Der General hat geschrieben:(18 Oct 2018, 02:49)
Ein Wichtiges Thema in Verbindung zu MH17.
Es ist doch völlig egal und nebensächlich wie man das nennt. Man kann sich auf eine Gewaltsame Revolution einigen, die später allerdings genau in der gleichen Form von Ostukrainern mit Russischen Wurzel ins Leben gerufen wurde.
Bis Heute, gilt die Revolution der Westukrainer als völlig legitim und die der Ostukraine als Terror mit "dümmlichen" Handlanger von Putin. Findest Du das Richtig ?
Wie kommst Du darauf von
gegen den Willen der Mehrheiten zu sprechen ??? So eine Behauptung ist nicht im geringsten Belegbar, im Gegenteil. Ich hatte vor Monaten schon mal eine Wahlanalyse hier verlinkt. Fakt ist, dass schon in der Vergangenheit die Ukraine in West und Ost tief gespalten war. Die Ostukrainer waren mit Janukowitsch und dessen nicht Anlehnung an den Westen zufrieden. Und das ein anderer Präsident nicht in der Lage wäre, die zuvor geführte Geopolitische Politik nicht wieder zu ändern stelle ich auch in Frage.
Hat die Ostukraine denn auch mitgewählt oder zählt der Donbass jetzt gar nicht mehr dazu
...
Hallo @General,
sinnvollerweise antworte ich Dir mal hier.
Ich denke schon, dass der Begriff wichtig ist. Eine Revolution gilt klassisch als Gestaltungselement in der Demokratie und führte historisch auch häufig zu legitimen Regierungen. Ein Putsch dagegen ist eher eine Ursupation und führte historisch eher zu Autokratien, die (wenn überhaupt) einen eher schwierigen Weg zum Rechtsstaat fanden.
Die Vorgänge in der Ostukraine kann man durchaus auch als (Gegen-) Revolution betrachten, zumindestens soweites die damaligen prorussischen Demonstrationen in dem Gebiet betrifft.
Dagegen einewenden könnte man das massive Eingreifen ausländischer bewaffneter Kräfte (Besetzung Opernhaus, Gewaltsamme Behinderung Präsidentenwahl...). Wobei das hier nicht so extrem war wie auf der Krim, wo ich durchaus von einer Besetzung der Schlüsselstellen durch ausländische Kräfte, also einer Okkupation sprechen würde. Ja, Donbas läuft für mich auch unter Revolution, die allerdings in einem militärischen Schattenregime (eigener und ausländischer Herkunft) geendet ist. Also so ungefähr der Status wie inVichy-Frankreich (mir fällt geradesein anderes Beispiel ein).
Beim Thema „was wäre wenn“ landen wir jetzt natürlich im kontrafaktischen.
Bei der vorletzten Präsidentenwahl waren Janukowitsch wie auch Timoschenko mit der Aussage angetreten, die Ukraine an die EU anzunähern. Innenpolitisch Janukowitsch mehr als Anwalt der Ostukraine, Timoschenko für die westlichen Landesteile. So ging die Wahl dann ja auch aus.
Nun kann keiner sagen - in soweit kontrafaktisch - wie sich der Osten entschieden hätte, wäre Janukowitsch zwar als Anwalt des Ostens aber auch mit dem Programm einer Annäherung an die EAU angetreten. Du nicht und ich auch nicht.
Die EU stand (wie sich inzwischen rausstellt in der Deutlichkeit evtl. zu Unrecht) für die Überwindung der grassierenden Korruption. Russland für deren Perfektion. Da wird auch der ein- oder andere Ostukrainer für EU mit Janukowitsch gewesen sein. Und diese wurden vom Kleptokraten verraten - Putin machte einfach das bessere Angebot für die Oligarchenschicht. Natürlich aber genauso Ostukrainer, die für Blut und Boden standen und denen das wichtiger war als rechtsstaatliche Werte.
Was ich damit sagen will - die vorletzte Präsidentenwahl war alles, aber keine Entscheidung EU - EAU, da Janukowitsch ja unter anderen Vorassetzungen angetreten war.
Die Beteiligung der Donbas-Bewohner an der Präsidentenwahl wurde von den Separatisten gewaltsam unterbunden, ich habe damals eine Reportage gesehen, worin Donezk Wahlurnen zerstört wurden und Wahlhelfer bedroht wurden. Seist also höchst unredlich, die Nichtmöglichkeit zur Mitbestimmung der Republik Ukraine vorzuwerfen. Das hilft den Menschen jetzt zwar auch nicht weiter, in einem Land mit besetzten Landesteilen sehe ich das aber nicht als demokratisches KO-Kriterium.
Ich sehe im gesamten Umfeld Ukraine halt sehr viel grau, weniger schwarz und weiß. Die Völkerrechtsposition ist einfach - keine Grenzveränderung ohne Zustimmung des abtretenden Staates. Darunter wird die Bewertung schwierig.
Wobei man allen Beteiligten (und insbesondere auch Frau Merkel, die sonst ja so oft gescholten wird) zugute haltendes, dass der Blutzoll mit ca. 10.000 für inzwischen fast vier Jahre Krieg verhältnismäßig gering ist (vgl. Syrien) und ich deshalb die Hoffnung auf Lösung und Versöhnung noch nicht aufgegeben habe.