Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

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Nomen Nescio
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:34)

Es gibt ja keine Sowjetunion mehr, mit der man irgendwelche Verträge haben könnte.
da rußland die erbe der SU ist, soll bei allen verträgen mit dem begriff SU der automatisch ersetzt werden durch rußland.

das erklärte jelzin mal als es sich handelte um die atomwaffen der SU. er kann das gut öfter gesagt haben.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(12 Mar 2018, 22:36)

Solange es fett Fördergelder gab. Für Polen ist die EU nur ein Buffet zur Selbstbedienung. Sobald es da Pflichten gibt, ist der Spaß vorbei.
Junge. Du hast absolut keine Ahnung. Polen selbst ist weit, weit mehr ein "Buffet zur Selbstbedienung" für deutsche Unternehmen zur Ansiedlung von Produktionsstätten als es die EU Fördergelder für Infrastrukturprojekte für Polen sind. Denn selbst diese dienen nicht zuletzt auch dem Betrieb solcher Produktionsstätten. Mittlerweile kehrt sich dieser Trend bereits auch um. Polnische Firmen treten als Investoren in Deutschland auf und retten u.a. deutsche Unternehmen, die vor der Pleite stehen durch Aufkauf. Gibts etliche Beispiele.

Bei der Zukunfstbranche Softwareentwicklung steht Polen summa summarum in den Rankings weltweit auf Platz Drei. Beim wichtigsten Zweig, Java-Entwicklung, weltweit auf Platz Eins. Auch wenn die politischen Entwicklungen der allerjüngsten Zeit kaum in krasserem Gegensatz zu diesen Fakten stehen könnten.

Und sämtliche mir bekannten Kommentare zum politischen Programm der neuen GroKo weisen darauf hin, dass die gegenwärtige ökonomische Stellung Deutschlands innerhalb von Europa nicht im mindesten für die Zukunft gesichert bleiben wird. Auch wenn das jetzt nicht unmittelbar zum Thema gehört. Aber Kooperationsbereitschaft mit ökonomischen Aufstiegskandidaten wie Polen ist von daher dringend angesagt für Deutschland.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Mar 2018, 08:19)

Junge. Du hast absolut keine Ahnung. Polen selbst ist weit, weit mehr ein "Buffet zur Selbstbedienung" für deutsche Unternehmen zur Ansiedlung von Produktionsstätten als es die EU Fördergelder für Infrastrukturprojekte für Polen sind. Denn selbst diese dienen nicht zuletzt auch dem Betrieb solcher Produktionsstätten. Mittlerweile kehrt sich dieser Trend bereits auch um. Polnische Firmen treten als Investoren in Deutschland auf und retten u.a. deutsche Unternehmen, die vor der Pleite stehen durch Aufkauf. Gibts etliche Beispiele.

Bei der Zukunfstbranche Softwareentwicklung steht Polen summa summarum in den Rankings weltweit auf Platz Drei. Beim wichtigsten Zweig, Java-Entwicklung, weltweit auf Platz Eins. Auch wenn die politischen Entwicklungen der allerjüngsten Zeit kaum in krasserem Gegensatz zu diesen Fakten stehen könnten.

Und sämtliche mir bekannten Kommentare zum politischen Programm der neuen GroKo weisen darauf hin, dass die gegenwärtige ökonomische Stellung Deutschlands innerhalb von Europa nicht im mindesten für die Zukunft gesichert bleiben wird. Auch wenn das jetzt nicht unmittelbar zum Thema gehört. Aber Kooperationsbereitschaft mit ökonomischen Aufstiegskandidaten wie Polen ist von daher dringend angesagt für Deutschland.
Das sehen polnische Statistiker offenbar anders. Die stellen Polens Provinzen mit einem Index dar, der den Abstand zum EU-Mittel beschreibt. Die Region um Warschau liegt knapp darüber, alle anderen deutlich bis sehr deutlich darunter. Das bedeutet, daß es in Polen viel zu tun gibt, daß man vieles aufbauen kann. Und genau das tun Unternehmen, die sich schneller entwickeln möchten als der heimische Markt das hergibt. Daß darunter viele deutsche Unternehmen sind... wen wundert das bei einem Nachbarn mit hochentwickelter Wirtschaft?

Natürlich ist es grob verzerrend, "die Polen" durch die Bank als Schmarotzer der europäischen Einigung zu sehen. Daß sie ihren Nutzen davon haben, das ist eine gute Nebenwirkung. Ansonsten sind Polen so europäisch gesonnen wie wir auch. Wo dort einige Flaggen hängen oder Wappen angeschraubt sind: Der Sternenkranz ist immer dabei. Nationale Macken haben die natürlich auch, so wie wohl jedes europäische Volk. Ich fühle mich dort sehr wohl, habe sehr freundliche und hilfsbereite Nachbarn, werde in Ämtern freundlich bemüht bedient... so wie das überall sein sollte.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2018, 08:39)

Das sehen polnische Statistiker offenbar anders. Die stellen Polens Provinzen mit einem Index dar, der den Abstand zum EU-Mittel beschreibt. Die Region um Warschau liegt knapp darüber, alle anderen deutlich bis sehr deutlich darunter. Das bedeutet, daß es in Polen viel zu tun gibt, daß man vieles aufbauen kann. Und genau das tun Unternehmen, die sich schneller entwickeln möchten als der heimische Markt das hergibt. Daß darunter viele deutsche Unternehmen sind... wen wundert das bei einem Nachbarn mit hochentwickelter Wirtschaft?

Natürlich ist es grob verzerrend, "die Polen" durch die Bank als Schmarotzer der europäischen Einigung zu sehen. Daß sie ihren Nutzen davon haben, das ist eine gute Nebenwirkung. Ansonsten sind Polen so europäisch gesonnen wie wir auch. Wo dort einige Flaggen hängen oder Wappen angeschraubt sind: Der Sternenkranz ist immer dabei. Nationale Macken haben die natürlich auch, so wie wohl jedes europäische Volk. Ich fühle mich dort sehr wohl, habe sehr freundliche und hilfsbereite Nachbarn, werde in Ämtern freundlich bemüht bedient... so wie das überall sein sollte.
Ja. Die Defizite betreffen soziale Infrastruktur, Einkommensverhältnisse, Verkehr, Bildungseinrichtungen usw. Das ist schon richtig. Das dürfte allerdings ein rein "innerpolnisches" Problem sein. In den abgelegenen Provinzen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt dürfte es teilweise noch ärger aussehen. Deshalb kommt dennoch niemand auf die Idee, diese in Hinsicht auf Kooperation, Handel als irrelevant anzusehen.

Das enorme Potenzial Polens in Hinsicht auf Softwareentwicklung betrifft ohnehin immer nur eine ziemlich kleine Gemeinschaft von Leuten mit ausgeprägt urbanem Lebensstil in einigen wenigen Metropolen. Deshalb ist es wirtschaftlich aber dennoch nicht irrelevant.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Mar 2018, 09:23)

Ja. Die Defizite betreffen soziale Infrastruktur, Einkommensverhältnisse, Verkehr, Bildungseinrichtungen usw. Das ist schon richtig. Das dürfte allerdings ein rein "innerpolnisches" Problem sein. In den abgelegenen Provinzen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt dürfte es teilweise noch ärger aussehen. Deshalb kommt dennoch niemand auf die Idee, diese in Hinsicht auf Kooperation, Handel als irrelevant anzusehen.

Das enorme Potenzial Polens in Hinsicht auf Softwareentwicklung betrifft ohnehin immer nur eine ziemlich kleine Gemeinschaft von Leuten mit ausgeprägt urbanem Lebensstil in einigen wenigen Metropolen. Deshalb ist es wirtschaftlich aber dennoch nicht irrelevant.
Und nun einmal Balsam auf die schmerzenden europäischen Wunden: In den zurückhängenden Regionen Polens erkennen führende Politiker ehrlich und freundlich an, daß der EU-Strukturfonds für ihre Region ein Segen ist, um ihre Infrastruktur entwickeln zu können. Allgemein wünscht man sich Investitionen und Investoren. Wer in Deutschland Lust hat, sich darauf ein zu lassen: Nix wie hin; da gibt es noch viel Luft nach oben!
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Audi »

H2O hat geschrieben:(12 Mar 2018, 23:09)

Habe gegoogelt: Finnland war aus freien Stücken neutral. Kann also Verteidigungsbündnisse schließen. Na, das will wirklich etwas heißen, daß Finnland mit Schweden über einen NATO-Beitritt auch nur nachdenkt!
Das Volk will das aber nicht. Und das mehrheitlich
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

Audi hat geschrieben:(13 Mar 2018, 09:57)

Das Volk will das aber nicht. Und das mehrheitlich
Da kann ja jeder kommen!
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Audi »

Es gab eine Umfrage. Die Mehrheit war gegen einen NATO Beitritt
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Nomen Nescio »

Audi hat geschrieben:(13 Mar 2018, 11:12)

Es gab eine Umfrage. Die Mehrheit war gegen einen NATO Beitritt
interessant. es gab eine umfrage, aber WANN?

bei der krim gab es damals doch auch eine umfrage?
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Audi »

Nomen Nescio hat geschrieben:(13 Mar 2018, 12:31)

interessant. es gab eine umfrage, aber WANN?

bei der krim gab es damals doch auch eine umfrage?
Doch die Mehrheit der Finnen denkt anders. In der jüngsten Umfrage sprachen sich nur 21 Prozent für einen NATO-Beitritt aus, 51 dagegen, und 28 Prozent demonstrierten den Inbegriff der Neutralität: Sie hatten dazu keine Meinung.

dw.com/de/finnlands-neue-nato-debatte/a-40907997
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von frems »

Nomen Nescio hat geschrieben:(13 Mar 2018, 12:31)

interessant. es gab eine umfrage, aber WANN?

bei der krim gab es damals doch auch eine umfrage?
In Schweden steigt dank Putin die Zustimmung nach und nach: https://i.imgur.com/IWm4gaW.png
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von DarkLightbringer »

Auch in der Ukraine soll die Stimmung zugunsten der NATO gestiegen sein, seit den "Gebietsforderungen".
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2018, 09:49)

Und nun einmal Balsam auf die schmerzenden europäischen Wunden: In den zurückhängenden Regionen Polens erkennen führende Politiker ehrlich und freundlich an, daß der EU-Strukturfonds für ihre Region ein Segen ist, um ihre Infrastruktur entwickeln zu können. Allgemein wünscht man sich Investitionen und Investoren. Wer in Deutschland Lust hat, sich darauf ein zu lassen: Nix wie hin; da gibt es noch viel Luft nach oben!
Es sind vor allem die zirka 14 Sonderwirtschaftszonen in Polen, die Investoren anlocken sollen und es auch tun. Mit vergünstigten Bedingungen natürlich. Und es geht dabei (schon jetzt) um viele Milliarden Euros. Da kann man mit Fug und Recht von Polen als eine Art "Buffet" für westeuropäische Unternehmen sprechen. Der Nachteil für Polen ist, dass solche SWZs sich häufig nicht besonders nachhaltig auf die umgebenden Regionen auswirken.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Mar 2018, 15:47)

Es sind vor allem die zirka 14 Sonderwirtschaftszonen in Polen, die Investoren anlocken sollen und es auch tun. Mit vergünstigten Bedingungen natürlich. Und es geht dabei (schon jetzt) um viele Milliarden Euros. Da kann man mit Fug und Recht von Polen als eine Art "Buffet" für westeuropäische Unternehmen sprechen. Der Nachteil für Polen ist, dass solche SWZs sich häufig nicht besonders nachhaltig auf die umgebenden Regionen auswirken.
Erwartet man dann nicht auch etwas zu viel? Schon die Infrastruktur (Straßen, Energieversorgung, Krankenhäuser, Polizei...) strahlt doch auch zum Vorteil benachbarter Gebiete aus. Das sorgt sicher für neidische Blicke, aber mehr Möglichkeiten bieten sich dann ja auch. Von diesen Sonderwirtschaftszonen habe ich noch nie gehört. Vielleicht finde ich mit Google dazu etwas.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2018, 15:54)

Erwartet man dann nicht auch etwas zu viel? Schon die Infrastruktur (Straßen, Energieversorgung, Krankenhäuser, Polizei...) strahlt doch auch zum Vorteil benachbarter Gebiete aus. Das sorgt sicher für neidische Blicke, aber mehr Möglichkeiten bieten sich dann ja auch. Von diesen Sonderwirtschaftszonen habe ich noch nie gehört. Vielleicht finde ich mit Google dazu etwas.
Na sicher doch. Und man hat, wenn man nicht gerade dort arbeitet, kaum etwas in so einer SWZ verloren. Der Aufstieg Chinas zur wirtschaftlichen Supermacht hat auch irgendwann mit Sonderwirtschaftszonen begonnen.

Wirtschaftlich noch bedeutsamer als die polnischen SWZs dürfte das sogenannte "Automobilcluster Mitteleuropa" sein, das sich in etwa vom Dreiländereck Polen/Tschechien/Slowakei Richtung Süden bis nach Nordwestungarn erstreckt. Eines der weltweit (oder vielleicht sogar das weltweit?) bedeutsamste Zentrum der Automobilindustrie. Anders als in den SWZs geht es dort inzwischen nicht mehr um reine Produktionsstätten mit Billiglöhnen und Steuervergünstigungen, sondern Technologie und Entwicklung werden zunehmend dorthin verlagert. (Siehe Softwareentwicklungskompetenz-Ranking: Polen, Ungarn, China, Russland - aber auch die Schweiz - liegen in fast allen Sparten auf Weltspitzenniveau). Ich weiß nicht: Verschläft man da in Westeuropa möglicherweise was? Oder auch: Ist man zu sehr auf die tatsächlich ja äußerst besorgniserregende politische und kulturelle Entwicklung in der Region fixiert?
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Di 13. Mär 2018, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

Verschlafen vielleicht nicht; ich vermute, daß die Forschungsarbeiten an neuen Erzeugnissen weiterhin in den Inlandswerken voran getrieben werden. Aber auch unser Land ist zu klein, um die volle Kette vom Geistesblitz bis zum ausgelieferten Erzeugnis mit genügend vielen gut ausgebildeten Fachleuten zu bestücken. Wir können die ja nicht alle in Deutschland unterbringen, und nicht jeder Fachmann möchte seine Familie verlassen.

Ich vermute weiterhin, daß es immer noch als Auszeichnung verstanden wird, wenn ein Fachmann gebeten wird, in der Forschung im Hauptwerk mit zu arbeiten. Wobei die Forschungsabteilung sicher kein Riesenwerk ist. Dann ist ein Umzug nach Deutschland fällig.

Die Firma APPLE verfährt aus meiner Sicht genau nach diesem Muster.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2018, 20:01)

Verschlafen vielleicht nicht; ich vermute, daß die Forschungsarbeiten an neuen Erzeugnissen weiterhin in den Inlandswerken voran getrieben werden. Aber auch unser Land ist zu klein, um die volle Kette vom Geistesblitz bis zum ausgelieferten Erzeugnis mit genügend vielen gut ausgebildeten Fachleuten zu bestücken. Wir können die ja nicht alle in Deutschland unterbringen, und nicht jeder Fachmann möchte seine Familie verlassen.

Ich vermute weiterhin, daß es immer noch als Auszeichnung verstanden wird, wenn ein Fachmann gebeten wird, in der Forschung im Hauptwerk mit zu arbeiten. Wobei die Forschungsabteilung sicher kein Riesenwerk ist. Dann ist ein Umzug nach Deutschland fällig.

Die Firma APPLE verfährt aus meiner Sicht genau nach diesem Muster.
Die Firma Apple vielleicht. Bei der Firma Audi befindet sich die allervorderste Front der Entwicklung und Forschung mittlerweile in Ungarn. Siehe brandaktuelle Meldung (Ende Februar) hier:
https://www.automobil-produktion.de/her ... r-357.html
Der Übergang zu Elektromobilität bei Audi wird sich auch entwicklungsmäßig im ungarischen Győr abspielen. Nicht mehr in Deutschland.
Audi wird am Produktionsstandort Györ für 25 Millionen US-Dollar ein neues Entwicklungszentrum eröffnen. In diesem Jahr startet in Ungarn die Motorenproduktion von Audis erstem vollelektrischem Fahrzeug.
Ich weiß es doch selbst. Entwicklungskapazitäten werden sich dort herausbilden, wo es Softwareentwicklungskompetenz und vor allem entsprechende und auch bezahlbare Arbeitskräfte gibt. Und das ist, wie schon gerschrieben, neben Ostasien und der ziemlichen Ausnahme Schweiz vor allem Ostmitteleuropa, Russland, Ukraine, Baltikum.


Während gleichzeitig ganze Regionen in Ostungarn Richtung Grenze zur Ukraine in Armut und sozialen Problemen versinken. Und BUdapest wiederum ebenso prosperiert. So widersprüchlich ist die Situation selbst in einem flächenmäßig sehr kleinen Land wie Ungarn. Und so sozial fraktioniert sind die Gesellschaften inzwischen.

Ich hatte meinen oberen Beitrag auch noch mal ergänzt. Alle Welt oder zumindest Europa starrt auf die tatsächlich ja fatale politische Entwicklung in Osteuropa. Mit gewisser Berechtigung. Man vergisst dabei, dass - ob man das nun gut findet oder nicht - die Welt sich eher um Handel und Produktion und ums Mammon dreht als um Nationalhymnen, Fremdenangst, Kultur, Gendergerechtigkeit, Naturkost und Geschichtsaufarbeitung. Die Verantwortlichen bei Audi, Renault oder Bosch haben kaum Interesse für solche Fragen. Und absolut kein Problem mit Politikern wie Orbán.

Was in der Slowakei momentan abgeht: Das ist wahrlich ein anderes Thema, Und einen eigenen Thread wert (wenns den nicht schon gibt).
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

Ja, davon ist aus zu gehen: Nicht jedes Unternehmen wird so klug geführt wie APPLE.

Aber wenn wir uns denn die deutsche Automobilwirtschaft heraus picken... ok, AUDI baut also tüchtig aus in Ungarn. Seit Jahrzehnten gibt es schon SKODA, die Urheimat der VW-Familie, wenn ich gut genug aufgepaßt habe. Die forschen und entwickeln bestimmt auch. Und in Wolfsburg werden sicher auch nicht nur Softies sitzen, die den Testbetrieb optimieren. Ingolstadt als reiner Fertigungsbetrieb... mag ich gar nicht glauben. Porsche in Stuttgart/Weissach... da dürfte auch automobile Musik spielen. Und wir reden nur von einem der großen deutschen Konzerne auf diesem Gebiet.

Wir müssen uns anstrengen... gar keine Frage. Aber vor lauter Angst in die Hosen pinkeln müssen wir sicher auch nicht. Wir sollten froh sein, daß mit Hilfe deutschen Kapitals und mit deutschem know-how unsere östlichen Nachbarn allmählich aus den bedrückenden Verhältnissen der sowjetischen Zeit heraus wachsen. Es hat doch gar keinen Sinn, daß diese Menschen sich alle in Deutschland versammeln!

In der Rzeczpospolita online hat sich heute Prof Dr Jan Czekaj von der Uni Krakau zur Wirkung von Auslandskapital in Polen und Europa ausgelassen... das Hohe Lied der Globalisierung angestimmt. Sehr eindrucksvoll, wie sehr saudämliches nationalistisches Neidgewäsch von wirtschaftlicher Überfremdung sich von belastbaren Tatsachen unterscheidet. Die Menschen in "ausländischen" Unternehmen verdienen in Polen 66% mehr als in polnischen Unternehmen gleicher Größenklasse.
In Ungarn wird das vermutlich nicht so viel anders sein.
.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(13 Mar 2018, 21:20)
Wir müssen uns anstrengen... gar keine Frage. Aber vor lauter Angst in die Hosen pinkeln müssen wir sicher auch nicht. Wir sollten froh sein, daß mit Hilfe deutschen Kapitals und mit deutschem know-how unsere östlichen Nachbarn allmählich aus den bedrückenden Verhältnissen der sowjetischen Zeit heraus wachsen. Es hat doch gar keinen Sinn, daß diese Menschen sich alle in Deutschland versammeln!
Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was da "wir " sein soll ... Menschen, die in Deutschland leben und einen deutschen PA haben?? .. na klar. Von vor Angst in die Hose pinkeln kann gar keine Rede sein. Deutschland steht aktuell wirtschaftlich exzellent da. Gegenüber Süd- und Südwesteuropa vielleicht noch mehr als gegenüber Ostmitteleuropa. Aber Vorsicht: Zum einen: Der demographische Faktor wirkt. Und: Softwareentwicklungskompetenz als ganz essenzielle Zukunftsorienthiertheit in Osteuropa hat absolut nix mit deutschem Kapital oder deutschem Know How zu tun. Sondern wohl eher mit dem gerade-Nicht-Fluch der Ressourcenknappheit im exsowjetischen Raum. Ich weiß, wovon ich rede. Und dann: Soziale Zufriedenheiit (in Westeuropa) wirkt eben auch innovationshemmend und damit kommen Verschiebungen im wirtschaftlichen Machtgefüge zustande.

Und dann: Die Firma Apple mag raffiniert bzw. raffsüchtig und gewinnorientiert geführt werden .., was soll "klug" in diesem Zusammenhang schon bedeuten ... sie reiht sich natürlich ein. Ohne irgendeinen Sonderstatus. Es macht für mich keinen Unterschied, ob man meint, sich zu Apple, dem FC Sankt Pauli, dem aktuellen Papst oder Ajatollah oder irgendeiner Girl-Band meint, bekennen zu müssen ... es ist in jedem Fall ein Stück Aufgabe von Selbstsouveränität.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

Aber ich merk' es doch selbst: Wie sehr wir uns vom eigentlichen und politisch hochrelevanten Threadthema entfernen. MUsste grad vor wenigen Stunden daran denken, als ich - wegen des für Berlin - schier unglaublichen Angebots an frischem, geräuchertem, lebendem, getrockneten Fisch im russischen Supermarkt um die Ecke war und wie schon mehrfach fassungslos vor einem Regal von georgischen Weinen der Marke "Stalin" stand. Mit dutzendfachem Abbild des Dikators. Nicht etwa über Russland nach Deutschland exportiert. Sondern direkt von einer georgischen Exportfirma von einer EU-Imprtfirma bezogen. Georgien? Wirklich? Und die Ukraine? Der völlig undurchsichtige Fall Saakaschwili bildet für mich momentan das Bindeglied zwischen Georgien und Ukraine. Wirklich?
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von odiug »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Mar 2018, 22:35)

Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, was da "wir " sein soll ... Menschen, die in Deutschland leben und einen deutschen PA haben?? .. na klar. Von vor Angst in die Hose pinkeln kann gar keine Rede sein. Deutschland steht aktuell wirtschaftlich exzellent da. Gegenüber Süd- und Südwesteuropa vielleicht noch mehr als gegenüber Ostmitteleuropa. Aber Vorsicht: Zum einen: Der demographische Faktor wirkt. Und: Softwareentwicklungskompetenz als ganz essenzielle Zukunftsorienthiertheit in Osteuropa hat absolut nix mit deutschem Kapital oder deutschem Know How zu tun. Sondern wohl eher mit dem gerade-Nicht-Fluch der Ressourcenknappheit im exsowjetischen Raum. Ich weiß, wovon ich rede. Und dann: Soziale Zufriedenheiit (in Westeuropa) wirkt eben auch innovationshemmend und damit kommen Verschiebungen im wirtschaftlichen Machtgefüge zustande.
Wir reden uns aber in Deutschland ein bisschen runter, was IT Kompetenz anbelangt.
http://www.manager-magazin.de/fotostrec ... 36187.html
In Deutschland hat der Mittelstand oft ein Problem damit, von finanzstarken Globalplayers einfach geschluckt zu werden.
Das gilt auch für die IT Branche, wie der Artikel beschreibt.
Muss auch nicht immer schlecht sein, geschluckt zu werden.
Das sagt der Artikel auch.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

odiug hat geschrieben:(13 Mar 2018, 23:10)

Wir reden uns aber in Deutschland ein bisschen runter, was IT Kompetenz anbelangt.
http://www.manager-magazin.de/fotostrec ... 36187.html
Ja. Deutschland liegt in dem Kernbereich "Programmierfähigkeit" in einem aktuellen relevanten Ranking mit Platz 14 noch immer weit vor den USA (28) mit ihrer dominierenden Software-Industrie und dem in diesem Zusammenhang immer wieder genannten Indien (31). Absolute Top-Kompetenz gibts in China, Russland, Polen, Schweiz und Ungarn.

Und eine der Ursachen:
So haben Programmierer aus Russland schon während des Kalten Krieges bewiesen, wie sie durch cleveren und schlanken Code aus oft rückständiger Hardware das Maximum herausholten. An den guten Programmierkenntnissen in Russland hat sich offensichtlich nichts geändert: Russische Coder landen auf Platz 2 des Rankings.
Dass das nicht die einzige Ursache ist, beweist das Beispiel Schweiz.
https://www.pcwelt.de/news/Ranking-Die- ... 35755.html
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

odiug hat geschrieben:(13 Mar 2018, 23:10)

Wir reden uns aber in Deutschland ein bisschen runter, was IT Kompetenz anbelangt.
http://www.manager-magazin.de/fotostrec ... 36187.html
In Deutschland hat der Mittelstand oft ein Problem damit, von finanzstarken Globalplayers einfach geschluckt zu werden.
Das gilt auch für die IT Branche, wie der Artikel beschreibt.
Muss auch nicht immer schlecht sein, geschluckt zu werden.
Das sagt der Artikel auch.
Meistens aber schon. Schlucken ist besser als geschluckt werden.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(13 Mar 2018, 23:06)

Aber ich merk' es doch selbst: Wie sehr wir uns vom eigentlichen und politisch hochrelevanten Threadthema entfernen. MUsste grad vor wenigen Stunden daran denken, als ich - wegen des für Berlin - schier unglaublichen Angebots an frischem, geräuchertem, lebendem, getrockneten Fisch im russischen Supermarkt um die Ecke war und wie schon mehrfach fassungslos vor einem Regal von georgischen Weinen der Marke "Stalin" stand. Mit dutzendfachem Abbild des Dikators. Nicht etwa über Russland nach Deutschland exportiert. Sondern direkt von einer georgischen Exportfirma von einer EU-Imprtfirma bezogen. Georgien? Wirklich? Und die Ukraine? Der völlig undurchsichtige Fall Saakaschwili bildet für mich momentan das Bindeglied zwischen Georgien und Ukraine. Wirklich?
Spirituosen der Marken "Gorbechev", "Erichs Rache" und "Adolf" gibt es in anderen Ländern auch.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:39)

Spirituosen der Marken "Gorbechev", "Erichs Rache" und "Adolf" gibt es in anderen Ländern auch.
Ja, klar. Das ist auch wirklich nicht das Problem. Sage und schreibe 45 Prozent (!!) der Georgier hatten in einer Umfrage 2012 ein positives Bild von Josef Wissarionowitsch alias Stalin. (http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... union-erbe) Und die Ursache dürfte wohl allein darin liegen, dass Stalin eben Georgier war. Sprich: An die Stelle einer kommunistischen Sowjet-Mentalität ist eine nationalistische Identitätsversessenheit getreten. Ich weiß wirklich nicht, was schlimmer ist. Und das betrifft die Ukraine ebenso.

Russland dagegen betreibt vor allem eine agressive Großmachtpolitik. Das ist natürlich keinen Deut weniger problematisch. Wie aber in dem oben verwiesenen ZEIT-Artikel ganz richtig analysiert wird:
Ohne Erfahrung, wie man aus dem Nichts staatliche Institutionen aufbaut, und zwar ohne die Diversität und Inklusion dieser traditionell heterogenen Gesellschaft preiszugeben, kam es in den 1990er Jahren zu ethnischen Konflikten und zum Bürgerkrieg.
haben die sich von Russland distanzierenden Ex-Sowjetrepubliken allesamt dieses Nationalismus-Problem. Zumindest solange Russland auch ganz offiziell eine Föderation ist und Dinge möglich sind wie die, dass das Staatsoberhaupt 2015 bei der Einweihung einer der größten Moscheen Europas in Moskau wörtlich den Islam "eine der traditionellen Religionen Russlands" nennt, bleibt Russland einfach der kultiviertere Staat. Neugründungen wie Georgien oder Ukraine und - noch um einiges mehr - in nationalistische kriegerische Auseinandersetzungen verwickelte Länder wie Aserbaidschan - müssen, wenn sie mit EU und NATO kooperieren wollen, dieses Nationalismusproblem entsorgen.

Mit Russland gab es einmal, Ende der Neunziger, die NATO-Russland-Grundakte und den NATO-Russland-Rat. Diese Entwicklung von welthistorisch positiver Bedeutung hat man geschleift. Von wem und weshalb auch immer. Es gab einmal die Vision einer wirklich lichten Zukunft.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Mar 2018, 09:14)

Ja, klar. Das ist auch wirklich nicht das Problem. Sage und schreibe 45 Prozent (!!) der Georgier hatten in einer Umfrage 2012 ein positives Bild von Josef Wissarionowitsch alias Stalin. (http://www.zeit.de/politik/ausland/2017 ... union-erbe) Und die Ursache dürfte wohl allein darin liegen, dass Stalin eben Georgier war. Sprich: An die Stelle einer kommunistischen Sowjet-Mentalität ist eine nationalistische Identitätsversessenheit getreten. Ich weiß wirklich nicht, was schlimmer ist. Und das betrifft die Ukraine ebenso.

Russland dagegen betreibt vor allem eine agressive Großmachtpolitik. Das ist natürlich keinen Deut weniger problematisch. Wie aber in dem oben verwiesenen ZEIT-Artikel ganz richtig analysiert wird:

haben die sich von Russland distanzierenden Ex-Sowjetrepubliken allesamt dieses Nationalismus-Problem. Zumindest solange Russland auch ganz offiziell eine Föderation ist und Dinge möglich sind wie die, dass das Staatsoberhaupt 2015 bei der Einweihung einer der größten Moscheen Europas in Moskau wörtlich den Islam "eine der traditionellen Religionen Russlands" nennt, bleibt Russland einfach der kultiviertere Staat. Neugründungen wie Georgien oder Ukraine und - noch um einiges mehr - in nationalistische kriegerische Auseinandersetzungen verwickelte Länder wie Aserbaidschan - müssen, wenn sie mit EU und NATO kooperieren wollen, dieses Nationalismusproblem entsorgen.

Mit Russland gab es einmal, Ende der Neunziger, die NATO-Russland-Grundakte und den NATO-Russland-Rat. Diese Entwicklung von welthistorisch positiver Bedeutung hat man geschleift. Von wem und weshalb auch immer. Es gab einmal die Vision einer wirklich lichten Zukunft.
Solche Verträge haben machtpolitische Grundlagen. Wenn nicht alle etwas dabei gewinnen, scheitern sie. Es wäre vielleicht besser gewesen, auf ziviler Ebene solche Kooperationen zu machen.

Der Nationalismus oder zumindest Partikularismus gärte aber schon in den 80ern in den Republiken. Auch im Baltikum.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(15 Mar 2018, 17:57)

Solche Verträge haben machtpolitische Grundlagen. Wenn nicht alle etwas dabei gewinnen, scheitern sie. Es wäre vielleicht besser gewesen, auf ziviler Ebene solche Kooperationen zu machen.
Es muss immer noch gewisse Gewinne geben. Mich wundert es ja selbst, dass sogar jetzt, in dieser Giftanschlagskrise in UK aktuell der formal immer noch bestehende NATO-Russland-Rat nicht gekappt wird.
In einer Sondersitzung des NATO-Rates informierte ein britischer Regierungsvertreter über den Fortgang der Ermittlungen. Die NATO bot ihrerseits Hilfe bei der Aufklärung und beim Schutz vor chemischen Kampfstoffen an. NATO-Generalsekretär Stoltenberg unterstützt eine "angemessene" Antwort der britischen Regierung, die russische Diplomaten ausgewiesen hatte. Die diplomatischen Verbindungen zu Russland, das eine eigene Botschaft bei der NATO in Brüssel unterhält, sollen aber nicht offiziell heruntergefahren werden.
Das kommt mir so unwirklich vor wie die nach wie vor und mindestens bis 24 laufende ISS-Station. Mehr noch: Amis und Russen planen eine gemeinsam betriebene Mondumlaufstation. Und auf der anderen Seite: "Der Streber darf einfach nicht rein" betitelte die ZEIT vor zwei Jahren einen Artikel zum Thema des vergebliche Bestrebens Georgiens, NATO-Mitglied zu werden. http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... t-russland. Mein Fazit dazu: Es gibt eben keine ideologische Welttrennlinie mehr. Es wird überall nach aktueller Lage entschieden, Gestern steht NATO-Land Türkei kurz vor einer militärsichen Konfrontation mit Russland, heute sind sie Partner und morgen siehts wahrscheinlich wieder ganz anders aus.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Mar 2018, 23:51)

Es muss immer noch gewisse Gewinne geben. Mich wundert es ja selbst, dass sogar jetzt, in dieser Giftanschlagskrise in UK aktuell der formal immer noch bestehende NATO-Russland-Rat nicht gekappt wird.
Dieses Gremium hat überhaupt nur einen Wert, wenn es in schlechten Zeiten tagt.
Das kommt mir so unwirklich vor wie die nach wie vor und mindestens bis 24 laufende ISS-Station. Mehr noch: Amis und Russen planen eine gemeinsam betriebene Mondumlaufstation. Und auf der anderen Seite: "Der Streber darf einfach nicht rein" betitelte die ZEIT vor zwei Jahren einen Artikel zum Thema des vergebliche Bestrebens Georgiens, NATO-Mitglied zu werden. http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... t-russland. Mein Fazit dazu: Es gibt eben keine ideologische Welttrennlinie mehr. Es wird überall nach aktueller Lage entschieden, Gestern steht NATO-Land Türkei kurz vor einer militärsichen Konfrontation mit Russland, heute sind sie Partner und morgen siehts wahrscheinlich wieder ganz anders aus.
Ideologie ist meistens für die Zuschauer. Georgien hat ungelöste Grenzfragen, das ist immer sehr abschreckend. Die Georgier sollten die Osseten vielleicht einfach ziehen lassen und sich stattdessen reale Optionen auf NATO und vielleicht EU schaffen.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von unity in diversity »

Wenn man sich dazu entschließen mußte, das Aufnahmekriterium Qualität durch schiere Masse zu ersetzen, kann Wirtschaftlichkeit nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.
Es könnte um eine geostrategisch/ideologische Variante gehen, wie man der EU den maximalen Schaden zufügen kann.
Das geschmeidige Wort Partner, ersetzt man immer unverhüllter durch den Begriff Konkurrenz.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Cobra9 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Mar 2018, 01:23)

Dieses Gremium hat überhaupt nur einen Wert, wenn es in schlechten Zeiten tagt.



Ideologie ist meistens für die Zuschauer. Georgien hat ungelöste Grenzfragen, das ist immer sehr abschreckend. Die Georgier sollten die Osseten vielleicht einfach ziehen lassen und sich stattdessen reale Optionen auf NATO und vielleicht EU schaffen.

Den Konflikt hat auch Russland ausgelöst und befeuert. Eine Friedenstruppe die Rebellen ausrüstet oder ausbildet.....ohne Worte
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von DarkLightbringer »

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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von schokoschendrezki »

Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
http://www.sueddeutsche.de/politik/sich ... -1.3865487.
Was meint man dazu?
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von unity in diversity »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:58)

Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
http://www.sueddeutsche.de/politik/sich ... -1.3865487.
Was meint man dazu?
Man kann Putin deutlich entschleunigen, indem man beide Länder zu Schaufenstern des Westens aufbaut.
Botschaft:
"Wer zu uns hält, dem geht es gut."
Du kannst das mit der Wirkung Westberlins auf die DDR vergleichen.
Kein Schuß ist gefallen, die Ausstrahlung allein hat es gemacht.
Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Wohlstand.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Audi »

unity in diversity hat geschrieben:(16 Mar 2018, 11:27)

Man kann Putin deutlich entschleunigen, indem man beide Länder zu Schaufenstern des Westens aufbaut.
Botschaft:
"Wer zu uns hält, dem geht es gut."
Du kannst das mit der Wirkung Westberlins auf die DDR vergleichen.
Kein Schuß ist gefallen, die Ausstrahlung allein hat es gemacht.
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Was meinst du wie viel das dem Westen Kosten wird alleine bei der Ukraine... Faß ohne Boden
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von unity in diversity »

Audi hat geschrieben:(16 Mar 2018, 12:36)

Was meinst du wie viel das dem Westen Kosten wird alleine bei der Ukraine... Faß ohne Boden
Nicht gesagt.
In der Ukraine absorbiert aktuell die Korruption zu viel Einsatz.
Wenn sie das nicht ändern, kommt keiner mehr und wer noch da ist, wirft das Handtuch.
Rechtstaatlichkeit und Demokratie bringen Wohlstand, so muß das.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von zollagent »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:58)

Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
http://www.sueddeutsche.de/politik/sich ... -1.3865487.
Was meint man dazu?
Daß das EINE Meinung ist, die bei uns ganz selbstverständlich geäußert werden kann. Ob sie sich durchsetzt, steht auf einem anderen Blatt.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:58)

Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
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Was meint man dazu?
Nehmen wir mal an, Frau Sobtschak gewinnt in ein paar Jahren ihre Wahl. Warum sollte man dann weiter fragwürdige Länder protegieren, die in jahrzehntelange Konflikte verwickelt sind?
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Skeptiker »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:58)
Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
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Was meint man dazu?
Ich halte das für sehr vernünftig.

Gefühlte 80% der Kommentare hier schreiben in einer Intonation "böser Putin" gegen den sich verteidigenden Westen. Wenn aber in interessengeleiteten Fragen die Menschen in gut/böse-Kategorien denken, dann kann ich den Herrn vom CIA nur herzlich gratulieren. Well done! Alles auf Linie.

Russland hat zwei Jahrzehnte versucht eine Kooperation mit dem Westen aufzubauen. Ergebnis war, das der Westen sein Interessengebiet ausgeweitet hat, bis es in der Gefahr war an die russische Grenze zu gelangen. Direkt mit der Tatsache konfrontiert dass die Ukraine (kulturell die Wiege Russlands und Heimatstandort der Schwarzmeerflotte) einen Beitritt zur Nato durchführt und mit direktem Rausschmiss der Russen von der Krim verbindet, hat Russland einen umfassenden Strategiewechsel durchgeführt.

Ja, die sind nun böse - wie können sie nur ... .

Ich finde die Situation sehr bedauerlich und nein, ich finde Putin nicht toll. Er ist aber der Putin den wir aus ihm gemacht haben. Nicht zum Wohle von Europa, aber auf jeden Fall zum Wohle westlicher Militärs und Industrieller. Wie hier ja schon geschrieben - auch die letzten Staaten wollen unter den Schirm der Nato.

Ich schaue mal auf die drei beteiligten: Amerika, Europa und Russland. Wem hat die Entwicklung der letzten 20-30 Jahre am meisten genutzt? Dann weiss man auch wer die jetzige Situation herbeigeführt hat.

Wir haben in der Welt wirklich viel wichtigere Dinge zu tun als den Hals amerikanischer Militärindustrie vollzustopfen, deren Interventionen im Nahen Osten durch Flüchtlingsströme auszubaden und falsch verstandene 'Demokratisierung' in Afrika mit Machtgewinn für Islamisten zu bezahlen.

Aber klar, warum nicht noch die Ukraine und Georgien in die NATO aufnehmen? So ganz ohne Krieg ist's ja wohl auch irgendwie langweilig ... - wer hatte noch gerade was davon ... ?
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(16 Mar 2018, 08:58)

Vor kurzem (18.2.18) erschien in der Süddeutschen unter der Überschrift "Die NATO ist schon groß genug" ein Artikel, in welchem eine endgültige Absage einer NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und Georgiens für richtig befunden wird und dies als ein erster Schritt einer Wiederannäherung an Russland, vor allem an ein künftiges Post-Putin-Russland empfohlen wird.
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Was meint man dazu?
Heute weiß doch niemand, wohin sich in den kommenden 20 Jahren in unserer kleinen europäischen Welt die politischen Rahmenbedingungen entwickelt haben. Ich meine, derzeit ist doch ganz klar, daß die Ukraine durch einen bestehenden Grenzkonflikt und durch Gebietsforderungen schon formal nicht in die NATO aufgenommen werden kann. (Auch nicht in die EU!). Diese Organisationen wurden nicht gegründet, um in bestehenden Händeln Kampfpartei zu werden. Vielmehr soll ein Angriff auf das gemeinsame Gebiet auch gemeinsam abgewehrt werden.

Damit wird aber nicht ausgeschlossen, daß nach einer Einigung der Kampfparteien die Ukraine der NATO beitritt. Der EU kann sie nur beitreten, wenn sie außerdem ein demokratischer Rechtsstaat nach europäischem Muster geworden ist. Diese Anforderung wird in Beitrittsverhandlungen nachgegeprüft.

Für Georgien gelten die gleichen Voraussetzungen hinsichtlich NATO und EU.

Mit anderen Worten: Die Frage nach einem NATO-Beitritt stellt sich derzeit überhaupt nicht, schon weil die formalen Voraussetzungen dazu nicht erfüllt sind. Insofern verstehe ich den Zeitungsartikel überhaupt nicht. Hier und jetzt unmöglich, und was in Zukunft einmal sein wird, das weiß jetzt doch niemand.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Excellero »

Provokateur hat geschrieben:(12 Mar 2018, 19:45)

Sollten die EU und die NATO diesem Ansinnen stattgeben? Ist die Zeit schon reif? Soll ein Annäherungsprozess ähnlich dem auf dem Balkan eingeleitet werden, um beide Staaten fit zu machen, damit sie Bündnisaufgaben übernehmen können?
Klar .......Spam gibts immer wieder
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

Excellero hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:17)
Ich halte diese Vorstellung für vorauseilenden Gehorsam einer gewaltbereiten Großmacht gegenüber. Wenn diese Staaten die Voraussetzungen für eine NATO-Mitgliedschaft erfüllen, dann gibt es keinen Grund, sie ihnen zu verweigern. Derzeit erfüllen diese Staaten aber wegen Gebietsstreitigkeiten und Mängeln in der Staatsordnung nicht die Beitrittsbedingungen, und da ist es müßig, darüber zu streiten. Eins nach dem anderen! Da schürt doch jemand Konflikte, die überhaupt nicht sein müssen.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Skeptiker »

H2O hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:36)

Ich halte diese Vorstellung für vorauseilenden Gehorsam einer gewaltbereiten Großmacht gegenüber. Wenn diese Staaten die Voraussetzungen für eine NATO-Mitgliedschaft erfüllen, dann gibt es keinen Grund, sie ihnen zu verweigern. Derzeit erfüllen diese Staaten aber wegen Gebietsstreitigkeiten und Mängeln in der Staatsordnung nicht die Beitrittsbedingungen, und da ist es müßig, darüber zu streiten. Eins nach dem anderen! Da schürt doch jemand Konflikte, die überhaupt nicht sein müssen.
Die NATO ist ein strategisches Bündnis. Es ist durchaus vorstellbar, dass es strategische Gründe gibt Länder nicht aufzunehmen.

Es gibt kein staatliches "Menschenrecht" auf NATO-Mitgliedschaft. Gerne will man das seitens der NATO so darstellen. Es ist den USA aber selber nicht egal wer sich in deren direkter Nachbarschaft mit Militärbündnissen anfreundet. Das ist alles scheinheiliges Taktieren - sehr erfolgreich übrigens.

Russland würde eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und von Georgien mindestens als agressiven Akt bewerten. Kann man machen, aber es war halt schon oft trotzige Missachtung der Interessen der anderen die zu Kriegen geführt hat. Warum sollte sich Geschichte hier nicht wiederholen, wenn sie das sonst auch tut.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von imp »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:55)

Die NATO ist ein strategisches Bündnis. Es ist durchaus vorstellbar, dass es strategische Gründe gibt Länder nicht aufzunehmen.

Es gibt kein staatliches "Menschenrecht" auf NATO-Mitgliedschaft. Gerne will man das seitens der NATO so darstellen. Es ist den USA aber selber nicht egal wer sich in deren direkter Nachbarschaft mit Militärbündnissen anfreundet. Das ist alles scheinheiliges Taktieren - sehr erfolgreich übrigens.

Russland würde eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und von Georgien mindestens als agressiven Akt bewerten. Kann man machen, aber es war halt schon oft trotzige Missachtung der Interessen der anderen die zu Kriegen geführt hat. Warum sollte sich Geschichte hier nicht wiederholen, wenn sie das sonst auch tut.
Man sollte allgemein schauen, seinen Interessen nicht zu schaden durch Überstreckung.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von unity in diversity »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Mar 2018, 23:04)

Man sollte allgemein schauen, seinen Interessen nicht zu schaden durch Überstreckung.
1990 endete in Europa die Nachkriegsordnung und man gedachte die Friedensdividende einzufahren.
Aber in Wahrheit begann, zunächst schleichend, die Vorkriegsordnung.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Nomen Nescio »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:04)

Ich schaue mal auf die drei beteiligten: Amerika, Europa und Russland. Wem hat die Entwicklung der letzten 20-30 Jahre am meisten genutzt? Dann weiss man auch wer die jetzige Situation herbeigeführt hat.
zweifelsohne rußland. wenn man es betrachtet vom standpunkt der ehemaligen SU.

R hat wieder die krim; kontrolliert wieder georgien und noch andere gebiete. und ist dabei die ukraine zu erlahmen.

hat nebenbei sehr wichtige verträge aufgesagt oder aber zweitklassig erklärt.

auf einen guten abstand gefolgt durch amerika. europa ist drittklassig damit verglichen.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Nomen Nescio »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:55)

Es ist durchaus vorstellbar, dass es strategische Gründe gibt Länder nicht aufzunehmen.
genauso wie es die auch gibt um unruhe zu erwecken: modawien; georgien; ukraine.
altbekanntes rezept, denn die SU hat das so oft getan.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von H2O »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Mar 2018, 22:55)

Die NATO ist ein strategisches Bündnis. Es ist durchaus vorstellbar, dass es strategische Gründe gibt Länder nicht aufzunehmen.

Es gibt kein staatliches "Menschenrecht" auf NATO-Mitgliedschaft. Gerne will man das seitens der NATO so darstellen. Es ist den USA aber selber nicht egal wer sich in deren direkter Nachbarschaft mit Militärbündnissen anfreundet. Das ist alles scheinheiliges Taktieren - sehr erfolgreich übrigens.

Russland würde eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und von Georgien mindestens als agressiven Akt bewerten. Kann man machen, aber es war halt schon oft trotzige Missachtung der Interessen der anderen die zu Kriegen geführt hat. Warum sollte sich Geschichte hier nicht wiederholen, wenn sie das sonst auch tut.
Erstens hatte ich gesagt, daß formale Gründe gegen die Aufnahme der beiden möglichen Bewerber in die NATO sprechen. Das Spiel findet also auf unabsehbare Zeit gar nicht statt. Zweitens sollten wir uns jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob das Spiel in ferner Zukunft nun mit Sieg, Niederlage oder Unentschieden enden könnte. Auf jeden Fall aber sollte allen Teilnehmern an diesem Gewusele klar sein, daß der Westen sich nicht vorschreiben läßt, mit wem er ein Bündnis eingeht, wenn es keine staatsrechtlichen Gegengründe gibt. Sich hinstellen, diesem Halbstarken beim Schattenboxen zusehen und pflichtschuldigst kuschen... das ist ja lächerlich! Damit rechnet dieser selbstverliebte Retter Rußlands doch!
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von unity in diversity »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 08:01)

Erstens hatte ich gesagt, daß formale Gründe gegen die Aufnahme der beiden möglichen Bewerber in die NATO sprechen. Das Spiel findet also auf unabsehbare Zeit gar nicht statt. Zweitens sollten wir uns jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob das Spiel in ferner Zukunft nun mit Sieg, Niederlage oder Unentschieden enden könnte. Auf jeden Fall aber sollte allen Teilnehmern an diesem Gewusele klar sein, daß der Westen sich nicht vorschreiben läßt, mit wem er ein Bündnis eingeht, wenn es keine staatsrechtlichen Gegengründe gibt. Sich hinstellen, diesem Halbstarken beim Schattenboxen zusehen und pflichtschuldigst kuschen... das ist ja lächerlich! Damit rechnet dieser selbstverliebte Retter Rußlands doch!
Deshalb mein Vorschlag, zunächst eine funktionierende Wirtschaft zu installieren.
Auf der Grundlage von Demokratie und Rechtstaatlichkeit.
Wenn daraus Wohlstand erwächst, könnte das die Aufmerksamkeit von Neidern erregen.
Dann müssen beide Länder in die NATO.
Wenn es mit der Wirtschaft nichts wird, kann man sie aufgeben, weil sie besser in Putins korruptes Reich passen.
Zuletzt geändert von unity in diversity am Sa 17. Mär 2018, 08:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Kritikaster »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 08:01)

Erstens hatte ich gesagt, daß formale Gründe gegen die Aufnahme der beiden möglichen Bewerber in die NATO sprechen. Das Spiel findet also auf unabsehbare Zeit gar nicht statt. Zweitens sollten wir uns jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob das Spiel in ferner Zukunft nun mit Sieg, Niederlage oder Unentschieden enden könnte. Auf jeden Fall aber sollte allen Teilnehmern an diesem Gewusele klar sein, daß der Westen sich nicht vorschreiben läßt, mit wem er ein Bündnis eingeht, wenn es keine staatsrechtlichen Gegengründe gibt. Sich hinstellen, diesem Halbstarken beim Schattenboxen zusehen und pflichtschuldigst kuschen... das ist ja lächerlich! Damit rechnet dieser selbstverliebte Retter Rußlands doch!
Bravo! :thumbup:

Es wäre ja auch wohl verrückt, souveränen Staaten das Recht absprechen zu wollen, sich frei für oder gegen den Beitritt zu einem Bündnis zu entscheiden, nur weil das den imperialistischen Vorstellungen eines Moskauer Potentaten zuwider läuft.
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Janes: Georgien und Ukraine wollen EU und NATO beitreten

Beitrag von Cobra9 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(16 Mar 2018, 23:04)

Man sollte allgemein schauen, seinen Interessen nicht zu schaden durch Überstreckung.
Die NATO funktioniert wunderbar und stabiler als bsp. die UNO. Die Ukraine bsp. liegt sehr zentral. Ich könnte Mir vorstellen das die Ukraine eine sehr wertvolle Bereicherung sein kann. Natürlich nur wenn der Agressor Russland seine illegalen Aktivitäten mal einstellen würde.
Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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