NMA » Mo 26. Okt 2015, 09:23 hat geschrieben:Das hat nur in Deutschland funktioniert. Das war die große Ausnahme.
Und wenn überhaupt, ich habe es angedeutet, müsste dann geklotzt, nicht gekleckert werden. NATO und Russland zusammen, mit Allmacht und Substanz. Die Sache mal wieder mit der Beißzange anfassen, mal hier und mal da ein Bömbchen, den Rest soll bitte Assad machen, funktioniert nicht. Man muss akzeptieren, dass ein Krieg nur gewinnbar ist, wenn er kompromisslos geführt wird und man muss dazu bereit sein, sich die Finger schmutzig zu machen. Wobei das in Vietnam ja noch nicht mal so funktioniert hat.
Halbherzigkeit bringt nur dauerhafte Scharmützelei hervor. Lieber 50.000 Tote auf einen Schlag, als 100.000 Tote in 10 Jahren und mehrere verdorbene Generationen hintereinander. Klingt übel. Ich will nichts verherrlichen. Es ist aber so.
Das werden Demokratien aber nie schaffen. Dazu sind sie zu kompromissbehaftet, politisch diversifiziert und volksabhängig, gleichzeitig international stark wirtschaftlich vernetzt. Alles Faktoren für den Friedenserhalt und das ist gut so! Aber eben hinderlich für Effektivität gegen Gegner wie den IS.
Die Frage habe ich schon in ganz verschiedenen Gesprächsrunden diskutiert, es gab natürlich Kontroversen, und ich behaupte heute noch "Nicht mal das". Nicht mal die Beseitigung der Nazidiktatur möchte ich als Erfolg der Gewalt verstanden wissen. Die alten Nazi-Strukturen waren auch nach '45 noch nicht eliminiert, wesentliche gesellschaftliche Positionen wurden von Altnazis bekleidet (Geheimdienst, Länderregierungen, Schulen und Unis). Der Erfolg, den die Alliierten in und mit Deutschland hatten beruhte im Wesentlichen auf einen sehr liberalen Umgang der Sieger mit dem westlichen Teil der Verlierer. Morgenthau konnte sich nicht verwirklichen, im Gegenteil, die Industrialisierung Deutschlands ging rasend schnell und vor allem auch sehr umfangreich vonstatten. Der Frieden in einem Land ist immer erst der soziale Frieden (der deswegen so impertinent von Rechts angegriffen wird) und dann erst der politische und dann der militärische. Federführend haben die Amerikaner den Grundstein für Prosperität in Deutschland (West) gelegt, nicht ohne Eigeninteresse, das versteht sich.
Die Mutter des Erfolgs war also nicht die Gewalt sondern eher die Großzügigkeit des Siegers. Wir konnten das sehr deutlich an der Zone (Ost) beobachten, in der Gewalt und Repression weitergingen und der soziale Frieden nur durch Gewalt und noch schlimmer durch die charakterlicher Verkommenheit vieler eigener Bürger, deren Entnazifizierung kläglich gescheitert war, gesichert werden konnte. Wirtschaftliche Prosperität und freiheitliche Gesellschaftsordnung waren bis zur Wiedervereinigung Wunschträume. Die alten rechtsextremen Denkmuster haben sich bis heute erhalten - taufrisch.
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Das werden Demokratien aber nie schaffen. Dazu sind sie zu kompromissbehaftet, politisch diversifiziert und volksabhängig, gleichzeitig international stark wirtschaftlich vernetzt. Alles Faktoren für den Friedenserhalt und das ist gut so! Aber eben hinderlich für Effektivität gegen Gegner wie den IS
Ja, leider. Es wird ein frommer Wunsch bleiben, das Intelligenz, Bildung und Kultur der stumpfen Gewalt überlegen seien. Nicht mit unserem aktuellen Bewusstsein, dass vom wirtschaftlichen "the winner takes it all, the loser has to fall" geprägt ist.