Claud » Di 1. Mai 2012, 21:59 hat geschrieben:
Andere Zeiten, andere Maßnahmen.
Eigentlich konntest du selbst ja noch nichtmal nachvollziehbar erklären, warum Werbungskosten XY bedeutsamer sein sollen, als Werbungskosten Z und warum diese nur bei jenen, bei anderen aber nicht gelten sollen. Auf mich wirkt es bisher alles sehr willkürlich.
Na, eben drum. Weil sich die Zeiten ändern. Siehe den Eingangsbeitrag. Statt Familien zu schützen, wofür die Pauschale einzeln (ohne andere Werbekosten) eingeführt wurde, werden in erster Linie alleine lebende Besserverdiener bevorteilt. Wieso die Grenze von 10km für Dich nicht willkürlich erscheint, weiß ich nicht.
Die Argumentation, so lange man Geld noch irgendwohin anders hin stecke bzw. verplempere, könne es nicht so schlimm sein, kennen wir ja auch zigst anderen Bereichen, obwohl dieses seltenst Lösungsansätze beinhaltet.
Lösungsansätze gibt's doch schon längst. Nennt sich Wohnungsbau.
Und ein bedeutsames Thema Wohnungsbau verwundert nicht, im Angesicht der steigenden Mietpreise bundesweit, ohne das nun auch noch Millionen an Pendler in die Städte drängen würden. Da hört nämlich auch die Sinnhaftigkeit der Mühe all jener auf, die Schäden von Pendler zu vermeiden versuchen, wenn sie dafür auch noch mehr Kohle ausgeben müssen.
Naja, Deutschland schrumpft und nur einige wenige Städte bzw. Regionen wachsen. Das wird sich auch irgendwann erledigt haben.
Wiederum sehen es viele Bürger aber sicherlich auch nicht ein, warum sich deren Lebensplanung an einen alleinigen Faktor orientieren soll und alles andere, private, hinten an zu stehen hat.
Es kann sich doch jeder den Wohnort und das Fortbewegungsmittel wählen, das er möchte, wenn er's sich leisten kann. Der eine kann sich den Luxus des Pendelns halt nicht leisten, der andere nicht die Villa in Blankenese. Das ist doch keine Einschränkung des Privatlebens.
Jetzt sind also diejenigen, an denen die Pendler vorbeifahren, schon die eigentlich armen Säue, die sich nichts leisten können, obwohl sie ja angeblich Geld sparen, eben weil sie nicht pendeln müssen bzw. wollen. So ganz stimmig scheint dies ja alles nicht zu sein.
Das ist falsch, Claud. Hartz-IV-Empfänger und andere Geringverdiener (das übliche Klientel in unattraktiven, gesundheitsschädigenden Lagen) sind nicht gerade die Schichten, die so viel Geld sparen (können). Es geht um einen normalen, arbeitenden Pendler. Und der würde an einer Hauptstraße, die durch sinkenden Pendlerverkehr massiv entlastet würde, in der Regel weniger als aufm Land zahlen, wo sich der heutige Hauptstraßenbewohner erst gar nicht das Leben leisten könnte.
Und natürlich macht es einen Unterschied, ob Autos nun 6 oder 60 Kilometer fahren, den Stau produzieren beide aber in der Regel an der selben Stelle, kurz vorm Arbeitsplatz von beiden.
Staus sind doch nicht das einzige Problem. Denk doch an die Versiegelung für Parkflächen und Straßen statt Wohn- oder Grünraum, die Abgase, der viele Lärm, die Instandsetzungskosten für stark befahrene Straßen, die Zahl der Verkehrsopfer (ich behaupte einfach mal, daß auf sechs Kilometern Stadtstraßen das Unfallrisiko nicht höher ist als bei 54 Kilometern Landstraße PLUS sechs in der Stadt) und so weiter. Das sind Schäden, die viele Menschen tragen müssen. Wieso der Staat hier aus sozialen Gründen eine solche Entwicklung auch noch fördern soll, wüßt ich nicht. Wie gesagt, das Thema erledigt sich von selbst. Ist nur die Frage, ob man auf Milliarden verzichtet, um es zu verzögern. Am stärksten wächst noch immer der Speckgürtel der Städte, weshalb die Preise auch dort anziehen, während auch der Benzinpreis weiter steigt.
Das mag sein, eine freie Gesellschaft kann es aber durchaus mit sich bringen, dass nicht alle in die selben Ecken drängt. Als Alternative bliebe eine art Planwirtschaft, wo die Leute in ihrer Region arbeiten gehen müssen, weil die Freiheit in dem Bereich eingeschränkt gehört, weil es einige andere so haben möchten.
Also bitte, keine SBZ-Keule! Soweit kommt's noch. Es soll doch niemand bevormundet werden. Niemand redet von müssen. Aber viele Menschen, die nicht pendeln, können ihre Privatvorstellungen und Wünsche nicht steuerlich absetzen.