oder sie tun es doch, aber tauchen nicht mehr in den offiziellen sogenannten Charts auf? Ich für meinen Teil habe, wie gesagt, eigentlich keine Schwierigkeiten, gute und für mich neue Musikgruppen ausfindig zu machen. Aber beim Blues gelingt mir das irgendwie besser. Diese Künstler sind zwar ebenfalls so unbekannt, dass man sie im Radio hier in Deutschland nicht spielt. Für mich sind sie aber auffindbar. Ob die Rockantenne oder Spotify es schaffen, diese Schieflage bezüglich der Rockmusik zu beenden, wird sich jedenfalls noch zeigen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Watchful_Eye »

Progressiver hat geschrieben:(08 Dec 2017, 22:40)
Ich habe diesen Thread, wie gesagt, unter anderem auch deswegen aufgemacht, weil ich mich fragte: Wer oder was kann einen kreativen Künstler wie Chris Cornell beerben? Diesen habe ich ja auch erst im Laufe der Jahre zu schätzen gelernt. Erst vor einer Woche habe ich mir ein paar alte Alben von Soundgarden gekauft. In den 1990ern dagegen nur die Single von "Black Hole Sun". Dies soll auch kein Chris Cornell-Fanthread werden. Aber musikalisch konnte er sowohl in seiner Karriere schnelle und harte Punksongs hinbrettern als auch das sentimentale Gegenteil bieten. Und während manche Lieder und Texte vielleicht gut ins Ohr gehen, sind eben andere eher sperrig, aber bei näherem Hinhören umso genialer.
Probier die mal durch. Nicht alle brandaktuell, vieles aus den 00ern, aber trotzdem ggf. leicht zu übersehen:
Boris - Vanilla
The Afghan Wigs - Gentlemen
Cave In - Big Riff
Blackmail - Evon
The War on Drugs - Pain
Cursive - Art is Hard
..and you will know us by the trail of dead - The Rest Will Follow
Steven Wilson - Harmony Korine
Biffy Clyro - Living Is A Problem Because Everything Dies
Klimt 1918 - Rachel

Ansonsten, Tool kennst du, oder?
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von King Kong 2006 »

Rockmusik ist unsterblich.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
- Frank Herbert, Die Kinder des Wüstenplaneten
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von yogi61 »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Dec 2017, 22:11)

Rockmusik ist unsterblich.
:thumbup: Strang kann geschlossen werden. :)
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

King Kong 2006 hat geschrieben:(14 Dec 2017, 22:11)

Rockmusik ist unsterblich.
Als ich neulich einen Beitrag über "25 Jahre Brings" sah ... Karnevalrock, "Kölsche Jungs", Feuerzeugschwenken, Stadion, Pathos, Mitgrölen ... ist mir so schlecht geworden, dass ich der Rockmusik am liebsten den Tod gewünscht hätte. Obwohl ich selbst aktiv dabei bin.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Cursive: Absolut stark! Leider ist die Cellistin wieder ausgestiegen. Ich hab' die Band zu "Art is Hard"-Zeiten live erlebt und war überwältigt ...
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Progressiver »

So, das wäre geschafft. Hui, das waren aber viele! Also, angehört habe ich mir die zehn Lieder plus andere Songs von den Musikern. Darüber hinaus habe ich mich bei der Wikipedia schlau gemacht und teilweise bei Amazon in Alben reingehört. Alles will und kann ich da gar nicht kommentieren. Es sind aber einige Indie-Rock-Bands dabei. Darüber hinaus auch Alternative Rock Bands, die in Richtung Progressive Rock gehen. Am ehesten konnte ich noch etwas mit Biffy Clyro anfangen. Diese haben sich 1995 gegründet und sind wohl viele lange Jahre irgendwie an mir vorbeigegangen. In den Medien habe ich schon mal davon gehört. Aber ich konnte sie nicht mit den ein bis zwei Liedern zusammenbringen, die ich von ihnen kannte. Ich habe auf YouTube ein Konzert von ihnen gefunden, das auf dem Öffentlich-Rechtlichen Sender ONE HD lief. Laut Wikipedia haben sie mit ihrem letzten Album eine hohe Chartsplatzierung erreicht. Es gibt sie also schon noch, die Rockbands. Danke auch! :thumbup:

Auf der anderen Seite frage ich mich, wieso sie in den Radiosendern und den im Kabelfernsehen empfangbaren Musiksendern, die ich so nebenbei mitkriege, keine allzu große Rolle zu spielen scheinen. Liegt es vielleicht auch an mir und meiner Umgebung? :?: Wenn ich nämlich zufälligerweise mal irgendeinen Sender höre, dann läuft dann eher so etwas:

https://www.youtube.com/results?search_ ... rmany+2017

Also irgendwelche Popmusik im Stile von Ed Sheeran, P!nk oder dem Lied "Despacito". Oder beispielsweise "I got no roots" oder irgendwelche anderen Electro-Pop-Lieder.

Was mich betrifft, so war jedenfalls ein Stein des Anstoßes (von mehreren) für die Eröffnung dieses Threads folgendes Video-Statement, bei dem ich mich voll wiedergefunden hatte:



Ich hoffe aber, dass ich mich irre.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Watchful_Eye »

Freut mich, wenn du etwas für dich finden konntest. :) Ja, auf diese Sache wollte ich ja auch unter anderem bei meinem ersten Post hinaus: Dass es nach wie vor eine große Rock-Szene gibt, diese aber weniger in den Medien stattfindet. Das Problem ist glaube ich, dass die jüngere Generation eben eher mit Pop zu erreichen ist und die ältere Generation überwiegend lieber ihre ollen Kamellen hören will ^^.

Und ja, Biffy Clyro zählen innerhalb der Liste bereits zu den älteren Semestern. Das aktuelle Album soll auch schon nicht mehr so gut sein, keine Ahnung.

In Österreich hat übrigens kürzlich die junge Rockband "Kaiser Franz Josef" ihr zweites Album mit dem Namen "Make Rock Great Again" ( :D ) herausgebracht. Die klingt sehr klassisch und die Stimme sollte dir als Corbell-Fan zusagen. Vielleicht ist sie auch erwähnenswert, ich finde sie nur etwas eindimensional. Sie erinnert mich etwas an die Soundgarden-Nachfolgeband Audioslave:
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Progressiver »

Watchful_Eye hat geschrieben:(16 Dec 2017, 22:44)

Freut mich, wenn du etwas für dich finden konntest. :) Ja, auf diese Sache wollte ich ja auch unter anderem bei meinem ersten Post hinaus: Dass es nach wie vor eine große Rock-Szene gibt, diese aber weniger in den Medien stattfindet. Das Problem ist glaube ich, dass die jüngere Generation eben eher mit Pop zu erreichen ist und die ältere Generation überwiegend lieber ihre ollen Kamellen hören will ^^.

Und ja, Biffy Clyro zählen innerhalb der Liste bereits zu den älteren Semestern. Das aktuelle Album soll auch schon nicht mehr so gut sein, keine Ahnung.

In Österreich hat übrigens kürzlich die junge Rockband "Kaiser Franz Josef" ihr zweites Album mit dem Namen "Make Rock Great Again" ( :D ) herausgebracht. Die klingt sehr klassisch und die Stimme sollte dir als Corbell-Fan zusagen. Vielleicht ist sie auch erwähnenswert, ich finde sie nur etwas eindimensional. Sie erinnert mich etwas an die Soundgarden-Nachfolgeband Audioslave:
Danke. Ich werde mir das mal genauer anhören. :thumbup:
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Todgesagte leben laenger!

Radio? Hoert hier noch jemand Musik im Radio? Ich sehr selten. Meistens Spotify. Da kann ich meiner Musik stundenlang zuhoeren. Meine Richtung ist Prog Rock! War und ist es seit der ersten Jethro Tull, King Crimson, Pink Floyd usw LPs und so wird es immer bleiben. Und die Musik lebt. Roger Waters Konzert Tour hier in Australien war Monate im voraus ausverkauft. David Gilmour das Gleiche, Ian Anderson (Jethro Tull) das Gleiche und das tolle bei den Konzerten ist das man sehr viele junge Fans sieht.

ACDC fuellt leicht ein Stadium mit 80000 Sitzen, genauso U2, Foo Fighters, usw.

Ausserdem haben wir eine sehr lebendige Pub Musik Kultur. Junge Rock Bands jammen in Pubs am Wochenende und die Bude ist gerammelt voll.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Auch wenn das jetzt nicht direkt mit seiner Musik zu tun hat: Die Person Roger Waters ist sehr sehr kritisch zu sehen ...

Ich habe die Band Pink Floyd Anfang der 90er bei einem ihrer letzten Konzerte in mehr oder weniger klassischer Besetzung erlebt. In Lissabon. Ich fand es schlimm. Fußballstadion, VIP-Bereich, lauter sekttrinkende VW-Bosse (VW war der Hauptsponsor). Und die Musik: pompös, theatralisch, aufgeblasen (im wahrsten SInne des Wortes). Ich hab' mir so gedacht: Mein Gott, die hast du als Pubertierender bewundert ...
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 07:53)

Auch wenn das jetzt nicht direkt mit seiner Musik zu tun hat: Die Person Roger Waters ist sehr sehr kritisch zu sehen ...

Ich habe die Band Pink Floyd Anfang der 90er bei einem ihrer letzten Konzerte in mehr oder weniger klassischer Besetzung erlebt. In Lissabon. Ich fand es schlimm. Fußballstadion, VIP-Bereich, lauter sekttrinkende VW-Bosse (VW war der Hauptsponsor). Und die Musik: pompös, theatralisch, aufgeblasen (im wahrsten SInne des Wortes). Ich hab' mir so gedacht: Mein Gott, die hast du als Pubertierender bewundert ...
Roger Waters sehe ich sogar sehr kritisch, erstens hat der Depp geglaubt, er alleine sei Pink Floyd, und zweitens seine Kampagne gegen Israel.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Liegestuhl »

So lange es Rockladies wie Yvonne Biedermann gibt, ist mir um die Rockmusik nicht bange.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von pikant »

gute Rockmusik sterbt nie aus.

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U2 macht auf Elektro und Dance :D - das finde ich nicht so gut
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 07:53)

Auch wenn das jetzt nicht direkt mit seiner Musik zu tun hat: Die Person Roger Waters ist sehr sehr kritisch zu sehen ...

Ich habe die Band Pink Floyd Anfang der 90er bei einem ihrer letzten Konzerte in mehr oder weniger klassischer Besetzung erlebt. In Lissabon. Ich fand es schlimm. Fußballstadion, VIP-Bereich, lauter sekttrinkende VW-Bosse (VW war der Hauptsponsor). Und die Musik: pompös, theatralisch, aufgeblasen (im wahrsten SInne des Wortes). Ich hab' mir so gedacht: Mein Gott, die hast du als Pubertierender bewundert ...
Ich hab Deep Purple auf der Burg Clam in 2013 gesehen. Das war wohl noch schlimmer. Hörte sich an wie eine drittklassige Dorfband, sehr peinlich. Genauso peinlich war, dass natürlich "Smoke on the Water" als letztes Stück des offiziellen Sets herhalten musste. Und das war richtig schlecht. Hinweggetröstet über diesen Abend wurde ich durch die Zugabe ... da gabs viel Improvisation und viel Orgel :D ... das hat mir doch tatsächlich gefallen ...
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Da lob ich mir die Stones. Die klingen wenigstens immer noch so, als wären sie alle auf Dope :D
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Kritikaster »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Feb 2018, 07:53)

Auch wenn das jetzt nicht direkt mit seiner Musik zu tun hat: Die Person Roger Waters ist sehr sehr kritisch zu sehen ...

Ich habe die Band Pink Floyd Anfang der 90er bei einem ihrer letzten Konzerte in mehr oder weniger klassischer Besetzung erlebt. In Lissabon. Ich fand es schlimm. Fußballstadion, VIP-Bereich, lauter sekttrinkende VW-Bosse (VW war der Hauptsponsor). Und die Musik: pompös, theatralisch, aufgeblasen (im wahrsten SInne des Wortes). Ich hab' mir so gedacht: Mein Gott, die hast du als Pubertierender bewundert ...
Ich habe die Band 2 x in Berlin (vor dem Reichstagsgebäude und auf dem Maifeld) und 1 x in Hamburg im Stadtpark erlebt, und ich kann nur sagen: Dass einen bei der Truppe damals Bombastrock erwartete, musste einem vorher klar sein. Richtig aufgedreht haben sie aber nur vor dem Reichstagsgebäude. Hamburg lief, reichlich enttäuschend, nur auf halber Kraft.

Als pubertär würde ich meine seinerzeitige Befindlichkeit dennoch nicht bezeichnen ... ;)
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Kritikaster hat geschrieben:(20 Feb 2018, 10:42)

Ich habe die Band 2 x in Berlin (vor dem Reichstagsgebäude und auf dem Maifeld) und 1 x in Hamburg im Stadtpark erlebt, und ich kann nur sagen: Dass einen bei der Truppe damals Bombastrock erwartete, musste einem vorher klar sein. Richtig aufgedreht haben sie aber nur vor dem Reichstagsgebäude. Hamburg lief, reichlich enttäuschend, nur auf halber Kraft.

Als pubertär würde ich meine seinerzeitige Befindlichkeit dennoch nicht bezeichnen ... ;)
Ich muss dazu sagen, dass ich die Konzertkarten eher zufällig von eben von einem VW-Manager irgendwo in Lissabon verkauft bekam, der sie wahrscheinlich von seiner Firma einfach so erhielt aber verhindert war. Ich wäre von allein nicht darauf gekommen, dahin zu gehen. Als "pubertär" sehe ich vor allem diese damalige strenge Lagertrennung von "progressiv" und "kommerziell" an. Gott. Kann man nicht einfach hinhören und versuchen, Originalität, Können usw. für sich selbst zu erkunden. Statt sich zu einem der beiden Lager zu bekennen.

Und noch mal: Ich sehe keinen Tod der Rockmusik. Solange (mindestens) drei aktuell auf dem Laufenden seiende und Genre-unabhängige Monatsschriften (Spex, Rolling Stone, Musikexpress) und darüber hinaus noch zirka ein Dutzend Genre-Specials und Nostalgie-Zeitschriften ständig im Bahnhofskiosk ausliegen ... wie soll das gehen? Die würden doch eingehen, wenn sich niemand mehr dafür interessiert.

Um sich einen aktuellen Überblick zu verschaffen empfehle ich dringend das Budapester Sziget-Festival im August 2018. Eine Woche die ganze Bandbreite. Von den Arctic Monkeys über Mumford & Son bis Gogol Bordello. Und darüberhinaus auch noch Spezialitäten wie Jazz, Balkan und sogar Klassik. Anders als andere große Festivals ist das Sziget eher nicht als geschlossenes Lager irgendwo im Grünen konzipiert, sondern mehr oder weniger mitten in der Stadt (auf einer Donauinsel). Und Tageskarten sowie Besucher einfach aus der Stadt sind eher die Regel als kampierende Dauergäste.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Feb 2018, 10:06)

Und noch mal: Ich sehe keinen Tod der Rockmusik.
Ich auch nicht. Eher das das Gegenteil.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Keoma hat geschrieben:(20 Feb 2018, 09:12)

Roger Waters sehe ich sogar sehr kritisch, erstens hat der Depp geglaubt, er alleine sei Pink Floyd, und zweitens seine Kampagne gegen Israel.
Nun er war zumindest 50% Pink Floyd und wenn er sich politisch gegen die israelische Besetzungspolitik in Palaestina auessert dann ist es sein gutes Recht. Ich nenne ihn deshalb nicht Depp. Ich interessiere mich fuer den Musiker. Allerdings finde ich David Gilmour als Solo Artist ansprechender. Sein letztes Album Rattle That Lock ist hervorragend und hat super Jazz Elemente.
schokoschendrezki hat geschrieben: Ich habe die Band Pink Floyd Anfang der 90er bei einem ihrer letzten Konzerte in mehr oder weniger klassischer Besetzung erlebt. In Lissabon. Ich fand es schlimm. Fußballstadion, VIP-Bereich, lauter sekttrinkende VW-Bosse (VW war der Hauptsponsor). Und die Musik: pompös, theatralisch, aufgeblasen (im wahrsten SInne des Wortes). Ich hab' mir so gedacht: Mein Gott, die hast du als Pubertierender bewundert ...
Ich persoenlich mag auch keine Stadium Konzerte aber wo sonst kann man 100000 Leute unterbringen? Und wer zahlt der hat Priviligien. Wenn VW sponsored dann kann VW Champus trinkende Bosse im VIP Bereich haben. Das stoert mich nicht. Pink Floyd hatte schon immer sehr Effekt beherrschte Konzerte. Auch das stoert mich nicht.

The Times they are a changin' sang Bob Dylan und so ist es. Heutzutage sind die Effekte bei Rock Konzerten oft so wichtig wie die Musik. Siehe Rammstein. Und ich mag deren Musik zum grossen Teil. Nicht alles aber vieles.

Zitat korrigiert
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(21 Feb 2018, 11:14)
Ich persoenlich mag auch keine Stadium Konzerte aber wo sonst kann man 100000 Leute unterbringen? Und wer zahlt der hat Priviligien. Wenn VW sponsored dann kann VW Champus trinkende Bosse im VIP Bereich haben. Das stoert mich nicht. Pink Floyd hatte schon immer sehr Effekt beherrschte Konzerte. Auch das stoert mich nicht.

The Times they are a changin' sang Bob Dylan und so ist es. Heutzutage sind die Effekte bei Rock Konzerten oft so wichtig wie die Musik. Siehe Rammstein. Und ich mag deren Musik zum grossen Teil. Nicht alles aber vieles.

Zitat korrigiert
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Der Punkt ist nur, dass sich diese Bombastitzität der Musik von Pink Floyd und diese Unternehmensboss-Mentalität genau einenander entsprechen. Aber gut. Das ist sicher eher meine persönliche Sicht.

"The Times they are a-changin''" (als Album) war vor allem eine Eigen-Absage von Dylan an seine Rolle als angebliche "Stimme einer Generation". Das wollte er nicht sein. Er war einer der ersten und wenigen im Pop-Bereich, die individuelle Künstler sein wollten. Die schwierige Wahrheiten aussprechen und nicht das Bad in der Menge feiern wollten. Das Gegenteil von Pink Floyd.

Die Frage ist, inwieweit Pink Floyd oder Rammstein heute überhaupt für Rock von heute stehen. Oder ob die nicht eher Nostalgie-Veranstaltungen machen/machten.

Prägend für die Entwicklung der Rockmusik der letzten 20 bis 25 Jahre ist aus meiner Sicht die noch Ende der 80er ziemlich unvorhersehbare Renaissance von Indie- und die eben nicht völlige Dominanz von Major-Labeln. Von The Smiths, Dinosaur. Jr, They Might Be Giants, Sonic Youth bis hin zu Bright Eyes oder Arcade Fire. Das sind oder waren jüngst die Innovativen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2018, 09:34)

Der Punkt ist nur, dass sich diese Bombastitzität der Musik von Pink Floyd und diese Unternehmensboss-Mentalität genau einenander entsprechen. Aber gut. Das ist sicher eher meine persönliche Sicht.

"The Times they are a-changin''" (als Album) war vor allem eine Eigen-Absage von Dylan an seine Rolle als angebliche "Stimme einer Generation". Das wollte er nicht sein. Er war einer der ersten und wenigen im Pop-Bereich, die individuelle Künstler sein wollten. Die schwierige Wahrheiten aussprechen und nicht das Bad in der Menge feiern wollten. Das Gegenteil von Pink Floyd.

Die Frage ist, inwieweit Pink Floyd oder Rammstein heute überhaupt für Rock von heute stehen. Oder ob die nicht eher Nostalgie-Veranstaltungen machen/machten.

Prägend für die Entwicklung der Rockmusik der letzten 20 bis 25 Jahre ist aus meiner Sicht die noch Ende der 80er ziemlich unvorhersehbare Renaissance von Indie- und die eben nicht völlige Dominanz von Major-Labeln. Von The Smiths, Dinosaur. Jr, They Might Be Giants, Sonic Youth bis hin zu Bright Eyes oder Arcade Fire. Das sind oder waren jüngst die Innovativen.
Unternehmerboss Mentalitaet? Ist mir zu links aussen solche Begriffe. Genauso wie Major Label.

Ich trenne Musik von Politik! Und von wegen Dylan nicht im Bad der Menge? Jeder Kuenstler lebt vom Bad in der Menge! Selbst die Dorfband freut sich wenn der Laden voll ist, die Leute happy und die Groupies willig sind.

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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(03 Apr 2018, 13:23)

Unternehmerboss Mentalitaet? Ist mir zu links aussen solche Begriffe. Genauso wie Major Label.

Ich trenne Musik von Politik! Und von wegen Dylan nicht im Bad der Menge? Jeder Kuenstler lebt vom Bad in der Menge! Selbst die Dorfband freut sich wenn der Laden voll ist, die Leute happy und die Groupies willig sind.

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Du. Mein schlechter Eindruck vom Pink-Floyd-Konzert-Publikum in Lissabon hat absolut nix mit Politik sondern ausschließlich etwas mit sozusagen spontaner menschlicher Antipathie zu tun.

Die verschiedenen Formen von ostentativer Publikumsverachtung bei Künstlern wie Miles Davis oder Bob Dylan wären noch mal ein Thema für sich .... Vielleicht muss man auch mal 2,3 Dylan-Konzerte miterlebt haben.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2018, 09:34)
Prägend für die Entwicklung der Rockmusik der letzten 20 bis 25 Jahre ist aus meiner Sicht die noch Ende der 80er ziemlich unvorhersehbare Renaissance von Indie- und die eben nicht völlige Dominanz von Major-Labeln. Von The Smiths, Dinosaur. Jr, They Might Be Giants, Sonic Youth bis hin zu Bright Eyes oder Arcade Fire. Das sind oder waren jüngst die Innovativen.
Das ist eben die Frage, ob das für "die Rockmusik" wirklich prägend war oder "nur" eine vorübergehend mal bedeutende Nebenlinie, wie es sie immer mal gegeben hat. Gotthard als typisches 90er-Phänomen braucht The Smiths überhaupt nicht. Belle and Sebastian, da ist der Bezug schon eher erkennbar. Das ist jetzt willkürlich gewählt. Diese schöne Zersplitterung und Breite ermöglicht es, alte Denkweisen von "kommerziell-massenkompatibel" vs "Anspruch" zu überwinden. Was da für die Rockmusik gilt, lässt sich leicht auf Punk, Metal, diverse Elektropop-Formate und Jazz erweitern.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Apr 2018, 13:27)

Du. Mein schlechter Eindruck vom Pink-Floyd-Konzert-Publikum in Lissabon hat absolut nix mit Politik sondern ausschließlich etwas mit sozusagen spontaner menschlicher Antipathie zu tun.

Die verschiedenen Formen von ostentativer Publikumsverachtung bei Künstlern wie Miles Davis oder Bob Dylan wären noch mal ein Thema für sich .... Vielleicht muss man auch mal 2,3 Dylan-Konzerte miterlebt haben.
Ich wuerde es noch nicht mal durch ein Dylan Konzert aushalten. Er ist ein hervorragender Songschreiber und Komponist aber ein lausiger Saenger. Ich ziehe cover versions von Dylan vor. Ich denke da an Manfred Mann's Earth Band und Jimi Hendrix usw.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Keoma »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(04 Apr 2018, 01:19)

Ich wuerde es noch nicht mal durch ein Dylan Konzert aushalten. Er ist ein hervorragender Songschreiber und Komponist aber ein lausiger Saenger. Ich ziehe cover versions von Dylan vor. Ich denke da an Manfred Mann's Earth Band und Jimi Hendrix usw.
Ich habe immer schon gesagt, Dylan ist der einzige Songschreiber den ich kenne, wo jede Interpretation eines seiner Songs besser ist als seine.
Eventuell "Knocking on heavens door" im Film ausgenommen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(03 Apr 2018, 17:30)

Das ist eben die Frage, ob das für "die Rockmusik" wirklich prägend war oder "nur" eine vorübergehend mal bedeutende Nebenlinie, wie es sie immer mal gegeben hat. Gotthard als typisches 90er-Phänomen braucht The Smiths überhaupt nicht. Belle and Sebastian, da ist der Bezug schon eher erkennbar. Das ist jetzt willkürlich gewählt. Diese schöne Zersplitterung und Breite ermöglicht es, alte Denkweisen von "kommerziell-massenkompatibel" vs "Anspruch" zu überwinden. Was da für die Rockmusik gilt, lässt sich leicht auf Punk, Metal, diverse Elektropop-Formate und Jazz erweitern.
Ja. Prägend nicht als musikalischer Einfluss sondern als ein Beispiel und Beleg für dieses postmoderne Anything Goes. Und wirtschaftlich gesehen für dieses Phänomen der Nischenbesetzung.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Wobei ich zugeben muss: Alles was ich in diesem Thread als Gegenargumente zum angeblichen Tod der Rockmusik geschrieben habe, gilt in Gänze nur ungefähr und etwa bis zum Ende der letzten Dekade. In einem Artikel des Musikexpress zum Thema wird das Ende der produktiven Phase der Rockmusik auf 2008 datiert. Und neben dem innermusikalischen Grund der mangelnden Innovativität wird als wesentlich wesentlicher ein anderer Grund herausanalysiert: Es macht keinen Sinn, die Welt aus den Fugen mit Rockmusik heben zu wollen, wenn die Politik selbst es bereits tut. Die Welt von 1945 bis 2010 war zwar gewaltsam, ungerecht, stark polarisiert was Wohlstand und Wirtschaftskraft anbelangt ... aber sie war in gewisser Hinsicht verlässlich. In negativer wie positiver Hinsicht. Selbst wenn wir nur die drei größten Weltmächte anschauen: USA, China, Russland. Keine Rockrevolte könnte auch nur von der Radikalität der Veränderungen träumen, die dort real in jüngster Zeit stattgefunden haben.

Interessanter Artikel auch und gerade in politischer Hinsicht jedenfalls: https://www.musikexpress.de/wieso-rockn ... gt-987541/
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von schokoschendrezki »

Den SPH Band-Contest für Berlin konnte ich voriges Jahr bis zum Finale live beobachten. Was man tatsächlich zugeben muss: Es herrscht eine aus meiner Sicht irritierende Konventionalität vor. Man könnte es vielleicht auch als einen Mangel an Innovation bezeichnen. Aber auf der anderen Seite: Sämtliche Veranstaltungen waren immer proppevoll. Also an Mangel an Zulauf und populärem Interesse stirbt die gitarrenbetonte Rockmusik auch jenseits von den Großen Namen in nächster Zeit bestimmt nicht.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Progressiver »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2018, 09:38)

Wobei ich zugeben muss: Alles was ich in diesem Thread als Gegenargumente zum angeblichen Tod der Rockmusik geschrieben habe, gilt in Gänze nur ungefähr und etwa bis zum Ende der letzten Dekade. In einem Artikel des Musikexpress zum Thema wird das Ende der produktiven Phase der Rockmusik auf 2008 datiert. Und neben dem innermusikalischen Grund der mangelnden Innovativität wird als wesentlich wesentlicher ein anderer Grund herausanalysiert: Es macht keinen Sinn, die Welt aus den Fugen mit Rockmusik heben zu wollen, wenn die Politik selbst es bereits tut. Die Welt von 1945 bis 2010 war zwar gewaltsam, ungerecht, stark polarisiert was Wohlstand und Wirtschaftskraft anbelangt ... aber sie war in gewisser Hinsicht verlässlich. In negativer wie positiver Hinsicht. Selbst wenn wir nur die drei größten Weltmächte anschauen: USA, China, Russland. Keine Rockrevolte könnte auch nur von der Radikalität der Veränderungen träumen, die dort real in jüngster Zeit stattgefunden haben.

Interessanter Artikel auch und gerade in politischer Hinsicht jedenfalls: https://www.musikexpress.de/wieso-rockn ... gt-987541/
Ich finde den Artikel auch interessant. Vom Bauchgefühl her spricht er mir aus der Seele. Natürlich braucht es aber nicht nur die Rock-Attitüde, sondern man muss bereit sein, auch in politischer Hinsicht zu rebellieren. Wenigstens in Maßen sollte man es sich auch erlauben wollen, seinen Leidenschaften hinzugeben. Ich denke, als Rockmusik entstand, war da auch ein Gefühl der Rebellion gegen die Macht des Faktischen bzw. der autoritären Eltern. Vielleicht konnte die Jugend damals am Anfang auch einfach deswegen leicht rebellieren, weil sie so viele waren. Obwohl natürlich auch "1968" laut einer Sendung, die neulich im Spätprogramm der ARD lief, nur von einem Bruchteil der Jugend getragen wurde. Im Fernsehen lief dagegen "Heintje" und Konsorten. Heute scheint das Pendel dagegen wieder umzuschwingen. Die Jugend ist in Zeiten zunehmender Überalterung eine eher kleine Bevölkerungsgruppe. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele dieser nachwachsenden Generation von Helikopter-Eltern vor den Widrigkeiten des Lebens geschützt werden, nur um dann in Schule oder Studium auszubrennen, weil der Leistungsdruck zu Burnoutsyndromen führt. Früher schien es auch einfacher zu sein, zu rebellieren, da die Welt dadurch auch veränderbar schien und da es auch politische Alternativen gab. Heutzutage kann man dagegen wohl froh sein, wenn die Trumps dieser Welt nicht allzu viele Scherben verursachen.

Vielleicht noch ein Wort zu Guns N´ Roses. Erst neulich kam auf arte eine Dokumentation über diese Band. Als sie Anfang der 1990er groß wurde, war sie natürlich wirklich gefährlich. Der Sänger Axl Rose beispielsweise schaffte es schon einmal mit seinen Launen, ein Konzert abzubrechen, so dass die wütenden Fans randalierten. Weiterhin ist es mir aus heutiger Sicht ein Rätsel, wie die Bandmitglieder es hingekriegt hatten, trotz ihrer damaligen Drogenexzesse überhaupt auch nur ein Konzert zu spielen, Platten herauszubringen und, längerfristig gesehen, diese Zeit zu überleben.

Was mich betrifft, werde ich hoffentlich immer wieder neue Musiker finden, deren Musik ich hörenswert finde. Ich brauche auch keinen Stadionrock, Randale und 100.000 gealterte und biertrinkende Fans, die versuchen, zu "Welcome To The Jungle" oder "Paradise City" mitzugröhlen. Aber wie es in dem Artikel stand, schaffen es hoffentlich Trump und Co., die Leute derart zu politisieren, dass sie wieder zu kämpfen anfangen -für ihre eigenen Rechte und eine bessere Zukunft. Aber ob sie dann wieder zu einer Gitarre greifen werden, wird sich zeigen.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von TheManFromDownUnder »

Progressiver hat geschrieben:(05 Apr 2018, 20:37)


Ich brauche auch keinen Stadionrock, Randale und 100.000 gealterte und biertrinkende Fans, die versuchen, zu "Welcome To The Jungle" oder "Paradise City" mitzugröhlen. Aber wie es in dem Artikel stand, schaffen es hoffentlich Trump und Co., die Leute derart zu politisieren, dass sie wieder zu kämpfen anfangen -für ihre eigenen Rechte und eine bessere Zukunft. Aber ob sie dann wieder zu einer Gitarre greifen werden, wird sich zeigen.
Du hast etwas gegen "Aeltere" die Fun haben ihre Musik zu hoeren? Ich sehe Musik nicht ausschliesslich als ein politisches Instrument um gegen das Establishment zu wettern. Guitarren gegen Maschinenpistolen ist sowieso romatisierter Widerstand.Woodstock Nostalgie. War Fun aber Zeiten aendern sich. Ich sehe Musik als Entspannung und Bereicherung. Ich bin kein Fan von Stadium Rock aber wenn ich Stones, Santana, Sting und andere hoeren will dann gibt es keine Alternative.

Welche neuen Bands bringen eigentlich guten Rock?

Hier ist es so das die jungen Leute genauso verrueckt nach Cold Chisel oder Midnight Oil sind wie wir Grossvaeter.
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Re: Der langsame Tod der Rockmusik

Beitrag von Alexyessin »

Progressiver hat geschrieben:(05 Apr 2018, 20:37)

Vielleicht noch ein Wort zu Guns N´ Roses. Erst neulich kam auf arte eine Dokumentation über diese Band. Als sie Anfang der 1990er groß wurde, war sie natürlich wirklich gefährlich. Der Sänger Axl Rose beispielsweise schaffte es schon einmal mit seinen Launen, ein Konzert abzubrechen, so dass die wütenden Fans randalierten. Weiterhin ist es mir aus heutiger Sicht ein Rätsel, wie die Bandmitglieder es hingekriegt hatten, trotz ihrer damaligen Drogenexzesse überhaupt auch nur ein Konzert zu spielen, Platten herauszubringen und, längerfristig gesehen, diese Zeit zu überleben.
Kurz dazu. Die Gunners sind Ende der 80er großgeworden. Was sie damals berühmt gemacht hat war der gnadenlose Abgesang auf die LA Hairspray "Rocker" sowie die rauhere, wieder dem Blues zugewandte Rockmusik.
Und technisch gesehen haben die Gunners nur 1 1/2 LPs rausgebracht bevor der erste Exit wegen den Drogen kam. Auf der Illuion 1 & 2 spielt der Orginaldrummer nur noch auf Civil War mit. Danach als Izzy rausging wars dann eh vorbei.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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