Aber in gewisser Hinsicht führt man mit der Benutzung sowohl des Begriffs Zionismus als auch Antizionismus dieses Narrativ nur selbst weiter fort. Das muss irgendwie anders gehen. Sonst wird das nix.ThorsHamar hat geschrieben:(09 May 2017, 13:48)
Es gibt aber Zionismus! Warum wohl?
Die Geschichtsschreibung des Zionismus sind die Narrative Israels. Und aus diesen wird versucht, den Arabern allein die Schuld am Konflikt zuzuschieben.
Es ist der Zionismus von Shamir und Begin, der heute "Siedlungspolitik" genannt wird ....
Im Gegensatz zum Fall Israel hat die EU bei Frage der Aufnahme von Bosnien-Herzegowina ein Wörtchen mitzureden. Und da kann - meiner Ansicht nach - die Strategie nur sein, sich unter keinen Umständen an den ethnischen Auseinandersetzungen zwischen Serben, Kroaten, Muslimen, Katholiken, Orthodoxen usw. usf. zu beteiligen. Auf Israel bezogen würde das bedeuten, den Terminus Zionismus/Antizionismus einfach nicht mehr zu benutzen. Bestimmte Praktiken sowohl bei der israelischen Siedlungspolitik als auch und gerade der Politik der Autonomiebehörde sind auch ganz ohne diese Begrifflichkeit zu kritisieren.
Und es gibt eine ganz wesentliche Asymmetrie zwischen Zionismus und der Politik der arabischen Staaten in Nahost der letzten Jahrzehnte: Der Zionismus bestreitet nicht grundsätzlich das Existenzrecht arabischer Staaten. Wie könnte er auch. Das Existenzrecht Israels jedoch wird zum Teil jedenfalls ganz grundsätzlich und kategorisch bestritten.
Ordnet man Zionismus unter die modernen Nationalismen ein, so ergibt sich eine ganz andere Art von (sicher berechtigter) Kritik: Er ist nur ein weiterer Beleg für eine insgesamt und international gesehen ungute politische Entwicklung jüngerer Zeit. Hin zu identitären Ideologien und Kulturessentialismus. Und keine Sache, die Israel irgendwie aus diesen internationalen Entwicklungen in besonderer Weise heraushebt.