H2O hat geschrieben:(22 Mar 2017, 08:43)
... Wir brauchen keine 5. Kolonnen Ankaras in der EU.
Die EU sollte der türkischen Regierung vor diesem Hintergrund klar machen, daß an eine EU-Vollmitgliedschaft einer Einmann-Einparteienherrschaft ohne Gewaltenteilung niemals zu denken ist. Wenn die Türkei sämtliche bekannten Beitrittsbedingungen nachprüfbar und zuverlässig erfüllt hat, könnte man in Zukunft wieder miteinander über einen Beitritt reden. Jetzt nicht mehr!
Wenn man das schnell ins Werk setzt, dann erspart man Erdogan längeres Nachdenken über den Umgang der Türkei mit der EU. Genug ist genug!
Ich habe mir Verlaub, ein paar Ihrer Ansichten herausgegriffen, und beginne mit der gefetteten:
http://www.faz.net/aktuell/politik/tuer ... 37264.html
Zitat aus dem faz-net - Artikel:
Erdogon: Die Europäer werden nicht mehr sicher sein
„Wenn Sie sich weiterhin so verhalten, dann wird morgen weltweit kein Europäer, kein Bürger des Westens in Sicherheit und Frieden die Straßen betreten können",
sagte Erdogan am Mittwoch bei einer Rede in der türkischen Hauptstadt Ankara. Er fügte hinzu: „Wenn sie diesen gefährlichen Weg weitergehen, werden sie großen Schaden erleiden.“
Offen bleibt, wie Erdogans Äußerung konkret zu verstehen ist, ob es sich um eine Warnung oder womöglich um eine Drohung handelt. Vielleicht bezog er sich auf die Behandlung,
die seiner Ansicht nach Muslimen und Türken in Europa zuteil wird. Die Türkei sei kein Land, mit dessen Ehre gespielt werden dürfe, sagte Erdogan.
Die Welt beobachte sehr genau, wie sich Europa verhalte. „Wir als Türkei rufen Europa auf, Demokratie, Menschenrechte und Freiheiten zu respektieren.“
Zitatende
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Wie unschwer an den jüngsten Äusserungen des Herrn Erdogan zu erkennen ist, liegen sie mit Ihrer Vermutung richtig: Erdogan wolle eine emotionalisierte und auf die Gegensätzlichkeit
Europa vs. nicht-europäische, weil muslimische Türkei hinaus. Und die in Europa lebenden Muslime, vor allem die türkischer Herkunft als eskalierenden Spaltkeil, Friedenszerstörer
und angsterzeugendes Bedrohungswerkzeug in Stellung bringen, eben eine Art 5. Kolonne der Türkei. Damit gibt er natürlich auch klar zu erkennen, dass das aufgeführte
Wahlkampfspektakel mit seinem jede Vernunft, jeden internationalen, diplomatischen Anstand negierendes Verhalten, nicht nur das Ziel hatte, Stimmen für sein Referendum
einzuwerben. Sondern die perfide Strategie dahinter steht, dauerhafte Spaltung und Unfrieden zwischen Mulimen/Türken und den einheimischen Bevölkerungen mitten nach Europa zu tragen.
Es sei denn, man beugt sich seinen politischen Erpressungen und Forderungen. Erdogan bringt in diesen Äusserungen auch klar zum Ausdruck, dass er die Türkei sowieso nicht
als europäisch ansieht und wohl auch nie so sah. Es passt insofern auch zusammen, was er bereits 2008 bei Wahlkampfauftritten in D offen äusserte, indem er die Türken und Türkinnen
hierzulande klar aufforderte, sich einer Integration und Anerkennung in ihren Lebensländern zu widersetzen und auch, die Wertebasis dieser Länder nicht anzuerkennen oder gar sich mit diesen
Werten zu identifizieren.
Offenkundig verfolgt Erdogan keine partnerschaftlichen Ziele mit den Ländern der EU, sondern eine sogenannte Wohlverhaltenssituation, mit der er seine persönlichen machtpolitischen Intressen,
vor allem auch für ihn essentiell wichtige wirtschaftliche Erfolge,
durchdrücken kann. Und im anderen, dem Weigerungsfall seitens der EU, jederzeit mit einem "frozen conflict-Szenario" seine nur ihm treu ergebene Gefolgschaft möglichst vieler und emotional radikalisierter
Türken und -innen aktivieren und als Brandsatz gegen friedliches Zusammenleben einsetzen kann.
Diese kranke, aber leider auch realistisch immer deutlicher werdende Strategie ist natürlich enorm gefährlich, aber aus Sicht Europas gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten, diesem nunmehr vollends
am Rad drehenden Despoten und politischen Friedenszerstörer entgegen zu treten. Auch im Sinne all jener Türken und Türkinnen, die über diesen politisch!! völlig aus der Vernunft und Realität ausgetretenen
Brandredner genauso entsetzt sind. Ihn für eine schlichte Heimsuchung gegen Frieden, gegenseitiges Verständnis, Toleranz und demokratische Freiheit sehen. Der offen gegen ein friedliches Zusammenleben auftritt, das kulturelle und regligiöse
Unterschiede nicht als Hindernis, sondern als gleichrangige Basis und Raum wechselwirkender Ergänzung und Inspirationen ansieht. Ohne damit die eigene Identität - durch Verleugnung seiner kulturellen
oder ethischen Wurzeln durch Assimilation - preisgeben zu müssen. Auf beiden Seiten.
Der letzte Satz aus dem verlinkten Artikel, den ich unterstrichen hervorhob, zeigt im übrigen nochmals sehr deutlich, wie verschoben/verrückt und jenseits aller Realität stehend Erdogan die Welt, besonders
die Europäische "sieht" und wie er die Verhältnisse geradezu in einer Art krankhaftem Realitäts- und Wahrnehmungsverlust umkehrt. Er ausgerechnet Europa vorhält aufruft, Demokratie, Menschenrechte und Freiheiten zu respektieren…
während er all diese Forderungen und Selbstverständlichkeiten in seinem Land geradezu dampfwalzenartik und zynisch in den Staub tritt. Jedermann geradezu manisch und gewalttätig verfolgen lässt, der genau die Einhaltung
und Gewährleistung dieser selbstverständlichen Grund- und Freiheitsrechte fordert und verlangt.
Die Frage stellt sich ernsthaft, inwieweit mit diesem ernstlich politisch erkrankten Despoten noch vernunftbasierte politische Vereinbarungen möglich sind. Auf einer halbwegs vertrauensbasierten Grundlage.
Die Frage von Beitrittsverhandlungen stellt sich nicht mehr. Das ist definitiv. Man kann das Ganze einfach auf Eis legen und nach dem Prinzip Hoffung eine innere Reformierung der Türkei abwarten.
Das halte ich auch für sehr wichtig. Es geht dabei nicht darum, Erdogan den "Stiefel" zu lecken, indem man die Beitrittsverhandlungen vollkommen abbricht und beendet. Sondern der ANDEREN Türkei, die es auch gibt, klar zu sagen,
das man sie nicht als EU-Partner und Teil Europas ablehnt, sondern nur den aktuelleln Freieheits- Menschenrechts - und Demokratiefeind Erdogan und dessen friedens- und partnerschaftszerstörende Despotenpolitik.
Ich glaube im übrigen, dass es in der EU, der EU-Kommission und ihren Regierungen derzeit niemanden gibt, der Erdogan noch als politischen Partner für EU-Verhandlungen ernst nehmen kann.
Erdogan hat das Vertrauen definitiv vollends aufgebraucht und man kann diesem Mann innerhalb politisch vernünftiger Handlungsweise nur mit äusserster Vorsicht und sehr angebrachter Skepsis
gegenüber treten.
Die Entscheidung im übrigen, für Erdogan, wie er künftig mit der EU umgehen wolle, ist längst gefallen. Sie liegt bereits klar auf dem Tisch. Insofern glaube ich auch nicht, dass es noch eine große
oder vorrangige Frage für die EU ist, wie man mit ihm und seiner aktuellen Politik umzugehen hat. Entscheidender ist die Frage, wie man verhindern kann, dass er hierzulande oder die in der EU
lebenden Türkinnen und Türken weiter aufhetzt und zu seiner Konflikt und Unfrieden stiftenden "heimlichen" Armee machen kann. Hier muss es deutliche Zeichen der Solidarität, des Schutzes
und der Abgrenzung geben, die diese bei uns lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln NICHT in einem Topf mit diesem despotischen Scharfmacher, Friedens- und Demokratiezerstörer wirft.