Hat aber wenig mit Idealismus oder so zu tun. Die Busse und Bahnen kommen mit dem Ausbau nicht hinterher und ich mag nicht immer das Leben in vollen Zügen genießen. Dafür hab ich einen netten Radweg über Deiche und Schleusen, wo es ständig hoch und runter geht. Keine Autos, keine Ampeln, kaum Fußgänger. Einfach nur zuverlässig und schnell ans Ziel kommen. Auto dauert noch länger. Und bei viel Gegenwind ist es schon charmant, wenn man selbst "bergauf" beschleunigen kann, während andere schieben. Zudem schwitzt man weniger, was ganz nett ist, wenn man den Tag im Büro verbringt und nicht extra im Unternehmen duschen und Kleidung wechseln möchte. Mal abgesehen davon, dass ich so nochmal eine Nummer schneller ankomme. Und in einem halben Jahr gingen trotzdem vier Kilo runter. Ist nicht viel, aber wenn dieses Jahr nochmal sechs, sieben oder gar acht weg sind, ist das schon mal besser als wenn es mehr wird. Auf dem Rückweg kann man die Unterstützung durch den E-Motor ja auch mal reduzieren oder komplett ausschalten.
Interessant find ich aber noch einige Vorurteile. Wenn ich mit Kollegen rede, die einen ähnlich weiten Radweg haben, dann haben viele bereits ein E-Bike oder liebäugeln zumindest beim nächsten Fahrradkauf damit. Die "entweder 'richtig' Radfahren (-> ohne Motor) oder gar nicht"-Fraktion fährt meist nur mit der Bahn, mit dem Auto/Motorrad und/oder macht längere (Familien-)Ausflüge mit dem Rad nur am Wochenende. Oder haben einen sehr kurzen Radweg von wenigen Kilometern. Aber es hat sich wohl langsam rumgesprochen, dass nicht nur Rentner mit solchen Geräten unterwegs sind und auch der Otto-Normal-Arbeitnehmer seine nachvollziehbaren Gründe haben kann.
Die MwSt-Senkung oder -Abschaffung wäre schon nicht schlecht. Oder eine kleine Prämie, die ja nicht so hoch sein muss wie bei einem Auto. Aber in Deutschland wohl unrealistisch. In der Zeit war auch mal ein interessanter Artikel, wonach viele öffentliche Unternehmen und Einrichtungen kein E-Bike-Leasing anbieten. Grund seien wohl die Gewerkschaften, da es einen minimalen Einfluss auf die Rente hat. Dass die Arbeitnehmer (im Vergleich zum Pkw) somit gesünder sind, mehr Geld sparen und später möglicherweise auch etwas länger leben, spielt da wohl keine Rolle. Und es wäre ja skandalös, wenn ein Arbeitnehmer selbst entscheiden kann, was er mit dem Geld bzw. Lohn macht... Hab es nochmal rausgesucht:
Mitarbeiter können sich über ihren Chef ein Dienstrad leasen. Bei Arbeitnehmern in der Privatwirtschaft ist das beliebt, im öffentlichen Dienst stellt ver.di sich quer. [...]
Das Modell funktioniert über die sogenannte Entgeltumwandlung: Die Leasingrate wird direkt vom Bruttogehalt abgezogen – Leasingnehmer ist der Arbeitgeber, der das Fahrrad dann der Mitarbeiterin zur Nutzung anbietet. Für ein E-Bike, das im Laden beispielsweise 2.500 Euro kostet, liegt die Rate bei einem Gehalt von 3.000 Euro brutto bei rund 69 Euro. Dieser Betrag wird vor dem Versteuern abgezogen. Der geldwerte Vorteil, der der Arbeitnehmerin durch die Bereitstellung des Fahrrads entsteht, muss nur mit einem Prozent des Bruttopreises versteuert werden. Der Arbeitnehmerin fehlen unter dem Strich lediglich rund 47 Euro beim Nettolohn. Nach Ende der Vertragslaufzeit kann sie das Rad zum Restwert kaufen oder einen neuen Vertrag abschließen. [...]
Große Unternehmen wie die Deutsche Bahn, SAP, Rewe, der amerikanische Pharmahersteller MSD oder die Rügenwalder Mühle bieten inzwischen Dienstradleasing an. Es ist Teil ihres Mobilitätskonzepts oder des Gesundheitsmanagements, inzwischen gilt es sogar als Wettbewerbsvorteil.
"Wir müssen interessante Anreize für unsere Mitarbeiter schaffen", sagt die Rechtsanwältin Agnes Fricke, bei den Stadtwerken Wedel unter anderem für Personal zuständig. Sie sagt: "Die Konkurrenz bei der Fachkräftesuche ist groß." Die Hamburger Innenstadt sei nur 18 Kilometer entfernt. Ein Arbeitsplatz in der City ist für potenzielle Bewerber häufig attraktiver als eine Stelle im beschaulichen Wedel mit seinen rund 33.000 Einwohnern.
Fricke würde gerne allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Dienstradleasing anbieten. "Aber ver.di bremst uns aus", sagt sie. Nur die Mitarbeiter, die übertariflich bezahlt werden – also eine freiwillige, frei vereinbarte Zulage von den Stadtwerken erhalten – können über die Zulage ein Dienstrad leasen. Allen anderen verweigert die Gewerkschaft die Lohnumwandlung. Der Grund: ver.di, und ebenso der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), lehnen für ihre Mitglieder im öffentlichen Dienst das Dienstradleasing als Lohnumwandlung ab. Sie fürchten, dass das Firmenrad das Einfallstor für weitere Umwandlungen von Lohn sei.
Außerdem führt diese Gehaltsumwandlung bei einem Dienstrad für rund 2.500 Euro dazu, dass später die monatliche Rente um etwa fünf Euro gemindert ist. "Bei vielen unserer Mitglieder kommt es bei der Rente auf jeden Euro an", sagt Hanna Binder von ver.di.
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