Lügenpresse oder Realitätspresse

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zollagent
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von zollagent »

Alexyessin hat geschrieben:(22 Sep 2018, 22:46)

Ist immer noch weit entfernt von "recht links" wie du es versuchst zu suggerieren.
Das ist relativ zu sehen, abhängig davon, wie weit Rechts der Behaupter selber steht. :D
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Großer Adler
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Großer Adler »

Julian hat geschrieben:(22 Sep 2018, 11:40)

Eine Meldung vom 17.09.2018 aus der Welt:



So oder so ähnlich wurde in den meisten Organen der Hauptstrommedien berichtet. Gerade der letzte Satz soll wohl eine falsche Fährte legen: Indem darauf hingewiesen wird, dass man derzeit nicht von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehe, wird suggeriert, dies könne sich zu einem späteren Zeitpunkt ja noch ändern. Damit wird indirekt der Eindruck bekräftigt, es handele sich bei dem "Deutschen" um einen autochthonen Deutschen, denn sonst würde dieser Verdacht ja wohl kaum aufkommen.

Diese Taktik wird auch in den Kieler Nachrichten verfolgt:


Auch bei Focus wird schon in der Überschrift betont, es handele sich beim Tatverdächtigen um einen Deutschen:


https://www.focus.de/regional/hessen/ba ... 97836.html

Noch geschickter geht Osthessen News vor. Hier wird behauptet, die Tat habe keinen kulturellen Hintergrund - womit suggeriert wird, der Tatverdächtige habe eben keinen bestimmten kulturellen Hintergrund, in dem beispielsweise sehr viel Wert auf persönliche Ehre gelegt und diese auch mit dem Messer verteidigt wird:


https://osthessen-news.de/n11599153/str ... oetet.html

Man sieht sehr gut, wie sich Medien und Staatsorgane die Bälle zuwerfen, um das gemeinsame Ziel - nämlich die Verheimlichung dessen, was tatsächlich passiert ist - zu erreichen.

Der tatverdächtige 17-jährige "Deutsche" heißt übrigens Muhamet S.
https://www.bild.de/bild-plus/regional/ ... .bild.html

Aber nein, kulturelle Gründe spielen keine Rolle. Vielleicht findet man aber auch doch noch einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat, der erklärt, warum Muhamet S. den Sala-Edine R. brutal erstochen hat.

Gute Arbeit. :thumbup:

Es ist allgemein bekannt, dass Presse und Politik geschickt versuchen, Identitäten zu verschlüsseln. So ist es auch mit erhobenen Statistiken, relevante Daten/ Aufschlüsselungen werden von Medien und Politik einfach nicht erwähnt. Und als Leser wirfst du Fragen auf, die nicht geklärt werden können, da die Öffentlichkeit kein Zugriff auf Details hat, bzw. sich der überhebliche Aufwand nicht lohnt.

Jede(r) objektive Tatsache/ Tatbestand wird subjektiv beeinflusst, mal mehr mal weniger. Wie es gerade passt.
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Alter Stubentiger
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Alter Stubentiger »

Julian hat geschrieben:(22 Sep 2018, 11:40)

Eine Meldung vom 17.09.2018 aus der Welt:



So oder so ähnlich wurde in den meisten Organen der Hauptstrommedien berichtet. Gerade der letzte Satz soll wohl eine falsche Fährte legen: Indem darauf hingewiesen wird, dass man derzeit nicht von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehe, wird suggeriert, dies könne sich zu einem späteren Zeitpunkt ja noch ändern. Damit wird indirekt der Eindruck bekräftigt, es handele sich bei dem "Deutschen" um einen autochthonen Deutschen, denn sonst würde dieser Verdacht ja wohl kaum aufkommen.

Diese Taktik wird auch in den Kieler Nachrichten verfolgt:


Auch bei Focus wird schon in der Überschrift betont, es handele sich beim Tatverdächtigen um einen Deutschen:


https://www.focus.de/regional/hessen/ba ... 97836.html

Noch geschickter geht Osthessen News vor. Hier wird behauptet, die Tat habe keinen kulturellen Hintergrund - womit suggeriert wird, der Tatverdächtige habe eben keinen bestimmten kulturellen Hintergrund, in dem beispielsweise sehr viel Wert auf persönliche Ehre gelegt und diese auch mit dem Messer verteidigt wird:


https://osthessen-news.de/n11599153/str ... oetet.html

Man sieht sehr gut, wie sich Medien und Staatsorgane die Bälle zuwerfen, um das gemeinsame Ziel - nämlich die Verheimlichung dessen, was tatsächlich passiert ist - zu erreichen.

Der tatverdächtige 17-jährige "Deutsche" heißt übrigens Muhamet S.
https://www.bild.de/bild-plus/regional/ ... .bild.html

Aber nein, kulturelle Gründe spielen keine Rolle. Vielleicht findet man aber auch doch noch einen fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat, der erklärt, warum Muhamet S. den Sala-Edine R. brutal erstochen hat.
Du unterstellst falsche Motive. Wenn ein Tatverdächtiger Muhamet heißt dann findet zum Beispiel in deinem Kopf eine Vorverurteilung statt. Das will man verhindern indem man neutral berichtet. Möglichst ohne Namen und ohne kulturellem Hintergrund. Aber ist es nicht so dass gersde dies immer so vehement von den Rechten gefordert wird? Neutrale Berichterstattung?

Allerdings sind die Versuche so eine Vorverurteilung zu verhindern zum Scheitern verurteilt. Neue Sprachregelungen haben noch nie zu einer anderen Sichtweise geführt. Und auch zu keinem geändertem Ehrbegriff so einiger konservativer Muslime. Und gegen Verschwörungstheorien von der Art wie du sie präsentierst helfen Sprachregelungen auch nicht.
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Alter Stubentiger
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Alter Stubentiger »

Großer Adler hat geschrieben:(25 Sep 2018, 08:15)

Gute Arbeit. :thumbup:

Es ist allgemein bekannt, dass Presse und Politik geschickt versuchen, Identitäten zu verschlüsseln. So ist es auch mit erhobenen Statistiken, relevante Daten/ Aufschlüsselungen werden von Medien und Politik einfach nicht erwähnt. Und als Leser wirfst du Fragen auf, die nicht geklärt werden können, da die Öffentlichkeit kein Zugriff auf Details hat, bzw. sich der überhebliche Aufwand nicht lohnt.

Jede(r) objektive Tatsache/ Tatbestand wird subjektiv beeinflusst, mal mehr mal weniger. Wie es gerade passt.
So geschickt dass selbst der dümmste Hooligan alles durchschaut. Ganz große Verschwörung!
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Selina
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

Die Bildzeitung wird immer mehr zur Sprachrohr der rechten AfD. Das fällt sogar schon den konservativsten Publizisten auf.

Zitat:

Krieger der AfD
Netzwoche: Warum »Bild« immer mehr zu einem rechten Kampagnenblatt wird

Von Robert D. Meyer

Michael Spreng ist wahrlich niemand, der als liberaler Geist bekannt ist. Wesentliche Teile seiner beruflichen Karriere verbrachte der Journalist im Springer-Verlag, war dort unter anderem elf Jahre lang Chefredakteur der »Bild am Sonntag«, ehe er das Boulevardblatt und den Konzern 2000 im Streit verließ. Danach leitete er unter anderem den Kanzlerwahlkampf des nicht minder konservativen CSU-Politikers Edmund Stoiber.

Michael Spreng weiß nicht nur, wie Politiker am rechten Rand des Parteienspektrums ticken, er hat auch selbst miterlebt, wie sich »Bild« wiederholt auf eine gefährliche Liaison mit diesen einließ. Sie kommen inzwischen aus den Reihen der AfD, und die positioniert sich noch weiter rechts, als sich das Stoiber je traute. Genau das bereitet Spreng Sorgen. Auf seinem Blog http://www.sprengsatz.de warnt er, »Bild« habe sich zu einer Vorfeldorganisation der AfD entwickelt. »Seit Monaten bespielt ›Bild‹ die politische Agenda der AfD. Fast jede Gewalttat eines Flüchtlings gegen einen Deutschen wird in ›Bild‹ zur schreienden Schlagzeile. Wenn aber ein Deutscher einen Syrer ersticht, wird dies mit ein paar Zeilen auf Seite 5 abgetan«, beobachtet der Journalist. Und falls es keine Gewalttat zu vermelden gibt, konstruiere das Blatt »Aufmacher gegen die angeblich zu lasche Justiz, gegen den angeblich untätigen Staat und die angeblich unfähigen Politiker«. Ein Vorgehen, das Spreng an die »Bild«-Kampagne gegen die Studentenunruhen der 60er Jahre erinnert. Maßgeblich verantwortlich für diesen Rückfall in alte Zeiten sei »Bild«-Chef Julian Reichelt, der offenbar mit dem Einverständnis des Vorstandes von Axel Springer eine Gruppe selbst ernannter Krieger um sich schare, »die glauben, sie lägen im Schützengraben und müssten nicht nur die Kanzlerin, sondern auch den liberalen Rechtsstaat sturmreif schießen«, so Spreng.

Dass diese Einschätzung einer »Bild« als Sturmgeschütz der AfD nicht ganz falsch ist, zeigt eine Rede des Springer-Vorstandchefs Mathias Döpfner von Ende September beim Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger. Darin beklagt er unter anderem, dass am Tag nach dem Tod von Daniel H. in Chemnitz null von zwölf überregionalen Medien darüber auf der Titelseite berichtet hätten. Auch nach dem Tod eines Mannes in Köthen sei dies ähnlich gewesen. Döpfner fragt rhetorisch: »Waren die Aufwallungen in den Städten - von links wie von rechts - wirklich nicht nur so wichtig wie, sondern noch wichtiger als die Todesfälle an sich?« Der Springer-Chef kritisiert, dass die Zeitungen mit dieser Gewichtung angeblich der »Verpflichtung zur Wahrheit« nicht gerecht geworden seien.

Auf meedia.de entgegnet Journalistikprofessor Klaus Meier, die Behauptung, es würde zu wenig über Straftaten von Asylsuchenden und Ausländern berichtet, sei »ein wesentlicher Teil der Propaganda rechtsnationaler Gruppierungen«. Analysen zeigten, dass fremde Menschen schon seit Jahrzehnten deutlich »überproportional im Vergleich zur Realität als Täter« in der Berichterstattung dargestellt würden. Noch größer zu berichten, wäre schlicht »Sensationsgeilheit« und gefährde das vertrauensvolle Zusammenleben.


https://www.neues-deutschland.de/artike ... r-afd.html
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Julian
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Julian »

Selina hat geschrieben:(05 Oct 2018, 18:06)

Die Bildzeitung wird immer mehr zur Sprachrohr der rechten AfD. Das fällt sogar schon den konservativsten Publizisten auf.
[...]
Das sehe ich überhaupt nicht so. Im Gegenteil: Die Springer-Medien, darunter Welt und Bild, fahren geradezu eine Hetzkampagne gegen die AfD.

Im Vergleich zu anderen Medien berichten sie aber dennoch offener die furchtbaren Verbrechen von Flüchtlingen und anderen Migranten, und erwähnen dabei auch die Herkunft des Täters und grausame Details der Taten. Deswegen ist die Bild-Zeitung eine wichtige Quelle für diejenigen, die nichts auf politisch-korrekte Zensur geben.

Gleichzeitig hetzt die Springer-Presse aber hemmungslos gegen die AfD. Sie sieht sich dabei nicht zu neutraler, objektiver Berichterstattung verpflichtet, sondern ergreift Partei im Sinne eines Kampagnenjournalismus.
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jack000
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Selina hat geschrieben:(05 Oct 2018, 18:06)
Fast jede Gewalttat eines Flüchtlings gegen einen Deutschen wird in ›Bild‹ zur schreienden Schlagzeile. Wenn aber ein Deutscher einen Syrer ersticht, wird dies mit ein paar Zeilen auf Seite 5 abgetan«, beobachtet der Journalist.
Wie viele Fälle gibt es denn wo ein Syrer von einem Deutschen abgestochen wurde :?:
Und die sozialistischen Blätter sind natürlich für ihre Objektivität bekannt :thumbup:
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Fliege
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Fliege »

jack000 hat geschrieben:(05 Oct 2018, 19:10)
Und die sozialistischen Blätter sind natürlich für ihre Objektivität bekannt :thumbup:
Man stelle sich vor, der Völkische Beobachter würde noch erscheinen. Warum wurde die SED nicht wie die NSDAP behandelt? Weiß das jemand?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Manche Drecksblätter sind sich für nichts zu schade:
Zuwanderung: Sozialkassen werden massiv entlastet

Die Sozialkassen profitieren laut einem Medienbericht massiv von der Zuwanderung nach Deutschland.

Hannover - Die Sozialkassen profitieren laut einem Medienbericht massiv von der Zuwanderung nach Deutschland. In der gesetzlichen Rentenversicherung erreichte nach einem Bericht der Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND - Samstagausgaben) die Zahl der Versicherten mit ausländischer Staatsangehörigkeit einen neuen Höchststand. Ähnlich ist die Lage demnach bei den Krankenkassen.

Unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) hieß es, Ende 2016 habe es rund 5,46 Millionen ausländische Rentenversicherte gegeben. 2015 waren es noch 4,88 Millionen und 2006 3,16 Millionen. Daten für das Jahr 2017 gibt es demnach noch nicht. Die meisten ausländischen Rentenversicherten waren dem Bericht zufolge 2016 Türken (988.000) und Polen (459.000).

Über 90 Prozent der Ausländer zahlen in die Rentenkasse ein
Von den ausländischen Versicherten mit EU-Staatsbürgerschaften zahlten den DRV-Angaben zufolge mehr als 90 Prozent Beiträge. "Ausländische Versicherte mit EU-Staatsangehörigkeit tragen damit in gleichem Maße zur Finanzierung der Rentenversicherung bei wie deutsche Staatsangehörige. Dies wirkt sich positiv auf die Einnahmesituation in der gesetzlichen Rentenversicherung aus", zitierten die RND-Zeitungen einen Sprecher der Rentenversicherung.

Auch die gesetzlichen Krankenkassen sehen sich dem Bericht zufolge durch Zuwanderung entlastet. "Die innereuropäische Arbeitsmigration, aber auch die Zuwanderung aus dem nichteuropäischen Ausland tragen zu der aktuellen guten finanziellen Situation der gesetzlichen Krankenversicherung bei", sagte Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), den RND-Zeitungen.

Zuzug junger Menschen entscheidender Faktor
Dies liege zum einen am Zuzug vorwiegend junger Menschen, die tendenziell geringere Gesundheitsausgaben verursachen, sagte Pfeiffer demnach weiter. Dies bremse den steigenden Altersdurchschnitt der Versicherten insgesamt. Zum anderen nehme die Anzahl der Migranten mit regulärem Job zu.

Pfeiffer sagte, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Menschen aus nichteuropäischen Ländern wie Syrien oder dem Irak sei im ersten Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 84.000 Menschen auf nunmehr 226.000 angestiegen. Gleichzeitig habe sich die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus EU-Staaten um 152.000 auf 1.260.000 erhöht.
https://www.merkur.de/politik/zuwanderu ... chComments

- Das geht los damit, dass Flüchtlinge auf dem Bild zu sehen sind (Natürlich Frauen und kleine Kinder, was ja die Masse der Flüchtlinge ausmacht
- Dann werden nur die Einzahler aufgezählt aber nicht die Empfänger
- Dann wird von werden die meisten Einzahler (Anzahl!) aufgezählt: Türken. Soweit ok, aber fehlt nicht die Angabe der Arbeitslosenquote?
- Dann kommt: "Über 90 Prozent der Ausländer zahlen in die Rentenkasse ein" = > Dann heißt es: "Von den ausländischen Versicherten mit EU-Staatsbürgerschaften zahlten den DRV-Angaben zufolge mehr als 90 Prozent Beiträge." => Was ist mit denen die keine EU-Staatsbürgerschaft haben? Warum wird das im ersten Satz falsch angegeben, bzw. versucht zu vermischen?
- Bei den Nicht EU-Ausländern werden aber nur die Beschäftigten, nicht deren Anteil angegeben

Unglaublich sowas, Verwirrung und Verschleierung pur! Welchen Sinn und Zweck hat denn dieser Artikel? Was maßt sich diese "Journalistin" an ihre Leser so verarschen?
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Alter Stubentiger »

jack000 hat geschrieben:(05 Oct 2018, 19:10)

Wie viele Fälle gibt es denn wo ein Syrer von einem Deutschen abgestochen wurde :?:


Und die sozialistischen Blätter sind natürlich für ihre Objektivität bekannt :thumbup:
Es gab über 2000 Angriffe auf Flüchtlinge im letzten Jahr. Mit deiner Objektivität ist es auch nicht weit her. Das es kaum Tote gibt ist wohl eher Zufall. Es gab auch schon Jahre mit vielen Toten durch die rechte Gewalt.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:12)

Es gab über 2000 Angriffe auf Flüchtlinge im letzten Jahr.
1. Quelle?
2. Ich habe nach was anderem gefragt
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Alter Stubentiger »

jack000 hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:21)

1. Quelle?
2. Ich habe nach was anderem gefragt
1. Bundesinnenministerium
2. Du fragst in einer Form als als würde jeden Tag ein Syrer durch die Straßen laufen und Menschen abstechen. Das nennt man Hetze. Was versprichst du dir davon?
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Fliege
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Fliege »

Zählen auch die Angriffe von "Flüchtlingen" auf "Flüchtlinge" in den Unterkünften zu den 2000 Fällen?
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:27)

1. Bundesinnenministerium
Als Quelle sind hier Links üblich die das beeinhalten nach dem zuvor als Quelle gefragt wurde
2. Du fragst in einer Form als als würde jeden Tag ein Syrer durch die Straßen laufen und Menschen abstechen. Das nennt man Hetze. Was versprichst du dir davon?
Ich habe gefragt wie viele Fälle es gibt. Diese Frage resultiert nun mal aus der Aussage des Textes.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Fliege hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:30)

Zählen auch die Angriffe von "Flüchtlingen" auf "Flüchtlinge" in den Unterkünften zu den 2000 Fällen?
Deswegen habe ich nach einer Quelle gefragt ;) Wenn dem so ist, wäre das Hetze vom Stubentiger gewesen, weil die Frage etwas anderes suggeriert.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:12)

Es gab über 2000 Angriffe auf Flüchtlinge im letzten Jahr. Mit deiner Objektivität ist es auch nicht weit her. Das es kaum Tote gibt ist wohl eher Zufall. Es gab auch schon Jahre mit vielen Toten durch die rechte Gewalt.
Soso, objektiv, Beispiel:
Rheinland-Pfalz verzeichnete ein Anstieg der Angriffe gegen Zuwanderer: So wurde in 2442 Fällen ein Flüchtling zum Opfer, ein Plus von 12,2 Prozent. Der Großteil dieser Taten wurde von anderen Zuwanderer begangen.
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 58158.html

Und das mit den Toten, seit der großen Flut 2015 => wie viele Flüchtlinge wurden denn durch Einheimische umgebracht und wie viele umgekehrt?
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Fliege »

Andernorts (im Strang "Flüchtlinge in Deutschland"):
Macht Reschke immer noch in Flüchtlingspropaganda, oder hat sie mittlerweile das Genre gewechselt?
Ich habe lange nichts mehr von ihr gehört.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Alter Stubentiger »

jack000 hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:42)

Soso, objektiv, Beispiel:

https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 58158.html

Und das mit den Toten, seit der großen Flut 2015 => wie viele Flüchtlinge wurden denn durch Einheimische umgebracht und wie viele umgekehrt?
Wir sprechen hier über 27 Morde von oder an einem Zuwanderer im Jahre 2017. Das sind winzige Zahlen. Und auch wenn jeder Mord zuviel ist kann man daraus keine wirklich signifikante Bedrohungslage ableiten. Tust du aber. Du schürst eine Stimmung die zu nichts Gutem führen kann. Es sind solche Stimmungen die Mölln oder Solingen erst möglich machten.

Das solltest du beim zündeln immer bedenken. Für Mord ist die Polizei zuständig und dass ist gut so.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

jack000 hat geschrieben:(05 Oct 2018, 21:42)
Und das mit den Toten, seit der großen Flut 2015 => wie viele Flüchtlinge wurden denn durch Einheimische umgebracht und wie viele umgekehrt?
Schön, dass ein Begriff wie "Flut" nicht über objektive Tatsachen hinaus irgendwelche negativen Assoziationen weckt ... :rolleyes:

Ich habe es mir tatsächlich angetan und ein bissel in dem u.a. von Vera Lengsfeld jüngst beworbenen Portal "gescheitmedien.de" herumzulesen. Es handelt sich dabei einfach um eine Liste von Newsfeeds aus bekannten rechtspopulistischen Webseiten wie Tichys Einblick, achgut oder Journalistenwatch.

Ein fast bis zur Blindheit verengter Blick auf die Welt von heute, der zu fast 100 Prozent eigentlich nur ein Thema kennt: Fremdenangst befördern und Hassvergiftung betreiben. Wenn man es etwas neutraler formulieren will: Komplexitätsreduktion um jeden, aber auch wirklich jeden Preis.

Wer insbesondere die immer wieder angegriffenen öffentlichen Hörfunkmedien kennt und aufmerksam und offen verfolgt, weiß ganz genau, dass es dort keine Einseitigkeit, Hörigkeit, Mainstreamverpflichtetheit gibt. Und vor allem, das ist beinahe noch wichtiger, dass die politischen Vorgänge in der Welt in ihrer Gesamtheit behandelt werden oder dies zumindest programmatisches Ziel ist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 10:12)


Wer insbesondere die immer wieder angegriffenen öffentlichen Hörfunkmedien kennt und aufmerksam und offen verfolgt, weiß ganz genau, dass es dort keine Einseitigkeit, Hörigkeit, Mainstreamverpflichtetheit gibt.
Dem möchte ich einmal dezidiert widersprechen. "Mein" Sender zur Frühstücks- und Abendessenvorbereitung ist der DF-Kultur, Studio 9. Die dortigen Moderatoren sind nur unter der Prämisse akzeptabel, dass Journalismus und Moderatorentum heutzutage nicht einmal ansatzweise eine Neutralitätspflicht haben und dass "kritischer" Journalismus nur kritisch gegen die wenigen ist, die, falls sie überhaupt zu Wort kommen, nicht dem "Mainstream" das Wort reden. Alle Informationsvorbereitung sowie die Themenauswahl könnten auch Grünen-Radio Kultur heißen. Das muss man wertungsfrei einfach feststellen, alles andere wäre selektive Wahrnehmung. Das heißt nicht, dass die lügen oder uninformativ wären, aber sie sind unmissverständlich positioniert.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von jack000 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 10:12)

Schön, dass ein Begriff wie "Flut" nicht über objektive Tatsachen hinaus irgendwelche negativen Assoziationen weckt ... :rolleyes:

Ich habe es mir tatsächlich angetan und ein bissel in dem u.a. von Vera Lengsfeld jüngst beworbenen Portal "gescheitmedien.de" herumzulesen. Es handelt sich dabei einfach um eine Liste von Newsfeeds aus bekannten rechtspopulistischen Webseiten wie Tichys Einblick, achgut oder Journalistenwatch.

Ein fast bis zur Blindheit verengter Blick auf die Welt von heute, der zu fast 100 Prozent eigentlich nur ein Thema kennt: Fremdenangst befördern und Hassvergiftung betreiben. Wenn man es etwas neutraler formulieren will: Komplexitätsreduktion um jeden, aber auch wirklich jeden Preis.

Wer insbesondere die immer wieder angegriffenen öffentlichen Hörfunkmedien kennt und aufmerksam und offen verfolgt, weiß ganz genau, dass es dort keine Einseitigkeit, Hörigkeit, Mainstreamverpflichtetheit gibt. Und vor allem, das ist beinahe noch wichtiger, dass die politischen Vorgänge in der Welt in ihrer Gesamtheit behandelt werden oder dies zumindest programmatisches Ziel ist.
Und was hat das mit meinem Beitrag tun?
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Wolverine
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

Lügenpresse ist Hetze im Sinne der Nazis. Davon distanziere ich mich. Ich distanziere mich allerdings auch von der jetzt und seit 2015 üblichen Hofberichterstattung so ziemlich aller Medien. Ich unterstelle den Medien nicht unbedingt Lügen, aber definitiv sind sie parteiisch.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von immernoch_ratlos »

"Neutralitätspflicht" einfach mal in Ruhe lesen und dann darüber nachdenken ob es sich bei öffentlichen Sendern um "Staatsorgane" handelt.

Wer ein Minimum an politischer Bildung besitzt, geht nicht davon aus, es gäbe so etwas wie "Neutralität" tatsächlich. Wer selbst über eine Meinung verfügt und vernünftig abwägen kann, ist selbst gewöhnlich alles andere als "Neutral". Ein vollkommen künstliche Vorstellung. Geradezu "unmenschlich".

Es gibt nun wirklich genügend Sender, ich würde lügen, wenn ich alle überhaupt kennen würde. Da dann einen einzelnen herausgreifen ist das eigentlich die Neutralität die man von anderen fordert ? Neutralität im politischen Umfeld (jenseits von "Staatsorganen") zu fordern ist schlich Unsinn. Wenn das was man da hören kann nicht zur eigenen politischen Weltanschauung passt, kann man - es sei den man hängt eher extremistischer Weltanschauung an - gewiss etwas finden was besser passt :x

Über Politik berichten - diskutieren - soll "neutral" möglich sein ? Schon wenn eine politische Äußerung im Wortlaut - im Original - "verkündet wird", ist das für den politischen Gegner genau was es ist und nicht anders sein kann - nicht neutral.

Wer selbst vernünftigerweise die Welt auch politisch wahrnimmt, kann sehr wohl trennen wo es etwas zu trennen geben könnte. Dieser Versuch andere "quasi als sein Mündel schützen zu müssen" ist selbst meilenweit von "Neutralität" entfernt. Aber OK, man muss das einfach als Normalität hinnehmen - weiter, was war sonst noch wichtig ?
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
Stoner

Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(23 Oct 2018, 11:56)

"Neutralitätspflicht" einfach mal in Ruhe lesen und dann darüber nachdenken ob es sich bei öffentlichen Sendern um "Staatsorgane" handelt.

Wer ein Minimum an politischer Bildung besitzt, geht nicht davon aus, es gäbe so etwas wie "Neutralität" tatsächlich. Wer selbst über eine Meinung verfügt und vernünftig abwägen kann, ist selbst gewöhnlich alles andere als "Neutral". Ein vollkommen künstliche Vorstellung. Geradezu "unmenschlich".
Wer übers Wetter berichtet, kann das "Wetter" beschreiben, oder er kann übers "miese Wetter" reden . Im ersten Fall beschreibt er es neutral, im zweiten Fall schon nicht mehr (ganz). Der Moderator mag "meinen" was er beliebt zu meinen, aber möge seine Zuhörer mit dieser Meinung verschonen, wenn er Politiker interviewt, und diesen Politikern dann von allen Seiten auf den Leib rücken. Anders ausgedrückt: Er möge als Person in den Hintergrund treten und eine neutrale Rolle spielen.
immernoch_ratlos hat geschrieben:(23 Oct 2018, 11:56)
Es gibt nun wirklich genügend Sender, ich würde lügen, wenn ich alle überhaupt kennen würde. Da dann einen einzelnen herausgreifen ist das eigentlich die Neutralität die man von anderen fordert ? Neutralität im politischen Umfeld (jenseits von "Staatsorganen") zu fordern ist schlich Unsinn. Wenn das was man da hören kann nicht zur eigenen politischen Weltanschauung passt, kann man - es sei den man hängt eher extremistischer Weltanschauung an - gewiss etwas finden was besser passt :x
Ebenfalls an der (meiner) Sache vorbei. Wer etwas sucht, was zu ihm passt, möchte nicht informiert werden, sondern sucht Bestätigung.
immernoch_ratlos hat geschrieben:(23 Oct 2018, 11:56)
Über Politik berichten - diskutieren - soll "neutral" möglich sein ? Schon wenn eine politische Äußerung im Wortlaut - im Original - "verkündet wird", ist das für den politischen Gegner genau was es ist und nicht anders sein kann - nicht neutral.
Und noch einmal so nicht richtig. Berichten ist etwas anderes als diskutieren. Hat man schon in der Schule gelernt, dass eine Vorgangsbeschreibung etwas anderes ist als eine Erörterung. Darüber hinaus gehört übrigens schon die Themenauswahl, die Gästeauswahl, also auch, welche Themen man wie oft einrückt oder gar nicht berücksichtigt, gleiches gilt bei den Gästen.
immernoch_ratlos hat geschrieben:(23 Oct 2018, 11:56)
Wer selbst vernünftigerweise die Welt auch politisch wahrnimmt, kann sehr wohl trennen wo es etwas zu trennen geben könnte. Dieser Versuch andere "quasi als sein Mündel schützen zu müssen" ist selbst meilenweit von "Neutralität" entfernt. Aber OK, man muss das einfach als Normalität hinnehmen - weiter, was war sonst noch wichtig ?

Ich weiß nicht, ob ich das richtig verstehe. Ich sehe es eher von der Grundsatzfunktion der Medien als vierte Gewalt her. Da meine ich, dass alle Bürger dieser Landes ein Interesse haben sollten, dass Journalisten und Moderatoren sich nicht in dem aktuellen Ausmaß vor allem mit Politikern gemein machen sollten, wie das in Talkshows aber auch auf Veranstaltungen wie den von der Presse oft veranstalteten Foren zu sehen ist. Und jenseits der fehlgeleiteten Überschrift sollten alle ein Interesse daran haben, dass die Presse ihre Rolle im Sinne einer vierten Gewalt spielt, nicht im Sinne einer Neben- oder Mitregierung. Aber eine solche Rolle hatte schon lange vor dem Aufkommen des Lügenpressebegriffes und aus ganz anderen Gründen als der politischen Korrektheit aufgehört.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(23 Oct 2018, 10:28)

Dem möchte ich einmal dezidiert widersprechen. "Mein" Sender zur Frühstücks- und Abendessenvorbereitung ist der DF-Kultur, Studio 9. Die dortigen Moderatoren sind nur unter der Prämisse akzeptabel, dass Journalismus und Moderatorentum heutzutage nicht einmal ansatzweise eine Neutralitätspflicht haben und dass "kritischer" Journalismus nur kritisch gegen die wenigen ist, die, falls sie überhaupt zu Wort kommen, nicht dem "Mainstream" das Wort reden. Alle Informationsvorbereitung sowie die Themenauswahl könnten auch Grünen-Radio Kultur heißen. Das muss man wertungsfrei einfach feststellen, alles andere wäre selektive Wahrnehmung. Das heißt nicht, dass die lügen oder uninformativ wären, aber sie sind unmissverständlich positioniert.
Klar: Zeitungen, Nachrichtenkanäle haben ein Profil. Sollen sie ja auch.

Apropos DR Kultur. In der Reihe "Politisches Feuilleton" kommen in der Regel Gastautoren zu Wort. Und da habe ich schon mehrfach zu ein- und demselben Thema nacheinander zwei so ziemlich vollständig konträre Beiträge gehört.

Das eigentliche Problem der Forderung nach einer "Realitätspresse" sehe ich ganz woanders. Die politische Realität der Welt ist keineswegs einfach die Summe aller beobachtbaren Lebensrealitäten. Ich verstehe unter der Forderung nach einer "Realitätspresse" - ganz und gar negativ konnotiert! - die Forderung nach einer Streichung von Zusammenhangsanalysen. Eine technologische Weichenstellung in einem großen Unternehmen kann unter Umständen weitreichendere Folgen haben als der Zuzug einiger tausend Syrer in einer einzigen Woche. Ähnliches gilt für das Ergebnis diplomatischer Zusammenkünfte. Die Entscheidungen arabischer Investmentfonds. Entscheidungen über Waffenverkäufe. Demographische oder klimatische Veränderungen. Veränderungen von Börsenkursen. Usw. Usf. Für mich ist "Realitätspresse" die nette Umschreibung dafür, dass wir gefälligst mit Komplexität nicht belästigt werden und unseren täglichen Aufreger über irgendeine Aktion eines Zugereisten serviert bekommen, der sich nicht unserer Leitkultur gemäß verhalten hat.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 11:42)

Lügenpresse ist Hetze im Sinne der Nazis. Davon distanziere ich mich. Ich distanziere mich allerdings auch von der jetzt und seit 2015 üblichen Hofberichterstattung so ziemlich aller Medien. Ich unterstelle den Medien nicht unbedingt Lügen, aber definitiv sind sie parteiisch.
Mal abgesehen davon, ob Maaßen die Äußerungen zustanden, so habe ich seinen Eindruck bestätigen können. Als Nachweis hatten wir alle nur den Bericht, den wohl offensichtlich alle gesehen haben. 3-4 Idioten jagen einem Einzelnen hinterher und bedienen sich einer Fäkalsprache. Das war keine Hetzjagd, das war eine Momentaufnahme, die offensichtlich bei den dumpfen Nazis die gewünschte Reaktion ausgelöst hat (durch die Anwesenheit der Presse). Die Aktion erstarb ja noch im Augenblick der Fernsehbilder. Eine Hetzjagd sieht anders aus. Ganz anders. Dass sich der braune Mob in den Straßen von Chemnitz versammelt hat, konnte wiederum bestätigt werden. Nun frage ich mich, was die Presse damit bewirken wollte. Sich gegen rechts zu positionieren ist ja richtig, aber das sollte die Presse nicht tun sonst werden sie unglaubwürdig. Sämtliche Kommentare die darauf schließen lassen könnten, sollten unterbleiben. Die Presse darf sich nicht benutzen lassen. Auch nicht gegen rechts. Sie sind zur Neutralität verpflichtet.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von relativ »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 13:15)

Mal abgesehen davon, ob Maaßen die Äußerungen zustanden, so habe ich seinen Eindruck bestätigen können. Als Nachweis hatten wir alle nur den Bericht, den wohl offensichtlich alle gesehen haben. 3-4 Idioten jagen einem Einzelnen hinterher und bedienen sich einer Fäkalsprache. Das war keine Hetzjagd, das war eine Momentaufnahme, die offensichtlich bei den dumpfen Nazis die gewünschte Reaktion ausgelöst hat (durch die Anwesenheit der Presse). Die Aktion erstarb ja noch im Augenblick der Fernsehbilder. Eine Hetzjagd sieht anders aus. Ganz anders. Dass sich der braune Mob in den Straßen von Chemnitz versammelt hat, konnte wiederum bestätigt werden. Nun frage ich mich, was die Presse damit bewirken wollte. Sich gegen rechts zu positionieren ist ja richtig, aber das sollte die Presse nicht tun sonst werden sie unglaubwürdig. Sämtliche Kommentare die darauf schließen lassen könnten, sollten unterbleiben. Die Presse darf sich nicht benutzen lassen. Auch nicht gegen rechts. Sie sind zur Neutralität verpflichtet.
Also wir dumm ist das denn. Natürlich sollen sie menschen (und das sind die bei den medien auch) gegen rechtes Gedankengut stellen.
Alles was man in Chemnitz sehen konnte und was auch von etlichen Augenzeugen berichtet wurde, lässt darauf schließen , daß dort ein Brauner Mob tätig war (Plus Mitläufer) und es zu Übergriffen gegen ausländisch aussehende Mitbürger gab.
Jetzt sag mir warum sollen dagegen medien nicht Stellung beziehen? Medien sind nicht dafür da deine Position neutral zu betrachten.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von immernoch_ratlos »

schokoschendrezki hat geschrieben:Für mich ist "Realitätspresse" die nette Umschreibung dafür, dass wir gefälligst mit Komplexität nicht belästigt werden und unseren täglichen Aufreger über irgendeine Aktion eines Zugereisten serviert bekommen, der sich nicht unserer Leitkultur gemäß verhalten hat.
:thumbup: Schöner und treffender kann man das kaum sagen.

Alles ist politisch - selbst diese Sparversion die "Realitätspresse" nach Vorstellung einiger unbedingt sein muss. Politische Bildung macht immun gegen angebliche "Unneutralität". Das ist beinahe wie Grundrechenarten - wer glaubt das 2 +2 Fünf ergibt, hat im übertragenen Sinn auf Politik bezogen, schlicht eine "Rechenschwäche". Nicht wirklich etwas, unter dem jemand der in einer Demokratie aufgewachsen ist, leiden muss. Selbst ist Frau und Mann....
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 13:15)

Die Presse darf sich nicht benutzen lassen. Auch nicht gegen rechts. Sie sind zur Neutralität verpflichtet.
Wirklich? Ist die Presse "zur Neutralität verpflichtet"? Im "Focus", einem eigentlich ziemlich typischen gemäßigten Mainstream-Blatt wird der Satz "Die Presse ist neutral" zu den "12 Märchen über die Medien" gerechnet. https://www.focus.de/finanzen/news/die- ... 38456.html.

Mir fallen zum Bereich Medien und Presse so aus dem Hut drei tatsächliche "Pflichten" ein:

- Der Staat hat die Pflicht, Pressefreieheit zu gewährleisten.
- Die Medien haben die Pflicht, sich an die Gesetze und die Verfassung zu halten
- Die öffentliche-rechtlichen Medien haben die Pflicht der informationellen Grundversorgung

Sonst noch was?
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 13:28)

Wirklich? Ist die Presse "zur Neutralität verpflichtet"? Im "Focus", einem eigentlich ziemlich typischen gemäßigten Mainstream-Blatt wird der Satz "Die Presse ist neutral" zu den "12 Märchen über die Medien" gerechnet. https://www.focus.de/finanzen/news/die- ... 38456.html.

Mir fallen zum Bereich Medien und Presse so aus dem Hut drei tatsächliche "Pflichten" ein:

- Der Staat hat die Pflicht, Pressefreieheit zu gewährleisten.
- Die Medien haben die Pflicht, sich an die Gesetze und die Verfassung zu halten
- Die öffentliche-rechtlichen Medien haben die Pflicht der informationellen Grundversorgung

Sonst noch was?
Die Neutralitätspflicht ist kein Gesetz sondern eine Anforderung der Presse an sich selbst. Das ergibt sich wohl aus der deutschen Vergangenheit. Wer ernstgenommen werden will, sollte sich wohl daran halten. Ansonsten muss man sich mit Bezeichnungen wie "Hofeberichterstatter und Lügenpresse " anfreunden. Die Neutralitätspflicht macht schon Sinn, wenn ich das alles so durchlese.

P.S. Auch nach Aussage von MP Kretschmer gab es keine Hetzjagden nach Ausländern. Es gab direkte, rassistische Anfeindungen und Hetzjagd ist zudem kein juristischer Terminus. Vereinzelte Ausschreitungen gegen Ausländer sind dann eben doch keine Hetzjagd, wie es die regierungshörige Presse verlauten lassen wollte. Als Maaßen dann auch noch bestätigte, dass ihm keine belastbaren Anhaltspunkte für eine Hetzjagd vorlagen, war der Bär fett. Maaßen ist kein Chef mehr und die Behauptungen einer Hetzjagd immer noch Blödsinn. Letztendlich führen solche Behauptungen dazu, dass man ganz Sachsen als rechten Mob bezeichnet ohne sich dabei an Fakten zu halten. Das schadet der Demokratie ebenso wie das untätige "Weiter so" der Regierung.
Zuletzt geändert von Wolverine am Di 23. Okt 2018, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 13:01)

Für mich ist "Realitätspresse" die nette Umschreibung dafür, dass wir gefälligst mit Komplexität nicht belästigt werden und unseren täglichen Aufreger über irgendeine Aktion eines Zugereisten serviert bekommen, der sich nicht unserer Leitkultur gemäß verhalten hat.
Dass die Überschrift nicht meine Forderung ist, hatte ich hier ja klar gemacht. Man wusste schon immer, wen die Presse unterstützte, das ist kein Problem. Das Problem, das ich beschrieb, ist ein anderes, dass nämlich die Moderatoren sich als Personen mit ihrer Meinung oft von vornherein einbringen und positionieren. Diese Meinung hat aber keinen informativen Mehrwert, und wer sich mit dem Interviewpartner von vornherein gemein macht, wird auch kein kritisches Interview führen können. Das ist inzwischen die Regel, sonst kommt der Politiker, wenn er nicht in der Opposition ist, schon gar nicht erst zum Termin. Und weil das überall und bei allen der Fall ist, fallen die Medien heute als echtes Kontrollorgan oder Gegengewicht gegen die Macht weitgehend aus. In zu vielen Journalisten und Moderatoren findet jede Regierung heute allzu willige Sprachrohre, während gleichzeitig die gesinnungskakophonischen Internetplattformen das Klima anheizen. Sollte es an den Begrifflichkeiten hängen, so möge man "neutral" durch "nüchtern" ersetzen. Nüchternheit, sober-mindedness, kritische Distanz: das fehlt in der Medienlandschaft heute fast vollständig.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 13:39)

Die Neutralitätspflicht ist kein Gesetz sondern eine Anforderung der Presse an sich selbst. Das ergibt sich wohl aus der deutschen Vergangenheit. Wer ernstgenommen werden will, sollte sich wohl daran halten. Ansonsten muss man sich mit Bezeichnungen wie "Hofeberichterstatter und Lügenpresse " anfreunden. Die Neutralitätspflicht macht schon Sinn, wenn ich das alles so durchlese.
Aber moment mal. "Nichtneutralität" heißt doch nicht automatisch "Hofberichterstattung". Sondern einfach, dass man eine bestimmte politische Ausrichtung oder auch einen bestimmten journalistischen Stil vertritt. Weiße, unbedruckte Seiten sind "neutral".

Es geistert immer wieder dieser Diskurshoheitsdünnpfiff durch die Welt. Und die Annahme, Journalisten würden sich regelmäßig irgendeiner frewiliigen Selbstzensur und allen möglichen "Denkverboten" aussetzen. Eher ist dieser verbreitete Irrtum Ergebnis des Verbots, zu denken, ein Journalist könnte vielleicht auch mal seine eigene Meinung vertreten.

O.K. Ich sag jetzt mal einfach vielleicht etwas hochnäsig und patzig: Ich weiß eben nur zu gut, was tatsächlich "Hofberichterstattung" durch Presse und Medien ist. Eine der angesehensten und besten Zeitungen der Welt (nur als Beispiel), "The Guardian", bezeichnet sich selbst als nicht irgendwie "zur Neutralität verpflichtet", sondern ganz explizit und ausdrücklich als "linksliberal". (Im Gegensatz zu den meisten anderen, eher konservativen britischen Zeitungen). Dass gerade in der angloamerikanischen Presselandschaft stärker zwischen Kommentar und Berichterstattung unterschieden wird und der Teil Berichterstattung natürlich neutral im Sinne von objektiv zu erfolgen hat, ist ja richtig.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:04)

Aber moment mal. "Nichtneutralität" heißt doch nicht automatisch "Hofberichterstattung". Sondern einfach, dass man eine bestimmte politische Ausrichtung oder auch einen bestimmten journalistischen Stil vertritt. Weiße, unbedruckte Seiten sind "neutral".

Es geistert immer wieder dieser Diskurshoheitsdünnpfiff durch die Welt. Und die Annahme, Journalisten würden sich regelmäßig irgendeiner frewiliigen Selbstzensur und allen möglichen "Denkverboten" aussetzen. Eher ist dieser verbreitete Irrtum Ergebnis des Verbots, zu denken, ein Journalist könnte vielleicht auch mal seine eigene Meinung vertreten.

O.K. Ich sag jetzt mal einfach vielleicht etwas hochnäsig und patzig: Ich weiß eben nur zu gut, was tatsächlich "Hofberichterstattung" durch Presse und Medien ist. Eine der angesehensten und besten Zeitungen der Welt (nur als Beispiel), "The Guardian", bezeichnet sich selbst als nicht irgendwie "zur Neutralität verpflichtet", sondern ganz explizit und ausdrücklich als "linksliberal". (Im Gegensatz zu den meisten anderen, eher konservativen britischen Zeitungen). Dass gerade in der angloamerikanischen Presselandschaft stärker zwischen Kommentar und Berichterstattung unterschieden wird und der Teil Berichterstattung natürlich neutral im Sinne von objektiv zu erfolgen hat, ist ja richtig.
Neutral heißt für mich ( und wahrscheinlich die meisten anderen) eine Berichterstattung ohne Hinweise oder Unterstützung bestimmter Aussagen oder das Anbringen der eigenen Meinung. Die deutsche Presse ist definitiv nicht neutral, wenn sie der Kanzlerin zuliebe von Hetzjagd berichtet, wo es nachweislich gar keine gab. Neutral geht anders.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:04)

Aber moment mal. "Nichtneutralität" heißt doch nicht automatisch "Hofberichterstattung". Sondern einfach, dass man eine bestimmte politische Ausrichtung oder auch einen bestimmten journalistischen Stil vertritt. Weiße, unbedruckte Seiten sind "neutral".

Es geistert immer wieder dieser Diskurshoheitsdünnpfiff durch die Welt. Und die Annahme, Journalisten würden sich regelmäßig irgendeiner frewiliigen Selbstzensur und allen möglichen "Denkverboten" aussetzen. Eher ist dieser verbreitete Irrtum Ergebnis des Verbots, zu denken, ein Journalist könnte vielleicht auch mal seine eigene Meinung vertreten.

O.K. Ich sag jetzt mal einfach vielleicht etwas hochnäsig und patzig: Ich weiß eben nur zu gut, was tatsächlich "Hofberichterstattung" durch Presse und Medien ist. Eine der angesehensten und besten Zeitungen der Welt (nur als Beispiel), "The Guardian", bezeichnet sich selbst als nicht irgendwie "zur Neutralität verpflichtet", sondern ganz explizit und ausdrücklich als "linksliberal". (Im Gegensatz zu den meisten anderen, eher konservativen britischen Zeitungen). Dass gerade in der angloamerikanischen Presselandschaft stärker zwischen Kommentar und Berichterstattung unterschieden wird und der Teil Berichterstattung natürlich neutral im Sinne von objektiv zu erfolgen hat, ist ja richtig.
Kleines Beispiel, wie weit fortgeschritten schlechter Journalismus ist. Die Zeit hat in den letzten beiden Printausgaben in zwei Artikeln darüber berichtet, dass in Chemnitz eine Zelle rechtsextremistischer Terroristen ausgehoben worden sei.
Das ist das deutsche Flaggschiff des Liberalismus gewesen. Online haben sie das dann so nicht wiederholt. Das ist der neue Journalismus. Am ersten Artikel waren vier davon als Verfasser genannt. Und keiner hat sich was dabei gedacht.
Zuletzt geändert von Stoner am Di 23. Okt 2018, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:10)

Neutral heißt für mich ( und wahrscheinlich die meisten anderen) eine Berichterstattung ohne Hinweise oder Unterstützung bestimmter Aussagen oder das Anbringen der eigenen Meinung.
Darüber dass Berichterstattungen (möglichst) unabhängig von eigenen Meinungen oder der politischen oder journalistischen Ausrichtungen einer Zeitung sein sollten, sind wir uns einig.

Nehmen wir einmal wieder eine dieser typischen bildungsbürgerlichen Medien, die ZEIT. Dieser Artikel zur Frage, ob es in Chemnitz "Hetzjagden" gegeben habe oder nicht und wie die Aussagen von Maaßen dabei zu bewerten sind, behandelt das Thema absolut präzise. Indem nämlich zunächst einmal der Begriff sprachlich-inhaltlich untersucht wird. Er lässt nix aus, fügt nix hinzu, verzerrt nix. Absolut nix. Und stützt auch nicht irgendeine Gruppe, eine Institution oder Partei. Tut mir leid.

https://www.zeit.de/news/2018-09/09/het ... -99-866174

Zu den Artikeln in den Printausgaben, auf die Mäckintaler verweist, kann ich nix sagen. Natürlich kommen überall und immer wieder schlechte, schlecht recherchierte, subjektiv-tendenziöse Texte. Wer wollte das bestreiten. Zuweilen sind es allerdings auch Leserartikel außerhalb der redaktionellen Verantwortung.

Und natürlich haben wir noch ein ganzes anderes Phänomen: Das der Ökonomisierung. Auch Medienwie die ZEIT kämpfen gegen ihren ökonomischen Untergang. Und stehen selbstverständlich im Konflikt: Aber weniger mit Regierung, öffentlicher Meinung, mit dem was als PC kritisiert wird ... und mehr mit den Vorstellungen ihrer Inserats- und Werbekundschaft.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:30)


Zu den Artikeln in den Printausgaben, auf die Mäckintaler verweist, kann ich nix sagen. Natürlich kommen überall und immer wieder schlechte, schlecht recherchierte, subjektiv-tendenziöse Texte. Wer wollte das bestreiten. Zuweilen sind es allerdings auch Leserartikel außerhalb der redaktionellen Verantwortung.
Man muss die nicht gelesen haben. Es reicht, meinen Beitrag gelesen zu haben und zu verstehen, was da steht.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:30)

Darüber dass Berichterstattungen (möglichst) unabhängig von eigenen Meinungen oder der politischen oder journalistischen Ausrichtungen einer Zeitung sein sollten, sind wir uns einig.

Nehmen wir einmal wieder eine dieser typischen bildungsbürgerlichen Medien, die ZEIT. Dieser Artikel zur Frage, ob es in Chemnitz "Hetzjagden" gegeben habe oder nicht und wie die Aussagen von Maaßen dabei zu bewerten sind, behandelt das Thema absolut präzise. Indem nämlich zunächst einmal der Begriff sprachlich-inhaltlich untersucht wird. Er lässt nix aus, fügt nix hinzu, verzerrt nix. Absolut nix. Und stützt auch nicht irgendeine Gruppe, eine Institution oder Partei. Tut mir leid.

https://www.zeit.de/news/2018-09/09/het ... -99-866174

Zu den Artikeln in den Printausgaben, auf die Mäckintaler verweist, kann ich nix sagen. Natürlich kommen überall und immer wieder schlechte, schlecht recherchierte, subjektiv-tendenziöse Texte. Wer wollte das bestreiten. Zuweilen sind es allerdings auch Leserartikel außerhalb der redaktionellen Verantwortung.

Und natürlich haben wir noch ein ganzes anderes Phänomen: Das der Ökonomisierung. Auch Medienwie die ZEIT kämpfen gegen ihren ökonomischen Untergang. Und stehen selbstverständlich im Konflikt: Aber weniger mit Regierung, öffentlicher Meinung, mit dem was als PC kritisiert wird ... und mehr mit den Vorstellungen ihrer Inserats- und Werbekundschaft.
Ich sage, dass es keine Hetzjagden (Plural) gab und liege somit richtig, wenn ich den Artikel richtig verstanden habe. Andere dürfen sagen, dass es Hetzjagden gab und geben sich der allgemeinen Lächerlichkeit preis. Das Problem liegt in der persönlichen Bestimmung, was denn nun eine Hetzjagd ist.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(23 Oct 2018, 14:30)

Darüber dass Berichterstattungen (möglichst) unabhängig von eigenen Meinungen oder der politischen oder journalistischen Ausrichtungen einer Zeitung sein sollten, sind wir uns einig.

Nehmen wir einmal wieder eine dieser typischen bildungsbürgerlichen Medien, die ZEIT. Dieser Artikel zur Frage, ob es in Chemnitz "Hetzjagden" gegeben habe oder nicht und wie die Aussagen von Maaßen dabei zu bewerten sind, behandelt das Thema absolut präzise. Indem nämlich zunächst einmal der Begriff sprachlich-inhaltlich untersucht wird. Er lässt nix aus, fügt nix hinzu, verzerrt nix. Absolut nix. Und stützt auch nicht irgendeine Gruppe, eine Institution oder Partei. Tut mir leid.

https://www.zeit.de/news/2018-09/09/het ... -99-866174

Zu den Artikeln in den Printausgaben, auf die Mäckintaler verweist, kann ich nix sagen. Natürlich kommen überall und immer wieder schlechte, schlecht recherchierte, subjektiv-tendenziöse Texte. Wer wollte das bestreiten. Zuweilen sind es allerdings auch Leserartikel außerhalb der redaktionellen Verantwortung.

Und natürlich haben wir noch ein ganzes anderes Phänomen: Das der Ökonomisierung. Auch Medienwie die ZEIT kämpfen gegen ihren ökonomischen Untergang. Und stehen selbstverständlich im Konflikt: Aber weniger mit Regierung, öffentlicher Meinung, mit dem was als PC kritisiert wird ... und mehr mit den Vorstellungen ihrer Inserats- und Werbekundschaft.
Zum ersten Satz in deinem Beitrag: Die Berichterstattung ist nie unabhängig von der Ausrichtung einer Zeitung. Das ist ja gerade der Witz: Genau diese Unterschiedlichkeit prägt das Profil der jeweiligen Zeitung, das links, linksliberal, konservativ, rechtskonservativ sein kann ... und noch allerhand dazwischen. Auch der sachlichste Bericht sagt mit der Art und Weise der Anordnung der Fakten, mit der Prioritäten-Setzung, mit Zitaten und Überschriften etwas aus über das Profil der Zeitung. Was die eigene Meinung des Journalisten anbelangt: Die kann er in kommentierenden Passagen und kommentierenden journalistischen Genres jederzeit äußern. Theater- und Filmrezensionen sind beispielsweise immer die eigene Meinung des jeweiligen Rezensenten. Es gibt auch ganze Kommentar-Seiten und ganze Feuilletons, die nur aus solchen kommentierenden Elementen bestehen und eben gerade die Lesbarkeit und Originalität der jeweiligen Zeitung ausmachen. Also: Eigene Meinungen der Journalisten sind unbedingt gefragt und auch wichtig. Die jeweiligen Verlage und Redaktionen achten da auch jederzeit auf weitestgehende Freizügigkeit der Autoren. Deren Beiträge werden selbstverständlich nur dann nicht veröffentlicht, wenn sie der Ausrichtung der Zeitung diametral entgegenstehen. Was aber so gut wie nie vorkommt. Logisch. Denn die Autoren arbeiten ja nicht umsonst bei einer bestimmten Zeitung mit einem bestimmten Profil.

Und was die Berichterstattung über die "Hetzjagden" anbelangt, da finde ich schon die Rolle rückwärts des Chefredakteurs der Chemnitzer "Freien Presse" bemerkenswert. Seine Stellungnahme ist ein Spagat besonderer Art, weil er eine Riesenspannweite von Leserinteressen bündeln wollte und musste. Und da kommt eben manchmal auch Merkwürdiges heraus:

Zitat:

Warum die "Freie Presse" nach den Ausschreitungen vom Wochenende den Begriff Hetzjagd nicht verwendet.

Die Ereignisse in Chemnitz werden deutschlandweit und darüber hinaus mit dem Label Hetzjagd versehen. Wir, die Redaktion der Freien Presse, haben uns bewusst entschieden, für das Geschehen am Sonntag von Anfang an den Begriff Hetzjagd nicht zu verwenden, weil er aus unserer Sicht nicht zutrifft. Wenn aus dieser Differenzierung interessierte Gruppen und Medien nun ableiten, es sei alles halb so schlimm gewesen oder eine große Erfindung, dann ist das weder in unserem Sinne noch entspricht es der Wahrheit. Es gab aus der Demonstration heraus Angriffe auf Migranten, Linke und Polizisten. So wurde Menschen über kurze Distanz nachgestellt. Insofern wäre der Begriff "Jagdszene" noch gerechtfertigt. Eine "Hetzjagd", in dem Sinne, dass Menschen andere Menschen über längere Zeit und Distanz vor sich hertreiben, haben wir aber nicht beobachtet. Wir kennen auch kein Video, das solch eine Szene dokumentiert.

Wir wissen mittlerweile, dass es am Abend und in der Nacht nach der Demonstration Angriffe auf Migranten gegeben haben soll. Der Polizei liegen dazu jedenfalls mehrere Anzeigen vor. In diesen Fällen waren wir nicht Augenzeugen. Der offen zu Tage getretene Hass, der die Proteste auf den Straßen in Chemnitz am Sonntag begleitet hat, war schrecklich genug. Er bedarf keiner Dramatisierung.

Torsten Kleditzsch, Chefredakteur


https://www.freiepresse.de/chemnitz/che ... el10299149

Meine Zustimmung dagegen zu deinen Bemerkungen zur Ökonomisierung der Medien.
Zuletzt geändert von Selina am Di 23. Okt 2018, 16:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(23 Oct 2018, 16:32)



Meine Zustimmung dagegen zu deinen Bemerkungen zur Ökonomisierung der Medien.
Was ist an der Einlassung des Chefredakteurs eine Rolle rückwärts?

P.S. Es gab keine Hetzjagd. Es gab Ausschreitungen und Angriffe auf die üblichen Verdächtigen(linke).
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

Wolverine hat geschrieben:(23 Oct 2018, 15:08)

Das Problem liegt in der persönlichen Bestimmung, was denn nun eine Hetzjagd ist.
Das könnte man auch anders ausdrücken: Das Problem liegt darin, dass Meldungen je weiter nach oben kommen, je stärker das Vokabular, je superlativer das Adjektiv des Negativen oder Sensationellen ist. Und je superlativer die Sprache, desto größer der Abstumpfungseffekt, die Gewöhnung. Diese Mechanismen greifen nicht nur in den hochpolitischen und deshalb umstrittenen Bereichen, sie greifen überall in der Berichterstattung. Das Publikum wird, gewollt oder ungewollt ist ungewiss, so ständig in einem hoch erregten Zustand gehalten. Das meinte ich oben mit der "Nüchternheit" als Gegengift. Sonst wird hier eines Tages noch die Ohrfeige in der S-Bahn zu einem Pogrom oder das gewöhnliche Sommergewitter zur brennpunktfähigen Naturkatastrophe.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

MäckIntaier hat geschrieben:(23 Oct 2018, 16:45)

Das könnte man auch anders ausdrücken: Das Problem liegt darin, dass Meldungen je weiter nach oben kommen, je stärker das Vokabular, je superlativer das Adjektiv des Negativen oder Sensationellen ist. Und je superlativer die Sprache, desto größer der Abstumpfungseffekt, die Gewöhnung. Diese Mechanismen greifen nicht nur in den hochpolitischen und deshalb umstrittenen Bereichen, sie greifen überall in der Berichterstattung. Das Publikum wird, gewollt oder ungewollt ist ungewiss, so ständig in einem hoch erregten Zustand gehalten. Das meinte ich oben mit der "Nüchternheit" als Gegengift. Sonst wird hier eines Tages noch die Ohrfeige in der S-Bahn zu einem Pogrom oder das gewöhnliche Sommergewitter zur brennpunktfähigen Naturkatastrophe.
Volle Zustimmung. "Hetzjagd" als Schlagzeile bringt einfach mehr als "Übergriffe", je nach Abstumpfung. Mal abgesehen davon, dass ich persönlich solche Veranstaltungen grundsätzlich ablehne, egal ob G 20 Gewalt oder Chemnitz. Ich lehne Gewalt grundsätzlich als Ausdruck der politischen Einstellung ab.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(23 Oct 2018, 16:32)

Zum ersten Satz in deinem Beitrag: Die Berichterstattung ist nie unabhängig von der Ausrichtung einer Zeitung. Das ist ja gerade der Witz: Genau diese Unterschiedlichkeit prägt das Profil der jeweiligen Zeitung, das links, linksliberal, konservativ, rechtskonservativ sein kann ... und noch allerhand dazwischen.
Das hatte ich ja weiter oben auch schon geschrieben. Zeitungen dürfen nicht nur, sie sollen ein Profil haben. Nicht nur in der grundsätzlichen politischen Ausrichtung, auch was journalistischen Stil, anvisiertes Zielpublikum usw. anbelangt. Bei der Berichterstattung gibt es eine Asymmetrie: Schon die Auswahl der Berichterstattungsthemen korrespondiert mit diesem Profil und das ist auch völlig normal und das soll auch so sein. "The Guardian" berichtet in der Regel über andere Themen als "The Sun". Es sollte aber in der anderen Richtung tatsächlich eine journalistische Selbstverpflichtung geben, die bewusste Verbreitung von Lügen oder groben Verzerrungen zu tabuisieren. Unabhängig vom Profil. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Diese "Lügenpresse vs Realitätspresse"-Geschichte spiegelt aber nach meinem Eindruck etwas ganz anderes wieder. Die Konstatierung, dass die eigene Realitätswahrnehmung, Realitätsinterpretation, Realitätsbewertung nicht unbedingt die auch anderer großer Bevölkerungsgruppen ist. Über mehrere Dekaden hinweg gab es sowohl im Westen wie auch im Osten Europas - bei allen Differenzen und SPannungen - ein Grundverständnis darüber, wer wer und was was ist. Selbst in den Gegnerschaften. Diese Grundübereinkünfte haben sich (spätestens) mit dem Ende des Ost-West-Konflikts, aber dann auch mit den Globalisierungstendenzen aufgelöst. Es ist für sehr viele Menschen schwer begreiflich, dass wiederum sehr viele andere Menschen ganz anders ticken. Und jeweils ganz andere Zeitungen lesen, die diese ihre jeweilige Weltwahrnehmungen bestätigen oder bedienen. Der infantile Reflex darauf lautet: Die müssen irgendwie lügen. Oder die fügen sich dem Diktat irgendeiner Zensurbehörde. Oder ihrer inneren Zensur. Denn "wir hier", meine Freunde, Verwandten, Bekannten ... wir sehen das doch alle einvernehmlich ganz anders. Wir haben doch den Durchblick. Warum wollen diese willigen Schafsmenschen nicht einfach mal die Augen aufmachen und einen ebensolchen Durchblick haben wie wir. Dieser Trugschluss liegt leider auf mehreren Seiten vor.
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Selina
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2018, 08:13)

Das hatte ich ja weiter oben auch schon geschrieben. Zeitungen dürfen nicht nur, sie sollen ein Profil haben. Nicht nur in der grundsätzlichen politischen Ausrichtung, auch was journalistischen Stil, anvisiertes Zielpublikum usw. anbelangt. Bei der Berichterstattung gibt es eine Asymmetrie: Schon die Auswahl der Berichterstattungsthemen korrespondiert mit diesem Profil und das ist auch völlig normal und das soll auch so sein. "The Guardian" berichtet in der Regel über andere Themen als "The Sun". Es sollte aber in der anderen Richtung tatsächlich eine journalistische Selbstverpflichtung geben, die bewusste Verbreitung von Lügen oder groben Verzerrungen zu tabuisieren. Unabhängig vom Profil. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Diese "Lügenpresse vs Realitätspresse"-Geschichte spiegelt aber nach meinem Eindruck etwas ganz anderes wieder. Die Konstatierung, dass die eigene Realitätswahrnehmung, Realitätsinterpretation, Realitätsbewertung nicht unbedingt die auch anderer großer Bevölkerungsgruppen ist. Über mehrere Dekaden hinweg gab es sowohl im Westen wie auch im Osten Europas - bei allen Differenzen und SPannungen - ein Grundverständnis darüber, wer wer und was was ist. Selbst in den Gegnerschaften. Diese Grundübereinkünfte haben sich (spätestens) mit dem Ende des Ost-West-Konflikts, aber dann auch mit den Globalisierungstendenzen aufgelöst. Es ist für sehr viele Menschen schwer begreiflich, dass wiederum sehr viele andere Menschen ganz anders ticken. Und jeweils ganz andere Zeitungen lesen, die diese ihre jeweilige Weltwahrnehmungen bestätigen oder bedienen. Der infantile Reflex darauf lautet: Die müssen irgendwie lügen. Oder die fügen sich dem Diktat irgendeiner Zensurbehörde. Oder ihrer inneren Zensur. Denn "wir hier", meine Freunde, Verwandten, Bekannten ... wir sehen das doch alle einvernehmlich ganz anders. Wir haben doch den Durchblick. Warum wollen diese willigen Schafsmenschen nicht einfach mal die Augen aufmachen und einen ebensolchen Durchblick haben wie wir. Dieser Trugschluss liegt leider auf mehreren Seiten vor.
Du sagst es. Zumal es ja die "absolute Wahrheit" sowieso nicht gibt. Hinter jedem einzelnen Pressebeitrag stehen Interessen, Interessengruppen und Machtverhältnisse. Auch hinter der nüchternsten Nachricht. Schon deren Platzierung im Blatt sagt etwas aus. Und wer eine Annäherung an diese so genannte "Wahrheit" haben möchte, müsste sich sowieso die Mühe machen, dieselbe Nachricht in Blättern verschiedenster politischen Färbung miteinander zu vergleichen und sich selbst seinen Reim darauf machen. Mit den Online-Angeboten heutzutage wäre das ja eigentlich nicht schwer. Macht aber so gut wie keiner, weil die meisten eh nur Bestätigung ihrer lange feststehenden Meinung (etwa zur Flüchtlingsfrage) suchen.
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Stoner

Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(24 Oct 2018, 08:13)

Das hatte ich ja weiter oben auch schon geschrieben. Zeitungen dürfen nicht nur, sie sollen ein Profil haben. Nicht nur in der grundsätzlichen politischen Ausrichtung, auch was journalistischen Stil, anvisiertes Zielpublikum usw. anbelangt. Bei der Berichterstattung gibt es eine Asymmetrie: Schon die Auswahl der Berichterstattungsthemen korrespondiert mit diesem Profil und das ist auch völlig normal und das soll auch so sein. "The Guardian" berichtet in der Regel über andere Themen als "The Sun". Es sollte aber in der anderen Richtung tatsächlich eine journalistische Selbstverpflichtung geben, die bewusste Verbreitung von Lügen oder groben Verzerrungen zu tabuisieren. Unabhängig vom Profil. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Diese "Lügenpresse vs Realitätspresse"-Geschichte spiegelt aber nach meinem Eindruck etwas ganz anderes wieder. Die Konstatierung, dass die eigene Realitätswahrnehmung, Realitätsinterpretation, Realitätsbewertung nicht unbedingt die auch anderer großer Bevölkerungsgruppen ist. Über mehrere Dekaden hinweg gab es sowohl im Westen wie auch im Osten Europas - bei allen Differenzen und SPannungen - ein Grundverständnis darüber, wer wer und was was ist. Selbst in den Gegnerschaften. Diese Grundübereinkünfte haben sich (spätestens) mit dem Ende des Ost-West-Konflikts, aber dann auch mit den Globalisierungstendenzen aufgelöst. Es ist für sehr viele Menschen schwer begreiflich, dass wiederum sehr viele andere Menschen ganz anders ticken. Und jeweils ganz andere Zeitungen lesen, die diese ihre jeweilige Weltwahrnehmungen bestätigen oder bedienen. Der infantile Reflex darauf lautet: Die müssen irgendwie lügen. Oder die fügen sich dem Diktat irgendeiner Zensurbehörde. Oder ihrer inneren Zensur. Denn "wir hier", meine Freunde, Verwandten, Bekannten ... wir sehen das doch alle einvernehmlich ganz anders. Wir haben doch den Durchblick. Warum wollen diese willigen Schafsmenschen nicht einfach mal die Augen aufmachen und einen ebensolchen Durchblick haben wie wir. Dieser Trugschluss liegt leider auf mehreren Seiten vor.
Ob es ein Trugschluss ist, ist fraglich. Der Streit, den sich die beiden Lager liefern, entsteht aus den unterschiedlichen Prämissen, die nicht kompatibel sind. Das wird viel zu wenig beachtet, weil kaum einem das auffällt. Es ist ja eines der Merkmale der "Vielfalt" (wenn sie denn tatsächlich eine ist), dass man aus diesen unterschiedlichen Prämissen jeweils gut und richtig begründete Schlussfolgerungen ziehen kann - und mit diesen Schlussfolgerungen drischt man aufeinander ein. Kurzum: Wer sich dessen nicht bewusst ist, wird den anderen zwangsweise als Lügner wahrnehmen, mit "infantil" hat das nicht unbedingt zu tun. Dafür gibt es am Ende nur die Machtoption: Eine der Prämissen wird sich auf diesem Wege durchsetzen. Carl Schmitts Freund-Feind-These feiert im internen politischen "Kulturkampf" fröhlichste Urständ. Wobei sie um die moralische VErnichtung des anderen angereichert wurde.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

Ob einer lügt oder nicht, ist nur ein Nebenaspekt in der Kommunikation, einschließlich Medienberichterstattung. Viel spannender sind die Hintergründe und Motive, warum die einen eine politische Meldung völlig anders interpretieren und kommentieren als die anderen. Solche Hintergründe und Motive könnte man erfragen (zum Beispiel in solch einem Thread), falls es einen überhaupt interessiert. Ansonsten bleibt vieles Kaffeesatzleserei und Spekulation. Und nur auf die Medien bezogen: Wahrhaftigkeit, Genauigkeit und Überprüfbarkeit der Fakten und der Argumentation stehen ganz oben auf der Ethos-Prioritätenliste im Journalismus. Der Unterschied ist nur, ob man sich dran hält. Es gibt ja ein paar Blätter (eher im Regenbogenpresse-Bereich), die verkünden ihre eigene "Wahrheit" und nehmen es mit der Fakten-Treue und der entsprechenden Kommentierung nicht immer so genau. Da wird schnell mal was so hingebogen, wie man es gerne hätte. Beispiel: Als Hartz vier eingeführt worden ist, folgte sofort das Verbreiten der Legende, die Betroffenen seien nur faul und wenn sie richtig mitspielen würden, kämen sie auch sofort wieder in Lohn und Brot. Dafür wurden dann diverse "Sozialschmarotzer" aus dem Ärmel gezaubert, die diese gewagte These stützen sollten. Das ist unanständiger und durchschaubarer Journalismus, der aber der Intention einer nicht kleinen Gruppe von Rezipienten (Auflage!) folgte und folgen musste.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

Selina hat geschrieben:(24 Oct 2018, 12:05)
Ob einer lügt oder nicht, ist nur ein Nebenaspekt in der Kommunikation, einschließlich Medienberichterstattung.
Au nee. Das sehe ich aber anders ...
Viel spannender sind die Hintergründe und Motive, warum die einen eine politische Meldung völlig anders interpretieren und kommentieren als die anderen. Solche Hintergründe und Motive könnte man erfragen (zum Beispiel in solch einem Thread), falls es einen überhaupt interessiert. Ansonsten bleibt vieles Kaffeesatzleserei und Spekulation.
Hintergründe sind immer interessant. Aber man muss sich vor diesem Cui-Bono-Trugschluss hüten. "Wem zum Vorteil". Typisches Beispiel: Bestimmte Medikamente werden nicht zugelassen, weil die Pharmaindustrie nicht daran verdient bzw. mit anderen Medilkamenten mehr verdient. So häufig das auch der Fall sein mag und so interessant und spannend die Hintergründe des Fädenziehens in der Pharma-Branche aus sein mögen: Das muss man dennoch nachweisen. Solche Behauptungen müssen schlüssig und nachprüfbar nachgewiesen werden. Sonst kommt man am Ende zu diesem völlig irrsinnigen und irrationalen Schluss, Nachweise über die positive Wirkung von Homöopathie seien deshalb unnötig, weil diese positive WIrkung ja schon dadurch bewiesen sei, dass sie der Pharmaindustrie keine großen Gewinne bringt.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von schokoschendrezki »

MäckIntaier hat geschrieben:(24 Oct 2018, 08:50)

Ob es ein Trugschluss ist, ist fraglich. Der Streit, den sich die beiden Lager liefern, entsteht aus den unterschiedlichen Prämissen, die nicht kompatibel sind. Das wird viel zu wenig beachtet, weil kaum einem das auffällt. Es ist ja eines der Merkmale der "Vielfalt" (wenn sie denn tatsächlich eine ist), dass man aus diesen unterschiedlichen Prämissen jeweils gut und richtig begründete Schlussfolgerungen ziehen kann - und mit diesen Schlussfolgerungen drischt man aufeinander ein. Kurzum: Wer sich dessen nicht bewusst ist, wird den anderen zwangsweise als Lügner wahrnehmen, mit "infantil" hat das nicht unbedingt zu tun. Dafür gibt es am Ende nur die Machtoption: Eine der Prämissen wird sich auf diesem Wege durchsetzen. Carl Schmitts Freund-Feind-These feiert im internen politischen "Kulturkampf" fröhlichste Urständ. Wobei sie um die moralische VErnichtung des anderen angereichert wurde.
Man könnte oder sollte dazu die jüngsten Journalistenmorde in der EU betrachten. Auf Malta und in der Slowakei. In beiden Fällen ging es um die Aufklärung und Recherche zur Verstrickung von Regierungen in Korruption, Maffia, internationale kriminelle Verbindungen. Zum Fall Daphne Caruana Galizia auf Malta gibts ein Jahr nach dem Mord ein aktuelles Feature auf DR: https://www.deutschlandfunkkultur.de/ma ... _id=426787. Hier steht nicht etwa eine mutige Jorunalistin zusammen mit ihrem Volk gegen eine autoritäre Staatsmacht. Nein. Die Staatsmacht steht zusammen mit der überwiegenden Mehrheit des Volks gegen eine mutige Journalistin. Der Titel der Sendung lautet völlig zurecht: "Mit Freuden würden sie mich tot sehen". Und mit "sie" sind tatsächlich fast alle gemeint. Vor allem die Kloaken sozialer Netzwerke, in denen Menschen wie Galizia gemobbt und hexengejagt werden. Die Panamapapers, in denen nicht irgendwelche "KUlturfremde" sondern wohlhabende Bürger aus Island, Luxemburg, Frankreich oder eben Malta überführt werden und an deren Offenlegung Galizia maßgeblich beteiligt war ... das wollen wir nicht hören. Legt das nächste mal eine Bombe in ihrem Haus und tötet ihre Familie mit. So offen und hasserfüllt läuft auch in der sogenannten zivilisierten westlichen Welt der Krieg gegen den als "Lügenpresse" verunglimpften Teil der seriösen und aufrechten Journalisten.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Oct 2018, 10:43)

Au nee. Das sehe ich aber anders ...

Hintergründe sind immer interessant. Aber man muss sich vor diesem Cui-Bono-Trugschluss hüten. "Wem zum Vorteil". Typisches Beispiel: Bestimmte Medikamente werden nicht zugelassen, weil die Pharmaindustrie nicht daran verdient bzw. mit anderen Medilkamenten mehr verdient. So häufig das auch der Fall sein mag und so interessant und spannend die Hintergründe des Fädenziehens in der Pharma-Branche aus sein mögen: Das muss man dennoch nachweisen. Solche Behauptungen müssen schlüssig und nachprüfbar nachgewiesen werden. Sonst kommt man am Ende zu diesem völlig irrsinnigen und irrationalen Schluss, Nachweise über die positive Wirkung von Homöopathie seien deshalb unnötig, weil diese positive WIrkung ja schon dadurch bewiesen sei, dass sie der Pharmaindustrie keine großen Gewinne bringt.
Naja, wenn du meinen einen Satz, den mit der Lüge, so herausnimmst aus dem Kontext, ist es schon klar, dass du das nicht so siehst. Gemeint ist aber, dass es im Grunde immer nur um Faktentreue, Wahrhaftigkeit und vor allem um Überprüfbarkeit der Fakten geht. Und das wird halt unterschiedlich genau gehandhabt durch die verschiedenen Zeitungen und Sender. Unter anderem auch an der Art und Weise des Umgangs mit den Fakten erkennst du das Zeitungsprofil. Dafür ist "Lüge" oder "Wahrheit" eine zu vereinfachte Sicht. Das war es, was ich damit meinte. Zumal zwischen Lüge und Wahrheit mitunter noch Halbwahrheiten und Mischungen aus Lüge und Wahrheit liegen.

Und da du es selbst angesprochen hast: Selbstverständlich ist immer zu fragen, wem nutzt eine Information, wer hat ein Interesse daran, einen Umstand so oder so darzustellen. Es gibt keinen völlig neutralen und keinen hundertprozentig objektiven Journalismus. Das ist einfach mal so. Das ist keine Tragödie oder irgendein beklagenswerter Zustand, nein, das ist einfach etwas, das man wissen muss. Damit wappnet man sich gegen Naivität, Gutgläubigkeit oder Nachrichten-Hörigkeit. Oder auch gegen so genannte Fake-News. Skepsis ist bei jeder einzelnen Nachricht immer angebracht, egal, wer sie veröffentlicht hat. Und wenn du dich an die so genannte Wahrheit sehr stark annähern möchtest, dann musst du einfach verschiedende Medien verschiedener Couleur zu Rate ziehen. So, wie ich es oben beschrieb. Bei bestimmten brisanten Themen kannst du keine "Wahrheit" finden, wenn du nur im Lieblingskanal (etwa dem Deutschlandfunk) nachschaust. Erst dieses mosaikhafte, wertende und vergleichende Lesen in verschiedenen Quellen ermöglicht einen Abgleich der Fakten mit dem eigenen Wissen, den eigenen Erfahrungen. Und erst dann kannst du sagen: Ja, zu 85 bis 90 Prozent könnte es so und so gewesen sein. So etwas macht man natürlich nicht bei jeder kleinen Nachricht, die Zeit hat man gar nicht. Aber bei Themen, die einen besonders interessieren und die generell eine hohe Brisanz haben, sollte man sich diesen Aufwand schon leisten. Und auch dann weiß man immer noch nicht 100prozentig, wie sich alles nun ganz genau bis ins letzte Detail zugetragen hat. Da wird immer ein Stück "Dichtung" der Redaktionen und Verlage dabei sein. Wie groß/klein dieses Stück ist, sagt dann etwas über deren Seriosität aus.

Was aber seit Pegida-und-AfD-Zeiten immer mit "Lügenpresse" gemeint ist, hat mit dem von mir Gesagten absolut nix zu tun. Das ist eine rein ideologische Polemik der Neuen Rechten. Ich hab von denen noch keinen erlebt, der auch nur annähernd weiß, wie Journalismus, Zeitungen und Verlagswesen funktionieren. Aber bei deren massiven Kritik daran sollten sie sich schon mal informieren, worüber sie überhaupt reden ;)
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Wolverine »

Selina hat geschrieben:(25 Oct 2018, 11:52)

Naja, wenn du meinen einen Satz, den mit der Lüge, so herausnimmst .....;)
Nun, wenn die Presse bei der Berichterstattung aus Chemnitz den Mord unerwähnt lässt und nur über den rechten Mob schreibt, ja dann halte ich von dieser Presse überhaupt nichts.
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Re: Lügenpresse oder Realitätspresse

Beitrag von Selina »

Wolverine hat geschrieben:(25 Oct 2018, 12:21)

Nun, wenn die Presse bei der Berichterstattung aus Chemnitz den Mord unerwähnt lässt und nur über den rechten Mob schreibt, ja dann halte ich von dieser Presse überhaupt nichts.
Ich habe nur Berichte gelesen und gesehen, wo alles gleichermaßen erwähnt worden ist: Der Tod des jungen Mannes, die Tatverdächtigen, die Ermittlungsarbeit, die Demos von Pro Chemnitz und der AfD, denen sich jede Menge Rechtsextremisten anschlossen, die Gegendemos mit Konzerten und auch alle anderen Hintergründe. Wer wirklich möchte, kann sich ausführlich und ausgewogen informieren.
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